12. SS-Panzer-Division „Hitlerjugend“

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12. SS-Panzer-Division „Hitlerjugend“

Truppenkennzeichen, die Siegrune der Hitlerjugend

Truppenkennzeichen, die Siegrune der HJ und Dietrich
Aktiv 20. Juli 1943 bis 8. Mai 1945 (Gesamtkapitulation)
Staat Deutsches Reich NSDeutsches Reich (NS-Zeit) Deutsches Reich
Streitkräfte Datei:Flag Schutzstaffel.svg Waffen-SS
Typ Panzer-Division
Gliederung Gliederung
Aufstellungsort Truppenübungsplatz Beverloo-Leopoldsburg (Belgien)
Zweiter Weltkrieg Westfront
Abwehr der Alliierten Invasion
Ardennenoffensive

Ostfront

Budapest
Operation Frühlingserwachen
Kommandeure
Liste der Kommandeure
Datei:Bundesarchiv Bild 183-J27050, Panzergrenadiere der SS-Panzer-Division "Hitlerjugend".jpg
Panzergrenadiere der SS-Panzer-Division Hitlerjugend angetreten zur Auszeichnung mit dem Eisernen Kreuz (Juli 1944)
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Abschreiten einer Aufstellung von mittleren Schützenpanzern (Sd. Kfz. 251) durch Gerd von Rundstedt im Januar 1944, Aufnahme einer Propagandakompanie.
Divisionskommandeur Fritz Witt (Mitte) bei Beratungen mit den Regimentskommandeuren Max Wünsche (mit Kopfverband) und Kurt Meyer an der französischen Front (1944)
Toter Soldat der 12. SS-Panzer-Division in der Normandie, 19. Juni 1944. Etwa die Hälfte der anfangs 20.000 SS-Soldaten der Division überlebte den Krieg nicht.[1] US Army Signal Corps
Datei:German prisoners SS-Panzerdivision Hitlerjugend.jpg
Gefangene Soldaten aus der 12. SS-Panzer-Division in der Normandie.
In den Kämpfen, an denen diese SS-Division beteiligt war, wurden auf beiden Seiten nur wenige Gefangene gemacht.[2] US Army, 1944.
Eine kanadische Aufklärungseinheit hat am 9. August 1944 diesen Soldaten der 12. SS-Panzer-Division gefangen genommen, der sichtbar von den Spu­ren des Kampfes (möglicherweise bei der Gefangennahme) gezeichnet ist.
Die SS-Soldaten dieser Division galten als „fanatisch kämpfend“ bis zum bitteren Ende. Die Kanadier machten unter ihnen nur wenige Gefangene.[3]

Die 12. SS-Panzer-Division Hitlerjugend war eine im Zweiten Weltkrieg 1943 aufgestellte Panzerdivision der Waffen-SS, die an der West- und Ostfront eingesetzt wurde. Die meisten Soldaten der Division gehörten zum Jahrgang 1926 und waren demnach 1943 mit 17 Jahren aus der Hitlerjugend angeworben worden, deshalb bezeichneten sie die Alliierten auch als „Baby-Division“.

Geschichte

Aufstellung und Ausbildung

Im Januar 1943 schlug SS-Gruppenführer Gottlob Berger dem Reichsführer SS Heinrich Himmler vor, eine SS-Division aus Mitgliedern der Hitlerjugend aufzustellen und fand in diesem einen enthusiastischen Fürsprecher. Am 10. Februar 1943 folgte der amtliche Erlass für die Verwendung des Jahrgangs 1926 zur Aufstellung der SS-Division Hitlerjugend. Als Divisionskommandeur bestimmte Himmler den SS-Oberführer Fritz Witt von der 1. SS-Panzer-Division Leibstandarte SS Adolf Hitler, die auch den Kader für die aufzustellenden Einheiten, rund 1000 Mann,[4] stellte. Die Division war von Anfang an als Elitetruppe gedacht. Durch einen Wettbewerb wurde das Abzeichen für die neue Einheit, die Siegrune der Hitlerjugend gekreuzt mit dem Dietrich der Leibstandarte (nach ihrem ersten Kommandeur Josef Dietrich), ermittelt.

