BMW F 800 S/ST

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BMW
BMW F800ST 2008AutoTronicsTaipei-McycleTaiwan cropped.jpg
BMW F 800 ST, Baureihe K71, Typenschlüssel 0234
F 800 S/ST
Hersteller BMW
Verkaufsbezeichnung F 800 S/ST
Produktionszeitraum 2006 bis 2012
Klasse Motorrad
Bauart Sporttourer
Motordaten
Reihenmotor mit zwei Zylindern
Hubraum (cm³) 798
Leistung (kW/PS) 62,5/85 bei 8000 min−1
Drehmoment (N m) 86 bei 5800 min−1
Höchst­geschwindigkeit (km/h) über 200 (800 ST: 221)
Getriebe klauengeschaltetes Sechsgang-Getriebe im Motorgehäuse integriert
Antrieb Riemengetriebe
Bremsen vorn Ø 320 mm Doppelscheibenbremse
hinten Ø 265 mm Scheibenbremse
Radstand (mm) 1466
Maße (L × B × H, mm): 2195 × 860 × 1225
Sitzhöhe (cm) 84
Leergewicht (kg) 204 (800 ST: 209)
Nachfolgemodell BMW F 800 GT

Die BMW F 800 S und BMW F 800 ST sind Motorräder des Fahrzeugherstellers BMW. Sie wurden von 2006 bis 2012 im BMW-Werk Berlin in Spandau endmontiert. Die Entwicklungszeit von den Konzeptstudien bis zur Serienreife betrug 47 Monate.[1] Verkaufsstart war im September 2006. Die Modellbezeichnung ST bedeutet Straße/Touring. Das Nachfolgemodell der Baureihe K71 ist die BMW F 800 GT.

Entwicklung und Beschreibung

Das Motorrad war nach der F 800 S das zweite Modell der F-800-Baureihe und wird von einem Rotax-Motor angetrieben, den BMW und Rotax gemeinsam entwickelten. Die F 800 ST ist weitgehend baugleich mit der BMW F 800 S, hat jedoch eine Vollverkleidung, einen tourentauglicheren, höheren Rohrlenker, eine höhere Scheibe, andere Bereifung und eine serienmäßige Gepäckbrücke sowie eine bequemere Sitzbank und eine lackierte Vorderradabdeckung.

Antrieb

Der wassergekühlte Zweizylinder-Viertaktmotor erzeugt aus 798 cm³ Hubraum eine Nennleistung von 62,5 kW (85 PS) bei einem Verdichtungsverhältnis von 12 : 1 und hat ein maximales Drehmoment von 86 Nm bei einer Drehzahl von 5800 min−1. Die zwei um 30 Grad nach vorn geneigten Zylinder des Reihenmotors haben eine Bohrung von 82 mm Durchmesser. Die Kolben haben einen Hub von 75,6 mm. Im Zylinderkopf liegen zwei obenliegende Nockenwellen (DOHC), die über Schlepphebel zwei Einlass- und zwei Auslassventile steuern.

Detailansicht des Rotax 804 mit Sekundärantrieb

Die beiden Kolben des Parallel-Twins bewegen sich gleichzeitig auf und ab (Gleichläufer) und haben eine gleichmäßige Zündfolge. Der Zündabstand von 360° hat bauartbedingte Vorteile bei der Leistungs- und Drehmomententfaltung.[2] Für den Massenausgleich erster Ordnung sitzt in der Mitte der Kurbelwelle ein Exzenter, der über ein Pleuel ein auf einer Schwinge gelagertes Gegengewicht bewegt.[3] Der Motor wurde von Rotax im oberösterreichischen Gunskirchen produziert und einbaufertig in das BMW-Werk nach Berlin geliefert.[4]

Das Motorrad beschleunigt in 3,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 221 km/h.[5] Als Verbrauch wurden bei konstant 130 km/h 4,1 l auf 100 km (800 S) angegeben.[6]

Kraftübertragung

Der Primärtrieb arbeitet mit Zahnrädern. Eine mechanisch betätigte Mehrscheibenkupplung im Ölbad trennt die Kraft und ein klauengeschaltetes Getriebe mit sechs Gängen wandelt das Drehmoment. Als Sekundärantrieb wählte BMW einen Zahnriemen, da dieses nahezu wartungsfreie System sich bereits bei dem Tourer BMW F 650 CS bewährt hatte.[4]

Elektrische Anlage

Die Starterbatterie hat eine Kapazität von 14 Amperestunden und versorgt den elektrischen Anlasser. Die Lichtmaschine erzeugt eine elektrische Leistung von 400 Watt.

Kraftstoffversorgung

Das Kraftstoff-Luft-Gemisch bildet eine elektronisch gesteuerte Saugrohreinspritzung. Eine Motorsteuerung (BMS-K) regelt sie über zwei 46 Millimeter große Drosselklappen.

