Aichwald

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Wappen Deutschlandkarte
Aichwald
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Aichwald hervorgehoben

Koordinaten: 48° 45′ N, 9° 23′ O

Basisdaten
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Stuttgart
Landkreis: Esslingen
Höhe: 450 m ü. NHN
Fläche: 14,67 km2
Einwohner: 7595 (31. Dez. 2021)[1]
Bevölkerungsdichte: 518 Einwohner je km2
Postleitzahl: 73773
Vorwahl: 0711
Kfz-Kennzeichen: ES, NT
Gemeindeschlüssel: 08 1 16 076
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Seestraße 8
73773 Aichwald
Website: www.gemeinde-aichwald.de
Bürgermeister: Andreas Jarolim
Lage der Gemeinde Aichwald im Landkreis Esslingen
Alb-Donau-KreisLandkreis BöblingenLandkreis GöppingenLandkreis LudwigsburgLandkreis ReutlingenLandkreis TübingenRems-Murr-KreisStuttgartAichtalAichwaldAltbachAltdorf (Landkreis Esslingen)AltenrietAltenrietBaltmannsweilerBempflingenBeuren (bei Nürtingen)Bissingen an der TeckDeizisauDenkendorf (Württemberg)Dettingen unter TeckErkenbrechtsweilerEsslingen am NeckarFilderstadtFrickenhausen (Württemberg)GroßbettlingenHochdorf (bei Plochingen)HolzmadenKirchheim unter TeckKöngenKohlberg (Württemberg)Kohlberg (Württemberg)Leinfelden-EchterdingenLenningenLichtenwaldNeckartailfingenNeckartenzlingenNeidlingenNeuffenNeuhausen auf den FildernNotzingenNürtingenOberboihingenOhmdenOstfildernOwenPlochingenReichenbach an der FilsSchlaitdorfUnterensingenWeilheim an der TeckWendlingen am NeckarWernau (Neckar)WolfschlugenKarte
Über dieses Bild

Aichwald ist eine Gemeinde im Landkreis Esslingen, zehn Kilometer von der Kreisstadt Esslingen und 20 Kilometer von Stuttgart entfernt. Sie gehört zur Region Stuttgart (bis 1992 Region Mittlerer Neckar) und zur europäischen Metropolregion Stuttgart.

Geografie

Geografische Lage

Aichwald liegt auf der Liashochfläche des Vorderen Schurwaldes zwischen dem Remstal im Norden und dem Neckar- bzw. Filstal im Süden. Die Gemeinde ist die am weitesten nördlich gelegene Kommune des Landkreises Esslingen. Der Ortsausgang des Ortsteils Aichelberg in Richtung Weinstadt-Beutelsbach markiert diesen nördlichsten Punkt des Kreises.

Die Gemarkung Aichwalds umfasst eine Fläche von 1468 ha. Rund 45 % der Markungsfläche werden von der Landwirtschaft genutzt, jedoch in zunehmendem Maße im Nebenerwerb.

Im Ortsteil Aichelberg wird an den Südhängen hin zum Remstal auf ca. 13 ha Wein angebaut. Nicht zu vergessen ist der für den Schurwald typische Erdbeer- und Himbeeranbau.

Meereshöhe, Markungsfläche:

  • Wasserturm Krummhardt 476 m ü. NN
  • Höchster Punkt: Wasserbehälter Lobenrot 480 m
  • Tiefster Punkt: Zolterbachbrücke 285 m
  • Waldfläche 617 ha

Benachbarte Städte und Gemeinden

Folgende Städte und Gemeinden grenzen an Aichwald (im Uhrzeigersinn, beginnend im Westen): Kernen im Remstal, Weinstadt (beide Rems-Murr-Kreis), Baltmannsweiler und Esslingen am Neckar (beide Landkreis Esslingen).

