Alice Coltrane
Alice Coltrane (* 27. August 1937 in Detroit, Michigan als Alice McLeod; † 12. Januar 2007 in Los Angeles, Kalifornien) war eine US-amerikanische Jazzmusikerin. Sie spielte Piano, Orgel und Harfe. Ihr Pianospiel war wie ihr Harfenspiel durch Arpeggien geprägt, ihr Orgelspiel durch lang liegenbleibende Töne.
Leben und Wirken
Alice McLeod studierte klassische Musik, kam durch ihren Bruder, den Bassisten Ernie Farrow, zum Jazz und lernte bei Bud Powell Jazz-Piano, als sie mit ihrem ersten Ehemann Kenneth „Pancho“ Hagood (Heirat 1960), einem Bebop-Scat-Sänger, von dem sie sich bald darauf scheiden ließ, in Paris war. In Detroit spielte sie mit ihrem Trio oder bei Sessions mit dem Jazzgitarristen Kenny Burrell und dem Saxophonisten Lucky Thompson. 1962 bis 1963 spielte sie in der Band des Vibraphonisten Terry Gibbs. Auf einer Tournee lernte sie den Tenorsaxophonisten John Coltrane kennen, lebte mit ihm zusammen und heiratete ihn 1966, nachdem er sich von seiner ersten Frau Naima hatte scheiden lassen. Ab 1965 hatte sie in Coltranes Quartett McCoy Tyner ersetzt.
Nach dem Tod ihres Ehemanns im Juni 1967 arbeitete sie mit dessen Musikern weiter, wie mit Pharoah Sanders, Jimmy Garrison, Elvin Jones und Rashied Ali. In ihren eigenen Ensembles wirkten aber auch Charlie Haden oder Carlos Santana (Illuminations) mit. Anfang der 1970er Jahre wandte sie sich wieder der Orgel zu, um einen möglichst kontinuierlichen, meditativen Klang zu erzeugen. Ihre Alben wie A Monastic Trio (1968), Ptah, the El Daoud (1970) oder Astral Meditations (1966/71) erschienen auf dem Label Impulse!, nachdem sie sich mit der Leitung von ABC-Paramount darauf verständigt hatte, das unveröffentlichte Material aus dem Nachlass John Coltranes bei Impulse! zu veröffentlichen. 1972 erschien das Album Universal Consciousness, das 1998 in die Liste „100 Records That Set the World on Fire (While No One Was Listening)“ von The Wire aufgenommen wurde. Sie spielt dort auf der Wurlitzer-Orgel und die Streicher-Arrangements sind von Ornette Coleman. Ab Mitte der 1970er Jahre wechselte sie zu Warner Brothers und nahm vier Alben auf.
John und Alice Coltrane hatten drei gemeinsame Kinder: den 1982 bei einem Autounfall tödlich verunglückten Schlagzeuger John Coltrane Jr. (* 1964) und die Saxophonisten Ravi (* 1965) und Oran Coltrane (* 1967). Gelegentlich arbeitete sie auch zusammen mit ihrer Tochter aus der Ehe mit Hagood, der Sängerin Miki Coltrane (Michelle Coltrane).[1] Seit etwa 1969 hatte sie sich östlichen Religionen zugewandt, nannte sich nun Swami Turyasangitananda oder Turiya und lebte die meiste Zeit zurückgezogen in einem Ashram. Ihr Guru war ab 1970 Swami Satchidananda und später Sathya Sai Baba. Sie gründete ein eigenes Vedanta-Zentrum in San Francisco, das sie später in die Agoura Hills nordwestlich Los Angeles verlagerte. Gelegentlich trat sie mit ihrem Sohn Ravi auf. Seit 1980 sind nur noch wenige Aufnahmen erschienen, die meist stark durch indische Musik beeinflusst waren, wie das 2004 bei Impulse veröffentlichte Translinear Light, an dem neben Jack DeJohnette, Charlie Haden und James Genus auch ihre Söhne Ravi und Oran Coltrane mitwirkten. Ihre Aufnahmen vertrieb sie ab 2004 nur noch privat und für religiöse Zwecke.
Alice Coltrane war auch entscheidend an der Wiederentdeckung von Aufnahmen des späten John Coltrane (etwa Interstellar Space oder Stellar Regions) beteiligt. Sie wurde zu Beginn des Jahres 2007 mit Lungenproblemen in ein Krankenhaus in Los Angeles eingeliefert, wo sie starb.
Literatur
- Franya Berkman: Monument Eternal: The Music of Alice Coltrane. Wesleyan University Press, Middletown 2010, ISBN 978-0-8195-6925-7
- Alice Coltrane. Communing With the Astral, Spiritual and Tuneful. In: New York Times, 24. Oktober 2006; Besprechung
- Alice Coltrane, Jazz Artist and Spiritual Leader, Dies at 69. In: New York Times, 15. Januar 2007
- Der Schmerz, der zur Erleuchtung führt. In: Berliner Zeitung, 16. Januar 2007
- unterm strich. In: taz, 16. Januar 2007
Weblinks
- Offizielle Website
- Britt Robson, Universal Consciousness: The spiritual awakening of Alice Coltrane, 3. Mai 2016
- Diskografie (Memento vom 12. Oktober 2002 im Internet Archive)
- Alice im Männerland. Zeit online, 16. Januar 2007
- Alice Coltrane bei Discogs
- Alice Coltrane bei AllMusic (englisch)
Anmerkungen
- ↑ Miki Coltrane wurde 1960 geboren, lernte klassische Violine, zog Anfang der 1990er Jahre nach Los Angeles wo sie als Jazz-Sängerin mit dem Pianisten Scott Hiltzik zusammenarbeite und ein Album veröffentlichte, I Think of You (Chartmaker Records 1997). 1996 trat sie mit dem McCoy Tyner Trio auf dem Jazzfestival in Montreux auf. Jazztimes zu Miki Coltrane, 5. Januar 1998. Später heiratete sie und nannte sich Michelle Carbonell-Coltrane.
Personendaten | |
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NAME | Coltrane, Alice |
ALTERNATIVNAMEN | McLeod, Alice (Geburtsname); Swami Turyasangitananda (indischer Name); Turiya (Kurzform des indischen Namens) |
KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanische Jazzmusikerin |
GEBURTSDATUM | 27. August 1937 |
GEBURTSORT | Detroit, Michigan, USA |
STERBEDATUM | 12. Januar 2007 |
STERBEORT | Los Angeles |