Amphitheater

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Amphitheater, Nîmes
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Amphitheater in Budapest
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Ein Amphitheater (lateinisch amphitheatrum; von altgriechisch ἀμφιθέατρον) ist ein Rundtheater der römischen Antike, typischerweise ohne geschlossenes Dach, aber unter Umständen mit einem Sonnensegel bestückbar. Um eine rund oder oval angelegte Arena steigen stufenweise Sitzreihen an.

Funktion und Bezeichnung

Als Amphitheater wurde in der Antike zunächst ein Gebäude bezeichnet, bei dem um den Ort einer Vorführung herum (

ἀμφί

) Zuschauerränge (

θέατρον

) errichtet worden waren. Daher wurde die Bezeichnung auch auf den Circus angewandt. Später bezog sie sich lediglich auf die Aufführungsstätte der Gladiatorenkämpfe. Baulich entwickelte sich das Amphitheater unabhängig vom Theater, auch wenn in der Konstruktion des Zuschauerraums (

cavea

) deutliche Anleihen beim antiken Theaterbau bestehen. Im größten Amphitheater der Antike, dem später „Kolosseum“ genannten „Flavischen Amphitheater“ in Rom, fanden bis zu 50.000 Besucher Platz. Die ansteigenden Ränge des Theaters trugen die Bezeichnung

. Bei den meisten Amphitheatern konnte der Zuschauerraum ganz oder zumindest teilweise mit komplizierten Sonnensegeln (

vela

oder

) überdacht werden. Diese Segel wurden an Masten aufgezogen, deren Verankerungen in der oberen Umfassungsmauer lagen.

Geschichte

Im Römischen Reich waren die Amphitheater Schauplätze für Gladiatoren- und Tierkämpfe (

munera et venationes

), aber auch für große Theateraufführungen und sportliche Wettkämpfe. Mit ihnen wurde nach dem Motto „Brot und Spiele“ das Volk bei Laune gehalten. Amphitheater hatten oft eine ausgeklügelte Bühnentechnik, mit der die Aufbauten in den Untergrund abgesenkt werden konnten, oder waren sogar komplett mit Wasser füllbar.

Zur Zeit Gaius Iulius Caesars wurden Amphitheater in Rom noch aus Holz gebaut und nach den Wettkämpfen wieder abgerissen. Um etwa 27 n. Chr. stürzte eine solche Tribüne in Fidenae (nördlich im Umland von Rom) ein, wobei tausende Menschen ums Leben kamen.[1] Dies führte dazu, dass zukünftig Tribünen nur noch auf festem Untergrund gebaut werden durften, bis schließlich zu steinernen Amphitheatern übergegangen wurde. Doch selbst das im Jahr 57 errichtete Amphitheatrum Neronis war noch ein reiner Holzbau.

In Kampanien gab es bereits in der späten Republik erste Amphitheater aus Stein. In Pompeji wurde das älteste dieser Art (um 60 v. Chr.) gefunden. Es wurde als

spectacula

bezeichnet. Die Bezeichnung mit dem griechischen Wort „Amphitheater“ findet sich zuerst bei Strabon, auch Flavius Josephus erwähnt es im Zusammenhang mit Herodes’ Bautätigkeit um 25 v. Chr. Die älteste Nennung des Wortes in griechischer Sprache stammt aus dem libyschen Berenike aus der Zeit um 8 bis 6 v. Chr.[2] Die weitaus meisten heute bekannten Amphitheater befanden sich im Westen des Römischen Reiches und wurden zwischen dem 1. und 3. Jahrhundert n. Chr. errichtet. Aus dem griechischen Osten des Imperiums sind nur wenige Beispiele bekannt.

Zuschauer

Die Zuschauer schlossen hohe Wetten auf ihre Kämpfer ab und engagierten sich sehr für sie. Dadurch kam es oft zu Rivalitäten und Auseinandersetzungen. Bei Ausschreitungen verhängten die Sponsoren Platzsperren.

