(307261) 2002 MS4

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Asteroid
(307261) 2002 MS4
2002 MS4 durch das Hubble-Weltraumteleskop
2002 MS4 durch das Hubble-Weltraumteleskop
Eigenschaften des Orbits Animation
Epoche: 27. April 2019 (JD 2.458.600,5)
Orbittyp DO[1] oder
CKBO („heiß“),[2][3]
„Distant Object“[4]
Große Halbachse 42,012 AE
Exzentrizität 0,139
Perihel – Aphel 36,174 AE – 47,849 AE
Neigung der Bahnebene 17,7°
Länge des aufsteigenden Knotens 215,9°
Argument der Periapsis 213,3°
Zeitpunkt des Periheldurchgangs 10. Dezember 2122
Siderische Umlaufzeit 272 a 3,7 M
Mittlere Orbital­geschwin­digkeit 4,558 km/s
Physikalische Eigenschaften
Mittlerer Durchmesser [5]
Albedo [5]
Absolute Helligkeit 4,0 ± 0,6[5] mag
Spektralklasse B-V= 0,69 ± 0,03[6]
V-R= 0,38 ± 0,02[6]
B-R= 1,07 ± 0,04[6]
Geschichte
Entdecker Chadwick A. Trujillo
Michael E. Brown
Eleanor F. Helin
Steven H. Pravdo
Kenneth J. Lawrence
Michael Hicks
Datum der Entdeckung 18. Juni 2002
Quelle: Wenn nicht einzeln anders angegeben, stammen die Daten vom JPL Small-Body Database. Die Zugehörigkeit zu einer Asteroidenfamilie wird automatisch aus der AstDyS-2 Datenbank ermittelt. Bitte auch den Hinweis zu Asteroidenartikeln beachten.

(307261) 2002 MS4 ist ein großes transneptunisches Objekt im Kuipergürtel, das bahndynamisch als Cubewano oder erweitertes Scattered disk object (DO) eingestuft wird. Aufgrund seiner Größe ist der Asteroid ein Zwergplanetenkandidat und der größte bekannte unbenannte Planetoid im Sonnensystem.

Entdeckung

2002 MS4 wurde am 18. Juni 2002 von einem Astronomenteam des California Institute of Technology, bestehend aus Chad Trujillo und Mike Brown (offiziell)[7][4] sowie Eleanor „Glo“ Helin, Steven H. Pravdo, Kenneth Lawrence und Michael Hicks im Rahmen des Near Earth Asteroid Tracking–Projekts (NEAT) am 1,2–m–Oschin-Schmidt-Teleskop des Palomar-Observatoriums (Kalifornien) entdeckt. Die Entdeckung wurde am 21. November 2002 zusammen mit 2002 VR128 und 2002 QX47 bekanntgegeben,[8] der Planetoid erhielt am 16. Dezember 2011 von der IAU die Kleinplaneten-Nummer 307261.

2002 MS4 war die zweite Entdeckung eines großen TNO und wahrscheinlichen Zwergplaneten des Astronomenteams um Mike Brown nach Quaoar (2002). Darauf entdeckte Browns Team nacheinander Sedna (2003) und Haumea (2003, umstritten), Orcus und Salacia (2004), die Zwergplaneten Eris und Makemake (2005) sowie Gonggong (2007).

Nach seiner Entdeckung ließ sich 2002 MS4 auch auf älteren Aufnahmen vom Juni 1992, Juli und Juni 1983, August 1982, April 1955 und bis zum 8. April 1954, die im Rahmen des Digitized Sky Survey–Programmes (DSS) ebenfalls am Palomar-Observatorium gemacht wurden, zurückgehend identifizieren und so seinen Beobachtungszeitraum um 48 Jahre verlängern, um so seine Umlaufbahn genauer zu berechnen. Seither wurde der Planetoid durch verschiedene Teleskope wie das Herschel- und das Spitzer-Weltraumteleskop sowie erdbasierte Teleskope beobachtet. Im April 2017 lagen insgesamt 62 Beobachtungen über einen Zeitraum von 57 Jahren vor. Die bisher letzte Beobachtung wurde im Juni 2018 am Vegaquattro-Observatorium (Piemont) durchgeführt.[7][4] (Stand 13. März 2019)

Eigenschaften

Orbitalvergleich von 2002 MS4 mit Quaoar und (486958) Arrokoth.

Umlaufbahn

2002 MS4 umläuft die Sonne auf einer um 17,67° gegenüber der Ekliptik geneigten, leicht elliptischen Umlaufbahn mit einem Perihel von 35,98 AE und einem Aphel von 47,77 AE. Die Bahnexzentrizität beträgt dementsprechend 0,141, seine Umlaufzeit rund 272 Jahre. Derzeit ist der Planetoid 46,63 AE von der Sonne entfernt. Das Perihel durchläuft er das nächste Mal 2122, der letzte Periheldurchlauf dürfte also im Jahr 1850 erfolgt sein.

