Béla Réthy
Béla-Andreas Réthy (* 14. Dezember 1956 in Wien) ist ein deutscher Sportjournalist und Kommentator.
Leben
Réthy wurde in Wien geboren, nachdem seine Eltern kurz zuvor ihre Heimat Ungarn nach dem Volksaufstand des Jahres 1956 verlassen hatten. Kurz nach seiner Geburt zog die junge Familie nach São Paulo. 1967 kehrte sie mit dem damals 11-jährigen Béla nach Europa zurück, in das deutsche Rhein-Main-Gebiet, wo er an der Gutenbergschule in Wiesbaden 1976 das Abitur ablegte. Anschließend studierte er an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz Publizistikwissenschaft, Soziologie und Ethnologie.[1] Dabei besserte er sein Taschengeld im Sportarchiv des ZDF auf und wurde freier Mitarbeiter der Hauptredaktion.
Réthy spricht Deutsch, Ungarisch, Portugiesisch, Englisch, Französisch und Spanisch.[1] Er lebt in Wiesbaden.
Werdegang
Seit 1987 ist er fest als Redakteur beim ZDF angestellt. Zuerst war er auf die Sparte Motorsport angesetzt, seit 1991 ist er als Live-Fußballkommentator tätig. Begonnen hatte er im Bereich Fußball als Assistent der Kommentatoren Rolf Kramer und Marcel Reif. Mit Kramers Kommentar „73. Minute, sagt mir Béla Réthy an.“ während des WM-Finalspiels zwischen Deutschland und Argentinien am 29. Juni 1986 trat Réthy in die Geschichte der Weltmeisterschaftsübertragungen.[2]
Réthys erste Live-Reportage war ein Länderspiel zwischen der deutschen und irischen U16 im Jahr 1991. Primär als Kommentator beim Zweiten Deutschen Fernsehen tätig, kommentierte er von 1996 bis 2018 alle vom ZDF übertragenen Endspiele der Welt- und Europameisterschaften, d. h. der Europameisterschaft 1996 in England (Deutschland gegen Tschechien), der Weltmeisterschaft 2002 in Japan und Südkorea (Deutschland gegen Brasilien), der Europameisterschaft 2004 in Portugal (Portugal gegen Griechenland), der Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika (Spanien gegen Niederlande)[3], der Europameisterschaft 2012 in Polen/Ukraine (Spanien gegen Italien)[4][5] und der Weltmeisterschaft 2018 in Russland (Frankreich gegen Kroatien). Bei der Europameisterschaft 2021 kommentiert er das vom ZDF übertragene Endspiel (Italien gegen England) erstmals nicht mehr, obwohl er auch bei diesem Turnier als Kommentator eingesetzt worden war.
Zudem war Rethy bei vielen der vom ZDF übertragenen Spiele der Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland Kommentator, darunter bei den deutschen Spielen gegen Costa Rica, Schweden, Italien und Portugal. Bei der Weltmeisterschaft 2014 kommentierte er unter anderem den deutschen 7:1-Sieg im Halbfinale gegen Brasilien.
Bei den Olympischen Sommerspielen 2012 in London, den Olympischen Sommerspielen 2016 in Rio de Janeiro und den Olympischen Sommerspielen 2021 in Tokyo kommentierte er Hockeyspiele.
Von 2012 bis 2018 kommentierte Rethy im Wechsel mit Oliver Schmidt die Spiele der UEFA Champions League im ZDF sowie jährlich das Finale des Wettbewerbs.
Nach der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 im November/Dezember geht Réthy, nach über 35 Jahren, in den Ruhestand.[6]
Medienecho
- Nach Réthys Reportage des Viertelfinales zwischen Frankreich und Brasilien bei der WM 2006 kommentierte die Süddeutsche Zeitung: „Réthy will vermutlich nicht unsterblich werden, nicht der neue Herbert Zimmermann, er will nicht genial sein, sondern nur gut. Er ist kein Talk- und Showmaster […], sondern tatsächlich ein Fußballkritiker, der sich nicht so schnell besoffen machen lässt.“[7]
- Während der Europameisterschaft 2008 musste Réthy kurzzeitig wegen eines unwetterbedingten Bildausfalls die Halbfinalbegegnung Deutschland gegen die Türkei im ausführlichen Radiostil kommentieren. Spiegel Online kritisierte: „Der Ausfall offenbarte, wie wenig Fernsehleute noch zu sagen haben […] Béla Réthy hatte schon vorher so gewirkt, als wäre er kommentatorisch nicht ganz auf Ballhöhe.“[8]
Engagement
Réthy unterstützt als Botschafter die Initiative Respekt! Kein Platz für Rassismus.[9][10]
Auszeichnungen
- 2007: Auszeichnung in der Kategorie Bester TV-Livekommentator
- 2009: Auszeichnung in der Kategorie Emotionalste Reportage (Publikumspreis)
- 2009: Auszeichnung in der Kategorie Bester Sportkommentator
Literatur
- Béla Réthy: Live. Die Länderspiele meines Lebens. Lübbe, Köln 2014, ISBN 978-3-8387-5329-4.
Weblinks
- Die Stimme: Béla Réthy kommentiert das EM-Finale im ZDF. In: Berliner Zeitung, 3. Juli 2004.
- Béla-Andreas Réthy (Memento vom 12. Februar 2022 im Internet Archive)
Einzelnachweise
- ↑ a b Biografie von Béla Réthy (Memento vom 27. März 2015 im Internet Archive) bei berner-block.de
- ↑ Daniel Stolpe: Als Toni Schumacher im WM-Finale 1986 patzte. Welt Online, 30. Juni 2010; abgerufen am 2. Juli 2014.
- ↑ (dpa): Béla Réthy kommentiert Endspiel der Fußball-WM. Merkur Online, 22. April 2010.
- ↑ UEFA EURO 2012 ™ – ZDF EM live Spanien – Italien, Ankündigung auf zdf.de
- ↑ Bodo Marks (dpa): Béla Réthy wäre das andere Finale lieber gewesen. Focus Online, 29. Juni 2012.
- ↑ ZDF: Sentimentaler Abschied! ER macht Schluss. In: derwesten.de. 29. Mai 2022, abgerufen am 16. Juli 2022.
- ↑ 3. Juli 2006
- ↑ Reinhard Mohr: Béla Réthy: Seher im Stadion. Spiegel Online. 26. Juni 2008. Abgerufen am 26. März 2011.
- ↑ Botschafter – TV: Thomas Wark und Béla Réthy (Memento vom 19. November 2014 im Internet Archive)
- ↑ Bildband Respekt! 100 Menschen – 100 Geschichten. Kapitel Béla Réthy & Thomas Wark, S. 194–197
Personendaten | |
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NAME | Réthy, Béla |
ALTERNATIVNAMEN | Réthy, Béla Andreas (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Sportjournalist und Kommentator ungarischer Herkunft |
GEBURTSDATUM | 14. Dezember 1956 |
GEBURTSORT | Wien, Österreich |