Signal (Unix)

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Bei Verwendung des Betriebssystems Unix ist ein Signal eine Systemnachricht an einen laufenden Prozess. Signale sind eine primitive Form der Interprozesskommunikation. Die meisten Signale bewirken auch eine Aktion – meist das Beenden des Prozesses. Andere hingegen dienen lediglich der Information (z. B. SIGWINCH) oder können einen Prozess anhalten (SIGSTOP). Es gibt auch vom Benutzer frei verwendbare Signale (SIGUSR1 und SIGUSR2). Einige Signale können vom Prozess abgefangen oder unterdrückt werden. So fangen z. B. manche Serverprogramme (im Unix-Jargon „Daemon“) SIGUSR1 oder SIGUSR2 ab und lesen dann ihre Konfigurationsdateien neu ein.

Gängige UNIX-Signale

Im Folgenden werden die üblichen Signale mit ihren Nummern aufgelistet. Die unterstützten Signale und deren Werte können sich von System zu System unterscheiden. Der POSIX.1-Standard sieht hierbei unterschiedliche numerische Werte abhängig von der verwendeten Hardwarearchitektur vor.

Beim Präfix SIG handelt es sich jeweils um die Kurzform von Signal.

Mit dem Befehl kill -l werden gewöhnlich alle unterstützten Signalnummern mit den zugehörigen Namen ausgegeben. Die Tabelle unten enthält beispielhaft die folgenden Werte:

Signal Werte, Synonym Bedeutung (englisch) Bedeutung (übersetzt) Ursprüngliche Verwendung, Standards
A B C D
SIGHUP 1 Hangup detected on controlling terminal or death of controlling process Unterbrechung der Verbindung zum Terminal System V[1]; POSIX (1990)
SIGINT 2 Interrupt from keyboard; interactive attention signal. Interrupt durch die Tastatur; interaktives Warnsignal. C89; POSIX (1990)
SIGQUIT 3 Quit from keyboard. Beenden durch die Tastatur.
SIGILL 4 Illegal instruction. Ungültige Anweisung. C89; POSIX (1990)
SIGTRAP 5 Trace/breakpoint trap. Haltemarke erreicht. SUSv2; POSIX (2001)
SIGABRT 6 Abnormal termination; abort signal from abort(3). abnormale Beendigung. C89; POSIX (1990)
SIGIOT
SIGIOT 6 IOT trap; abort() on a PDP11. 4.2BSD
SIGABRT
SIGEMT 7 7
SIGBUS 10 10 7 10 BUS error (bad memory access). BUS Fehler (Speicherzugriffsfehler). 4.2BSD; SUSv2; POSIX (2001)
SIGFPE 8 „Floating-point exception“: erroneous arithmetic operation. Gleitkommaoperation Ausnahmefehler“: fehlerhafte arithmetische Operation. C89; POSIX (1990)
SIGKILL 9 Kill, unblockable. Unblockbares Beenden. POSIX (1990)
SIGUSR1 30 30 10 16 User-defined signal 1. Benutzerdefiniertes Signal 1. POSIX
SIGSEGV 11 „Segmentation violation“: invalid memory reference. Schutzverletzung“: ungültige Speicherreferenz. C89; POSIX (1990)
SIGUSR2 31 31 12 17 User-defined signal 2. Benutzerdefiniertes Signal 2. POSIX
SIGPIPE 13 „Broken pipe“: write to pipe with no readers. „Broken pipe“: Schreiben auf eine Pipe ohne Empfänger. POSIX (1990)
SIGALRM 14 Alarm clock timer signal: alarm(2). Wecker Signal: Alarm(2). POSIX (1990)
SIGTERM 15 Termination request. Beendigungsanfrage. C89; POSIX (1990)
SIGSTKFLT 16 Stack fault on coprocessor (unused). Stapelfehler auf Coprozessor (unbenutzt).
SIGCHLD 20 20 17 18 Child status has changed (stopped or terminated). Kindstatus wurde geändert (angehalten oder beendet). POSIX (1990)
SIGCLD
SIGCLD 20 Old System V name; child status has changed. Alte System V Bezeichnung; Kindstatus wurde geändert. System V
SIGCHLD
SIGCONT 19 19 18 25 Continue stopped process. Fahre angehaltenen Prozess fort. POSIX
SIGSTOP 17 17 19 23 Stop process, unblockable. Halte Prozess an, unblockierbar. POSIX
SIGTSTP 18 18 20 24 Stop typed at keyboard. Eingabe von Stop durch die Tastatur. POSIX
SIGTTIN 21 21 21 26 Background read from tty. Lesen vom Terminal im Hintergrund POSIX
SIGTTOU 22 22 22 27 Background write to tty Schreiben auf ein Terminal im Hintergrund. POSIX
SIGURG 16 16 23 21 Urgent condition on socket: high bandwidth data is available. Wichtiger Zustand auf Socket: Daten mit hoher Bandbreite sind verfügbar. 4.2BSD; SUSv2; POSIX (2001)
SIGXCPU 24 24 24 30 CPU time limit exceeded. Prozessorzeitbegrenzung überschritten. 4.2BSD; SUSv2; POSIX (2001)
SIGXFSZ 25 25 25 31 File size limit exceeded. Dateigrößenbeschränkung überschritten. 4.2BSD; SUSv2; POSIX (2001)
SIGVTALRM 26 26 26 28 Virtual alarm clock. Virtueller Wecker. 4.2BSD; SUSv2; POSIX (2001)
SIGPROF 27 27 27 29 Profiling alarm clock timer expired. 4.2BSD; SUSv2; POSIX (2001)
SIGWINCH 28 28 20 Window size change. Fenstergröße änderte sich. 4.3BSD; Sun
SIGPOLL 23 23/– 29/– 23/– Pollable event occurred. Abfragbares Ereignis aufgetreten. System V; SUSv2; POSIX (2001)
SIGIO
SIGIO 23 23 29 23 I/O now possible. I/O jetzt möglich. 4.2BSD
SIGPOLL
SIGINFO (29) Status request from keyboard. Statusanfrage durch die Tastatur. macOS
SIGPWR
SIGLOST (29)/– Unused; only on Sparc: file lock lost. Unbenutzt; nur unter Sparc: Dateisperre verloren.
SIGPWR (29) 30 19 Power failure restart. Stromausfall bedingter Neustart. System V
SIGINFO
SIGSYS 12 12 31 12 Bad system call. ungültiger Systemaufruf. System Vr4; SUSv2; POSIX (2001)
SIGUNUSED
SIGUNUSED 12 31/–
SIGSYS

