Andromachos der Ältere

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Moyse Charas Theriaque d’Andromachus (1668)

Andromachos, genannt der Ältere, (altgriechisch Ἀνδρόμαχος Andrómachos, lateinisch Andromachus) war ein aus Kreta stammender griechischer Arzt des 1. Jahrhunderts n. Chr. Laut Galenos hatte er unter dem römischen Kaiser Nero die Stellung eines Archiaters, das heißt des Leibarztes (

Ἀνδρόμαχος ὁ Νέρωνος ἀρχιατρὸς

).[1]

Als Arzt beschäftigte sich Andromachos vornehmlich mit Antidota gegen tierische Gifte. Berühmt wurde sein Galene genanntes Gegengift, über das er ein 87 elegische Distichen umfassendes und bei Galenos überliefertes Lehrgedicht verfasste.[2] Mit dieser Rezeptur ist die Einführung des Begriffs Theriak für derartige Gegengifte verbunden.[3] In dem Gedicht stellt er sich selbst in die Tradition des Nikandros aus Kolophon, eines Arztes des 2. Jahrhunderts v. Chr., der sich ebenfalls mit Tiergiften befasst und Lehrgedichte darüber verfasst hatte.[4] Andromachos widmet sich in dem Gedicht vor allem der Beschreibung der einzelnen Zutaten, sein Interesse ist darauf gerichtet, eine tatsächlich nachvollziehbare und umsetzbare Gebrauchsanleitung zu bieten.

Die Rezeptur gewann derartige Berühmtheit, dass es laut Galenos das bis dahin wirksamste Antidot, das im 1. Jahrhundert v. Chr. entwickelte Mithridatikum des pontischen Königs Mithridates VI. Eupator,[5] an Bedeutung ablöste.[6] Sein umstrittenster Bestandteil war eine Zubereitung aus Vipern. Bis ins 16. Jahrhundert galt es als wichtiges Gegenmittel bei Vergiftungen nach Tierbissen,[7] seine Wirkung und Herstellung wurde auch danach diskutiert.[8] Andromachos’ Sohn war Andromachos der Jüngere, der ebenfalls als Arzt wirkte und sich etwa der Augenheilkunde, aber auch den Gegengiften und der Pharmakologie widmete.

Literatur

Anmerkungen

  1. Galenos, De antidotis 1,1 (14,2 Kühn).
  2. Galenos, De antidotis 1,6 (14,32–42 Kühn); zum Gedicht siehe Ernst Heitsch: Überlieferungsgeschichtliche Untersuchungen zu Andromachos, Markellos von Side und zum Carmen de virbus herbarum. In: Nachrichten der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen. 1963, Nr. 2, S. 25–49, und Bernd Effe: Dichtung und Lehre. Untersuchungen zur Typologie des antiken Lehrgedichts (= Zetemata. Band 69). C. H. Beck, München 1977, S. 194–196.
  3. Gundolf Keil: Theriak. In: Werner E. Gerabek (Hrsg.): Enzyklopädie der Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin 2004, S. 1393 f.
  4. Bernd Effe: Dichtung und Lehre. Untersuchungen zur Typologie des antiken Lehrgedichts (= Zetemata. Band 69). C. H. Beck, München 1977, S. 196.
  5. Zum Mithridatikum siehe Laurence M. V. Totelin: Mithradates’ Antidote: A Pharmcological Ghost. In: Early Science and Medicine. Band 9, Nummer 1, 2004, S. 1–19, und Gundolf Keil: Mithridatikum. In: Werner E. Gerabek (Hrsg.): Enzyklopädie der Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin 2004, S. 1000 f.
  6. Galenos, De antidotis 1,1 (14,2 f. Kühn); siehe auch Jutta Kollesch, Diethard Nickel: Antike Heilkunst. Ausgewählte Texte aus den medizinischen Schriften der Griechen und Römer. 6. Auflage. Philipp Reclam jun., Leipzig 1989, ISBN 3-379-00411-1, S. 164–165 (deutsche Übersetzung).
  7. Gundolf Keil: Mithridatikum. In: Werner E. Gerabek (Hrsg.): Enzyklopädie der Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin 2004, S. 1000 f.
  8. Siehe etwa Georg Bartisch. Warhafftige, eigentliche vnd ausführliche Beschreibung der vielfeltigen Krafft, Tugend, Wirckung vnd Nutzbarkeit des edlen hochnutzlichen vnd furtrefflichen Confects oder Latwergen des grossen Theriacks Andromachi ... Dresden 1602 (Digitalisat), und Moyse Charas. Histoire naturelle des animaux, des plantes, & des minéraux qui entrent dans la composition de la Thériaque d’Andromachus, dispensée et achevée publiquement à Paris, par Moyse Charas, l’un des Apoticaires de Monsieur le Duc d’Orléans Frère unique du Roy. Avec les reformations & les observations de l’auteur, tant sur l’élection, et sur la préparation, que sur le dernier mélange de tous les ingrédients de cette composition. Olivier de Varennes, Paris 1668 (Digitalisat).