Durch die Übernahme der Kader von der Leibstandarte wurde die Division „Hitlerjugend“ – so der Historiker Peter Lieb – „symbolisch das erste politisch-militärische Kind der ehemaligen Leibgarde Hitlers“.[5] Lieb nennt die Division den „wohl […] am stärksten nationalsozialistisch indoktrinierte[n] Verband der gesamten deutschen Streitkräfte“.[6] Die 1926 geborenen Rekruten waren im NS-Staat aufgewachsen und erzogen worden, kannten nur diese Ideologie und waren bereit, hierfür fanatisch zu kämpfen, so Lieb.[6]

Bis zum 1. September 1943 wurden über 16.000 Mitglieder der Hitlerjugend eingezogen und erhielten eine sechswöchige Grundausbildung. Während der Ausbildung auf dem Truppenübungsplatz Beverloo (Leopoldsburg, Belgien) wurde entschieden, die ursprünglich als Panzergrenadierdivision konzipierte Einheit in eine Panzerdivision umzugliedern und den Namen in SS-Panzer-Division Hitlerjugend zu ändern. Mit der Durchnummerierung der Einheiten der Waffen-SS am 22. Oktober 1943 erhielt die Division dann die Nummer 12, die beiden Panzergrenadier-Regimenter die Nummern 25 und 26.

Im März 1944 war die Division einsatzbereit und wurde nach Caen in die Normandie verlegt, wo sie der Panzergruppe West unterstellt wurde.

Einsatz in der Normandie

Am 6. Juni 1944 begann die Invasion der Normandie durch die Westalliierten. Die 12. SS-Panzer-Division war zusammen mit der 21. Panzer-Division die den Landungsstränden am nächsten gelegene gepanzerte Reserveeinheit. Durch die heftigen Bomberangriffe gelangte sie erst gegen 22:00 Uhr nahe Évrecy zum Einsatz.

Am 7. Juni wehrte das SS-Panzergrenadier-Regiment 25 unter SS-Standartenführer Kurt Meyer („Panzermeyer“) zusammen mit der II./SS-Panzer-Regiment 12 einen Angriff der einen Tag vorher am Juno Beach angelandeten und nun etwa 20 km landeinwärts stehenden kanadischen Truppen ab. Im Zuge dieses Einsatzes und in der Folgezeit ermordeten Angehörige der Division mindestens 187 kanadische Kriegsgefangene. Es war der größte und bekannteste Fall von Kriegsverbrechen während der Kämpfe in der Normandie.[6]

Am 8. Juni erreichte das SS-Panzergrenadier-Regiment 26 unter Befehl von SS-Obersturmbannführer Wilhelm Mohnke die Position westlich von Meyers Truppe. Das Regiment stieß Richtung Norrey-en-Bessin vor und besetzte das strategisch wichtige Dorf.

Am 14. Juni beschoss die Royal Navy den Stützpunkt in Venoix mit Schiffsartillerie, wobei u. a. Witt starb. Seinen Platz nahm Kurt Meyer ein, der mit 33 Jahren zum jüngsten Divisionskommandeur des Zweiten Weltkrieges wurde. Meyer wurde später wegen Kriegsverbrechen angeklagt; er wurde für die Ermordung der kanadischen Kriegsgefangenen verantwortlich gemacht.

In der ersten Juliwoche erlitt die Division durch die vorrückenden Alliierten große Verluste. Meyer ignorierte daraufhin den Befehl, die Nordlinie von Caen zu halten, und zog mit dem Rest seiner Truppe in Richtung Süden ab. Die Panzer-Division hatte zu diesem Zeitpunkt 4000 Tote, 8000 Verwundete und zahlreiche Vermisste zu beklagen.

Der Rückzug

In den kommenden Wochen zog sich die Division bis zur französisch-belgischen Grenze zurück. Bis September war die Truppe auf 2000 Mann geschrumpft. Meyer selbst wurde am 6. September von belgischen Partisanen gefangen genommen, woraufhin SS-Obersturmbannführer Hubert Meyer das Kommando übernahm.

Im November wurde die Division nach Nienburg verlegt, wo sie nach der De-facto-Vernichtung wieder aufgestellt werden sollte. Meyer wurde durch SS-Obersturmbannführer Hugo Kraas abgelöst. Unter seiner Führung wurde die Division der 6. Panzerarmee unter SS-Oberstgruppenführer Sepp Dietrich für die Ardennenoffensive unterstellt.

Zwei sehr junge Soldaten der 12. SS-Division, Gefangene der US Army, Magerotte/Bastogne, Dezember 1944

Die Operation, die am 16. Dezember 1944 begann, blieb aus verschiedenen Gründen schnell stecken. Trotz intensiver Bemühungen gelang es nicht, die Front der amerikanischen Verteidiger zu durchbrechen. Die Division wurde in die Schlacht um Bastogne geschickt. Bis zum 18. Januar 1945 wurde die Division (ähnlich wie die anderen deutschen Einheiten) auf ihre Ausgangsposition zurückgedrängt.

