Arnold Winkelried

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Winkelried, Zeichnung von Johann Heinrich Füssli (ca. 1750)
Winkelrieds Tod bei Sempach, Gemälde von Konrad Grob

Arnold Winkelried oder Arnold von Winkelried († angeblich 9. Juli 1386 in Sempach) ist eine mythische Figur, die in der Geschichte der Schweiz eine Rolle spielt.

Legende

Er soll am 9. Juli 1386 bei der Schlacht bei Sempach ein Bündel Lanzen der habsburgischen Ritter gepackt und, sich selbst aufspiessend, den Eidgenossen eine Bresche geöffnet haben. Sein Opfer soll der Schlüssel zum eidgenössischen Sieg gegen die Habsburger unter Herzog Leopold III. gewesen sein. Der Legende nach soll er vorher noch die Worte «Sorget für mein Weib und Kind» gesagt haben. Die erste Erwähnung eines derartigen Helden, allerdings noch ohne Namen, war 1476 in der Zürcher Chronik. Sie schildert die bewundernswerte Tat «eines getreuen Mannes» auf Seiten der Eidgenossen. In Tschudis Chronicon Helveticum taucht dieser in der Vorversion 1563 zuerst als «Arnold Winckelriet» auf, in der Ausgabe von 1564 ist er dann «Herr Arnold von Winckelriet, Ritter».

Historische Person

Am 1. Mai 1367 findet sich der Name Erni Winkelried in einer wohlerhaltenen Urkunde, aber nur dieses einzige Mal.[1]

Es ist aber auch möglich, dass der Held Arnold von Winkelried von Aegidius Tschudi als Hommage an den real existierenden Hauptmann Arnold Winkelried († 27. April 1522 bei der Schlacht bei Bicocca)[2] benannt wurde.

Die Berner Chronik von Diebold Schilling dem Älteren und die Tschachtlanchronik von Bendicht Tschachtlan, die zwischen 1470 und 1513 entstanden sind und detaillierte Beschreibungen der Schlacht von Sempach enthalten, erwähnen noch keinen derartigen Helden.

Abstammung

Die Winkelriede waren in Stans ein bekanntes Geschlecht bis ins 15. Jahrhundert. In Liebenaus Werk wird Arnold von Winkelried mit Heinrich von Winkelried in Verbindung gebracht. «Der Enkel eines Ritters, ein einfacher Landmann (so nennt ihn Johann von Rudenz 1381).»[3]

Heldenkult im 19. und 20. Jahrhundert

Das Winkelrieddenkmal von Ferdinand Schlöth in Stans, dem Hauptort des Kantons Nidwalden.

Im 19. Jahrhundert setzte eine regelrechte Heldenverehrung ein. Im Sonderbundskrieg wurde er zum einigenden Schutzpatron der zerstrittenen Eidgenossen, nach der Gründung des Bundesstaates 1848 machten Lieder über ihn die Runde. Im Drama «Kordian» von Juliusz Słowacki (1833), einem Meisterwerk der polnischen Literatur des 19. Jahrhunderts, im Monolog, gesprochen auf der Spitze des Mont Blanc, nennt der Titelheld das unterjochte Polen «Winkelried der Völker». Für die Villa Charlottenfels schuf Hans Bendel das Fresko «Trauer um Winkelried». In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden sowohl diverse kantonale als auch eine eidgenössische Winkelriedstiftung gegründet, welche zur Unterstützung von im Dienst verletzten Wehrmännern bzw. von deren Familien dienen sollten.[4]

Vor dem Zweiten Weltkrieg spielte er eine wichtige Rolle innerhalb der geistigen Landesverteidigung der Schweiz. Ende 1944 prägte Karl Dönitz, Oberbefehlshaber der deutschen Kriegsmarine, den Begriff des «Winkelried». Dieser Ehrenname war für all jene Angehörigen der Kleinkampfverbände der Kriegsmarine geprägt worden, die sich im Einsatz willentlich «für Führer, Volk und Vaterland» in voller Suizidbereitschaft opferten.

1970 pries der rechtspopulistische Schweizer Nationalrat James Schwarzenbach auf dem Schlachtfeld von Sempach den versammelten Anhängern seine Überfremdungsinitiative als «Winkelriedstat».

In Stans steht heute, in einer kapellenartigen Nische, das 1865 von Ferdinand Schlöth geschaffene Winkelrieddenkmal. Eine Gedenktafel für ihn befindet sich in der Walhalla in Donaustauf. Das Rathausmuseum Sempach zeigt in seiner Ausstellung neben der Schlachtgeschichte auch den Mythos um den Schlachthelden.

Literatur

  • Paul Hilber: Wilhelm Tell, Arnold von Winkelried, Niklaus von der Flüe: Drei Heroen der Urschweiz. Räber, Luzern 1929.
  • Hermann von Liebenau: Arnold Winkelried, seine Zeit u. seine That. Aarau 1862.
  • Hermann von Liebenau: Die Winkelriede von Stans bis auf Arnold Winkelried den Helden von Sempach. Nebst Beilagen (13 gedruckten Urkunden). Zürich 1856.
  • Guy P. Marchal et al.: Arnold von Winkelried. Mythos und Wirklichkeit. Nidwaldner Beiträge zum Winkelriedjahr 1986. Historischer Verein Nidwalden, Stans 1986.
  • Guy P. Marchal: Schweizer Gebrauchsgeschichte. Geschichtsbilder, Mythenbildung und nationale Identität. Schwabe, Basel 2006, S. 305 ff, ISBN 978-3-7965-2242-0.
  • Bruno Meyer: Sempach und Winkelried. Mühlemann, Weinfelden 1989, ISBN 3-85809-064-6.
  • Heinrich Thommen: Die Schlacht von Sempach im Bild der Nachwelt. Ausstellung im Stadthaus und Ochsentor in Sempach, 21. Juni – 12. Oktober 1986 aus Anlass des Jubiläums 600 Jahre Schlacht bei Sempach, 600 Jahre Stadt und Land Luzern, herausgegeben von der Jubiläumsstiftung 600 Jahre Schlacht bei Sempach und 600 Jahre Stadt und Land Luzern. Lehrmittelverlag, Luzern 1986, ISBN 3-271-00009-3.
  • Winkelried, Arnold von. In: Encyclopædia Britannica. 11. Auflage. Band 28: Vetch – Zymotic Diseases. London 1911, S. 730 (englisch, Volltext [Wikisource]).

Weblinks

Commons: Arnold Winkelried – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Siehe dazu die Beilage XII aus Hermann von Liebenau: Die Winkelriede von Stans. 1856.
  2. Andreas Waser: Arnold Winkelried. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 2. Dezember 2013, abgerufen am 22. November 2021.
  3. Hermann von Liebenau: Die Winkelriede von Stans. 1856, S. 48.
  4. Hervé de Weck: Winkelriedstiftung. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 6. November 2013, abgerufen am 20. Oktober 2020.