Andreas Peter von Hesse

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Andreas Peter von Hesse (Gemälde 1766 von Johann Ludwig Strecker)
Frederike von Hesse, geb. Flachsland (Gemälde 1766 von Johann Ludwig Strecker)

Andreas Peter Hesse, ab 1770 von Hesse (* 12. März 1728 in Darmstadt; † 9. September 1803 ebenda) war Jurist, hessen-darmstädtischer Staatsmann, Wirklicher Geheimer Rat sowie Staatsminister und über seine Gattin ein Schwager des Geschichts- und Kultur-Philosophen Johann Gottfried Herder.

Herkunft

Er war der jüngste Sohn des Darmstädter Hofkriegsrats Ernst Christian Hesse (1676–1762), eines begabten Geigers, der die Hofkapelle leitete, mit dessen zweiter Frau, der Sängerin Johanna Elisabeth Doebricht. Allein aus dieser Ehe hatte Ernst Christian Hesse 14 Kinder. Seine erste Ehe schloss Hesses Vater mit Anna Katharina Merck (1683–1713), einer Tochter des Apothekers Georg Friedrich Merck. Konrad Friedrich Hesse, Konsulent in Worms und Bruder des Staatsministers Andreas Peter Hesse, ist wiederum mit Anna Katharina (1731–1795) der Tochter von Johann Franz Merck verehelicht gewesen.[1]

Friedrich Carl von Moser ließ die Verwandtschaftsbeziehungen seines Rivalen Hesse genau ausleuchten und stieß dabei auf eine nahezu 100 Personen umfassende, die gesamte hessen-darmstädtische Bürokratie beherrschende Beamtenfamilie, der auch Johann Heinrich Merck zugerechnet wurde.[2]

Leben

Andreas Peter von Hesse wurde 1751 als Lic. iur. zum Rat des damaligen Erbprinzen Ludwig IX. ernannt. Fortan war er als Staatsmann für die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt tätig. Hesse war einer der wichtigsten Minister der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt. 1761 heiratete er in Pirmasens seine Frau, Frederike Flachsland (1744–1801), eine der Schwestern von Herders späterer Ehefrau Karoline.

Um 1766 wurden Hesse und seine Frau vom Darmstädter Hofmaler Johann Ludwig Strecker, einem Freund der Familie, porträtiert. Am 17. März 1770[3] verlieh Kaiser Joseph II. ihm und seinen Nachkommen den Adelsstand.

Um 1772 fand seine Schwägerin Ernestine Rosine Flachsland, eine Mätresse des Landgrafen Ludwig IX., mit ihrer kleinen Tochter Unterschlupf in seinem Hause. Über Ernestine, die 1761 einen natürlichen Sohn des Landgrafen gebar, war Hesse in gewissem Sinne auch dessen Schwager. Ebenfalls wohnte seit dem Tod der Mutter Hesses Schwägerin Karoline in seinem Hause, die am 2. Mai 1773 Johann Gottfried Herder heiratete.

1778–1781 und erneut 1797–1803 (teils kommissarisch) war Hesse Präsident des Oberappellationsgerichts Darmstadt. Ab 1780 wurde Hesse der Nachfolger des unter seiner tatkräftigen Mitwirkung gestürzten Friedrich Carl von Moser als Präsident des Staatsministeriums (Geheime Ratskollegium), dessen Leiter er sodann bis zu seinem Tode 1803 blieb und dem neben ihm noch Wilhelm Adolf Miltenberger und Jakob Christian Klipstein angehörten.

Hesse ist der Schwiegervater des Wirklichen Geheimem Rats Ernst Schleiermacher gewesen. Seine Ehe mit Frederike Flachsland wird als unglücklich beschrieben.[4]

Quellen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Johann Heinrich Merck: Johann Heinrich Merck Briefwechsel. Hrsg.: Ulrike Leuschner, Julia Bohnengel, Yvonne Hoffmann und Amélie Krebs. Band 1. Wallstein Verlag, Göttingen 2007, ISBN 978-3-8353-0105-4, S. 114.
  2. Robert Seidel: Literarische Kommunikation im Territorialstaat. Funktionszusammenhänge des Literaturbetriebs in Hessen-Darmstadt zur Zeit der Spätaufklärung. Max Niemeyer Verlag, Tübingen 2003, ISBN 3-11-093937-1, S. 231.
  3. Österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel RAA 183.38 Hesse, Andreas Peter, fürstlich hessen-darmstädter erster geheimer Rat, Adelsstand, „von“, privilegium denominandi, Lehenberechtigung (archivinformationssystem.at)
  4. Gunter E. Grimm: „Halb zog sie ihn, halb sank er hin ...“ Lektüre im Briefwechsel zwischen Johann Gottfried Herder und Caroline Flachsland. In: Wolfgang Adam, Markus Fauser (Hrsg.): Geselligkeit und Bibliothek. Lesekultur im 18. Jahrhundert. Band 4 – Schriften des Gleimhauses Halberstadt. Wallstein Verlag, Göttingen 2005, ISBN 3-89244-833-7, S. 116.