Akzelerator
Der Akzelerator (lat.
„Beschleuniger“) ist in der Volkswirtschaftslehre eine Kennziffer, die ausdrückt, in welchem Maße eine bestimmte Veränderung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage zu einem bestimmten Investitionsvolumen führt.
Überblick
Der Akzelerator-Prozess ist neben dem Multiplikator-Prozess der wichtigste Mechanismus, durch den es zu einem Aufschaukeln wirtschaftlicher Impulse kommen kann. Erhöht sich beispielsweise in der Konjunkturphase die Konsumnachfrage um einen bestimmten Betrag, versuchen die Unternehmen ihre Produktionskapazitäten zu erhöhen, indem sie in einem bestimmten Umfang investieren, der umso größer ist, je größer die Nachfrageerhöhung ausgefallen ist. Dadurch steigt die Investitionsnachfrage, sodass die Gesamtnachfrage, die sich aus Konsum- und Investitionsnachfrage zusammensetzt, nochmal steigt, was per Akzelerator wiederum ein bestimmtes Investitionsvolumen auslöst.
Der Akzelerator wirkt allerdings entsprechend im Abschwung. Zusammen mit dem Multiplikator kann er im Rahmen des Samuelson-Hicks-Modells (konjunkturtheoretische Variante des Harrod-Domar-Modells: Multiplikator-Akzelerator-Modell) zu Konjunkturschwankungen führen. Je nach Größe des Akzelerators und des Multiplikators kann es dazu kommen, dass die wirtschaftliche Entwicklung
- stetig wächst
- stetig schrumpft
- explosiv schwingt (um einen Gleichgewichtspfad schwingt mit immer größeren Amplituden)
- gedämpft schwingt (sich also allmählich dem Gleichgewichtspfad annähert)
- oder im Grenzfall eine konstante Schwingung aufweist.
Geschichte
Das Akzeleratorprinzip wurde bereits von den Ökonomen Albert Aftalion und Arthur Spiethoff beschrieben.
Roy F. Harrod und Evsey D. Domar hielten explosive Entwicklungen für möglich.
Weitere keynesianisch geprägte Modelle lieferten Paul A. Samuelson und John Richard Hicks (Multiplikator-Akzelerator-Modell).
Investitionsfunktion mit Akzelerator (diskrete Zeit)
Verzögerung um eine Periode:
Unverzögert: Fehler beim Parsen (MathML mit SVG- oder PNG-Rückgriff (empfohlen für moderne Browser und Barrierefreiheitswerkzeuge): Ungültige Antwort („Math extension cannot connect to Restbase.“) von Server „https://wikimedia.org/api/rest_v1/“:): {\displaystyle I_t = v \cdot (Y_{t} - Y_{t-1})}
- I: Investitionen
- Y: Produktion
- v: Akzelerator
Der neue Kapitalstock ergibt sich dabei, indem man dem alten Kapitalstock zu Beginn der Periode die Investitionen der laufenden Periode hinzuzählt:
Fehler beim Parsen (MathML mit SVG- oder PNG-Rückgriff (empfohlen für moderne Browser und Barrierefreiheitswerkzeuge): Ungültige Antwort („Math extension cannot connect to Restbase.“) von Server „https://wikimedia.org/api/rest_v1/“:): {\displaystyle K_{t+1} = K_{t} + I_t}
Investitionsfunktion mit Akzelerator (stetige Zeit)
Geht man von diskreten Zeitperioden auf infinitesimal kleine Zeitabschnitte über, dann erhält man die stetige Fassung der Akzeleratorgleichung:[1]
Fehler beim Parsen (MathML mit SVG- oder PNG-Rückgriff (empfohlen für moderne Browser und Barrierefreiheitswerkzeuge): Ungültige Antwort („Math extension cannot connect to Restbase.“) von Server „https://wikimedia.org/api/rest_v1/“:): {\displaystyle I = v \cdot \dot Y}
Der Zuwachs des Kapitalstocks ist dabei wieder gleich den Investitionen:
Fehler beim Parsen (MathML mit SVG- oder PNG-Rückgriff (empfohlen für moderne Browser und Barrierefreiheitswerkzeuge): Ungültige Antwort („Math extension cannot connect to Restbase.“) von Server „https://wikimedia.org/api/rest_v1/“:): {\displaystyle \dot K = I}
Anpassung an gewünschten Kapitalstock
