Atomzeitalter

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Atomzeitalter (englisch: atomic age) wird die geschichtliche Epoche genannt, die auf die Entdeckung der Kernspaltung des Uranatoms durch Otto Hahn und Lise Meitner (1938) bzw. auf den ersten Einsatz einer Atombombe (1945) folgte. Das Atomzeitalter ist durch die Möglichkeit gekennzeichnet, die Kernspaltung zu militärischen (Atomkrieg bzw. atomare Abschreckung) oder zu zivilen Zwecken (Atomkraft) zu nutzen. Der Wunsch nach einem Ende des Atomzeitalters hat insbesondere im Ausstieg aus der Atomkraft in einigen Ländern Gestalt angenommen. Zugleich besitzen die „Alt-Atommächte“ immer noch für eine atomare Abschreckung ausreichende Kernwaffenarsenale, und die Zahl der Atommächte nimmt zu. Viele Staaten reagieren auf Reaktorkatastrophen und die Langzeitrisiken atomarer Strahlung nicht mit der Schließung ihrer Atomkraftwerke bzw. mit dem Ersatz alter, störanfälliger Anlagen durch neue, sicherere Anlagen. Ein „Ende des Atomzeitalters“ ist also nicht in Sicht.

Kernwaffen und ihre Funktion

Atombomben setzen in einem vor dem Atomzeitalter unbekannten Ausmaß Energie frei. Diese wird in Form von Hitze, Druck und radioaktiver Strahlung wirksam. In einem weltweiten thermonuklearen Krieg würden ganze Kontinente mit Flächenbränden überzogen, die weltweit zu einem nuklearen Winter mit sonnenundurchlässigen Rauchwolken und Temperaturen unterhalb des Gefrierpunktes führen würden. Lebensmittelrationen etwaiger Überlebender könnten nach ihrem Verbrauch nicht (hinreichend) durch neue Ernten ersetzt werden, und die Überlebenden würden an der Erdoberfläche konstant einer hohen Strahlendosis ausgesetzt sein, die sie krank machen und ihr Erbgut schädigen würde. Ein langfristiges Überleben der Menschheit wäre damit ausgeschlossen. Die Aussage, ein globaler Atomkrieg führe zu einer „Vernichtung der Menschheit“ (nuklearer Holocaust), ist also keine übertriebene Befürchtung.

Ära des Ost-West-Konflikts

Mit dem „Gleichgewicht des Schreckens“, das seit 1949 bestand (dem Zeitpunkt der ersten Zündung einer sowjetischen Atombombe), wurden auch Hoffnungen verbunden. Der Politologe und Friedensforscher Klaus Jürgen Gantzel zieht diesbezüglich die Lehre des Militärtheoretikers Carl von Clausewitz heran, der den Krieg erstens als „eine bloße Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln“ ansah[1] und zweitens bemerkte, in Kriegen gehe es darum, dass der Stärkere in einem „erweiterte[n] Zweikampf“[2] den Schwächeren besiege, wonach jener diesem seinen Willen aufzwingen könne. Im Atomzeitalter jedoch sei unter den Bedingungen des atomaren Rüstungswettlaufs der Supermächte während der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts das Overkill-Potential so groß geworden, dass die Menschheit bereits vernichtet wäre, bevor das Arsenal beider Seiten erschöpft wäre. Dadurch habe die Kategorie des Sieges ihren Sinn verloren; es gäbe keine Kriegsgewinner mehr und damit auch keinen Anreiz, einen Krieg zu beginnen. „Daß mit solchen Massenvernichtungswaffen keine Politik mehr zu machen sei, könnte als tiefere Einsicht hinter den Verabredungen zwischen Reagan und Gorbatschow am 10. Oktober 1986 in Reykjavik gestanden haben, mit denen sie das Ende des Ost-West-Konflikts und erste wirkliche Abrüstungsschritte einläuteten, was immer die unmittelbaren Interessen der beiden Supermachtführer und ihrer Berater gewesen sein mögen...“[3]