Ungarn und Österreich

Am 20. Januar 1945 wurde die 6. Panzer-Armee nach Westungarn verlegt, um Budapest zu entsetzen, wo 45.000 Mann des IX. Waffen-Gebirgs-Korps der SS eingekesselt waren. Die Division erreichte die Stadt im Februar nur wenige Tage vor ihrem Fall. Sie kämpfte dabei an einem Brückenkopf in der Stadt Esztergom an der Donau. Dieser wurde Ende des Monats zerschlagen.

Als Nächstes sollte die Division an der Operation Frühlingserwachen teilnehmen, eine Operation, um die ungarischen Ölfelder zurückzugewinnen. Hitler war bemüht, die Aktion geheim zu halten, und verbot, das Schlachtfeld vor dem Angriff aufzuklären. Nach anfänglichen Erfolgen wurde die Operation nach einem sowjetischen Gegenangriff abgebrochen.

Bis Mitte März wurde die Division bis Wien zurückgedrängt und ergab sich in Österreich amerikanischen Truppen.

Verluste

Die 12. SS-Panzer-Division „Hitlerjugend“ bestand aus jungen Rekruten, die im Nationalsozialismus mit seiner Ideologie aufgewachsen waren. Deshalb galten diese Soldaten als besonders fanatische Kämpfer, die für den Führer bis zum Tode kämpften, auch grausame Befehle bereitwillig ausführten und gegenüber ihren Feinden kein Pardon kannten, also Kriegsverbrechen begingen. Sie waren beim Gegner verhasst und wurden selbst Opfer von Kriegsverbrechen.[3] Von den etwa 20.000 überwiegend erst 17 Jahre alten Soldaten, aus denen 1943 die Division aufgestellt wurde, überlebte etwa die Hälfte den Krieg nicht.[1]

Kriegsverbrechen

Während der Verlegung der Division wurden in der Nacht vom 1. zum 2. April 1944 in Ascq 86 willkürlich ergriffene Einwohner als Vergeltung für einen zuvor in dem Ort erfolgten Sprengstoffanschlag auf einen Eisenbahnzug erschossen, bei dem zwei Waggons zum Entgleisen gebracht worden waren. Diese Vergeltungsmaßnahme wird als Massaker von Ascq bezeichnet.

Nach der Invasion der Alliierten wurde die Division in Kämpfe mit kanadischen Truppen verwickelt. Es wurden mehrere hundert Kanadier gefangen genommen. Schon am 7. Juni 1944 erschossen Mitglieder der Division an verschiedenen Orten kanadische Gefangene. Insgesamt wurden mindestens 187 dieser Gefangenen erschossen, siehe Massaker in der Abbaye d’Ardenne. Beteiligt waren u. a. der Kommandeur des SS-Panzergrenadierregiments 25 und spätere Divisionskommandeur Standartenführer Kurt Meyer, der Kommandeur des II. Bataillons des SS-Panzergrenadierregiments 26 Sturmbannführer Bernhard Siebken und sein Ordonnanzoffizier Untersturmführer Dietrich Schnabel. Siebken und Schnabel wurden durch ein britisches Militärgericht zum Tode verurteilt. Ihre Strafe wurde am 20. Januar 1949 vollstreckt. Meyer stand wegen seiner Verbrechen vor einem kanadischen Militärgericht. Im Dezember 1945 zur Todesstrafe verurteilt, wurde diese Strafe kurze Zeit später in lebenslange Haft umgewandelt. 1954 wurde Meyer entlassen. Andere in dieses Kriegsverbrechen verwickelte Offiziere wurden nie belangt, so der Kommandeur des SS-Panzerregiments 26 und spätere Kommandeur der 1. SS-Panzer-Division „Leibstandarte SS Adolf Hitler“ Obersturmbannführer Wilhelm Mohnke, der Kommandeur des III. Bataillons des SS-Panzergrenadierregiments 25 Obersturmbannführer Karl-Heinz Milius und der Kommandeur der SS-Panzeraufklärungsabteilung 12 Sturmbannführer Gerhard Bremer.[6]

Die SS-Panzerdivision Hitlerjugend wird auch für das Blutbad in Tourouvre verantwortlich gemacht. Am 13. August 1944 hatten SS-Angehörige 18 Männer im Ort hingerichtet und anschließend die Hauptstraße der Stadt in Brand gesteckt. Die SS-Panzeraufklärungsabteilung 12 lag zum damaligen Zeitpunkt in der Region.[7]

