Steinbeil (Steinzeit)

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Fibrolith- und Jadeitbeile aus der Jungsteinzeit, Bretagne
Steinaxt
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Steinbeil, gefunden in einem linienbandkeramischen Brunnen in Schkeuditz-Altscherbitz
Beil der Pfyner Kultur mit Flügelholmschäftung (Replik)
Feuersteinbeil (Kernbeil)

Das Steinbeil ist ein überschliffenes Beil aus kristallinem Gestein oder Feuerstein. Steinbeile gehörten zu den wichtigsten Werkzeugen der europäischen Jungsteinzeit. Trotz der wachsenden Bedeutung metallischer Werkstoffe gab es sie bis weit in die Bronzezeit.

Im mittelalterlichen Volksglauben besaßen steinerne Artefakte eine magische Bedeutung. Steinbeile seien vom Donnergott als Blitze in die Erde gesandt worden – so die vorwissenschaftliche Erklärung für derartige Fundstücke, weshalb sie Donnerkeil genannt wurden.

Begriffe

Im archäologischen Zusammenhang wird in Deutschland:

  • ein Steinkörper ohne Schaftloch Beil genannt
  • ein Steinkörper mit Schaftloch, das ggf. mit einem Steinbohrapparat erzeugt wurde, dagegen Axt genannt.

Bei den Beilen, die zuerst erscheinen, erfolgt die Schäftung durch Aufbinden auf ein Holz (Knieholmschäftung) oder durch Einstecken des Beils in einen Holm oder in ein Zwischenfutter aus Geweih (meist vom Rothirsch), das dann wiederum in den Holzschaft gesteckt wird. Die Aufteilung in Axt und Beil erfolgt unabhängig vom Material (Stein, Bronze, Eisen), der Handhabung (ein- bzw. zweihändig) und der Verwendung. Problematisch an der Terminologie ist die Tatsache, dass im archäologischen Zusammenhang fast ausschließlich die Beilklingen gefunden werden, deren Schäftung nicht immer rekonstruierbar ist. So werden von den Beilen die Dechsel abgegrenzt, deren Klingen quer zur Schäftung stehen (daher auch „Querbeil“ genannt).

Verbreitung

Im Jahre 2010 wurde aus Medienberichten bekannt, dass ein überschliffenes Stück Basalt vom Abri Nawarla Gabarnmang (Arnhem Land, Australien) bis zu 35.000 Jahre alt sei und als Teil eines geschliffenen Steinbeils interpretiert wird.[1][2] Abgesehen von diesem Einzelfund sind geschliffene Beile in verschiedenen Regionen der Welt erst zu Beginn des Holozäns bekannt, zum Beispiel in Puntutjarpa und Devil's Lair (Westaustralien). Etwa aus demselben Zeithorizont stammen geschliffene symmetrische Beile vom Göbekli Tepe (Türkei).

In Mitteleuropa treten Beile und Dechsel zuerst während der Mittelsteinzeit auf. Aus dieser Zeit sind ungeschliffene Feuersteinbeile erhalten (Kernbeile und Scheibenbeile), die wahrscheinlich mit organischem Material an einem Schaft befestigt wurden, oder – wie Funde aus Hohen Viecheln belegen – ähnlich jungsteinzeitlichen Beilen in einem Zwischenfutter aus Geweih saßen.

Geschliffene Beile sind im Mesolithikum Europas selten, finden sich aber unter anderem im irischen Spätmesolithikum[3] und in Norwegen.

Ab dem Neolithikum wurden Beile aus geschliffenem oder überschliffenem Stein verwendet. Das typische Querbeil der Bandkeramik war der so genannte Schuhleistenkeil. Seit dem Jungneolithikum werden Metallformen in Stein nachgeahmt. In manchen Gegenden waren Steinbeile bis in die Bronzezeit in Gebrauch bzw. kamen in Form der Walzenbeile erneut auf.

Verwendung

Steinbeile waren Werkzeuge und Waffen, letztere zugleich auch Prestigeobjekte. Besonders die endneolithischen Beile (Hammer- und Streitäxte) werden meist als Waffen gedeutet. Von der Bedeutung als Prestigegüter zeugen z. B. die weit verbreiteten Beile aus Jadeit vom Monte Viso und verzierte Axt- und Beilkörper, die bereits im Mesolithikum auftauchen (Geweihaxt von Eckernförde) und in den Metallzeiten besonders häufig sind.[4] Diese Beile aus Steinbrüchen in den Westalpen waren weit verbreitet und gelangten bis in die Bretagne und nach Großbritannien (Sweet Track-Jade).[5]

Galerie

Siehe auch

Weblinks

Commons: Steinbeil (Steinzeit) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Das älteste geschliffene Steinwerkzeug der Welt Epoc, Nachricht vom 8. November 2010 (abgerufen am 28. Januar 2012)
  2. 35,000-year-old axe head places Aboriginal ancestors at the cutting edge of technology TheAge.com.au (abgerufen am 28. Januar 2012)
  3. Peter C. Woodman, Elizabeth Anderson, Nyree Finlay: Excavations at Ferriter’s Cove, 1983–95: last foragers, first farmers in the Dingle Peninsula (Bray, Co. Wicklow). Wordwell, Bray 1999, ISBN 1-869857-33-X.
  4. Pierre Pétrequin, Michel Errera, Anne-Marie Pétrequin, Pierre Allard: The Neolithic Quarries of Mont Viso, Piedmont, Italy: Initial Radiocarbon Dates. In: European Journal of Archaeology. Band 9, Nr. 1, 2006, S. 7–30, doi:10.1177/1461957107077703.
  5. http://www.lda-lsa.de/landesmuseum_fuer_vorgeschichte/fund_des_monats/2008/januar/