Alfred Dorfer
Alfred Dorfer (* 11. Oktober 1961 in Wien[1]) ist ein österreichischer Kabarettist und Schauspieler.
Er gehört zu den bekanntesten Kabarettisten Österreichs, nicht zuletzt aufgrund seines Engagements bei zahlreichen österreichischen Filmproduktionen. Nach ersten Erfolgen mit der Gruppe Schlabarett erlangte er neben Josef Hader als Hauptdarsteller im Film Indien überregionale Bekanntheit.
Ausbildung
1980 machte Alfred Dorfer die Matura und begann, als er am Reinhardt-Seminar nicht aufgenommen wurde, Theaterwissenschaft und Germanistik an der Universität Wien zu studieren. Zwei Jahre später brach er das Studium ab, um bei Herwig Seeböck und Reinhard Tötschinger eine Schauspielausbildung zu beginnen. Im Jahre 2005 nahm er das Studium wieder auf und schloss es 2007 ab. Während er sich in seiner Diplomarbeit (Titel: Kabarett und Totalitarismus) mit dem Nationalsozialismus und der DDR auseinandersetzte, erweiterte er das Thema in seiner Dissertation auf den Faschismus in Italien und das Vichy-Regime in Frankreich. Der Titel seiner Doktorarbeit lautet Satire in restriktiven Systemen Europas im 20. Jahrhundert.[2][3][4]
Theater
Dorfer wandte sich 1982 der Schauspielerei zu und engagierte sich 1983 am Theater in der Josefstadt mit „Christinas Heimreise“, 1989 dann in „Rikiki“ (Cami) bei den Wiener Festwochen. 1990 übernahm er die Regie bei „Educating Rita“ mit Seeböck/Mottl für das Volkstheater in den Außenbezirken, im Jahr darauf folgte das Theaterstück Indien, das er gemeinsam mit Josef Hader verfasst hatte und das mit dem Hauptpreis des Österreichischen Kleinkunstpreises ausgezeichnet wurde.
Kabarett
Nach ersten Erfolgen mit der Kabarettgruppe Schlabarett seit 1984 trat Dorfer 1989 zusammen mit Josef Hader im gemeinsamen Kabarettprogramm „Freizeitmesse“ auf. Ab 1993 entstanden die ersten drei Soloprogramme „Alles Gute“, „Ohne Netz“ und „Badeschluß“. Nach einer ausgedehnten Tournee durch Österreich und Deutschland folgte im Jahr 2000 sein viertes Soloprogramm „heim.at“, das 2002 mit dem Deutschen Kleinkunstpreis ausgezeichnet wurde. Die Premiere von „fremd“ im Münchener Lustspielhaus hatte Dorfer am 14. März 2006, ab Ende 2010 tourt er mit dem Programm „bisjetzt“, womit er unter anderem im Dezember 2011 am 20. Arosa Humor-Festival auftrat. Seit 2017 führt Dorfer sein aktuelles Programm „und...“ auf.
Programme
- und... (2017)
- bisjetzt bzw. bisjetzt – solo (2010)
- fremd (2006)
- heim.at (2000)
- Badeschluß (1996)
- Ohne Netz (1994)
- Alles Gute (1993)
Film und Fernsehen
1993 bekleidete Alfred Dorfer eine der Hauptrollen im Film Indien unter der Regie von Paul Harather. Im Jahr darauf folgte der Kinofilm Muttertag und 1995 Freispiel unter der Regie von Harald Sicheritz. Danach übernahm er in Qualtingers Wien die Hauptrolle. Im Jahr 1999 folgte der Kinofilm Wanted und 2003 Ravioli.
1998 startete die Fernsehsitcom MA 2412, in der Dorfer die Figur des Herrn Weber darstellte. 2003 wurde die Serie mit dem Kinofilm MA 2412 – Die Staatsdiener abgeschlossen.
Von 2004 bis 2010 war Dorfer Gastgeber der satirischen Late-Night-Show Dorfers Donnerstalk, die auf ORF 1 und im Nachtprogramm von 3sat ausgestrahlt wurde.
Am 26. April 2016 war er erstmals Gast in der ZDF-Kabarettsendung Die Anstalt. Ein weiterer Auftritt folgte am 6. Dezember 2016.
