Arno Tausch
Arno Tausch (* 11. Februar 1951 in Salzburg, Österreich) ist ein österreichischer Politologe und einer der Gründer der quantitativen Weltsystems- und Entwicklungsforschung in Europa. Sein Forschungsprogramm ist auf die Weltsystemtheorie, die Dependenztheorie, sowie die Globalisierungskritik ausgerichtet. Er ist Universitätsdozent für Politikwissenschaft an der Universität Innsbruck, sowie Gastprofessor der Wirtschaftswissenschaften an der Corvinus-Universität in Budapest sowie war regelmäßiger Lehrbeauftragter am „Institut für Internationale Entwicklung“ an der Universität Wien. Seit kurzem ist er Gastprofessor für Politikwissenschaft und Governance an der University of the Free State in Bloemfontein, Südafrika.[1]
Leben
Tausch promovierte in Politikwissenschaft an der Universität Salzburg im Jahr 1976 und erhielt seine Habilitation von der Universität Innsbruck. Seine Habilitations-Kommission wurde von Anton Pelinka geleitet, externe Gutachter waren u. a. Ulrich Albrecht und Wilfried Röhrich. Externe Stellungnahmen wurden u. a. auch von Karl Wolfgang Deutsch von der Harvard University vorgelegt.[2]
Nach seinem Studium an der Universität Salzburg erhielt er im Herbst 1977 eine Stelle als Assistenz-Professor für Politikwissenschaft an der Universität Innsbruck. Er war von 1992 bis 1999 österreichischer Diplomat im Ausland und hatte den Rang eines Arbeits- und Wanderungsattachés, später wurde er Botschaftsrat für Arbeit und Migration. Ebenfalls war er Visiting Associate Professor am Department of Political Science, University of Hawaii at Manoa und Gastwissenschaftler am International Institute for Comparative Social Research, Science Center, West-Berlin (heute: WZB – Wissenschaftszentrum Berlin).
Arno Tausch ist verheiratet und hat drei Töchter.
Wissenschaftliche Arbeit
Tausch befasst sich in seinen Untersuchungen mit empirischen Analysen über Globalisierung, Dependenztheorie und der Weltsystemtheorie, der sozialen Entwicklung in Europa, vor allem in Osteuropa und in der muslimischen Welt. Seine Forschung begann mit einem Umdenken in der Dependenztheorie durch quantitative Daten und statistische Analysen und Arbeiten über die Armut in den führenden Industrieländern. Die empirische Analyse der Abhängigkeit, Einkommensungleichheit und sozialen Entwicklung in vielen Ländern der Erde war das Thema seiner Dissertation Die Grenzen der Wachstums-Theorie an der Universität Salzburg.[3]
Seine Habilitationsschrift an der Universität Innsbruck basiert auf multiplen Regressions-Modellen der globalen Entwicklung.[4] Diesen Ansatz vervollständigte Tausch später in Towards a Socio-Liberal Theory of World Development (1993).[5]
Mit Stand Juni 2022 publizierte er 25 Bücher in Englisch, zwei in Französisch und acht in Deutsch, sowie über 100 Artikel in Fachzeitschriften, sowie Artikel in Tageszeitungen. Er ist Redaktionsmitglied mehrerer internationaler sozialwissenschaftlicher Fachzeitschriften.
Ehrungen und Auszeichnungen
1998 wurde seine Veröffentlichung Towards a Socio-Liberal Theory of World Development (1993) von der US-Vereinigung der Hochschul- und Forschungs-Bibliotheken (ACRL) als eines der Outstanding Academic Books in der Periode 1993–1998 ausgezeichnet.[6]
Publikationen (Auswahl)
- Armut und Radikalität? Soziologische Perspektiven zur Integration der Muslime in Europa. Europäischer Hochschulverlag 2013. ISBN 3-94148276-9
- Dar Al Islam, The Mediterranean, the World System and the Wider Europe. Nova Science Publishers. 2005.
- Jenseits der Weltgesellschaftstheorien. 2. bearb. Aufl. 1991. ISBN 3-92677726-5
- What 1.3 Billion Muslims Really Think. Nova Science Publishers 2009.
- Russlands Tretmühle. Kapitalistisches Weltsystem, lange Zyklen und die neue Instabilität im Osten. Kindle Lese-App. ISBN 3-92677729-X
- Produktivkraft soziale Gerechtigkeit?. Europa und die Lektionen des "pazifischen Modells". Kindle Lese-App. ISBN 3-92677730-3
- Jenseits der Weltgesellschaftstheorien : Sozialtransformationen u.d. Paradigmenwechsel in d. Entwicklungsforschung (= Beiträge zur Soziologie und Sozialkunde Lateinamerikas, Band 40) [Sozialwiss. Inst., Univ. Erlangen-Nürnberg], Fink, München 1987, ISBN 3-7705-2423-3.
Einzelnachweise
- ↑ ufs.ac.za
- ↑ Externe Stellungnahmen zur Habilitation, zuletzt abgerufen am 13. Februar 2014.
- ↑ Arno Tausch: Die Grenzen der Wachstumstheorie. Wiener Institut für Entwicklung, 1976.
- ↑ Besprechungen u. a. durch Michael Nollert in Schweizerische Zeitschrift für Soziologie, 1988, 14, 2: S. 354–359; durch Hans-Heinrich Nolte in Das Argument, 1989, 173, S. 134–136; durch Kunibert Raffer in: Vierteljahresberichte. Probleme der Internationalen Zusammenarbeit der (Friedrich-Ebert-Stiftung), 117, September 1989, S. 311–313 sowie Wirtschaft und Gesellschaft, 1988, 14, 4, S. 567–570.
- ↑ Political Studies, 1995, 43, 4, S. 730–731 (zitiert nach dem book review of Towards a Socio-Liberal Theory of World Development, 1993)
- ↑ 1998. ACRL Choices outstanding academic books, 1992–1997, Rebecca Ann Bartlett.
Weblinks
- Literatur von und über Arno Tausch im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Tauschs Webseite
- OCLC Classify - Presence in global libraries
Siehe auch
Personendaten | |
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NAME | Tausch, Arno |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Politikwissenschaftler |
GEBURTSDATUM | 11. Februar 1951 |
GEBURTSORT | Salzburg |