Neuere Linux-Versionen verwenden neben den üblichen 31 Signalnummern noch bis zu 32 weitere Signale als Echtzeit (Real-Time) Signale: von SIGRTMIN, je nach C-Bibliothek 33, 34 oder 35, bis SIGRTMAX (64).

Aktionen

Das Standardverhalten der Programme, wenn sie eines der Signale empfangen, ist eine der folgenden Aktionen:

  • Anhalten (nicht beenden) des laufenden Programms.
  • Fortsetzen des zuvor angehaltenen Programms.
  • Beenden des Programms ohne einen Speicherauszug.
  • Beenden des Programms mit Schreiben eines Speicherauszugs.
  • Ignorieren des Signals.

Bis auf SIGKILL und SIGSTOP können die Signale vom Programm „abgefangen“ werden und eine andere Reaktion auslösen.

Literatur

  • Jürgen Gulbins: UNIX. Springer Verlag, Berlin / Heidelberg / New York, 3. Auflage 1988, ISBN 3-540-19248-4. (Seite 106 Kommandos, Programme, Prozesse, Seite 575 Systemanschlüsse und C-Bibliotheksfunktionen)
  • W. Richard Stevens: Programmieren von UNIX-Netzen. Aus dem Englischen von Michael Fuese, Werner Maisch, Eberhard Trautwein. Carl Hanser Verlag, München / Wien 1992, ISBN 3-446-16318-2, Kapitel 2.4 Signale Seite 54. (Englische Originalausgabe von Prentince-Hall ISBN 0-13-928748-5)

Siehe auch

Das Unix-Kommando kill kann verwendet werden, um beliebige Signale unter Unix zu senden.

Weblinks

Einzelnachweise