Die neue Dimension des Atomzeitalters besteht also darin, dass zwei Staaten, die beide Atomwaffen besitzen, nicht mehr auf das Instrument des Kräftemessens im Krieg gegeneinander zurückgreifen können, ohne das Risiko der raschen und völligen Vernichtung der eigenen Bevölkerung, wenn nicht der ganzen Menschheit in Kauf zu nehmen. Die auf der Konferenz von Jalta beschlossene Aufteilung der Welt, die sogenannte „bipolare“ (an den „Polen“ Washington und Moskau als Machtzentren orientierte) Welt, hatte während der Dauer des Kalten Krieges im Wesentlichen Bestand, was einige als Erfolg der atomaren Abschreckung,[4][5] andere als glücklichen Zufall bewerten.[6][7]

„atomwaffen a–z.info“ weist darauf hin, dass seit 1953 ständig das „nukleare Tabu“ von Politikern und Militärstrategen in Frage gestellt worden sei, wonach Atomwaffen nicht dem Zweck dienten, eingesetzt zu werden, sondern lediglich abschreckend wirken sollten.[8]

Nicht nur Emissionen aus Atomkraftwerken, sondern auch die zahlreichen von den Nuklearmächten durchgeführten Kernwaffentests trugen zu einer (insbesondere bei oberirdischen Tests erheblichen) Freisetzung von Radioaktivität in die Umwelt bei.

Das Ende des Kalten Krieges wurde durch den Abschluss des INF-Vertrags (des Washingtoner Vertrags über nukleare Mittelstreckensysteme) eingeleitet. Dieser Vertrag wurde am 8. Dezember 1987 von dem US-Präsidenten Ronald Reagan und Michail Gorbatschow, dem Generalsekretär der KPdSU, unterzeichnet; er trat am 1. Juni 1988 in Kraft. Mit dem Vertrag wurde die Abrüstung aller Mittelstreckenraketen der USA und der Sowjetunion mit einem Reichweitenbereich von 1000 bis 5500 Kilometer und aller Kurzstreckenraketen mit einem Reichweitenbereich von 500 bis 1000 Kilometer vereinbart.

Entwicklung ab 1990

Mit dem Ende des Ost-West-Konflikts und den begleitenden atomaren Abrüstungsinitiativen der seinerzeitigen Supermächte nahmen zunächst die Hoffnungen auf Vermeidung des atomaren Holocaust zu. Zusätzlich stimuliert wurden sie unmittelbar nach dem Amtsantritt des US-amerikanischen Präsidenten Barack Obama, der das „Ziel einer Welt ohne Nuklearwaffen“ zu seinem Programm machte.[9] Für Präsident Obama rangierte 2009 unter allen internationalen Sicherheitsproblemen der Nuklearterrorismus auf Platz eins der internationalen Gefahrenliste.[10] Bereits 2007 hatten vier US-amerikanische Realpolitiker eine „nuklearwaffenfreie Welt“ gefordert, darunter der lange Zeit als „Falke“ geltende ehemalige Außenminister Henry Kissinger.[11] Michael Rühle stellte die Forderung 2008 in den Kontext eines von ihm erkannten „zweiten Nuklearzeitalters“. Dieses sei geprägt durch eine „Zunahme ‚virtueller‘ Nuklearmächte, die ihr ziviles Nuklearprogramm binnen kürzester Zeit militärisch nutzen können“, sowie durch die wirtschaftliche Globalisierung. So könne z. B. ein „Staat, der sich ganze Zentrifugen oder sogar Baupläne von Sprengköpfen beschaffen will,“ diese „auf dem Schwarzmarkt erwerben oder von anderen nuklearen Emporkömmlingen, etwa im Austausch gegen die Lieferung von eigenen ballistischen Raketen, erhalten.“[12]