Gemeindegliederung

Aichwald besteht aus den ehemals selbstständigen Gemeinden Aichelberg, Aichschieß und Schanbach. Zur ehemaligen Gemeinde Aichelberg gehört das Dorf Aichelberg (2256 Einwohner, Stand: 31. Dezember 2018[2]). Zur ehemaligen Gemeinde Aichschieß gehören das Dorf Aichschieß (1564 Einwohner) und der Weiler Krummhardt (754 Einwohner) sowie die abgegangene Ortschaft Eglisweiler. Zur ehemaligen Gemeinde Schanbach gehören das Dorf Schanbach (2809 Einwohner) und der Ort Lobenrot (229 Einwohner).[3]

Flächenaufteilung

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Nach Daten des Statistischen Landesamtes, Stand 2014.[4]

Geschichte

Im Hochmittelalter war die Gemarkung der heutigen Gemeinde Aichwald Bestandteil des Herzogtums Schwaben.

Aichelberg

Der Ortsname Aichelberg deutet wegen der Endung -berg auf eine Gründung spätestens im 9. Jahrhundert hin. Die Siedlung gehörte wahrscheinlich ursprünglich zum Königshof Waiblingen. Seit dem 14. Jahrhundert übten die Truchsesse von Stetten die Ortsherrschaft mit dem Recht auf Blut- und Niedergerichtsbarkeit aus, welche sie vom Kloster Ellwangen zu Lehen genommen hatten. Sitz der Herrschaft war das Schloss Stetten im Remstal. Von 1507 bis 1663 unterstand der Ort den Herren Thumb von Neuenburg, nachdem der württembergische Landhofmeister Konrad Thumb das Lehen von seinem Amtsvorgänger Dietrich von Weiler übernommen hatte. 1532 führte Hans Konrad Thumb von Neuburg in seinem Herrschaftsbereich die Reformation durch, so dass auch Aichelberg seither evangelisch war. Von 1663 bis 1803 war der Ort den Freiherren von Holtz mit Sitz in Alfdorf unterstellt. Durch die Säkularisation der Fürstpropstei Ellwangen fiel auch das Lehen Aichelberg 1803 an das Herzogtum Württemberg und wurde 1806 dem Oberamt Schorndorf zugeordnet.

Aichschieß

Das 2016 sanierte Rathaus von 1949 in Aichschieß

Die Kirche im Ortsteil Aichschieß wurde zum ersten Mal 1275 erwähnt. Zuerst war es als Ainschiez bekannt, was sich wohl auf den zwischen zwei Tälern „einschießenden“ Bergsporn bezieht, auf dem das Dorf in einer Rodungsinsel lag. Im 17. Jahrhundert hieß es dann schon Eichschies. Zu Beginn des Spätmittelalters waren vermutlich zunächst die Herren Dürner von Dürnau bei Schnait Inhaber der Ortsherrschaft. Durch Heirat gelangte die Herrschaft um 1340 an den Schorndorfer Bürger Heinrich Rorbeck. Dieser trat die Herrschaftsrechte 1366 im Tausch gegen Schnait an den Grafen Ulrich II. von Württemberg ab. Aichschieß kam zum württembergischen Amt Schorndorf. Im Süddeutschen Städtekrieg wurde der Ort Aichschieß im Zuge der Kämpfe zwischen Württemberg und der Reichsstadt Esslingen am 11. September 1449 von Esslinger Söldnern in Brand gesteckt. 1514 beteiligten sich Männer von Aichschieß am Aufstand des Armen Konrads gegen Herzog Ulrich. Im Krieg Württembergs gegen die Reichsstadt Reutlingen geriet Aichschieß erneut ins Visier der benachbarten Reichsstadt Esslingen, die am Ort das Pfarrhaus niederbrennen ließ. 1534 führte Herzog Ulrich in Württemberg (und somit auch in Aichschieß) die Reformation durch. Seit 1653 ist eine Schule, seit 1710 auch ein eigenes Schulhaus bekundet. Aichschieß gehörte bis 1842 zum Oberamt Schorndorf und seither zum Oberamt Eßlingen.