Die Angehörigen der Division sollen auch im späteren Kriegsverlauf an der Ermordung von US-Fallschirmjägern auf deutschem Gebiet beteiligt gewesen sein.[8]

Das Denkmal für die Waffen-SS in Marienfels

1971 war ein Denkmal für die 1. SS-Panzer-Division Leibstandarte SS Adolf Hitler und die 12. SS-Panzer-Division Hitlerjugend in Marienfels errichtet worden. 2001 wurde der Pachtvertrag durch die Gemeinde nicht verlängert. Seit 2003 war das Denkmal Zielort mehrerer rechtsextremer Kundgebungen und Aufmärsche. Unbekannte haben es 2004 wieder zerstört. Anfang 2006 geriet das eingelagerte Denkmal erneut in die Schlagzeilen, als ein geplanter Wiederaufbau auf dem Privatgrundstück des Neonazis Thorsten Heise in Fretterode bekannt wurde.[9]

Gliederung

1944 umfasste die Division folgende Einheiten:

  • SS-Panzergrenadier-Regiment 25
  • SS-Panzergrenadier-Regiment 26
  • SS-Panzer-Regiment 12
  • SS-Panzerartillerie-Regiment 12
  • SS-Aufklärungs-Abteilung 12
  • SS-Panzerjäger-Abteilung 12
  • SS-Werfer-Abteilung 12
  • SS-Flak-Abteilung 12
  • SS-Panzerpionier-Bataillon 12
  • SS-Panzernachrichten-Abteilung 12
  • SS-Instandsetzungs-Abteilung 12
  • SS-Nachschubtruppen 12
  • SS-Wirtschafts-Bataillon 12
  • SS-Kriegsberichter-Zug (mot.) 12
  • SS-Feldgendarmerie-Kompanie/Trupp 12
  • SS-Feldpostamt (mot) 12
  • SS-Sanitäts-Abteilung 12

Kommandeure

  • 24. Juni 1943 bis 16. Juni 1944: der spätere SS-Brigadeführer und Generalmajor der Waffen-SS Fritz Witt
  • 16. Juni bis 6. September 1944: SS-Oberführer Kurt Meyer
  • 6. September bis 24. Oktober 1944: SS-Sturmbannführer Hubert Meyer (interimistisch als Ia der Division)
  • 24. Oktober bis 13. November 1944: SS-Brigadeführer Fritz Kraemer
  • 13. November 1944 bis 8. Mai 1945: SS-Standartenführer Hugo Kraas

Bekannte Divisionsangehörige

Literatur

  • Rupert Butler: SS-Hitlerjugend: The History of the Twelfth SS Division 1943–45. Spellmount, Staplehurst 2003, ISBN 1-86227-193-3.
  • Georg Tessin: Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939–1945. Band 3: Die Landstreitkräfte 6–14. 2. Auflage. Biblio-Verlag, Bissendorf 1974, ISBN 3-7648-0942-6. S. 257 ff.

Weblinks

Commons: 12. SS-Panzer-Division „Hitlerjugend“ – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. a b Die 12. SS-Panzerdivision „Hitlerjugend“. Die Welt, Erstausstrahlung 6. April 2020.
  2. Sven Felix Kellerhoff: Bei der Invasion gab es Exzesse auf beiden Seiten. Der Kampf in der Normandie war alles andere als „sauber“, zeigt der Militärhistoriker Peter Lieb. Kriegsverbrechen begingen Alliierte wie Deutsche. Doch gegeneinander aufrechnen kann man sie nicht. Die Welt, 1. März 2014.
  3. a b Antony Beevor: D-Day. Die Schlacht um die Normandie. C. Bertelsmann Verlag, München 2010. S. 198f., 460. ISBN 978-3-570-10007-3
  4. Gordon Williamson: Die SS. Hitlers Instrument der Macht, Kaiser, 2005, S. 102.
  5. Peter Lieb Konventioneller Krieg oder Weltanschauungskrieg? Kriegführung und Partisanenbekämpfung in Frankreich 1943/44 (= Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte. Bd. 69). Oldenbourg, München 2007, ISBN 978-3-486-57992-5, S. 114 (Zugleich: München, Univ., Diss., 2005).
  6. a b c d Lieb, Konventioneller Krieg oder Weltanschauungskrieg, S. 158.
  7. Peter Lieb: Konventioneller Krieg oder NS-Weltanschauungskrieg? Kriegführung und Partisanenbekämpfung in Frankreich 1943/44. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 2007, ISBN 978-3-486-57992-5. S. 163.
  8. Artikel auf wa.de
  9. NPD-Bundesvorstandsmitglied Heise geht unter die Weinhändler auf endstation-rechts.de