Amfissa

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Gemeindebezirk Amfissa
Δημοτική Ενότητα Αμφίσσης
(Αμφίσσα)
Amfissa (Griechenland)
Basisdaten
Staat: Griechenland Griechenland
Region: Mittelgriechenland

f6

Regionalbezirk: Fokida
Gemeinde: Delfi
Geographische Koordinaten: 38° 32′ N, 22° 23′ OKoordinaten: 38° 32′ N, 22° 23′ O
Höhe ü. d. M.: 0–180 m
(Golf von KorinthKrissa)
Fläche: 315,616 km²
Einwohner: 8.370 (2011[1])
Bevölkerungsdichte: 26,5 Ew./km²
Code-Nr.: 310101
Gliederung: f121 Stadtbezirk
7 Ortsgemeinschaften
Lage in der Gemeinde Delfi und im Regionalbezirk Fokida
Datei:DE Amfissis.svg

Die Kleinstadt Amfissa (griechisch Άμφισσα (f. sg.); lat. Amphissa, 13. Jh.-1833 Salona) in der griechischen Region Mittelgriechenland ist seit 2011 Verwaltungssitz und ein Gemeindebezirk der Gemeinde Delfi. Bis dato war sie eine eigenständige Gemeinde, ab 1944 als Stadtgemeinde (dimos) und Hauptstadt der mittlerweile aufgelösten Präfektur Fokida.

Lage und Geographie

Amfissa befindet sich im Norden der Ebene von Krissa an deren Nordwestrand am Fuße des Berges Elatos, einem südöstlichen Ausläufer des Giona-Massivs. Im Osten vom Amfissa grenzt das Parnass-Gebirge die Ebene von Krissa ab. Amfissa befindet sich südlich von Lamia, nordwestlich von Athen, Livadia und Delphi, nordöstlich von Nafpaktos, nördlich von Itea und östlich von Lidoriki. Die Entfernung zu Hafenstadt Itea am Golf von Itea bzw. Golf von Krissa beträgt 13 km in südlicher Richtung und beschreibt auch die Längsausdehnung der Ebene von Krissa. Die Ebene von Krissa samt Amfissa befindet sich in der Präfektur Fokida im mittleren Teil des südlichen griechischen Festlandes am Golf von Korinth.

Geschichte

Amfissa ist bereits seit antiker Zeit besiedelt. Zum Zeitpunkt des Trojanischen Krieges war sie bereits von Ätoliern bewohnt. Als Gründer gelten in der griechischen Mythologie Andraimon (Sohn des Oxylos) oder Amphissa (eine Geliebte des Apollon).[2] Aus mykenischer Zeit stammt das Tholosgrab von Amfissa. Ab dem 8. Jahrhundert v. Chr. sind Handelsbeziehungen mit Korinth und Städten der nordwestlichen Peloponnes (heutiges Achaia) überliefert. Im 7. Jahrhundert v. Chr. wurde Amfissa zu einem Stadtstaat umgestaltet, welcher von den ozolischen Lokrern bewohnt wurde und zugleich Hauptstadt der ozolischen Lokris war. 653 v. Chr. verlassen Einwohner Amfissas und der Umgebung Griechenland und siedeln sich in Süditalien an (Magna Graecia). Sie gründeten dort die Kolonie der episephirischen Lokrer, die heutige italienische Ortschaft Locri. 590 v. Chr. wird die Nachbarstadt Krissa, westlich von Delphi, am Ende des ersten heiligen Krieges (600–590 v. Chr.) durch ein Bündnis von Athen, Sikyon und Thessalien zerstört; Amfissa war an diesem bewaffneten Konflikt in seiner unmittelbaren Nachbarschaft nicht beteiligt. In der Zeit des Zweiten Peloponnesischen Krieges zwischen 431 v. Chr. und 404 v. Chr. beteiligten sich die Einwohner Amfissas auf Seiten Spartas gegen Athen und den Attischen Seebund. 357 v. Chr. ziehen die Einwohner Amfissas gegen die Phoker zur Befreiung Delphis und können Kirrha, die Hafenstadt Delphis zeitweilig erobern, werden von den Phokern unter deren Feldherren Philomelus zurückgeschlagen.[3][4] Die bewaffneten Konflikte mit den östlichen Nachbarn, den Phokern, traten wiederholt auf. Nach dem Tod von Philomelus fielen die Phoker 352 v. Chr. erneut in die ozolische Lokris ein und bedrängten erneut Amfissa.[3] Die Unterstützung Amfissas für die Phoker sowie die landwirtschaftliche Nutzung von Gebieten der Ebene von Krissa, welcher der amphiktyonischen Liga und Delphi ausschließlich zustanden, führt im Rahmen des Vierten Heiligen Krieges 338 v. Chr. zur Zerstörung der Stadt durch den makedonischen König Philipp II.

