Alan Posener

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Alan Posener, 2016 in der Sendung hart aber fair

Alan Posener (* 8. Oktober 1949 in London) ist ein britisch-deutscher Journalist und Autor. Er trat durch mehrere Biografien als Autor hervor. Von 2004 bis 2008 war er Chefkommentator der Welt am Sonntag.

Leben und Wirken

Poseners Vater, der Architekturhistoriker Julius Posener, war ein liberaler deutscher Jude mit „Sympathien für das Christentum“. Seine Mutter stammte aus einer englisch-schottischen Familie und war eine „anglikanische Agnostikerin mit einer Schwäche für Astrologie“.[1] Er wuchs im Vereinigten Königreich, Malaysia und Deutschland auf.

Posener studierte Germanistik und Anglistik an der FU Berlin und der Ruhr-Universität Bochum. Dabei war er als Kader des Kommunistischen Studentenverbands und der maoistischen KPD-AO von 1970 bis 1977 aktiv.[2] Er verwendete dabei zeitweise den Decknamen Kurt Schmid.[3] 1975 trat er der IG Metall bei.[4] Nach dem Staatsexamen arbeitete er als Studienrat sowohl am Kant-Gymnasium als auch an der Martin-Buber-Oberschule in Berlin-Spandau. Er verließ den Schuldienst nach eigenen Angaben „aus Langeweile“.

1987 schrieb er die Rowohlt-Monographie über John Lennon. Es folgten Monographien über John F. Kennedy, Elvis Presley, William Shakespeare, Franklin D. Roosevelt und zuletzt Maria, die Mutter Jesu. Außerdem schrieb Posener eine „Duographie“ über Stalin und Roosevelt (EVA) sowie eine „Paare“-Biographie über John F. und Jacqueline Kennedy (Rowohlt Berlin). Er war mehrere Jahre Schulbuchautor für den Ernst Klett Verlag.

Von 1999 bis 2004 war er Mitarbeiter der Welt, zunächst als Autor, dann als Redakteur. Von 2004 bis 2008 war er Kommentarchef der Welt am Sonntag. Für diese Zeitung arbeitet er inzwischen als Korrespondent für Politik und Gesellschaft. Als die Berliner Kochstraße im Jahr 2005 in Rudi-Dutschke-Straße umbenannt werden sollte, nahm er dagegen mit Entschiedenheit Stellung. Rudi Dutschke habe nichts von „Kapitalismus und Konsum, Liberalismus und Parlamentarismus“ gehalten, es sei kein Zufall, dass sein Mitstreiter Horst Mahler – damals Mitglied derselben KPD wie Posener – „bei der NPD gelandet sei“.[5]

Im Mai 2007 warf Posener in seinem Weblog auf Welt Online dem Bild-Chefredakteur Kai Diekmann „Scheinheiligkeit“ vor und schrieb, dass die Bild-Zeitung die „niedrigsten Instinkte bediene“. Nach der Kollegenschelte im Axel Springer-Verlag, der sowohl Bild als auch Die Welt herausgibt, wurde der Eintrag in Poseners Blog binnen weniger Stunden aus dem Internet-Angebot des Verlags entfernt. Durch die Berichterstattung über den Vorgang in Bildblog und anderen Online-Medien wurde das Thema publik.[6][7]

Zu einer Kontroverse zwischen Posener und dem FAZ-Redakteur Lorenz Jäger kam es, nachdem Jäger in einem Zeitungsbeitrag Posener scharf angegriffen hatte.[8] Posener war ständiger Autor des Weblogs Die Achse des Guten, bis ihm im Mai 2009 von Dirk Maxeiner, Henryk M. Broder und Michael Miersch die Zusammenarbeit aufgekündigt wurde.[9][10][11]

In seinem 2009 erschienenen Buch mit dem Titel Benedikts Kreuzzug hält er Papst Benedikt XVI. eine Borniertheit der Ansichten und eine Begrenztheit des intellektuellen Horizonts vor.[12] Unter dem Titel Der gefährliche Papst erschien dieses Buch 2011 in einer erweiterten und aktualisierten Taschenbuchausgabe. Posener kritisiert nicht nur das Pontifikat von Benedikt XVI., sondern ist generell der Auffassung: „Religion ist schlecht für den Menschen“.[13]

2009/10 führte Posener ein wöchentliches Streitgespräch mit dem Chefredakteur des Online-Magazins The European, Alexander Görlach, zu religiösen und ethischen Fragen.[14]

2014 sagte er zum Euromaidan, in der Ukraine habe „eine europäische Revolution stattgefunden. Warum wendet sich Europa ab? Warum findet Russlands Vorgehen so viel Verständnis?“[15] Das durch Geschäfte mit Russland korrumpierte Deutschland zeichne sich im Umgang mit Russland durch „schallendes Schweigen“ aus, so Posner weiter im April 2021. Linke, gerade auch DDR-Nostalgiker, säuselten von „strategischer Partnerschaft“ und würden dabei von der europäischen Reaktion im Umkreis der AfD assistiert.[16]

Schriften

Biographien siehe oben.

