Alfred Spuhler

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Alfred Hans Peter Spuhler (* 13. Dezember 1940 in München; † 7. Februar 2021) war ein deutscher Doppelagent.

Leben

Der Sohn eines Kraftfahrers war seit 1958 Soldat der Bundeswehr, arbeitete dann von 1968 bis 1989 in der technischen Aufklärung beim Bundesnachrichtendienst (BND), zuletzt im Rang eines Hauptmanns. Von 1972 bis zu einer vermuteten Dekonspiration 1988 war er als Agent für die Hauptverwaltung Aufklärung des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR tätig, wo er als hauptamtlicher Mitarbeiter und Oberstleutnant der Nationalen Volksarmee geführt wurde. Sein Deckname war „Peter“, er erhielt ca. 330.000 DM vom MfS.

Durch Überläufer 1989 enttarnt,[1] musste Spuhler vom 29. November 1989 bis Ende 1994 in Untersuchungs- und dann in Strafhaft, nachdem er vom Bayerischen Obersten Landesgericht als Hauptangeklagter am 5. November 1991 wegen Landesverrats in besonders schwerem Fall zu einer Freiheitsstrafe von 10 Jahren verurteilt worden war. Außerdem musste er die Verfahrenskosten von 134.000 DM tragen und eine Verfallstrafe von 60.000 DM zahlen. Mitangeklagt waren sein Bruder Ludwig Spuhler („Florian“, * 8. Oktober 1928), der zu fünf Jahren Haftstrafe für Vermittlungs- und Botendienste (via Ferienhaus in Thiersee) verurteilt wurde, sowie seine Führungsoffiziere Harry Schütt, der zwei Jahre Haft auf Bewährung erhielt, und Günter Böttger, der ein Jahr und zwei Monate zur Bewährung erhielt.

Die Information über einen geplanten Putsch gegen Chiles Präsidenten Salvador Allende gelangte über Alfred Spuhler in die DDR; eine Warnung an Allende aus Berlin kam jedoch zu spät.[2]

Spuhler verriet alle militärischen Kenntnisse des BND über den gesamten Ostblock (Jahresüberblicke zur militärischen Stärke) und galt als Spitzenquelle. Er verriet ca. 300 menschliche Quellen für militärische Informationen. Der BND galt den befreundeten Diensten seinetwegen nicht mehr als vertrauenswürdig. Sein Motiv lag in seiner politischen Überzeugung, die Gefahr durch den Osten werde von der NATO übertrieben.

Literatur

  • Klaus Marxen, Gerhard Werle: Strafjustiz und DDR-Unrecht: 4/1 Spionage. de Gruyter, Berlin 2004, ISBN 3-89949-080-0, S. 344ff.
  • Peter Jochen Winters: Im geheimen Krieg der Spionage: Hans-Georg Wieck (BND) und Markus Wolf (MfS). Mitteldeutscher Verlag, Halle 2014, ISBN 978-3-95462-253-5.
  • Gotthold Schramm: Die BND-Zentrale in Berlin. Edition Ost, Berlin 2012, ISBN 978-3-360-51001-3.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Karl-Christoph Großmann nannte dem Bundesamt für Verfassungsschutz den Realnamen von Alfred Spuhler und Ludwig Spuhler.
  2. Peter Müller, Michael Mueller, Erich Schmidt-Eenboom: Gegen Freund und Feind. Der BND: Geheime Politik und schmutzige Geschäfte. Reinbek, Rowohlt 2002, ISBN 3-498-04481-8.