Schanbach

Im 13. und 14. Jahrhundert übten die Herren von Schanbach als Lehensmänner der Herzöge von Teck die Ortsherrschaft aus. Die Herren von Schanbach hatten ihren Sitz zeitweise auf der gleichnamigen Burg, die aber bereits im 15. Jahrhundert abgegangen war. Spätestens ab dem 15. Jahrhundert waren die Truchsesse von Stetten Ortsherren, welche diese Herrschaft von Württemberg zu Lehen nahmen. 1452 erwarb Württemberg einen Teil der Ortsherrschaft zurück. Im restlichen Teil des Ortes repräsentierten die Truchsesse von Stetten noch bis 1504 die Obrigkeit, dann 1504 bis 1507 Dietrich von Weiler. Ihm folgten wie in Aichelberg von 1507 bis 1666 die Herren Thumb von Neuenburg. 1514 beteiligten sich auch einige Schanbacher im Bündnis des Armen Konrads. Im Dreißigjährigen Krieg verlor Schanbach zwei Drittel seiner Bevölkerung. Vor dem Krieg wohnten dort etwa 300 Personen, danach nur noch rund 100 Leute. Seit 1666 war der Ort vollständig zum Bestandteil des Herzogtums Württemberg geworden und gehörte zum Krummhardter Ämtlein sowie zum Schurwaldgericht. Die hauptsächliche Erwerbsquelle bildete über Jahrhunderte die Dreifelderwirtschaft, Viehweidebetrieb und Forstwirtschaft. Nach der Gründung des Königreichs Württemberg gehörte Schanbach von 1806 bis 1808 zum Oberamt Eßlingen, dann von 1808 bis 1923 zum Oberamt Cannstatt und seither wieder zum Oberamt Eßlingen.

Entwicklung im 20. Jahrhundert

Die Bewohner der Orte in Aichwald gingen seit dem Beginn der Industrialisierung zunehmend in den Fabriken im Neckar- und Remstal zur Arbeit. Die Verwaltungsreform während der NS-Zeit in Württemberg führte 1938 zur Zugehörigkeit aller Orte der heutigen Gemarkung Aichwald zum Landkreis Esslingen. Der Zweite Weltkrieg ging für die Bewohner in der Nacht vom 21. zum 22. April 1945 mit dem Durchzug der US-Armee zu Ende. Dabei fanden keine Kampfhandlungen statt, so dass weder Menschen noch Gebäude zu Schaden kamen. Die Orte wurden Teil der Amerikanischen Besatzungszone und gehörten somit zum neu gegründeten Land Württemberg-Baden, das 1952 im jetzigen Bundesland Baden-Württemberg aufging.

Gemeindefusion

Im Zuge der Gemeindereform in Baden-Württemberg schlossen sich am 1. Januar 1974 die bis dahin selbstständigen Gemeinden Aichelberg, Aichschieß (mit Krummhardt) und Schanbach (mit Lobenrot) zur neuen Gemeinde Aichwald zusammen.[5] Der Sitz der Gemeindeverwaltung befindet sich in Schanbach.

Wappen der Ortsteile

Entwicklung der Einwohnerzahl

Jahr Einwohner1
1871 1.237
1880 1.296
1890 1.198
1900 1.211
1910 1.175
1925 1.153
1933 1.268
1939 1.294
Jahr Einwohner1
1950 1.847
1961 2.666
1970 4.212
1975 6.125
1980 7.657
1985 7.714
1990 8.122
1995 7.976
Jahr Einwohner1
2000 7.766
2005 7.744
2010 7.558
2015 7.470
2020 7.597
1 laut: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg; bis 1970 Volkszählungsergebnisse, ab 1975 Fortschreibungen jeweils zum 31. Dezember des Jahres.

