Aachener Revier
Das Aachener Revier ist der nordöstliche Teil des limburgischen Kohlereviers, das sich von Belgien über die Niederlande bis in die Täler von Wurm und Inde nach Deutschland erstreckt. Andere Namen sind – je nach Sichtweise – Aachen-Hückelhovener Revier (wegen der geografischen Ausdehnung) oder Aachen-Eschweiler Revier (wegen des EBV).
Geologische Grundlagen
Die Steinkohlevorkommen der Aachener Region werden durch den von Süd-West nach Nord-Ost verlaufenden Aachener Sattel getrennt. Im Norden liegen die Kohlefelder in der Wurmniederung und erstrecken sich auf deutscher Seite östlich bis Aldenhoven. Unter der Indeniederung befinden sich die südlichen Lagerstätten. Quer zum Aachener Sattel verlaufen vier tektonische Störungen: Von West nach Ost sind dies der Richtericher Sprung bei Aachen, Feldbiss, Sandgewand zwischen Alsdorf und Eschweiler sowie der Frauenrather Sprung bei Aldenhoven.[1] Die nördlich der Rur gelegenen Vorkommen erstrecken sich bis in das Meinweg- und Schwalm-Nette Gebiet.
Geschichte des Steinkohleabbaus im Aachener Revier
Anfänge im Mittelalter
Die Ursprünge des Steinkohleabbaus im Revier liegen in den Flusstälern von Inde und Wurm, welche die Flöze anschnitten. Das Aachener Revier gilt als das älteste Steinkohlenrevier Europas, da sich in Kohlscheid und in den Urkunden des Klosters Rolduc in Kerkrade (NL) schon Belege von 1113 und aus dem 13. Jahrhundert finden. Die erste urkundliche Erwähnung des Eschweiler Kohlbergs, die auf Kohleabbau schließen lässt, stammt aus dem Jahr 1394 als „Koylberg zu Eschwylre“. Ferner finden sich erste Zeichen für den Gebrauch von Kohle schon bei Kelten und Römern wie beispielsweise bei der Propsteier Villa und im Korkus.
Zeitalter der Industrialisierung
1841 wurde die Eisenbahnverbindung Köln-Aachen der Rheinischen Eisenbahn-Gesellschaft fertiggestellt und 1853 die Bahnstrecke Aachen–Mönchengladbach eröffnet. Damit boten sich neue Absatzwege für die Kohle des Reviers über die Rheinhäfen Neuss und Köln. Zugleich stand die Produktion aber auch in Konkurrenz zur Steinkohle des Ruhrgebiets und der Kohle des Lütticher Raumes.
Die Zahl der im Lauf der Jahrhunderte betriebenen Gruben ist nicht genau festzustellen. Im 19. Jahrhundert konzentrierten sich die Besitzverhältnisse zunehmend in der Hand weniger Bergwerksvereine und Aktiengesellschaften. Die führende Rolle spielte dabei der 1834 von Christine Englerth gegründete Eschweiler Bergwerksverein (EBV). Dieser war auch Hauptaktionär des 1842 gegründeten „Pannesheider Bergwerksvereins“. Dieser wiederum verschmolz bis 1858 mit der 1836 gegründeten „Vereinigungsgesellschaft für Steinkohlenbau im Wurmrevier“, sodass der EBV auch hier zunehmend Einfluss gewann und schließlich 1907 mit der Vereinigungs-Gesellschaft fusionierte. Daneben förderten als neue Konkurrenten im Revier seit 1914 die Zeche Sophia-Jacoba an der Rur Steinkohle und 1919 nahm die Grube Carolus Magnus in Übach-Palenberg die Förderung auf. Die 1921 ihren Betrieb aufnehmende Grube Carl Alexander in Baesweiler wurde 1965 vom Eschweiler Bergwerksverein übernommen.
1930 geschah das Grubenunglück von Alsdorf, das 271 Todesopfer forderte. Während des Zweiten Weltkrieges starben schätzungsweise 850 Zwangsarbeiter im Aachener Revier.
Stilllegungen und Ende der Kohleförderung im Aachener Revier
Der Abbau endete 1997 mit der Schließung des nördlichsten Bergwerks, der Grube Sophia-Jacoba in Hückelhoven. Heute erinnern noch die zahlreichen Bergehalden, Zechensiedlungen, Verwaltungsgebäude, Wassertürme sowie die noch erhaltenen Fördertürme der Zechen Anna und Sophia-Jacoba an den jahrhundertelangen Bergbau in der Region. Gelegentlich müssen auch noch bei der Erschließung neuer Baugelände unter der Oberfläche liegende Schächte verfüllt werden. Einzelne Zeugnisse der Bergbaugeschichte sind als industriegeschichtliche Museen hergerichtet worden. So finden sich entsprechende Museen in Aldenhoven, Alsdorf und Hückelhoven sowie in den Niederlanden in Kerkrade und Heerlen. Landmarken wie die Millicher Halde oder die Halde der Grube Carl Alexander wurden als Naherholungsgebiete von der Bergaufsicht freigegeben und sind mit Aussichtsplattformen versehen Teil einer grenzüberschreitenden Haldenroute („Route de terrils“) der Euregionale 2008.