Der nach dem Kalten Krieg begonnene Abrüstungsprozess ist 2014 praktisch vollständig zum Erliegen gekommen. Stattdessen hatten die Atommächte umfangreiche Modernisierungsprogramme begonnen, um neue, bessere Atomwaffen zu entwickeln und die Einsatzbereitschaft auf Jahrzehnte hin sicherzustellen.[13] Im Kontext der Ukraine-Krise bekräftigte Egon Bahr am 8. Mai 2014 mit Bezug auf Russland die seiner Ansicht nach andauernde Gültigkeit der Erkenntnis, dass im Atomzeitalter keine Atommacht „siegen“ könne und dass das allen Atommächten klar sei.[14]

Frank Sauer hielt bereits 2008 den Nichtgebrauch von Nuklearwaffen seit 1945 keineswegs für selbstverständlich, sondern für erklärungsbedürftig.[15] Insbesondere müsse geklärt werden, welche Folgen die Tatsache habe, dass die Welt seit 1990 nicht mehr bipolar (an den „Polen“ Washington und Moskau ausgerichtet) sei. Es ist wahrscheinlich, dass in einer Welt mit immer mehr Atommächten diese Waffen irgendwann eingesetzt werden. Mehr Kernwaffenstaaten führen zu einer größeren Gefahr unautorisierten Zugangs zu Waffen und waffenfähigem Material. Terrorgruppen, die über Kernwaffen verfügen, würden von deren Einsatz wahrscheinlich nicht abgehalten werden können.[16] 2009 stellte Andreas Herberg-Rothe fest: „Die Verhinderung des Atomkrieges steht seit dem Ende des Kalten Krieges wieder an erster Stelle der internationalen Politik.“[17] Das Risiko eines Atomkriegs geht Herberg-Rothe zufolge vor allem von kleinen Atommächten aus, die aus Angst vor dem Verlust ihrer Zweitschlagkapazität (sofern eine solche überhaupt gegeben ist) einen Erstschlag führen könnten.

2015 berichtete das Wissenschaftsmagazin „Spektrum der Wissenschaft“ über chinesische Modellrechnungen für den Fall eines Atomkriegs zwischen Indien und Pakistan. Dabei würden „nur“ 0,3 Prozent der weltweit verfügbaren Atomwaffen eingesetzt. Trotzdem würden in dem nicht unmittelbar von dem Krieg betroffenen China „die Reisproduktion um ein knappes Drittel, die von Mais um ein Fünftel und die von Weizen sogar um mehr als die Hälfte“ zurückgehen. Mindestens eine Milliarde Menschen weltweit würden akut vom Hungertod bedroht sein.[18] Im Jahr 2019 gewinnen solche „Gedankenspiele“ dadurch an Bedeutung, dass sich der seit Jahrzehnten schwelende Kaschmir-Konflikt deutlich verschärft hat. Pakistan und Indien könnten jeweils 140 bis 150 Atomsprengköpfe im Rahmen des Konflikts einsetzen.[19]

Im Frühjahr 2016 stellte Spiegel Online fest: „Der US-Präsident [Obama] will seine Vision einer Welt ohne Atomwaffen erneuern. Dabei ist sie längst gescheitert.“ Obama habe Nordkorea nicht daran hindern können, zur seinerzeit jüngsten Atommacht zu werden, obwohl ihm das im Fall des Iran gelungen sei.[20] Allerdings erschien in der Ära Trump der Iran-Konflikt als die gefährlichste Auseinandersetzung mit einer großen Wahrscheinlichkeit des Einsatzes von Atomwaffen neben dem Kaschmir-Konflikt.[21]

Im Präsidentschaftswahlkampf 2016 soll der damalige Kandidat Donald Trump die (rhetorische?) Frage gestellt haben: „Wenn wir Atomwaffen haben, warum setzen wir sie nicht ein?“[22] Donald Trump regte 2016 an, Japan und Südkorea sollten eigene Atomwaffen bauen (was zu einer Vergrößerung der Zahl der Atommächte führen würde). Als Präsident kündigte er den INF-Vertrag; er trat am 2. August 2019 außer Kraft.[23]