Politik

Gemeinderat

Kommunalwahl 2019
Wahlbeteiligung: 69,10 %
 %
40
30
20
10
0
31,55 %
29,82 %
17,23 %
14,27 %
7,13 %
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2014
 %p
   8
   6
   4
   2
   0
  -2
  -4
  -6
  -8
−6,41 %p
+2,41 %p
−5,50 %p
+2,37 %p
+7,13 %p

Der Gemeinderat in Aichwald hat 18 Mitglieder. Die Kommunalwahl am 26. Mai 2019 führte zu folgendem amtlichen Endergebnis.[6] Der Gemeinderat besteht aus den gewählten ehrenamtlichen Gemeinderäten und dem Bürgermeister als Vorsitzendem. Der Bürgermeister ist im Gemeinderat stimmberechtigt.

Parteien und Wählergemeinschaften %
2019
Sitze
2019
%
2014
Sitze
2014
CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands 31,55 6 37,96 7
FW Freie Wähler Aichwald 29,82 5 27,41 5
SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands 17,23 3 22,73 4
GRÜNE Bündnis 90/Die Grünen 14,27 3 11,9 2
FDP Freie Demokratische Partei 7,13 1
gesamt 100,0 18 100,0 18
Wahlbeteiligung 69,10 % 61,99 %

Aichwald gehört zu den fünf der insgesamt 1101 Gemeinden in Baden-Württemberg, in denen bei der Landtagswahl am 27. März 2011 mehr als 80 Prozent der Wahlberechtigten ihr Stimmrecht nutzten.[7]

Bürgermeister

  • 1974–2006: Richard Hohler
  • 2006–2018: Nicolas Fink (SPD)
  • Im März 2019 wurde im ersten Wahlgang Andreas Jarolim (CDU) mit 52,4 % der Stimmen zum neuen Bürgermeister gewählt.[8]

Wappen und Flagge

Flagge der Gemeinde Aichwald
Wappen von Aichwald
Blasonierung: „In Blau ein goldener Schrägbalken, oben begleitet von einer goldenen Eichel, unten von einem goldenen Fleckenzeichen aus Dreieckskopfschaft mit hinterer Fußabstrebe.“
Wappenbegründung: Das Wappen vereinigt den goldenen Schrägbalken aus dem auf den Ortsadel zurückgehenden Wappen der ehemaligen Gemeinde Schanbach mit den redenden Figuren der erloschenen Wappen von Aichelberg (goldene Eichel) und Aichschieß (stilisierte goldene Armbrust).

Das Wappen und die Flagge wurden am 5. September 1977 durch das Landratsamt Esslingen verliehen.

Partnerschaften

Aichwald pflegt freundschaftliche Verbindungen zu:

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Seit 2009 verbindet der „BürgerBus Aichwald“[9] die Ortschaften Schanbach, Aichelberg, Aichschieß, Krummhardt und Lobenrot. Der Bürgerbus fährt zweimal am Morgen und zweimal am Nachmittag. Der BürgerBusverein Aichwald e. V. hat über zwanzig Fahrer und Fahrerinnen. Aichwald ist auch über die Linie 114 des VVS angebunden. Zusätzlich wird ab 2019 die Linie 114 nach Endersbach verlängert und stellt somit die von Anwohnern lange gewünschte Verbindung ins Remstal her.

Bildung

Aichwald verfügt im Ortsteil Schanbach über eine Grundschule. In Aichelberg und Aichschieß bestehen Außenstellen für Grundschulklassen. Es bestehen drei Gemeindekindergärten in den einzelnen Ortschaften und ein Waldkindergarten im Aichschießer Wald.

Es gibt eine Musikschule und eine selbstständige Volkshochschule.

Abfallentsorgung

Für die Abfallentsorgung ist der Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises Esslingen zuständig. Es bestehen getrennte Sammlungen für Biomüll, Hausmüll und Papier. Verpackungen werden im Rahmen des Grünen Punktes in sogenannten gelben Säcken gesammelt. Sperrmüll wird gegen Abgabe eines von zwei Gutscheinen jährlich kostenlos abgeholt oder kann zu einer Entsorgungsstation gebracht werden. Bei den Entsorgungsstationen können auch Elektro- und Metallschrott sowie andere wiederverwertbare Stoffe abgegeben werden. Für Sondermüll wie Leuchtstofflampen und Lacke gibt es besondere Problemstoffsammlungen.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Das Zuchthäusle in Aichschieß
Brunnen am Remstal-Höhenweg