Filmografie
- 1992: Robertas Sohn (Kurzfilm)
- 1992: Cappuccino Melange (Fernsehfilm)
- 1993: Muttertag – Die härtere Komödie
- 1993: Indien
- 1995: Freispiel
- 1998: Qualtingers Wien (Fernsehfilm)
- 1998: Hinterholz 8
- 1998–2002: MA 2412 (Fernsehserie, alle Folgen)
- 1999: Wanted
- 2002: Poppitz
- 2002: Natur im Garten (Fernsehserie, Folge 1x01 Die nackte Wahrheit)
- 2003: Ravioli
- 2003: MA 2412 – Die Staatsdiener
- 2007: Freigesprochen
- 2009: Das Zimmer im Spiegel (Stimme)
- 2009: Fremd
- 2010: 3faltig
- 2013: Tatort – Zwischen den Fronten (Fernsehreihe)
- 2013: Bad Fucking
Literatur
Alfred Dorfer veröffentlichte im Frühjahr 2007 sein erstes Buch Wörtlich. Satirische Texte (Karl Blessing Verlag, 2007, ISBN 978-3-89667-330-5). Es enthält neben den Texten zu seinen Programmen Indien und fremd satirische Kommentare zu politischen und gesellschaftlichen Vorgängen in Österreich und Deutschland, die zum Großteil in seiner Kolumne namens Donnerstalk auf den Österreichseiten der Wochenzeitung Die Zeit erstveröffentlicht wurden.
Veröffentlichungen
Alfred Dorfer hat beinahe all seine bisherigen Programme auf VHS, DVD bzw. CD veröffentlicht. Außerdem existieren zwei Best-of-CD-Veröffentlichungen namens Eins und Zwei. Zu den Filmen Muttertag und Freispiel wurden Musik-CDs veröffentlicht, an deren Produktion Dorfer beteiligt war. Auch liegen alle Staffeln der Sendung Dorfers Donnerstalk auf DVD vor.
Auszeichnungen
Im Jahr 2002 erhielt er den Deutschen Kleinkunstpreis in der Sparte Kabarett. Im Jahr 2008 erhielt er den Bayerischen Kabarettpreis 2009, da er laut dem Bayerischen Rundfunk legendär für seinen bitterbösen Humor und seinen gnadenlosen Blick sei. Im Jahr 2016 wurde er mit dem Schweizer Kabarett-Preis Cornichon ausgezeichnet.[5] Im Jänner 2017 wurde er beim Deutschen Kabarettpreis mit dem Hauptpreis 2016 ausgezeichnet.[6]
Sonstiges
- Alfred Dorfer ist ein großer Fan des Fußballklubs FK Austria Wien, dessen Spiele er seit Kindertagen regelmäßig besucht. Zur 90-Jahr-Feier des Klubs produzierte er ein kabarettistisches Video, in dem er die Geschichte der Austria – teilweise humoristisch und selbstironisch – Revue passieren ließ. Er stand der damaligen Klubführung unter Frank Stronach kritisch gegenüber, was sich in Dorfers Donnerstalk mit einer eigenen „Stronach-Folge“ zeigte.
- Seit dem Wintersemester 2001/02 gibt es das Alfred-Dorfer-Stipendium, das alleinerziehenden Studierenden in finanzieller Notlage die Studiengebühren ersetzt. Die finanziellen Mittel dieses Stipendiums werden von Alfred Dorfer nach seinen Auftritten in Form von Spenden gesammelt, von ihm aufgestockt und der ÖH zweckgebunden zur Verfügung gestellt.
Weblinks
- Literatur von und über Alfred Dorfer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Alfred Dorfer in der Internet Movie Database (englisch)
- Offizielle Internetpräsenz von Alfred Dorfer
- Alfred Dorfer auf den Webseiten des Österreichischen Kabarettarchivs
- Alfred Dorfer Stipendium (Memento vom 9. März 2008 im Internet Archive)
- „Alfred Dorfer - Fremd“ Rezension bei TV-KULT.COM
- Interviews
- Interview von Alfred Dorfer (Memento vom 24. März 2016 im Internet Archive)
- „Um recht zu haben, muss man nicht viel wissen“ Alfred Dorfer im Interview mit Peter Unfried in Die Tageszeitung (taz) vom 3. März 2018.
- Peter Unfried: „Ich lese nicht in Corona-Tagebüchern“. In: Die Tageszeitung (taz). 6. Juni 2020 (Alfred Dorfer im Interview).
Einzelnachweise
- ↑ Alfred Dorfer. In: kabarettarchiv.at. Abgerufen am 29. Mai 2021.
- ↑ br-online: Alfred Dorfer, Kabarettist, im Gespräch mit Dr. Wolfgang Habermeyer (Download als PDF-Datei; 52 kB), 5. November 2007.
- ↑ Dissertation von Alfred Dorfer (PDF), Universität Wien, abgerufen am 11. Januar 2017.
- ↑ Birgit Braunrath: Dorfer: "Mir ist viel zugeflogen". In: Kurier (Tageszeitung). 5. Dezember 2011, abgerufen am 11. Januar 2017.
- ↑ Oltner Kabarett-Tage 2016 (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive)
- ↑ Deutscher Kabarett-Preis wird an Alfred Dorfer verliehen. Artikel vom 14. Jänner 2017, abgerufen am 14. Jänner 2017.
Personendaten | |
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NAME | Dorfer, Alfred |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Kabarettist und Schauspieler |
GEBURTSDATUM | 11. Oktober 1961 |
GEBURTSORT | Wien, Österreich |