Nach der Zerstörung 338 v. Chr. durch Philipp II. wurde Amfissa schnell wieder aufgebaut und besiedelt. Sie wird noch im 4. Jahrhundert v. Chr. Mitglied des Aitolischen Bundes und steigt zu einer seiner bedeutendsten Städte auf. Im 3. Jahrhundert v. Chr. steht Amfissa in voller wirtschaftlicher Blüte und prägt sogar eigene Münzen. Unverändert übte sie die Funktion einer Hauptstadt der ozolischen Lokris aus. 190 v. Chr. belagert zunächst der römische Konsul Manius Acilius Glabrio Amfissa, anschließend gelingt auch L. Scipio die Einnahme der Stadt nicht.[5] In den nachfolgenden Jahren, vor allem zwischen 174 und 160 v. Chr. wird Amfissa Schauplatz von Kämpfen zwischen dem dem römischen Reich zugewandten Aitolischen Bund sowie dem Römischen Reich selbst und Makedonien. Die Römer unterwerfen Amfissa endgültig als Bestandteil ihrer römischen Provinz Achaia. 27 v. Chr. nach der Schlacht von Actium gründet Octavian (Kaiser Augustus) die Stadt Nikopolis und befiehlt den Aitoliern eine Umsiedlung in die neu gegründete Stadt. Einige Aitolier widersetzen sich diesem Ansinnen und siedeln nach Amfissa um. Dies führt zu einem massiven Bevölkerungszustrom und macht Amfissa zu einer der größten Städte im römisch besetzten Griechenland. Bereits 180 v. Chr. soll Amfissa nach Angaben des Pausanias angeblich 70.000 Einwohner aufgewiesen haben. Diese Blütezeit unter römischer Herrschaft dauerte mindestens 2 Jahrhunderte.

In der Zeit des byzantinischen Reichs informiert die Chronik von Galaxidi des Mönchs Evthemios über die Geschichte Amfissas. Die Bulgaren überfielen und eroberten Amfissa Ende des 10. Jahrhunderts n. Chr. Im Rahmen des Falls von Konstantinopel im vierten Kreuzzug 1204 und der nachfolgenden Entstehung des lateinischen Kaiserreichs kam Amfissa unter fränkische Herrschaft. Gleichzeitig erfolgte eine Umbenennung Amfissas nach Salona durch Bonifatius von Montferrat, den König des Königreichs Thessaloniki. Salona ist ein auch noch heute (selten) gebräuchlicher Name für Amfissa. Amfissa wurde zum Sitz des Barons von Salona. Für 100 Jahre bis zirka 1304 hielten die Franken die Oberhoheit über Amfissa und errichteten auch in diesem Zeitraum die Burg von Amfissa. Nach den Franken hatten die Katalanen für einige Jahre die Herrschaft über Amfissa inne, bis 1394 die Stadt an das Osmanische Reich fiel. Während der osmanischen Besatzungszeit berichteten Reisende wie William Martin Leake über Amfissa. Amfissa würde von 300 türkischen (osmanischen) und 400 bis 500 griechischen Familien bewohnt. Die unmittelbare Umgebung von Amfissa sei ausschließlich von Griechen bewohnt. Bereits in dieser Zeit waren die Oliven von Amfissa für ihre Qualität berühmt.[6]

Die osmanische Besatzungszeit endet mit Beginn des griechischen Unabhängigkeitskriegs 1821. Am 27. März 1821 ist Amfissa die erste Stadt der osmanischen Provinz Rumelien, welche sich gegen die osmanische Besatzungsmacht unter Führung von Panourgia erhebt. Die Burg von Amfissa fällt den griechischen Unabhängigkeitskämpfern mitsamt 600 osmanischen Soldaten am 10. April 1821 in die Hände und beendet somit die osmanische Besatzung von Amfissa. Dieses Ereignis wird heute noch in Amfissa mit einem Volksfest gefeiert. 1833 wird Salona wieder mit seinem ursprünglichen Namen Amfissa bezeichnet.

