2-(4-(Diethylamino)-2-hydroxybenzoyl)benzoesäurehexylester

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Strukturformel
Strukturformel von Diethylaminohydroxybenzoylhexylbenzoat
Allgemeines
Name 2-[4-(Diethylamino)-2-hydroxybenzoyl]benzoesäurehexylester
Andere Namen
  • Diethylaminohydroxybenzoylhexylbenzoat
  • DIETHYLAMINO HYDROXYBENZOYL HEXYL BENZOATE (INCI)[1]
  • DHHB
  • Uvinul A Plus
Summenformel C24H31NO4
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 302776-68-7
EG-Nummer 443-860-6
ECHA-InfoCard 100.103.916
PubChem 10111431
ChemSpider 8286957
DrugBank DB11269
Eigenschaften
Molare Masse 397,52 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Dichte

1,156 g·cm−3 (20 °C)[2]

Schmelzpunkt

54 °C[2]

Dampfdruck
  • 2,9·10−8 hPa (20 °C)[2]
  • 7,9·10−7 hPa (30 °C)[2]
Löslichkeit
  • wenig löslich in Wasser (0,01 mg·l−1)[3]
  • löslich in Ölen, wie z. B. Olivenöl (25 %)[2] und in Finsolv® EB (Ethylhexylbenzoat, 56 %)[4]
Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung [3]
keine GHS-Piktogramme
H- und P-Sätze H: 413
P: 273​‐​501 [3]
Toxikologische Daten

> 2000 mg·kg−1 (LD50Ratteoral)[3]

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

2-[4-(Diethylamino)-2-hydroxybenzoyl]benzoesäurehexylester bzw. Diethylamino hydroxybenzoyl hexyl benzoate (INCI) oder DHHB ist ein unsymmetrisch substituiertes Benzophenon, das wie das einfacher aufgebaute Oxybenzon als UV-Filter in Sonnenschutzmitteln Verwendung findet. Während die Benzophenon-Struktureinheit für die UV-Absorption verantwortlich ist, sorgen die hydrophoben Substituenten für Öllöslichkeit und Wasserfestigkeit in dermatologischen und kosmetischen Zubereitungen. DHHB hat ein relativ breites UV-Absorptionsspektrum mit einem Absorptionsmaximum λmax im UV-A-Bereich bei 354 nm.

Darstellung

Bei der zweistufigen Synthese von 2-[4-Diethylamino-2-hydroxybenzoyl]benzoesäurehexylester wird zunächst 3-Diethylaminophenol mit Phthalsäureanhydrid in 90 %iger Ausbeute zu 2-(Diethylamino-2-hydroxybenzoyl)benzoesäure umgesetzt und anschließend mit n-Hexanol in Gegenwart von konzentrierter Schwefelsäure in praktisch quantitativer Ausbeute verestert.[5]

Synthese von 2-[4-(Diethylamino)-2-hydroxybenzoyl]benzoesäurehexylester

DHHB fällt bei der Herstellung als gelbes klebriges Öl an, das nach Reinigung mit Aktivkohle und schonender Entfernung von Lösemittelresten als fast weißes feines Pulver kristallisiert.

Eigenschaften

2-[4-(Diethylamino)-2-hydroxybenzoyl]benzoesäurehexylester DHHB löst sich in Alkoholen und Ölen, wie sie für kosmetische Zubereitungen Verwendung finden.[2] Das Benzophenonderivat DHHB ist außerordentlich photostabil und bildet im Gegensatz zu anderen UV-Filtern keine toxischen oder allergisierenden Photoabbauprodukte.[6] Allerdings erscheint die Bioabbaubarkeit in Oberflächengewässern kritisch, nachdem Spuren von DHHB im Meerwasser an Badestränden von Gran Canaria nachgewiesen wurden.[7]

Verwendung

2-[4-(Diethylamino)-2-hydroxybenzoyl]benzoesäurehexylester DHHB ist mit einem spezifischen Extinktionskoeffizienten von 940 beim UV-A-Absorptionsmaximum von 354 nm (unter Standardbedingungen in Ethanol) ein starker UV-AI-Absorber (im Bereich 340–400 nm), der auch im UV-AII-Bereich (315–340 nm) bis ca. 330 nm hohes Absorptionsvermögen zeigt. DHHB penetriert in dermalen Zubereitungen nicht durch intakte Haut, sondern verbleibt in der äußeren Schicht (Stratum corneum).[8]

Da es mit anderen Sonnenschutzmitteln verträglich und mit gängigen Hilfsstoffen zu stabilen Zubereitungen für topische Anwendungen formuliert werden kann, findet sich DHHB (in maximaler Konzentration von 10 Gewichtsprozent in der Ölphase) als UVA-Filter in Sonnenschutzmitteln und zunehmend auch in kosmetischen Anti-Aging-Produkten.[9] Es wird meist in Kombinationen mit anderen UV-Filtern eingesetzt, von denen einige durch DHHB stabilisiert werden.[6]

