Gašt-e eršād
Gašt-e eršād (persisch گشت ارشاد), auch bekannt als Mode-[1], Moral- oder Sittenpolizei, ist eine islamische Religionspolizei im Iran zur Bekämpfung des „Lasters“. Sie wurde 2005 mit der Aufgabe geschaffen, Personen festzunehmen, welche sich nicht an geltende Kleidervorschriften halten. Von diesen Festnahmen sind vorwiegend Frauen betroffen.[2] Im Englischen wird der Begriff Guidance Patrol verwendet.
Details
Die Einheiten bestehen vorwiegend aus Männern in Kleintransportern, welche von Frauen im Tschador begleitet werden. Die Frauen stehen an öffentlichen Plätzen und sollen andere Frauen anhalten, welche ihren Hidschab nicht vorschriftsgemäß tragen.[3][1]
Die Angehaltenen werden dann zu Gefängnissen oder Polizeistationen gebracht und darin unterwiesen, wie man sich vorschriftsgemäß bekleidet. Fast immer werden sie am gleichen Tag freigelassen.[1] Frauen müssen von ihrem Vater, Mann oder Bruder abgeholt werden.[3]
Zum Muttertag 2013 belohnten die Patrouillen Frauen mit Blumen, welche einen schwarzen Tschador trugen (was der vorgeschlagenen Variante des Hidschabs entspricht).[1]
Kontroverse
Kritiker, insbesondere Frauenrechtler, stehen der Moralpolizei ablehnend gegenüber, da die Polizei die Freiheitsrechte und Würde des Einzelnen verletze.[2] Die Aufgabe der Polizei sei es, das Gesetz durchzusetzen, nicht die Scharia.[4] Sie wurden auch als unislamisch kritisiert, da ihre Aufgabe haraam (unrein) sei, wenn sie zum Aufruhr führe.[5]
Die Guidance Patrol hat auch transsexuelle Frauen belästigt, weil sie sich nicht an ihre staatlich erwünschte Geschlechterrolle hielten. Als eine iranische Transsexuelle im April 2018 geschlagen wurde, verweigerte ihr die Polizei Hilfe.[6]
Am 27. Dezember 2017 erklärte Brigadegeneral Hossein Rahimi, Chef der Polizei von Groß-Teheran: „Gemäß dem Kommandanten der NAJA [der Ordnungskräfte des Iran] werden jene, welche sich nicht an islamische Werte halten und leichtsinnig mit ihnen umgehen, nicht länger zu Strafanstalten gebracht, und es wird kein Gerichtsverfahren gegen sie eröffnet; wir werden ihnen Weiterbildungskurse anbieten, um ihr Verhalten zu reformieren.“[7]
Im September 2022 führte der Tod der 22-jährigen Mahsa Amini im Anschluss an ihre Festnahme durch die Guidance Patrol zu Protesten gegen die Truppe, die Hidschab-Pflicht und die Regierung.[8]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b c d Iran: Fashion police. In: Economist, 5. Mai 2013. Abgerufen am 12. August 2016.
- ↑ a b Bozorgmehr Sharafedin: Rouhani clashes with Iranian police over undercover hijab agents. In: Reuters, 20. April 2016. Abgerufen am 12. August 2016.
- ↑ a b Thomas Erdbrink: When Freedom Is the Right to Stay Under Wraps. In: The New York Times, 7. Mai 2014. Abgerufen am 12. August 2016.
- ↑ Arash Karami: Rouhani: Police should not enforce Islam. In: Al-Monitor, 27. April 2015. Abgerufen am 12. August 2016.
- ↑ Muhammad Jawad Adib: Iran's 'Guidance Patrols' Stir Controversy. In: Al-Monitor, 26. September 2013. Abgerufen am 12. August 2016.
- ↑ Iran's transgender community are being beaten and disowned in spite of legal protections (Britisches Englisch) In: PinkNews - Gay news, reviews and comment from the world's most read lesbian, gay, bisexual, and trans news service. 21. Mai 2018. Abgerufen am 22. Juni 2021.
- ↑ Iranian women no longer face jail for dress code violations. In: al-monitor.com. 28. Dezember 2017, abgerufen am 19. September 2022 (englisch).
- ↑ Iran: „Frau, Leben, Freiheit“. In: tagesschau.de. 19. September 2022, abgerufen am 19. September 2022.