  • Imperium der Zukunft. Warum Europa Weltmacht werden muss (Bonn 2007).
  • Benedikts Kreuzzug. Der Angriff des Vatikans auf die moderne Gesellschaft (Berlin 2009).
  • Der gefährliche Papst. Eine Streitschrift gegen Benedikt XVI. Ullstein, Berlin 2011, ISBN 978-3-548-37369-0.
  • John F. Kennedy. Biographie. Rowohlt, Reinbek 2013, ISBN 978-3-498-05313-0.

Schullektüren:

  • Late Again!
  • School Uniform – No Thanks!
  • The Beatles Story
  • The Shop
  • Oh! Carol and Other Steve Stories
  • The Story Bag
  • Foul!
  • Monster (Ernst Klett Verlag)
  • The Double Life of a Very Black Cat
  • Elvis – the Boy Who Rocked the World
  • Olli aus Ossiland
  • Märchenland (Egmont Verlag, Kopenhagen)

Weblinks

Commons: Alan Posener – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Alan Posener: Wenn Atheisten beten. In: Humanistischer Pressedienst. 4. Mai 2012, abgerufen am 29. September 2015: „Atheist werden ist nicht leicht. Eigentlich liegt es eher nahe, irgendwie religiös zu sein. Obwohl meine Eltern beide nicht besonders gläubig waren (mein Vater ein jüdischer Agnostiker mit Sympathien für das Christentum, meine Mutter eine anglikanische Agnostikerin mit einer Schwäche für Astrologie), war ich als Kind ein frommer Christ.“
  2. Alan Posener: Starrsinn und Form, in: der Freitag, Nr. 13, März 2018, S. 21
  3. Alan Posener: Virtueller Mob: Die Anonymen im Netz sind Feinde unserer Demokratie. In: DIE WELT. 30. Januar 2020 (welt.de [abgerufen am 2. Februar 2020]).
  4. Alan Posener: "Moment, Kolleje. Erst musste dich hier eintrajen". In: Die Welt. 16. Oktober 2015, abgerufen am 24. Juli 2016.
  5. Alan Posener: Ach, Rudi… Dutschke und die politische Sentimentalität. In: Deutschlandradio. 13. Januar 2005, abgerufen am 24. Juli 2016.
  6. „Der große Selbstbetrug“ von Kai Diekmann. In: Bildblog. 9. Mai 2007, abgerufen am 24. Juli 2016.
  7. Christian Kortmann: Kommentar-Krieg im Axel-Springer-Verlag – „Einer muss es ja machen“. In: Süddeutsche Zeitung. 17. Mai 2010, abgerufen am 24. Juli 2016.
  8. Lorenz Jäger & Alan Posener: Verschwörungstheoretiker! Antisemiten! In: IP – Internationale Politik. 1. Mai 2008, S. 52–61, abgerufen am 24. Juli 2016.
  9. Sabine Pamperrien: Einige sind guter als andere. (Interview) In: der Freitag. 17. Juli 2009, abgerufen am 24. Juli 2016.
  10. Alan Posener zum Streit mit der Achse des Guten. In: Hiram7 Review. 18. Juli 2009, abgerufen am 24. Juli 2016.
  11. "Leute mit einer stalinistischen Ader" - Alan Posener im Gespräch über "Islamophobie" und die "Achse des Guten" Endstation Rechts, 2010-02-14, Zugriff 12, Mai 2020
  12. Matthias Drobinski: „Ich greife den Papst an, weil er die Aufklärung angreift“. In: Süddeutsche Zeitung in der Kurzfassung bei Perlentaucher. 10. Oktober 2009, abgerufen am 2. Februar 2022.
  13. Disput\Berlin! – Alan Posener. (Video; 4:42 min) In: YouTube. 24. März 2011, abgerufen am 31. März 2011 (aufgezeichnet beim Religions-Disput von Disput\Berlin!).
  14. Alexander Görlach & Alan Posener: „In Deutschland setzt sich das Mediokre durch“. In: The European. 5. Oktober 2010, abgerufen am 24. Juli 2016 (siehe auch Beiträge von Alan Posener in The European).
  15. „Putins Ideologie hat faschistische Wurzeln“, Die Welt, 29. März 2014
  16. Deutschlands schallendes Schweigen, die Zeit, April 2021