Das Akzeleratorprinzip lässt sich auch deuten als ein Investitionsverhalten, bei dem die Unternehmen versuchen, den tatsächlichen Umfang des Kapitalstocks K an einen gewünschten Wert heranzuführen. Es wird soviel investiert, dass der alte Kapitalstock zuzüglich der Investitionen Fehler beim Parsen (MathML mit SVG- oder PNG-Rückgriff (empfohlen für moderne Browser und Barrierefreiheitswerkzeuge): Ungültige Antwort („Math extension cannot connect to Restbase.“) von Server „https://wikimedia.org/api/rest_v1/“:): {\displaystyle I_t} in der nächsten Periode t+1 gleich dem gewünschten Kapitalstock ist. Dabei sei der gewünschte Kapitalstock gleich einem bestimmten Vielfachen v der Produktion Y, wobei sich die Unternehmen an der Vorperiode orientieren:
Gewünschter Kapitalstock: Fehler beim Parsen (MathML mit SVG- oder PNG-Rückgriff (empfohlen für moderne Browser und Barrierefreiheitswerkzeuge): Ungültige Antwort („Math extension cannot connect to Restbase.“) von Server „https://wikimedia.org/api/rest_v1/“:): {\displaystyle K_{t+1} = v \cdot Y_{t}}
Der neue Kapitalstock ergibt sich aus dem alten Kapitalstock zuzüglich der Investitionen:
Fehler beim Parsen (MathML mit SVG- oder PNG-Rückgriff (empfohlen für moderne Browser und Barrierefreiheitswerkzeuge): Ungültige Antwort („Math extension cannot connect to Restbase.“) von Server „https://wikimedia.org/api/rest_v1/“:): {\displaystyle K_{t+1} = K_{t} + I_t}
oder
Fehler beim Parsen (MathML mit SVG- oder PNG-Rückgriff (empfohlen für moderne Browser und Barrierefreiheitswerkzeuge): Ungültige Antwort („Math extension cannot connect to Restbase.“) von Server „https://wikimedia.org/api/rest_v1/“:): {\displaystyle I_t = K_{t+1} - K_{t} = v \cdot Y_{t} - v \cdot Y_{t-1} = v \cdot (Y_{t} - Y_{t-1}) }
Dies entspricht der Akzeleratorfunktion (ohne zeitliche Verzögerung).
Auf Grundlage solcher Akzeleratorfunktionen können die Investitionen ökonometrisch geschätzt werden (vgl. Internationaler Währungsfonds 2015, S. 118, Fußnote 15).
Anmerkungen
- ↑ Fehler beim Parsen (Konvertierungsfehler. Der Server („https://wikimedia.org/api/rest_“) hat berichtet: „Cannot get mml. Server problem.“): {\displaystyle {\dot {X}}_{t}} bezeichnet die Ableitung der Variablen Fehler beim Parsen (MathML mit SVG- oder PNG-Rückgriff (empfohlen für moderne Browser und Barrierefreiheitswerkzeuge): Ungültige Antwort („Math extension cannot connect to Restbase.“) von Server „https://wikimedia.org/api/rest_v1/“:): {\displaystyle X} nach der Zeit Fehler beim Parsen (MathML mit SVG- oder PNG-Rückgriff (empfohlen für moderne Browser und Barrierefreiheitswerkzeuge): Ungültige Antwort („Math extension cannot connect to Restbase.“) von Server „https://wikimedia.org/api/rest_v1/“:): {\displaystyle t} : Fehler beim Parsen (MathML mit SVG- oder PNG-Rückgriff (empfohlen für moderne Browser und Barrierefreiheitswerkzeuge): Ungültige Antwort („Math extension cannot connect to Restbase.“) von Server „https://wikimedia.org/api/rest_v1/“:): {\displaystyle \dot X_t= \frac{\mathrm{d}X_t}{\mathrm{d}t}} , somit gibt Fehler beim Parsen (MathML mit SVG- oder PNG-Rückgriff (empfohlen für moderne Browser und Barrierefreiheitswerkzeuge): Ungültige Antwort („Math extension cannot connect to Restbase.“) von Server „https://wikimedia.org/api/rest_v1/“:): {\displaystyle \dot X_t} die Veränderung der Variablen Fehler beim Parsen (MathML mit SVG- oder PNG-Rückgriff (empfohlen für moderne Browser und Barrierefreiheitswerkzeuge): Ungültige Antwort („Math extension cannot connect to Restbase.“) von Server „https://wikimedia.org/api/rest_v1/“:): {\displaystyle X} zum Zeitpunkt an.
Literatur
- Aiginger Karl: Die verschiedenen Konzepte des Akzelerators – ökonomische Aussagekraft und empirische Schätzmöglichkeiten. (online verfügbar auf der Homepage des WIFO) In: Empirica. Zeitschrift des Instituts für österreichische Wirtschaftsforschung. 1975. Seite 3ff.
- Roy G. D. Allen: Macroeconomic Theory. A Mathematical Treatment. Macmillan, London u. a. 1968.
- International Monetary Fund. 2015. World Economic Outlook: Uneven Growth—Short- and Long-Term Factors. Washington (April). S. 118, Fn. 16. [1]