Steinkohlegruben (Region Aachen)
In der Region Aachen unterscheidet man Inderevier, Wurmrevier und den Raum Hückelhoven.
Hückelhoven
- Grube Sophia Jacoba (Hückelhoven)
Inderevier
- Grube Atsch (Eschweiler)
- Grube Aue (Aue)
- Grube Birkengang (Eschweiler)
- Grube Centrum (Pumpe-Stich)
- Grube Christine (Pumpe-Stich)
- Grube Ichenberg (Eschweiler)
- Grube James (Münsterbusch)
- Grube Propstei (Eschweiler)
- Grube Reserve (Nothberg, als letzte Grube des Indereviers 1944 kriegsbedingt eingestellt)
- Grube Weisweiler (Weisweiler)
Wurmrevier
- Grube Adolf (Merkstein)
- Grube Alte Furth (Bardenberg)
- Grube Anna (Alsdorf)
- Grube Carl Alexander (Baesweiler)
- Grube Carl-Friedrich (Richterich)
- Grube Carolus Magnus (Übach-Palenberg)
- Grube Emil Mayrisch (Siersdorf (Aldenhoven), als letzte Grube des Wurmreviers 1992 eingestellt)
- Grube Gemeinschaft (Alsdorf-Duffesheide, nie als eigenständiges Bergwerk in Betrieb)
- Grube Gouley (Würselen-Morsbach)
- Grube Teut (Würselen-Morsbach)
- Grube Kämpchen (Kohlscheid)
- Königsgrube (Würselen)
- Grube Laurweg (Kohlscheid)
- Grube Maria (Mariadorf)
- Grube Neue Furth (Bardenberg)
- Grube Nordstern (Merkstein)
- Grube Spidell (Kohlscheid)
- Grube Sichelscheid (Kohlscheid)
- Grube Hankepank (Kohlscheid)
- Grube Voccart (Herzogenrath-Straß)
Steinkohlegruben (Limburg (Niederlande)) ab dem 19. Jahrhundert
- 1838–1904, Neuprick, Kerkrade, 1 Schacht
- 1911–1973, Staatsmijn Emma, DSM, Hoensbroek, 4 Schächte
- 1915–1963, Staatsmijn Hendrik, DSM, Brunssum, 4 Schächte
- 1917–1973, Oranje Nassau Mijn III, Heerlenerheide, 1 Schacht
- 1927–1966, Oranje Nassau Mijn IV, Heerlen, 1 Schacht
- 1899–1974, Oranje Nassau Mijn I, Heerlen, 3 Schächte
- 1904–1971, Oranje Nassau Mijn II, Schaesberg, 2 Schächte
- 1906–1969, Staatsmijn Wilhelmina, Terwinselen, Kerkrade, 2 Schächte
- 1902–1970, Wilhelm-Sophia Mijn, DSM, Spekholzerheide, Kerkrade, 5 Schächte
- 1815–1969, Domaniale Mijn, Kerkrade, 6 Schächte
- 1905–1968, Laura Mijn, Eygelshoven, 2 Schächte
- 1926–1974, Julia Mijn, Eygelshoven, 2 Schächte
- 1926–1967, Staatsmijn Maurits, Lutterade/Geleen, 3 Schächte
- 1962, Staatsmijn Beatrix, Herkenbosch
Zu Produktionszeiträumen und -mengen, siehe[2][3][4]
Braunkohle im Aachener Revier
Die Braunkohletagebaue im Städtedreieck Düren/Eschweiler/Jülich markieren den westlichen Teil des Rheinischen Braunkohlereviers und lösten suckzessiv die geschlossenen Untertagegruben ab, zählen aber verwaltungstechnisch nicht zum Aachener Revier, das historisch ein reiner Steinkohlenverbund darstellt.
Siehe auch
Literatur
- Friedrich Schunder: Geschichte des Aachener Steinkohlenbergbaus. Verlag Glückauf, Essen 1968.
- Daniel Salber: Das Aachener Revier. 150 Jahre Steinkohlenbergbau an Wurm und Inde. Verlag Schweers+Wall, Aachen 1987.
- Eschweiler Bergwerks-Verein (Hrsg.), Hans Jakob Schaetzke: Geschichte und Geschichten eines Bergbauunternehmens im Aachener Revier. Aachen 1995, ISBN 3-923773-15-3.
- Matthias Kaever: Die sozialen Verhältnisse im Steinkohlebergbau der Aachener und Südlimburger Reviere. (= Geographie, Forschung und Wissenschaft, Band 3.) Berlin / Münster 2006.
Weblinks
- Grube Anna - Bergbauinformationszentrum
- Bergbau und Berghalden im Aachener Revier auf gessen.de
- Industriefotografie im Aachener Revier
Einzelnachweise
- ↑ Hans Jakob Schaetzke: Geschichte und Geschichten eines Bergbauunternehmens im Aachener Revier. Aachen 1995. S. 10–12
- ↑ DutchProduction. (MS Excel; 50 kB) (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 31. März 2012; abgerufen am 29. November 2012.
- ↑ De Domaniale Mijn in Beeld. Archiviert vom Original am 27. September 2006; abgerufen am 29. November 2012.
- ↑ Limburgse mijnen – Laura mijn. Abgerufen am 29. November 2012.