Bereits 2015 hatte „Spiegel Online“ in einem „Das nukleare Gespenst kehrt zurück“ betitelten Artikel die These aufgestellt, dass die Annexion der Krim 2014 durch Russland „die Nato und Russland in den Kalten Krieg zurückgeworfen“ habe. Die Zusammenarbeit bei der nuklearen Sicherheit sei eingestellt worden, und ein „Rotes Telefon“ gebe es nicht mehr.[24]

Ein 49 Zeilen langer Beitrag des „Spiegel“[25] begann im Februar 2020 mit den Worten: „Stell dir vor, es droht ein Atomkrieg, und keinen kümmert's.“ Dem Artikel zufolge interviewten Mitarbeiter des Stevens Institute of Communication 1500 US-Amerikaner. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie in ihrem Leben einen Atomkrieg erleben würden, schätzten die Befragten durchschnittlich auf 50 Prozent ein. Sorgen habe das aber nur wenigen bereitet. Die Politikwissenschaftlerin Kristyn Karl meinte, dass „[j]unge Amerikaner […] fast nichts über die Risiken atomarer Waffen“ hörten. Ihnen fehle die Erfahrung des Kalten Kriegs. Im August 2020 verallgemeinerte der „Spiegel“ den Befund. Er zitierte Nikolai Sokov vom „Wiener Zentrum für Abrüstung und Non-Proliferation (VCDNP)“ mit den Worten: „Wir haben verlernt, uns vor dem Atomkrieg zu fürchten. […] Und das Schlimme ist: Wenn man ihn nicht fürchtet, wird er unausweichlich.“[26] In dem Artikel werden auch Zweifel daran laut, dass wirklich keine Atommacht einschließlich der etablierten Atommächte die Absicht habe, einen Erstschlag zu führen.

Lage seit Beginn der Invasion Russlands in die Ukraine (24. Februar 2022)

Am 22. Februar 2022, zwei Tage vor dem Einmarsch russischer Truppen in der Ukraine, bilanzierte Hans-Peter Bartels die Bewusstseinslage der meisten Menschen im Westen im 21. Jahrhundert: „Im Ranking der Risiken, mit denen wir persönlich rechnen, ist der Atomkrieg weit nach unten gerutscht. Klima und Terror, Corona und Inflation wirken im 21. Jahrhundert weit bedrohlicher. Erst der militärische Aufmarsch Russlands an den Grenzen der Ukraine bringt neuerdings wieder eine gewisse Furcht vor Krieg ins öffentliche Bewusstsein.“[27]

Die ukrainischstämmige, seit 2002 in Deutschland lebende Sängerin und Komponistin Mariana Sadovska, die zu einer Lesung von Schriftstellern in der Reihe „Kultur im Kanzleramt“ am 28. März 2022 eingeladen worden war, warf der NATO auf dieser Veranstaltung in Gegenwart von Bundeskanzler Olaf Scholz vor, sich allein von der Furcht vor atomarer Vergeltung davon abhalten zu lassen, eine Flugverbotszone in der Ukraine einzurichten. Auch sie habe „große Angst, dass dadurch alles eskaliert und es zu einem Atomkrieg kommt und die ganze Welt untergeht. […] Aber wir können doch nicht so einen Verbrecher wie Putin davonkommen lassen, nur weil er mit der Atombombe droht. […] Wenn die Welt untergeht, weil wir der Ukraine helfen, […] dann soll es halt so sein!“[28] Der Berichterstatter, Patrick Bahners, weist in seinem Artikel darauf hin, dass Sadova nicht auf die Möglichkeit eingegangen sei, dass Putins Drohungen, Atomwaffen einzusetzen, Bluff seien.