In den USA unterliegen Sonnenschutzmittel als freiverkäufliche Arzneimittel (engl. OTC drugs) den Vorgaben der US-Arzneimittelbehörde FDA, die seit mehr als zehn Jahren keine neuen Wirkstoffe für Sonnenschutzmittel zugelassen hat.[10][11] Trotz der im Jahr 2002 zur Beschleunigung des Zulassungsverfahrens eingeführten so genannten Time and Extend Applications (TEA)[12] und des Ende 2014 erlassenen so genannten Sunscreen Innovation Act (SIA)[13] sind insgesamt acht in Europa und anderen Regionen zugelassene moderne Sonnenschutzmittel[10] bis auf weiteres in den USA nicht verfügbar. Im Bundesstaat Hawaii wurde 2018 ein ab 2021 geltendes gesetzliches Verbot für die in den USA gängigen UV-Filter Oxybenzon und Octinoxat wegen ihrer schädigenden Wirkung auf Korallen verfügt.[14] Ein Zulassungsantrag für Diethylamino hydroxybenzoyl hexylbenzoate DHHB wird seitens des Herstellers in Erwägung gezogen.[9]

Diethylamino hydroxybenzoyl hexylbenzoate wird von BASF SE unter dem Markennamen Uvinul® A Plus und von dem chinesischen Unternehmen MFCI Co., Ltd. unter der Bezeichnung MFSORB 512 hergestellt und vertrieben.

Einzelnachweise

  1. Eintrag zu DIETHYLAMINO HYDROXYBENZOYL HEXYL BENZOATE in der CosIng-Datenbank der EU-Kommission, abgerufen am 13. Februar 2020.
  2. a b c d e f Opinion on Diethylamino hydroxybenzoyl hexyl benzoate, Colipa No. S83. (PDF) Scientific Committee on Consumer Products (SCCP), 15. April 2008, abgerufen am 10. Januar 2020.
  3. a b c d Datenblatt Diethylamino hydroxybenzoyl hexyl benzoate bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 25. März 2022 (PDF).
  4. Ethylhexyl Benzoate, FinsolvR EB. (PDF) innospec, Januar 2009, abgerufen am 10. Januar 2020.
  5. Patent EP1506159B1: Verfahren zur Herstellung von 2-[4-N,N-Dialkylamino-2-hydroxybenzoyl]benzoesäureestern. Angemeldet am 12. Mai 2003, veröffentlicht am 19. September 2007, Anmelder: BASF AG, Erfinder: T. Heidenfelder, K. Beck.
  6. a b C.M. Kawakami, L.N. Máximo, B.B. Fontanezi, R.S. da Silva, L.R. Gaspar: Diethylamino hydroxybenzoyl hexyl benzoate (DHHB) as additive to the UV filter avobenzone in cosmetic sunscreen formulations - Evaluation of the photochemical behavior and photostabilizing effect. In: Eur. J. Pharm. Sci. Band 99, 2017, S. 299–309, doi:10.1016/j.ejps.2016.12.031.
  7. Impacts of sunscreens on coral reefs. (PDF) incri, Februar 2018, abgerufen am 10. Januar 2020.
  8. T. Haque, J.M. Crowther, M.E. Lane, D.J. Moore: Chemical ultraviolet absorbers topically applied in a skin barrier mimetic formulation remain in the outer stratum corneum of porcine skin. In: Int. J. Pharm. Band 510, Nr. 1, 2016, S. 250–254, doi:10.1016/j.ijpharm.2016.06.041.
  9. a b Sun Protection inspired by life. (PDF) BASF, 2013, abgerufen am 22. Februar 2020.
  10. a b M. S. Reisch: After More Than A Decade, FDA Still Won’t Allow New Sunscreens. In: Chemical & Engineering News. Band 93, Nr. 20, 2015, S. 10–15 (acs.org).
  11. U. Osterwalder: US with a gap in UVA protection. In: COSSMA. Band 1–2, 2016, S. 16–18 (cossma.com [PDF]).
  12. Rulemaking History for OTC Sunscreen Drug Products. In: fda.gov. Center for Drug Evaluation and Research, 2019, abgerufen am 22. Februar 2020.
  13. Sunscreen Innovation Act (SIA). In: fda.gov. Center for Drug Evaluation and Research, 2018, abgerufen am 22. Februar 2020.
  14. Rebecca Trager: Hawaii set for first ever ban on two sunscreen ingredients. In: chemistryworld.com. 9. Mai 2018, abgerufen am 10. Januar 2020 (englisch).