Auferstehungskirche (Schweinfurt)

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Auferstehungskirche in Schweinfurt

Schweinfurt, Brombergstraße 73, 014.jpg

Konfession: evangelisch-lutherisch
Weihejahr: 1959
Rang: Pfarrkirche
Pfarrgemeinde: Auferstehung
Anschrift: Brombergstraße 73c, 97424 Schweinfurt

Koordinaten: 50° 2′ 21,1″ N, 10° 12′ 13″ O

Die Auferstehungskirche ist die Pfarrkirche der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde im Stadtteil Bergl der Stadt Schweinfurt. Die Kirchengemeinde ist Teil des Dekanats Schweinfurt.

Die Kirche besitzt einen eigenen Stil, der Moderne und Ornamentik verbindet. Er nimmt die Postmoderne lange vorweg, ohne auf historische Stile zurückzugreifen, sondern in einer eigenen Architektursprache und mit bauhandwerklicher Qualität. Die Bedeutung des Bauwerks als Vertreter eines eigenen Baustils wurde allgemein kaum erkannt. Die Kirche wurde unter Denkmalschutz gestellt.[1]

Geschichte

Die Kirchengemeinde entstand im Zuge der Besiedelung des Bergls durch zahlreiche Zuzüge nach Schweinfurt in den 1950er Jahren. Der neue Stadtteil wurde zunächst durch die Kreuzkirche in Oberndorf versorgt. In den Jahren 1958 bis 1959 erbaute der bekannte Kirchenarchitekt Olaf Andreas Gulbransson aus München, Sohn des aus Norwegen stammenden Zeichners und Malers Olaf Gulbransson, die Auferstehungskirche. Die Bauleitung hatte der Schweinfurter Architekt Wilhelm Wirth.[2] Mit ihrer Fertigstellung wurde auch unter Loslösung von Oberndorf eine eigene Pfarrei gegründet.

Der Kirchenbau wurde mit integriertem Gemeindezentrum auf einer leichten Erhebung des neuen Stadtteils erbaut.[3] Der erste Gottesdienst mit Einweihung fand am Ewigkeitssonntag 1959 statt. Der Kindergarten mit Mesnerhaus wurde 1960, Pfarrhaus und Campanile 1962 fertiggestellt.[2]

In den Jahren 2012 bis 2013 erfuhr die Kirche eine umfassende Renovierung.

Beschreibung

Gebäude

Südwestecke mit Haupteingang
Osteingang
Campanile

Gulbransson schuf mit der Auferstehungskirche eines seiner bedeutendsten Werke. Mit ihr schuf er das einzige größere Beispiel eines neuen Baustils, der Sichtmauerwerk, Ornamentik, Bauhandwerk und Moderne vereint. Nach dem tödlichen Autounfall Gulbranssons 1961 wurde dieser Stil bei anderen postum fertiggestellten Kirchen nicht mehr oder nicht mehr so konsequent umgesetzt.

Im Sockelgeschoss befindet sich das Gemeindezentrum und im Hauptgeschoss die Kirche. Sie stellt einen Zentralbau in Form eines griechischen Kreuzes dar, gebildet durch zwei sich kreuzende Kirchenschiffe, in Kombination mit einer achteckigen Pyramide infolge tiefgezogener Dachflächen, wodurch vier Viertelpyramiden entstanden.

Der rote Sichtziegelbau mit Betonfachwerk besitzt auf drei Seiten Freitreppen.

Am 34,5 Meter hohen Campanile mit quadratischem Grundriss erinnern zwei Bronzetafeln der Schweinfurter Bildhauerin Martha Raithel an die Glockenweihe.[2]

Das gesamte Gemeindezentrum, bei der Kirche einschließlich Ausstattung, ist unter der Aktennummer D-6-62-000-2 als Baudenkmal in die Bayerische Denkmalliste eingetragen.[1]

Innenausstattung

Die achteckige Pyramide des Kirchenbaus erscheint im Innenraum als Zelt.[3]

„Das Zelt, in dem die Menschen Schutz suchen und sich versammeln, erscheint unter dem Kreuz. Der [...] Kreuzbau erscheint als die feste Burg, unter der [...] die Gemeinde Schutz findet.“

Dr. Rembrant Fiedler

Die warmen, roten Backsteinziegel sollen ebenfalls Geborgenheit vermitteln.[3]

Im Kreuzungspunkt der Schiffe befinden sich der Taufstein und der auf einer Altarinsel erhöht stehende Altar. Hinter ihm steht ein Kreuz, ebenfalls von Rickert, mit dem eingravierten, auferstandenen Christus mit nach oben gerichteten Armen.[3]

Der Leuchter

Gulbransson entwarf auch große Teile der Innenausstattung. Allerdings wurde das Konzept Gulbranssons abgewandelt. Den Mittelpunkt der kirchlichen Ausstattung bildet heute der große Radleuchter: der 1962, ein Jahr nach Gulbranssons Tod, erworbene Jerusalemleuchter wurde von Professor Franz Rickert aus München entworfen und von Professor Erwin Sattler, seinem Schüler, ausgeführt.

Der Jerusalemleuchter bezieht sich auf die Vision aus Kapitel 21 der Offenbarung des Johannes und stellt die zwölf offenen Tore des von gleißendem Licht strahlen Himmlischen Jerusalem dar, in der das Lamm die Leuchte der Stadt ist. Die Schönheit des Leuchters soll auf die gottgeschaffene Schönheit des neuen Jerusalems hinweisen. Die zwölf Engel auf den zwölf Toren des Leuchters beziehen sich auf die Vision, mit zwölf Engeln und zwölf Grundsteinen der Stadtmauer aus zwölf verschiedenen Edelsteinen. Die feine Emaillierung der Flügel jedes Engels trägt eine andere Edelsteinfarbe. Im Zentrum des Leuchters, stark erhöht trägt das Lamm die Siegensfahne – ein österliches Motiv.[3]

Im Rahmen des 18. Deutschen Evangelischen Kirchentages im Jahre 1979 wurde der Leuchter nach St. Sebald in Nürnberg, zur Ausstellung Kunst aus evangelischen Kirchen in Bayern ausgeliehen.[3]

Die Orgel

Innenansicht mit Orgel

Die Orgel baute Gerhard Schmid aus Kaufbeuren im Jahr 1967 ein. Der Umriss der Orgel erinnert an die Engel auf dem Leuchter. Die zum Lob Gottes erhobenen Arme finden sich auch in der Gestaltung der Orgel wieder.[3]

Leuchtersturz am Jahrestag Israels

Am 15. Mai 1993, dem 45. Jahrestag der Staatengründung Israels, stürzte der Leuchter nach der Wochenschlussandacht ab. Nachdem er von einem Goldschmied repariert wurde, konnte er am 11. Dezember 1994, dem 3. Advent, wieder in Dienst genommen werden.[3]

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise