ABC-1

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ABC-1 war der Name einer Reihe geheimer Gespräche zwischen britischen und US-amerikanischen Stabsoffizieren Anfang 1941, bei denen – mehrere Monate vor dem eigentlichen Kriegseintritt der USA – über eine gemeinsame Strategie im Zweiten Weltkrieg beraten wurde.

Hintergrund

Nach den deutschen Erfolgen insbesondere in Westeuropa (Westfeldzug) und der fortgesetzten japanischen Aggression in Asien (Besetzung Indochinas) hatte sich bei den militärischen Planern der USA der Eindruck verschärft, dass man zur Unterstützung Großbritanniens gegen die seit September 1940 im Dreimächtepakt verbündeten Achsenmächte Deutschland, Italien und Japan unter Umständen bald selbst in den Krieg gegen diese eintreten müsste. In seinem Plan-Dog-Memorandum hatte der Chief of Naval Operations Harold R. Stark im November 1940 dargelegt, dass es im Falle eines Zweifrontenkrieges in Europa und im Pazifik notwendig wäre, Großbritannien auf dem atlantisch-europäischen Kriegsschauplatz direkte Unterstützung zukommen zu lassen. Starks Einschätzungen waren im Dezember 1940 vom Joint Board der US-Streitkräfte (Vorläufer der Joint Chiefs of Staff) im Wesentlichen bestätigt worden und die politische Führung hatte die Einleitung von Stabsgesprächen mit den voraussichtlichen Verbündeten autorisiert.

Die Konferenz

Die britischen und amerikanischen Militärdelegationen trafen sich vom 29. Januar bis zum 29. März 1941 in Washington, D.C. Man einigte sich schnell auf die Formel des „Germany first“, also der Fokussierung der beiderseitigen Anstrengungen auf die baldige Niederlage Deutschlands. Die US-Pazifikflotte sollte währenddessen die Verteidigung im Pazifik nach besten Kräften unterstützen. Keine Einigung wurde in Bezug auf die Entsendung amerikanischer Marineeinheiten nach Singapur erzielt. Die Briten, die gemäß der Singapur-Strategie den Hafen als ihre Hauptposition im Fernen Osten sichern wollten, erreichten keine amerikanische Zustimmung hierfür.

Vereinbarungen

Das Schlussdokument der Konferenz wurde am 27. März fertiggestellt. Eine Anlage, genannt ABC-2, behandelte Fragen der Kooperation der Luftstreitkräfte und wurde am 29. März hinzugefügt.

Die Hauptziele der gemeinsamen Strategie wurden wie folgt festgelegt:

  1. Verteidigung der westlichen Hemisphäre,
  2. Verteidigung der britischen Inseln unter allen Umständen und Sicherstellung der fortgesetzten Existenz des Commonwealth unter besonderer Wichtigkeit des Haltens einer Position im Fernen Osten,
  3. Schutz der Seewege zwischen den assoziierten Mächten.

Die vereinbarte gemeinsame Strategie umfasste sieben Punkte;

  1. Ökonomische Blockade der Achsenmächte zur See, zu Land und in der Luft sowie durch diplomatische und finanzpolitische Maßnahmen.
  2. Fortgesetzte Luftoffensive zur Zerstörung des Militärpotentials der Achsenmächte.
  3. Frühzeitige Eliminierung Italiens als Verbündeter der Achsenmächte.
  4. Durchführung von Kommandounternehmen und anderen niedrigschwelligen Militäreinsätzen.
  5. Unterstützung der Neutralen und der Widerstandsgruppen im besetzten Europa.
  6. Aufbau von Truppen für eine finale Offensive gegen Deutschland.
  7. Eroberung von Positionen, von denen eine solche Offensive durchzuführen wäre.

Teilnehmer

USA
Großbritannien

Folgen

Die USA korrigierte in der Folge ihre Kriegspläne unter Einbeziehung von Planungen einer gemeinsamen Kriegsführung mit den Alliierten. Grundlage der Planungen wurde eine überarbeite Version des Rainbow-5-Plans. Im Mai 1941 wurden ständige Militärmissionen in der Hauptstadt des jeweils anderen Landes ausgetauscht.

Der Grundsatz des „Germany first“ wurde auf der ersten Kriegskonferenz der Anti-Hitler-Koalition im Januar 1942 bestätigt.

Siehe auch

Literatur