Aichwald besitzt eine stattliche Anzahl an Bau- und Kunstdenkmalen, die Zeitzeugen der jahrhundertelangen Ortsgeschichte sind. Neben der landschaftlich reizvollen Lage sind sie es vor allem, die den Charme der Schurwaldgemeinde ausmachen. Weil Aichschieß nicht an einer Durchgangsstraße lag, ist sein Ortskern besonders gut erhalten (Fachwerkhäuser um die Kirche). Im Wald unterhalb von Schanbach finden sich die Reste einer kleinen mittelalterlichen Burg. In Aichelberg steht die erstmals 1558 erwähnte Kelter, welche heute eine Imkerei beherbergt.

Besonders herausragend sind die vier historischen Kirchengebäude der evangelischen Kirchengemeinde[10] in den Teilorten:

In Aichelberg steht eine ehemalige Wallfahrtskirche, die evangelische Kirche Zu Unserer Lieben Frau von 1460, noch heute halbwegs auf freiem Feld über dem Dorf gelegen, mit bauzeitlichen Wandmalereien im Chor (1969 freigelegt) und einem Kruzifix aus dem 17. Jahrhundert. Die 25 Empore-Tafelbilder zum Leben Jesu und den zwölf Aposteln hat Joseph Wagner aus Alfdorf 1760 gemalt. Gerhard Dreher schuf 1970 drei Chorfenster aus Klarglas mit geometrischen Linien-Ornamenten sowie im Kirchenschiff und Turm weitere farbige Fenster.

Die evangelische Kirche in Krummhardt ist eine der reizvollsten Dorfkirchen im Landkreis Esslingen (Ausstattung im Bauernbarock);

In Schanbach befindet sich die evangelische Kirche von 1500 mit spätmittelalterlichem Chorturm.[11] Bei der Renovierung und dem Emporeneinbau durch Architekt Heinrich Dolmetsch im Jahr 1905 wurde das vom Künstler Theodor Bauerle entworfene Chorfenster mit Christus als Friedensbringer eingebaut.[12] Rudolf Yelin der Jüngere schuf 1952 am Chorbogen das Sgraffito mit der Engelsbotschaft an die Hirten, Ulrich Henn 1969 das Bronze-Altarkreuz, ein „Kastenkreuz“ mit Themen-Medaillons zum Leben Jesu.

In Aichschieß steht die evangelische Dorfkirche St. Gereon und St. Margaretha, die nach Kriegszerstörung 1454 wieder aufgebaut und mit Chor und Südturm versehen wurde. Sie enthält ein Kruzifix aus der Ulmer-Schule um 1500, im Innern Wandmalereien aus der Zeit um 1330, die zu den ältesten in der ganzen Region gehören, zudem weitere Wandbilder aus der Zeit um 1500. Nach der Reformation wurde die Kirche in einen evangelischen, der württembergischen Kirchen- und Gottesdienstordnung angemessenen Gottesdienstraum mit Quersaal-Konzeption umgewandelt: aus dem Chor wurde der Altar herausgerückt, die Kanzel auf Mitte der Nordwand gesetzt, Herrenstühle im Chor und darüber eine Orgelempore eingebaut sowie eine Süd- und Westempore errichtet. Das gesamte Parterre- und Emporengestühl bekam seine Ausrichtung auf die Nordkanzel.[13] Wegen Einsturzgefahr erfolgte bis 1952 durch Architekt Heinz Klatte eine durchgreifende Renovierung und „Bereinigung“ mit dem Verlust wertvoller Substanz durch Neubau der Süd- und Westmauer. Die Glasmalereien vom Jahr 2000 der drei Fenster im Chor stammen von der Glaskünstlerin Renate Gross aus Gilching (Bayern),[14] von Karl Ulrich Nuss stammt der Taufdeckel und weitere Kunstwerke.

