2,4,6-Tribromphenol

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Strukturformel
Strukturformel von 2,4,6-Tribromphenol
Allgemeines
Name 2,4,6-Tribromphenol
Andere Namen
  • Bromol
  • TBP
Summenformel C6H3Br3O
Kurzbeschreibung

weiß bis rötlich-weißer Feststoff[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 118-79-6
EG-Nummer 204-278-6
ECHA-InfoCard 100.003.890
PubChem 1483
ChemSpider 1438
DrugBank DB02417
Eigenschaften
Molare Masse 330,79 g·mol−1
Aggregatzustand

fest[1]

Dichte

2,55 g·cm−3 (20 °C)[1]

Schmelzpunkt

89–92 °C[1]

Siedepunkt

244 °C[1]

pKS-Wert

6,08[2]

Löslichkeit

sehr schlecht in Wasser (71 mg·l−1 bei 15 °C)[3]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung [1]
Gefahrensymbol Gefahrensymbol

Achtung

H- und P-Sätze H: 317​‐​319​‐​400
P: 273​‐​280​‐​302+352​‐​305+351+338 [1]
Toxikologische Daten

2000 mg·kg−1 (LD50Ratteoral)[1]

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

2,4,6-Tribromphenol (TBP[4]) ist eine chemische Verbindung, die sowohl zu den Phenolen als auch zu den Halogenaromaten zählt. Die Struktur besteht aus einem Benzolring mit angefügter Hydroxygruppe (–OH) und drei Bromatomen (–Br) als Substituenten. Es wird u. a. als Flammschutzmittel verwendet.[1]

Darstellung

2,4,6-Tribromphenol 2 entsteht durch direkte Bromierung von Phenol 1 mit elementarem Brom in Gegenwart von Kaliumbromid.[5] Wird Brom dabei im Überschuss verwendet, reagiert das 2,4,6-Tribromphenol zu 2,4,4,6-Tetrabrom-2,5-cyclohexadienon (alter Trivialname: Tribromphenolbrom, Schmelzpunkt 124 °C) weiter.[6] Diese Folgereaktion kann mit Iodwasserstoff umgekehrt werden.[7]

Darstellung von Tribromphenol durch Bromierung von Phenol mit elementarem Brom

Eigenschaften

2,4,6-Tribromphenol bildet weißlich-rosafarbene Schuppen, die bei 87–90 °C schmelzen. Der Siedepunkt liegt bei 282–290 °C. Aufgrund des −I-Effekts der Bromsubstituenten weist es eine höhere Acidität im Vergleich zum Phenol auf. Der pKs-Wert mit 6,08 ist daher deutlich niedriger (Phenol: 9,99[8]).

Reaktionen

Bei der Nitrierung von 2,4,6-Tribromphenol wird das Bromatom an der para-Position von der Nitrogruppe verdrängt, es bildet sich 2,6-Dibrom-4-nitrophenol. Geht man jedoch vom Ethylether des 2,4,6-Tribromphenols aus, so wird die Nitrogruppe an der Position 3 angelagert, es bildet sich also 1-Ethoxy-2,4,6-tribrom-3-nitrobenzol.[9] Organismen metabolisieren 2,4,6-Tribromphenol zu 2,4,6-Tribromanisol.[10][11]

Beim Kochen mit Zinkstaub und Eisessig wird ein Bromatom aus der ortho-Position abgespalten, es entsteht 2,4-Dibromphenol.[12]

Umweltrelevanz und Gefahren

Im Elektroschrott wurde in einer 2011 durchgeführten Studie eine durchschnittliche Konzentrationen von 18 ppm gefunden, was das Vorkommen von TBP in elektronischen Geräten bestätigte.[13]