Marc Buie (DES) klassifiziert den Planetoiden als erweitertes SDO (ESDO bzw. DO),[1] während das Minor Planet Center ihn als Cubewano einordnet,[2][9] wobei er zu den bahndynamisch „heißen“ klassischen KBO gehört; letzteres führt ihn auch als Nicht–SDO und allgemein als „Distant Object.“[10][4]

Größe

Untersuchungen mit dem Spitzer-Weltraumteleskop ergaben eine Schätzung der Albedo des Asteroiden von 0,08, was zu einem Durchmesser von ungefähr 700 km führen würde. Kombiniert mit den Daten des Herschel-Weltraumteleskops ließ sich eine Albedo von 0,05 ermitteln und ein Durchmesser von 934 Kilometern.[5] Ausgehend von letzterem Durchmesser ergibt sich Gesamtoberfläche von etwa 2.740.000 km². Weitere TNO in dieser Größenordnung sind Sedna, Salacia und Orcus. Die scheinbare Helligkeit von 2002 MS4 beträgt 20,67 m;[11] die mittlere Oberflächentemperatur wird anhand der Sonnenentfernung auf 43 K (−230 °C) geschätzt.

Da anzunehmen ist, dass sich 2002 MS4 aufgrund seiner Größe im hydrostatischen Gleichgewicht befindet und somit weitgehend sphärisch geformt sein muss, müsste er die Kriterien für eine Einstufung als Zwergplanet erfüllen. Mike Brown geht davon aus, dass es sich bei 2002 MS4 nahezu sicher um einen Zwergplaneten handelt.[12] Gonzalo Tancredi gab 2010 noch keine Empfehlung ab.[13]

Bestimmungen des Durchmessers für 2002 MS4
Jahr Abmessungen km Quelle
2007 726,2 +123,2−122,9 Stansberry u. a.[14]
2008 730,0 +118,0−120,0 Brucker u. a.[15]
2008 730,0 Tancredi[16]
2010 726,0 Tancredi[13]
2012 934,0 ± 47,0 Vilenius u. a.[5][3]
2018 960,0 Brown[12]
Die präziseste Bestimmung ist fett markiert.

Siehe auch

Weblinks

Commons: (307261) 2002 MS4 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Marc W. Buie: Orbit Fit and Astrometric record for 307261. SwRI (Space Science Department). Abgerufen am 13. März 2019.
  2. a b MPC: MPEC 2010-S44: Distant Minor Planets (2010 OCT. 11.0 TT). IAU. 25. September 2010. Abgerufen am 13. März 2019.
  3. a b E. Lellouch u. a.: “TNOs are Cool”: A survey of the trans-Neptunian region. IX. Thermal properties of Kuiper belt objects and Centaurs from combined Herschel and Spitzer observations (PDF). In: Astronomy and Astrophysics. 557, Nr. A60, 10. Juni 2013, S. 19. bibcode:2013A&A...557A..60L. doi:10.1051/0004-6361/201322047.
  4. a b c d (307261) 2002 MS4 beim IAU Minor Planet Center (englisch) Abgerufen am 13. März 2019.
  5. a b c d e E. Vilenius u. a.: “TNOs are Cool”: A survey of the trans-Neptunian region VI. Herschel/PACS observations and thermal modeling of 19 classical Kuiper belt objects (PDF). In: Astronomy and Astrophysics. 541, Nr. A94, 4. April 2012, S. 17. arxiv:1204.0697. bibcode:2012A&A...541A..94V. doi:10.1051/0004-6361/201118743.
  6. a b c S. Tegler: Kuiper Belt Object Magnitudes and Surface Colors. 2. Februar 2007. Archiviert vom Original am 1. September 2006. Abgerufen am 13. März 2019.
  7. a b (307261) 2002 MS4 in der Small-Body Database des Jet Propulsion Laboratory (englisch). Abgerufen am 13. März 2019.
  8. MPC: MPEC 2002-W27: 2002 MS4, 2002 QX47, 2002 VR128. IAU. 21. November 2002. Abgerufen am 13. März 2019.
  9. Wm. R. Johnston: List of Known Trans-Neptunian Objects. Johnston’s Archiv. 7. Oktober 2018. Abgerufen am 13. März 2019.
  10. MPC: MPEC List Of Centaurs and Scattered-Disk Objects. IAU. Abgerufen am 13. März 2019.
  11. (307261) 2002 MS4 in der Datenbank der „Asteroids – Dynamic Site“ (AstDyS-2, englisch).
  12. a b Mike Brown: How many dwarf planets are there in the outer solar system?. CalTech. 12. November 2018. Abgerufen am 13. März 2019.
  13. a b Gonzalo Tancredi: Physical and dynamical characteristics of icy “dwarf planets” (plutoids) (PDF). In: IAU (Hrsg.): Icy Bodies of the Solar System: Proceedings IAU Symposium No. 263, 2009. 2010. doi:10.1017/S1743921310001717. Abgerufen am 13. März 2019.
  14. J. Stansberry u. a.: Physical Properties of Kuiper Belt and Centaur Objects: Constraints from Spitzer Space Telescope (PDF). In: University of Arizona Press. 592, Nr. 161–179, 20. Februar 2007. bibcode:2008ssbn.book..161S.
  15. M. Brucker u. a.: High Albedos of Low Inclination Classical Kuiper Belt Objects (PDF). In: Icarus. 201, Nr. 1, 18. Dezember 2008. arxiv:0812.4290. bibcode:2009Icar..201..284B. doi:10.1016/j.icarus.2008.12.040.
  16. Gonzalo Tancredi, Sofía Favre: DPPH List. In: Dwarf Planets and Plutoid Headquarters, von Which are the dwarfs in the solar system?. Mai. Abgerufen am 13. März 2019.