Dass Russland wirklich im Fall einer (drohenden) Niederlage in einem mit konventionellen Waffen geführten Krieg einen Atomkrieg beginnen werde, hält Timothy Snyder für wenig wahrscheinlich: Putin habe fast komplette Kontrolle über die Wahrnehmung des Krieges in seinem Land. Wenn er einen Sieg ausrufe, würden die meisten Russen ihm glauben. Putin könne also einen Krieg verlieren, ohne wegen drohender Blamage bis zu dem Atomkrieg eskalieren zu müssen.[29]

Im April 2022 konkretisierte Putins Pressesprecher Dmitri Sergejewitsch Peskow Russlands Pläne zum Einsatz von Atomwaffen im Ukrainekrieg: „Das Ergebnis dieser ‚Operation‘ ist natürlich kein Grund zum Einsatz von Atomwaffen.“ Ein Grund für einen solchen Einsatz sei nur die „Bedrohung der Existenz des Staates“ Russland.[30] Der US-amerikanische Präsident Joe Biden hatte bereits im Dezember 2021 erklärt, dass es „alleiniger Zweck der US-Atomwaffen“ sei, „nukleare Angriffe abzuschrecken und, falls nötig, auf diese zu reagieren. Gegen konventionelle Aggressionen würden die USA nie Kernwaffen einsetzen.“[31] Das deutsche Bundesministerium der Verteidigung betont, dass die NATO-Staaten im Kontext des russischen Überfalls auf die Ukraine nicht verpflichtet seien, dem Land durch Einsatz von Truppen der NATO Beistand zu leisten. „Mit dem Einsatz von Truppen in der Ukraine würde die NATO unmittelbar zu einer Konfliktpartei werden. Dabei bestünde die Gefahr, dass der Konflikt erheblich weiter über die Ukraine hinaus eskalieren“ und die atomare Schwelle überschritten werden könnte.[32]

Zivile Nutzung der Atomkernspaltung

Ein anderer Aspekt des Atomzeitalters ist darin zu sehen, dass das Prinzip der Kernspaltung eine neue Form der Energienutzung außerhalb militärischer Anwendungen ermöglicht, und zwar vor allem in Form der Stromerzeugung in Atomkraftwerken. Diese neuartige Energiequelle wurde in den ersten Jahren überwiegend als Symptom des technischen Fortschritts bewertet. Der GAU in Three Mile Island (1979) sowie die Super-GAUs in Tschernobyl (1986) und Fukushima (2011) ließen die Skepsis gegenüber dieser positiven Sichtweise wachsen.

Die heute noch unter Anhängern von Atomkraftwerken verbreitete Formulierung „friedliche Nutzung der Kernenergie“[33] wird von Kritikern als Euphemismus bewertet, in dem ein „strahlender Akkord […] von kerniger Energie, Nützlichkeit und Frieden“ ertöne.[34]

Das Problem der industriell betriebenen Kernspaltung liegt darin, dass ständig neue radioaktive Substanzen geschaffen werden, die sicher von der Umwelt abgeschirmt werden müssen und deren Endprodukte teilweise eine sehr lange Halbwertszeit aufweisen. Dies macht sichere Endlager erforderlich, die derzeit jedoch noch nicht existieren.

Insbesondere nach der Nuklearkatastrophe von Fukushima am 11. März 2011 wurde in Deutschland und weiteren Staaten von verschiedenen Seiten das „Ende des Atomzeitalters“[35] ausgerufen; in manchen anderen Ländern dagegen wurden seit Anfang der 2010er Jahre neue Atomkraftwerke konzipiert und gebaut.[36] Damals war allerdings weltweit die Zahl betriebener Atomkraftwerke rückläufig. Der Anteil des Atomstroms am Energiemix sank weltweit von ca. 17,5 Prozent im Jahr 1996 auf ca. 10 Prozent 2019. Ohne dauerhafte staatliche Subventionen sind laut dem Nuklearanalysten Mycle Schneider neue Atomkraftwerke unrentabel. Weniger als die Hälfte der weltweit betriebenen 417 Atomkraftwerke war 2019 jünger als dreißig Jahre.[37]

Am 2. Februar 2022 beschloss die Europäische Kommission ein „Klima-Siegel“ für Atomenergie. Damit sollen „Milliarden-Investitionen in ‚grüne‘ Energien angekurbelt werden“.[38] Kommissarin Mairead McGuinness erklärte, nur eine Berücksichtigung von Atomenergie ermögliche „eine echte Lösung“ für das Ziel der EU, bis zum Jahr 2050 klimaneutral zu werden.