2,4,6-Tribromphenol wurde 2012 von der EU gemäß der Verordnung (EG) Nr. 1907/2006 (REACH) im Rahmen der Stoffbewertung in den fortlaufenden Aktionsplan der Gemeinschaft (CoRAP) aufgenommen. Hierbei werden die Auswirkungen des Stoffs auf die menschliche Gesundheit bzw. die Umwelt neu bewertet und ggf. Folgemaßnahmen eingeleitet. Ursächlich für die Aufnahme von 2,4,6-Tribromphenol waren die Besorgnisse bezüglich der Einstufung als CMR-Substanz, hoher (aggregierter) Tonnage, hohes Risikoverhältnis (Risk Characterisation Ratio, RCR) und weit verbreiteter Verwendung sowie der Gefahren ausgehend von einer möglichen Zuordnung zur Gruppe der PBT/vPvB-Substanzen. Die Neubewertung fand ab 2012 statt und wurde von Norwegen durchgeführt. Anschließend wurde ein Abschlussbericht veröffentlicht.[14][15]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i Eintrag zu 2,4,6-Tribromphenol in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 20. Januar 2022. (JavaScript erforderlich)
  2. Concise International Chemical Assessment Document (CICAD) für 2,4,6-Tribromophenol and other simple brominated phenols, abgerufen am 9. Dezember 2014.
  3. Datenblatt 2,4,6-Tribromphenol bei Acros, abgerufen am 11. Juni 2010.
  4. Åke Bergman, Andreas Rydén, Robin J. Law, Jacob de Boer, Adrian Covaci, Mehran Alaee, Linda Birnbaum, Myrto Petreas, Martin Rose, Shinichi Sakai, Nele Van den Eede, Ike van der Veen: A novel abbreviation standard for organobromine, organochlorine and organophosphorus flame retardants and some characteristics of the chemicals. In: Environment International. Band 49, 2012, S. 57–82, doi:10.1016/j.envint.2012.08.003, PMC 3483428 (freier Volltext).
  5. L. Gattermann, H. Wieland: Die Praxis des organischen Chemikers, 43. Auflage, Walter de Gruyter, Berlin · New York 1982, ISBN 3-11-006654-8, S. 230: "2,4,6-Tribromphenol".
  6. J. A. Price: The Structure of Tribromophenol bromide, in: J. Am. Chem. Soc. 1955, 77, S. 5436–5437; doi:10.1021/ja01625a081.
  7. H. P. Latscha, H. A. Klein, G. W. Linti: Analytische Chemie: Chemie-Basiswissen III, S. 287 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  8. CRC Handbook of Tables for Organic Compound Identification, 3. Auflage, 1984, ISBN 0-8493-0303-6.
  9. K. J. P. Orton: The Nitration of s-Trihalogen Acetanilides, in: J. Chem. Soc., Transactions 1902, 81, S. 501–502; doi:10.1039/CT9028100500; Volltext.
  10. Universität Hohenheim: Halogenierte Naturstoffe (HNPs).
  11. W. Suske: Polybromiert und trotzdem natürlich, in: Chemische Rundschau, Nr. 4, 18. April 2006, S. 31–34; PDF.
  12. Moritz Kohn, Julius Pfeifer: Dehalogenierungen von Bromphenolen. XXIV. Mitteilung über Bromphenole. In: Monatshefte für Chemie. 48(5–6), 1927, S. 211–229, doi:10.1007/BF01518617.
  13. Ruedi Taverna, Rolf Gloor, Urs Maier, Markus Zennegg, Renato Figi, Edy Birchler: Stoffflüsse im Schweizer Elektronikschrott. Metalle, Nichtmetalle, Flammschutzmittel und polychlorierte Biphenyle in elektrischen und elektronischen Kleingeräten. Bundesamt für Umwelt, Bern 2017. Umwelt-Zustand Nr. 1717: 164 S.
  14. Europäische Chemikalienagentur (ECHA): Substance Evaluation Conclusion and Evaluation Report
  15. Community rolling action plan (CoRAP) der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA): 2,4,6-tribromophenol, abgerufen am 26. März 2019.