An der Stelle des ehemaligen Schulhauses befindet sich das sogenannte Zuchthäusle, eine winzige Zelle, in der nicht nur Verbrecher gefangen gehalten wurden, sondern auch ledige Mütter vierzehn Tage bei Wasser und Brot verbringen mussten, nachdem sie von der Kanzel herab ermahnt (abgekanzelt) worden waren.

Regelmäßige Veranstaltungen

Hetty Krist, Engel für Aichwald (Farblithographie 2010)

Seit 2003 findet alle zwei Jahre im August auf einem Sonnenblumenfeld vor Krummhardt das fünftägige Musikfestival Goldgelb statt.

Seit 2004 richtet der Kunstkreis Aichwald kulturelle Veranstaltungen und Kunstausstellungen aus. Die Kunstausstellungen werden unter dem Rahmentitel „Im Spiegel der Bilder“ präsentiert. Gezeigt werden „Arbeiten auf Papier“ von international bekannten Künstlerinnen bzw. Künstlern. Ausgestellt wurden 2004 „Internationale originalgraphische Kunst“ und Werke von Alfred Pohl (2005), Paul Flora (2006), Markus Lüpertz (2007), Ruth Stahl und Heinz Friedrich (2008), Hermann Kätelhön und Christian Mischke (2009), Hetty Krist (2010), Rosa Loy (2011) und Leiko Ikemura (2012). Verbunden mit den Kunstausstellungen ist jeweils ein Schulwettbewerb. Vorsitzender und Kurator des Kunstkreises ist Frieder Gadesmann.

Im Juni findet das Internationale ADAC Motocross Aichwald auf der Rennstrecke „In den Horben“ statt. Ausrichter dieser 1954 erstmals ausgerichteten jährlichen Großveranstaltung ist der Motorsportclub „Eiserne Hand“ Aichwald.

Zu weiteren bekannten Veranstaltungen zählen im Januar die Aichwalder Hüttengaudi in der Schurwaldhalle sowie das am letzten Augustwochenende Samstags stattfindende „Summerwine“ und Sonntags das traditionelle Wengertfest an der alten Kelter in den Weinbergen von Aichelberg. Beide Veranstaltungen werden vom Musikverein Aichelberg ausgerichtet.

Persönlichkeiten

  • Ludwig Eberhard Fischer (1695–1773), geboren in Aichelberg, lutherischer Geistlicher, Theologe, Kirchenlieddichter und Politiker
  • Gottlob Eberhard von Hafner (1785–1858), geboren in Aichelberg, ev. Theologe, Generalsuperintendent von Heilbronn, Landtagsabgeordneter
  • Otto Lautenschlager (1900–1987), Schriftsteller und Lyriker
  • Frieder Gadesmann (1943–2014), ev. Theologe und Erziehungswissenschaftler, Kurator und Vorsitzender des Kunstkreises Aichwald
  • Domenico Tedesco (* 1985), Fußballtrainer des Bundesligisten FC Schalke 04
  • Nicolas Fink (* 1976), Landtagsabgeordneter und Bürgermeister a. D.
  • Eduard Reinacher (1892–1968), Elsässisch-deutscher Lyriker, Hörspielautor, Erzähler und Dramatiker, als Journalist in Aichelberg tätig
  • Eugen Grimminger (1892–1986), Mitglied der Widerstandsbewegung Weiße Rose, verbrachte seinen Lebensabend in Schanbach