Jenseits der Nutzung von Kernenergie zur Erzeugung elektrischer Energie gab es auch zivile Nutzungskonzepte für den Kernenergieantrieb, u. a. für Schiffe (siehe Liste ziviler Schiffe mit Nuklearantrieb). Frühe Konzepte aus den 1950er Jahren schlugen auch den Kernenergieantrieb von Automobilen und Lokomotiven vor, wurden aber nicht umgesetzt. Darüber hinaus gab es Konzepte zum nuklearen Antriebe von Fluggeräten.

Literatur

Weblinks

Wiktionary: Atomzeitalter – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Carl von Clausewitz: Vom Kriege. 1819. (Erstes Buch: Über die Natur des Krieges. Erstes Kapitel: Was ist der Krieg? These 24).
  2. Clausewitz, These 2.
  3. Klaus Jürgen Gantzel: Der unerhörte Clausewitz. Zur Korrektur gefährlicher Irrtümer – eine notwendige Polemik (PDF; 134 kB). Universität Hamburg, IPW-Arbeitspapier 5/2001.
  4. Günter Gaus: Die Beziehungsprobleme zwischen den beiden deutschen Staaten – Praxisprobleme und Perspektiven. In: DDR heute (Hrsg.: Gerd Meyer / Jürgen Schröder). Tübingen 1988. S. 181.
  5. Theo Sommer: Das nukleare Tabu ist so wichtig wie nie. In: Die Zeit. 11. August 2015
  6. Xanthe Hall (IPPNW): Durch atomare Abschreckung Krieg verhindern und Frieden sichern? (Memento vom 10. März 2012 im Internet Archive).
  7. Abschreckungswirkung von Atomwaffen bezweifelt. Swiss info. 11. Mai 2010.
  8. atomwaffen a–z.info: Nukleares Tabu. Juni 2012
  9. Oliver Hoischen: Nach Obamas Amtsantritt: Das Ende des Atomzeitalters?. Frankfurter Allgemeine Zeitung. 25. Januar 2009.
  10. Walther Stützle: Am besten gar keine. Cicero, 22. März 2010.
  11. George P. Shultz , William J. Perry, Henry A. Kissinger, Sam Nunn: A World Free of Nuclear Weapons. wsj.com, 4. Januar 2007, abgerufen am 30. März 2022 (englisch).
  12. Michael Rühle: Eine Welt ohne Nuklearwaffen? nzz.ch, 5. Juli 2008, abgerufen am 30. März 2022.
  13. International Physicians for the Prevention of Nuclear War (IPPNW): 155 Staaten warnen vor Atomkriegsgefahr. Atommächte rüsten auf – Neuer Abrüstungsvertrag gefordert. 21. Oktober 2014.
  14. „Putin ist ein rationaler Mensch“. Frankfurter Rundschau. 8. Mai 2014.
  15. Frank Sauer: Die Rückkehr der Bombe?: Nichtgebrauch von Nuklearwaffen und internationaler Terrorismus. Abschnitt: Der Nichtgebrauch von Nuklearwaffen im 21. Jahrhundert: In Erklärungsnot. 2008, S. 88–93
  16. Oliver Thränert: Die nukleare Nichtverbreitungspolitik in der Krise. Bundeszentrale für politische Bildung. 13. Oktober 2006
  17. Andreas Herber-Rothe: Kriege mit Atomwaffen? (Memento vom 5. Dezember 2014 im Internet Archive). In: Denkwürdigkeiten. Journal der Politisch-Militärischen Gesellschaft. Nr. 57. 2009, S. 8f.
  18. Daniel Lingenhöhl: Welche Folgen hätte ein regionaler Atomkrieg für die Welternährung?. spektrum.de. 22. Mai 2015
