AGA-Herd

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Moderner 3-Ofen-AGA

Der AGA-Herd ist ein Wärmespeicherofen und Kochherd.

Er wurde 1929 vom schwedischen Nobelpreisträger für Physik Gustaf Dalén entwickelt, der als Leitender Ingenieur bei der schwedischen Aktiebolaget Gas-Accumulator (AGA) beschäftigt war. Im Jahr 2009 wurden die Herde vom früheren britischen Lizenznehmer der AGA, der Aga Rangemaster Group, unter Aga-Rayburn vertrieben, welche nach eigenen Angaben um 2.000 Herde pro Jahr produzierte, die sich besonders in englischen Landhäusern einiger Beliebtheit erfreuten.

Der Herd basiert auf einer schweren, traditionellen Gusseisenkonstruktion. Ausgehend von einer Wärmespeichertechnik ist eine zentrale Wärmequelle mit zwei großen Kochplatten und zwei Öfen zu einer Einheit kombiniert. Die Kochplatten werden unterschieden in eine hoch erhitzbare und eine Siedeplatte, die auch als Grillplatte genutzt werden kann. Schwere, aufklappbare Isolierabdeckungen für diese dauergeheizten Platten gelten als Charakteristikum der AGA-Herde.

Die Idee der unterschiedlichen Hitzen wiederholt sich bei den Öfen. Zur Grundausstattung gehören ein Bratofen und ein Schmorofen. Bei den größeren Herden kommen ein Backofen und ein Wärmofen hinzu. Die Herde werden kontinuierlich befeuert, die einzelnen Kochbereiche haben keine Regler. Allenfalls ist eine Regulierung vorhanden, welche eine „Urlaubsabsenkung“ oder Abschaltung erlaubt.

Bei der ursprünglichen Konstruktion wurde die Wärmequelle mit Kohle befeuert. Die in Deutschland angebotenen, modernen Aga-Herde können wahlweise mit Gas oder elektrisch beheizt werden. Im internationalen Angebot finden sich auch mit Kohle oder Brennöl betriebene Brenner.[1]

Im 21. Jahrhundert gilt der AGA-Herd als Energieverschwender. Der Hersteller gibt eine permanente Leistung von 0,86 kW an.[2] Damit kommt sein Energieverbrauch auf 7.500 kWh pro Jahr und bei Strompreisen vom September 2022 auf gut 4.500 €/a Betriebskosten.

AGA-Herd in einem schottischen Küchenzentrum

Geschichte

1912, dem Jahr seiner Nobelpreisverleihung, wurde Dalén bei einer Explosion während eines Versuchsprogramms bei AGA schwer verletzt und verlor sein Augenlicht. Während der Genesung verbrachte er viel Zeit zu Hause und erfuhr so, welchen Aufwand seine Frau für das Kochen betreiben musste. Obwohl erblindet fühlte er sich gefordert, einen Herd zu entwickeln, der alle wesentlichen Kochtechniken auf einfache Weise ermöglichte und gleichzeitig auch zum Heizen geeignet war.

Die Konstruktion des Herdes war Daléns Hobby, fand in der kargen Freizeit statt. 1929 kam der Herd auf den Markt und stellte mit einem Energieverbrauch von nur acht Pfund Kohle in 24 Stunden angesichts seiner Koch- und Heizleistungen damals eine kleine Sensation dar und machte ihn – besonders in England – rasch populär.

In den 1970er Jahren strukturierte sich die AGA neu und konzentrierte sich auf das Gasgeschäft. Den Rest und damit auch die Produktion des Herdes gab sie ab.

In den 1970er Jahren verdrängten die aufkommenden Zentralheizungen die bis dahin üblichen Ofenheizungen. Damit wurden auch die AGA-Herde zunehmend als unzeitgemäß, sowohl im Konzept als auch im Design und Energieverbrauch eingestuft. Das Geschäft mit ihnen war entsprechend rückläufig. Da sich besonders in England eine in traditionellen Landhäusern lebende, konservative Kundschaft erhielt, übernahm der dortige Lizenznehmer die gesamte Produktion und den weltweiten Vertrieb.[3]

Im 21. Jahrhundert erfreute sich der Herd dank seines als „retro“ empfundenen, exklusiven Designs, seiner schweren Konstruktion und seiner Kocheigenschaften und je nach Lage und Art des Hauses auch wegen des Heizkonzeptes wieder zunehmender Beliebtheit, besonders im Jahr 2009.[4][5][6]

Trivia

Die englische Schriftstellerin Joanna Trollope wurde 1992 für ihre im ländlichen Mittelschichtenmilieu angesiedelten Romane als „Queen of the Aga Saga“ bezeichnet.[7]

Der Aga-Herd ist Gegenstand der Verkaufsanleitung "The Theory & Practice of Selling the Aga Cooker" des Werbepioniers David Ogilvy, die er im Jahr 1935 schrieb.[8]

Literatur

  • Udo Pini: Das Gourmet Handbuch, Könemann, Köln 2000 (1. Auflage), ISBN 3-8290-1443-0, aktuelle Auflage: bei Ullmann bei Tandem, Königswinter 2007 (6. Auflage), ISBN 978-3-8331-4302-1.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Aga unveils new biofuel model. Abgerufen am 7. Oktober 2010.
  2. Fragen und Antworten. AGA GERMANY, archiviert vom Original am 10. Dezember 2014; abgerufen am 12. Januar 2014.
  3. Die Geschichte des AGA-Herdes. AGA GERMANY, archiviert vom Original am 10. Dezember 2014; abgerufen am 12. Januar 2014.
  4. 49+1 ways to think lucky and be positive
  5. The Aga saga: Sales of the classic cookers are hotting up again - After a tricky recession the iconic iron range company is preparing itself for a comeback, reports Sarah Arnott
  6. Recession-hit Aga trials green energy
  7. Siehe Aga saga, in: Margaret Drabble (Hrsg.): The Oxford Companion to English Literature. [1967]. Oxford University Press, Oxford 2009, S. 43.
  8. Siehe The Unpublished David Ogilvy. ISBN 978 1 78125 087 7. Profile Books Ltd, 2012, S. 4, ff.