Ende April 1941 wird Amfissa im Rahmen des Unternehmens Marita durch die deutsche Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg erobert und anschließend nach der Kapitulation Griechenlands italienischer Besatzung unterstellt. In der Umgebung von Amfissa (Agia Efthimia, Vounichora, Segditsa) kommt es zu Brandschatzungen von Dörfern und Erschießungen als Reaktion auf die rege Partisanentätigkeit. Nach dem Fall Mussolinis 1943 kommt Amfissa unter deutsche Besatzung, die im Oktober 1944 mit dem deutschen Rückzug aus Griechenland endet. Die bereits im Widerstand gegen die italienische und deutsche Besatzung vorteilhafte Landschaft rund um Amfissa, vor allem mit dem schwer zugänglichen Bergmassiv des Giona, ist auch im griechischen Bürgerkrieg zwischen 1946 und 1949 von Bedeutung: Amfissa wird Schauplatz vieler Kämpfe zwischen den linksgerichteten (kommunistischen) Rebellen und der rechtsgerichteten (monarchistisch-nationalistischen) Regierungsarmee.

Bevölkerung und Verwaltungsstruktur

Amfissa war seit 1998 durch das Gemeindereformgesetz Schedio Kapodistrias Verwaltungssitz der Stadtgemeinde Amfissa mit insgesamt 8 Gemeindebezirken, die heute als Ortschaften geführt werden. Diese sind:

  • Amfissa (Άμφισσα)
  • Agia Efthimia (Αγία Ευθυμία)
  • Agios Georgios (Άγιος Γεώργιος)
  • Agios Konstantinos (Άγιος Κωνσταντίνος)
  • Drosochori (Δροσοχώρι)
  • Eleon (Ελαιών)
  • Prosilio (Προσήλιο)
  • Sernikakio (Σερνικάκιο)

Die Bevölkerungsentwicklung Amfissas zwischen 1981 und 2001 verdeutlicht nachstehende Tabelle:

Jahr Einwohnerzahl Stadt Amfissa Änderung Einwohnerzahl Stadtgemeinde Amfissa Änderung
1981 7.156 --- --- ---
1991 7.189 +33 / +0,4 % 9.469 ---
2001 6.946 −243 / −3 % 9.248 −221 / −2 %

Sehenswürdigkeiten

Sehenswürdigkeiten in und um Amfissa sind:

  • Burg von Amfissa
  • „Wolfshöhle“, ein mykenisches Grab im Osten vom Amfissa am Fuße des Hügels Kofina
  • Byzantinische Kirche „Tou Sotiros“ (του Σωτήρος), erbaut 11. Jahrhundert n. Chr., 3 km von Amfissa entfernt
  • Metropolitische Kirche „Evangelismos tis Theotokou“ (Ευαγγελισμός της Θεοτόκου) in der Stadtmitte von Amfissa mit vielen Fresken
  • Frühchristliche Taufbasilika (Βαπτιστήριο) des 3. bis 4. Jahrhunderts n. Chr. neben der metropolitischen Kirche
  • Kirche des Heiligen Georg (Άγιος Γεώργιος) oberhalb der Stadt auf einem Abhang des Parnassos-Gebirges
  • Archäologisches Museum von Amfissa
  • Folklore-Museum von Amfissa
  • Brunnen und andere Bauten aus der osmanischen Besatzungszeit
  • Bauxit-Besucherbergwerk Vagonetto

Titularbistum Salona

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ergebnisse der Volkszählung 2011 beim Nationalen Statistischen Dienst Griechenlands (ΕΛ.ΣΤΑΤ) (Excel-Dokument, 2,6 MB)
  2. Johannes Toepffer: Amphissos. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band I,2, Stuttgart 1894, Sp. 1956 f.
  3. a b Connop Thirlwall. The History of Greece. In Eight Volumes. Volume V. Longman, Brown, Green, Longmans. London, 1855.
  4. George Grote. A History of Greece. Volume XI. John Murray, London. 1853
  5. Walter Raleigh, William Oldys, Thomas Birch. The Works of Sir Walter Ralegh. Volume VII. The history of the world. Oxford University Press, Oxford. 1839
  6. William Martin Leake. Travels in Northern Greece. In Four Volumes. Volume II. J. Rodwell, London. 1835