  19. Kaschmir-Konflikt: Forscher haben die verheerenden Auswirkungen berechnet, wenn Indien und Pakistan Atomwaffen einsetzen (Memento vom 6. März 2019 im Internet Archive). heute-nachrichten.eu. 1. März 2019
  20. Veit Medick / Wieland Wagner: Erster Besuch eines US-Präsidenten – Obamas heikle Hiroshima-Mission. Spiegel Online, 26. Mai 2016
  21. Erich Follath / Georg Mascolo / Holger Stark: "Wenn einer aufsteht, um dich zu töten, töte ihn zuerst". Die Zeit. Ausgabe 37/2019. 4. September 2019. Online: zeit.de
  22. Konstantin Hofmann: „Wenn wir Atomwaffen haben, warum setzen wir sie nicht ein?“. faz.net. 3. August 2016
  23. Nach Ausstieg der USA: INF-Vertrag mit Russland endet offiziell. tagesschau.de. 2. August 2019
  24. Markus Becker: Das nukleare Gespenst kehrt zurück. spiegel.de, 8. Februar 2015, abgerufen am 25. Februar 2022.
  25. Keine Angst vor dem Atomkrieg. In: „Der Spiegel“. Ausgabe 8/2020. 15. Februar 2020, S. 95
  26. Spiel mit der Bombe. In: „Der Spiegel“. Ausgabe 32/2020. 1. August 2020, S. 80
  27. Hans-Peter Bartels: Atomwaffen - In Krisenzeiten steigt auch das nukleare Risiko. cicero.de, 22. Februar 2022, abgerufen am 25. Februar 2022.
  28. Patrick Bahners: Eine Ukrainerin im Kanzleramt: Weltuntergang? Dann soll es halt so sein! faz.net, 29. März 2022, abgerufen am 31. März 2022.
  29. „Eine koloniale Haltung“. faz.net, 9. Juni 2022, abgerufen am 9. Juni 2022.
  30. Max Boenke, Claudia Bracholdt, Nicolás Pablo Grone: Nukleare Abschreckung: Wie Putin die Welt erpresst. zeit.de, 2. April 2022, abgerufen am 8. April 2022.
  31. Liviu Horovitz, Claudia Major, Jonas Schneider, Lydia Wachs: Bidens Idee einer »sole purpose«-Nukleardoktrin für die USA. Stiftung Wissenschaft und Politik, 7. Dezember 2021, abgerufen am 8. April 2022.
  32. Ukraine-Krieg: Wie reagiert die NATO? Bundesministerium der Verteidigung, 9. März 2022, abgerufen am 8. April 2022.
  33. z. B. Klaus Möbius: Die friedliche Nutzung der Kernenergie in Deutschland – Probleme der Energiepolitik. „Bürger für Technik e.V.“, 2. April 2011.
  34. Hartmut Gründler: Kernenergiewerbung. Die sprachliche Verpackung der Atomenergie. Aus dem Wörterbuch des Zwiedenkens. In: Literaturmagazin 8. Die Sprache des Großen Bruders. Rowohlt 1977. S. 73.
  35. z. B. Titelgeschichte Fukushima 12. März 2011, 15.36 Uhr – Das Ende des Atomzeitalters. Der Spiegel Ausgabe 11/2011.
  36. Kernkraftwerke – Das vierte Atomzeitalter naht. zeit.de. 15. Juni 2010.
  37. Stefan Schultz: Energiewende: Bedeutung der Atomkraft sinkt weltweit. Spiegel Online. 21. September 2019
  38. EU stuft Atomkraft und Erdgas als nachhaltig ein. dw.com (Deutsche Welle), 2. Februar 2022, abgerufen am 25. Februar 2022.