Spätere Bauten

Später (zur Barockzeit) gab es auch in Deutschland Anlagen, die sich an der Form des antiken Amphitheaters orientierten und der Veranstaltung von Tierkämpfen dienten, so unter anderem in Berlin (der sogenannte „Hetzgarten“), in Königsberg, in Nürnberg („Fechthaus“) und in Wien („Hetztheater“). In architektonischer Hinsicht sind die bekanntesten Nachfolgebauten die spanisch-portugiesischen Stierkampfarenen des 18. bis 20. Jahrhunderts und die über die ganze Welt verbreiteten Sportstadien der Neuzeit.

Siehe auch

Literatur

Allgemein

  • Augusta Hönle, Anton Henze: Römische Amphitheater und Stadien. Gladiatorenkämpfe und Circusspiele. Atlantis-Verlag, Zürich u. a. 1981, ISBN 3-7611-0627-0 (Edition antike Welt).
  • Jean-Claude Golvin: L’ amphithéâtre romain. Essai sur la théorisation de sa forme et de ses fonctions. 2 Bände. Boccard, Paris 1988 (Publications du Centre Pierre Paris 18, 1–2, ISSN 0339-1736).
  • Claude Domergue (Hrsg.): Gladiateurs et amphithéatres. Actes du colloque tenu à Toulouse et à Lattes les 26, 27, 28 et 29 mai 1987. Éditions Imago, Lattes 1990, ISBN 2-9501586-6-8 (Spectacula 1).
  • Jean-Claude Golvin, Christian Landes: Amphithéâtres & gladiateurs. Presses du CNRS, Paris 1990, ISBN 2-87682-046-3.
  • Inge Nielsen: Amphitheatrum. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 1, Metzler, Stuttgart 1996, ISBN 3-476-01471-1, Sp. 619–624.
  • David Lee Bomgardner: The story of the Roman amphitheatre. Routledge, London u. a. 2000, ISBN 0-415-16593-8.
  • Adriano La Regina (Hrsg.): Sangue e Arena. Mailand, Electra 2001, ISBN 88-435-7981-9 (Ausstellungskatalog, Rom, Colosseum, 22. Juni 2001 – 7. Januar 2002).
  • Katherine E. Welch: The Roman amphitheatre. From its origins to the Colosseum. Cambridge University Press, Cambridge u. a. 2007, ISBN 978-0-521-80944-3.
  • Paul Jonas Meier: Amphitheatrum. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band I,2, Stuttgart 1894, Sp. 1959–1962.

Amphitheater in einzelnen Gegenden

  • Jean-Claude Lachaux: Théatres et amphithéatres d’Afrique proconsulaire. Edisud, Aix-en-Provence 1979.
  • Dorin Alicu, Coriolan Opreanu: Les amphithéâtres de la Dacie romaine. Editura Napoca Star, Cluj-Napoca 2000, ISBN 973-9455-62-X.
  • Marin Buovac: Amphitheatres in the Republic of Croatia. 13th Annual Meeting of the European Association of Archaeologists, Sveučilište u Zadru, Zadar 2007.
  • Thomas Hufschmid: Amphitheatrum in Provincia et Italia. Architektur und Nutzung römischer Amphitheater von Augusta Raurica bis Puteoli (= Forschungen in Augst. Band 43). 3 Bände. Römermuseum, Augst 2009, ISBN 978-3-7151-0043-2 (Digitalisate: Band 1, Band 2, Band 3).

Weblinks

Commons: Amphitheater – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Amphitheater – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
  • amphi-theatrum.de der Direktion Landesarchäologie Mainz (nach Ländern sortierte und umfassende Sammlung zu Amphitheatern der Antike).

Einzelnachweise

  1. Sueton (Tiberius 40) spricht von 20.000 Opfern, Tacitus (Annales 4, 62) nennt 50.000.
  2. Shimon Applebaum: Jews and Greeks in Ancient Cyrenaica. Brill, Leiden 1979, S. 165.