Literatur

  • Schanbach mit Lobenroth. In: Johann Daniel Georg von Memminger (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Canstatt (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band 9). Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart / Tübingen 1832, S. 199–201 (Volltext [Wikisource]).
  • Aichschieß. In: August Friedrich Pauly (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Eßlingen (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band 21). Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart / Tübingen 1845, S. 173–176 (Volltext [Wikisource]).
  • Otto Wurster: Eßlinger Heimatbuch für Stadt und Umgebung. Bechtle, Eßlingen 1931, DNB 578447118.
    • Aichschieß. S. 298 f.
    • Schanbach. S. 299 f.
  • Rose Schilling-Aichele, August Kiesel: Chronik der Gemeinde Aichschieß-Krummhardt. Walter, Ludwigsburg 1968, DNB 458836346.
  • Gott befreit. Mit der Taufsteinskulptur von Karl Ulrich Nuss in der Evangelischen Kirche Aichwald Aichschieß. In: Frieder Gadesmann (Hrsg.): Das Leben suchen. Religion 9/10 für Haupt- und Realschulen. Diesterweg, Frankfurt am Main 1988, ISBN 3-425-07868-2, S. 12.
  • Dorfkirche in Aichschieß bei Stuttgart. In: Frieder Gadesmann: Das Leben suchen. Religion 7/8 für Realschulen und Gymnasien. Diesterweg, Frankfurt am Main 1989, ISBN 3-425-07882-8, S. 172 f.
  • Markus Hörsch. Die evangelische Pfarrkirche St. Gereon und Margaretha in Aichschieß (Gde. Aichwald). Hennecke 1997. ISBN 978-3-927981-57-7.
  • Gemeinde Aichwald: Die Geschichte von Aichwald und seinen fünf Ortsteilen Aichelberg, Aichschieß, Krummhardt, Lobenrot und Schanbach auf dem Vorderen Schurwald. DRW-Verlag, Leinfelden-Echterdingen 1999, ISBN 3-87181-442-3.
  • Landesarchiv Baden-Württemberg i. V. mit dem Landkreis Esslingen (Hrsg.): Der Landkreis Esslingen. Band 1, Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern 2009, ISBN 978-3-7995-0842-1, S. 254.
  • Elke Roos (Hrsg.): Aichwalder Blattwerk. Geschichten und Geschichte vom Vorderen Schurwald. Weinstadt 2012, ISBN 978-3-86372-007-0.
  • Marianne Brugger & Fritz Weinschenk (Hrsg.): Aichwalder Zeitenspiegel – Einst und jüngst in Text und Bild, E-Book, August 2017, ISBN 978-3-7427-7894-9.

Weblinks

Commons: Aichwald – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2021 (CSV-Datei) (Hilfe dazu).
  2. Einwohnerzahlen gemäß Homepage der Gemeinde
  3. Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band III: Regierungsbezirk Stuttgart, Regionalverband Mittlerer Neckar. Kohlhammer, Stuttgart 1978, ISBN 3-17-004758-2, S. 161–164.
  4. Statistisches Landesamt, Fläche seit 1988 nach tatsächlicher Nutzung für Aichwald.
  5. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 460.
  6. Wahlinformationen des Kommunalen Rechenzentrums
  7. Stuttgarter Zeitung. Nr. 30, 6. Februar 2016, S. 26.
  8. Bürgermeisterwahl in Aichwald
  9. BürgerBus Aichwald
  10. Website der Evangelischen Kirchengemeinde Aichwald
  11. Hermann Proß: Unsere Schanbacher Kirche; hg. Ev. Kirchengemeinde Aichwald, Aichwald-Schanbach 2002
  12. Hermann Proß, Das Schanbacher Kirchenfenster, in: Gemeindebrief Sommer 2011, Ev. Kirchengemeinde Schanbach, Aichwald-Schanbach 2011
  13. Markus Hörsch: Die evangelische Pfarrkirche St. Gereon und Margaretha in Aichschieß (Gde. Aichwald). Eine Dorfkirche auf dem Schurwald und ihre mittelalterlichen Wandmalereien. Remshalden-Buoch 1997.
  14. Markus Hörsch: Neue Glasmalereien in einer Dorfkirche - die Aichschießer Fenster von Renate Gross. In: Die Glasmalereien von Renate Gross in der Ev. Pfarrkirche St. Gereon und Margaretha Aichschiess. Festschrift zur Einweihung, hg. von der Ev. Kirchengemeinde Aichschieß-Krummhardt, Aichwald-Aichschieß / Bamberg 2000, S. 9–50.