Der durchschnittliche Kraftstoffverbrauch beträgt 4,5 Liter auf 100 km.[2] Der Kraftstofftank ist unter der Sitzbank angeordnet und fasst 16 Liter, davon sind 4 Liter Reserve. Der Hersteller empfiehlt bleifreies Motorenbenzin mit einer Klopffestigkeit von mindestens 95 Oktan. Ein geregelter Drei-Wege-Katalysator mit Sekundärluftsystem behandelt das Abgas nach; mit ihm unterschreitet das Motorrad die Schadstoffgrenzwerte der Abgasnorm Euro-3.

Rahmen und Fahrwerk

Die F 800 S/ST hat einen Brückenrahmen aus Aluminium-Profilen und -Gussteilen. Das Rahmenheck besteht aus Stahlrohr und ist an vier Punkten mit dem Brückenrahmen verschraubt. Das Hinterrad wird von einer Einarmschwinge aus Aluminiumguss mit Zentralfederbein gefedert. Das Vorderrad wird von einer Teleskopgabel mit 43 mm Standrohrdurchmesser und 125 mm Federweg geführt. Der Motor ist an acht Stellen mit dem Brückenrahmen verschraubt und hat eine tragende Funktion.[4]

Am Vorderrad verzögert eine hydraulisch betätigte Doppelscheibenbremse mit Vierkolbenbremssattel, hinten eine Scheibenbremse mit Einkolbenschwimmsattel. Ein serienmäßiges Antiblockiersystem unterstützt die Verzögerung an beiden Bremsen. Die ST wiegt fahrfertig 209 kg, maximal dürfen 194 kg zugeladen werden.

Zubehör

Gegen Mehrpreis wurde ein Bordcomputer angeboten, der eine Kraftstoffrest- und Ganganzeige hat sowie die Kühlmitteltemperatur, Durchschnittsgeschwindigkeit und -verbrauch, Momentanverbrauch, Reichweite und Umgebungstemperatur anzeigt.

Technische Daten

BMW F 800 S
BMW F 800 ST
BMW F 800 S (2010)[7]
Motor 2-Zylinder-Viertakt
Hubraum 798 cm³
Bohrung × Hub 82 × 75,6 mm
Leistung 62,5 kW (85 PS) bei 8000/min
Max. Drehmoment 86 Nm bei 5800/min
Ventilsteuerung zwei obenliegende Nockenwellen, vier Ventile pro Zylinder
Verdichtung 12,0 : 1
Kühlung Wasserkühlung
Abgasreinigung 3-Wege-Katalysator, Abgasnorm EU-3
Kupplung Mehrscheibenkupplung im Ölbad
Getriebe 6-Gang-Klauengetriebe
Rahmen Brückenrahmen aus Aluminium, Motor mittragend
Federung vorn Teleskopgabel, Federweg 140 mm
Federung hinten Einarmschwinge aus Aluminiumguss mit Zentralfederbein, Federweg 140 mm
Radstand 1466 mm
Sitzhöhe 840 mm (bei Leergewicht)
Reifen vorn 120/70 ZR 17
Reifen hinten 180/55 ZR 17
Bremse vorn Doppelscheibenbremse, Ø 320 mm, 4-Kolben-Festsattel
Bremse hinten Einscheibenbremse, Ø 265 mm, 1-Kolben-Schwimmsattel
Leergewicht 204 kg
Tankinhalt 16 l
Verbrauch bei konstant 130 km/h 4,1 l[6]
Höchstgeschwindigkeit über 200 km/h
Übersetzung Ritzel 16 Zähne – Kettenrad 42 Zähne

Kritiken

Norbert Kappes von der Fachzeitschrift Motorrad kritisierte Geräusche im Antriebsstrang mit den Worten: „Doch einfach locker aus dem Handgelenk im Sechsten zum Überholen ansetzen, das klappt mit der F 800 nicht. Schalten ist angesagt – und oft mit Geräuschen verbunden. Meist werden die Gangwechsel von einem heftigen «Klonk» untermalt. […] Ob bei Lastwechseln oder im Schiebebetrieb, immer klonkt und klackert es, als wäre reichlich Spiel zwischen den Zahnrädern.“[5] BMW begegnete der Kritik mit technischen Änderungen am Antriebsstrang.[8]

„Besonders gefällt aber die enorme Leichtigkeit und Agilität, mit der sich die F 800 S und – dank des etwas höheren und breiteren Rohrlenkers – insbesondere die F 800 ST um Biegungen aller Art zirkeln lassen. Es gibt nicht viele Motorräder auf dem Markt, die ähnlich viel Kurvenspaß bereiten können. Daran hat – neben ausgeklügelter Technik und Gewichtsverteilung – auch das geringe absolute Gewicht Anteil.“

„Die F 800 fährt sich wie ein ganz normales, sehr gut abgestimmtes und ziemlich handliches Motorrad. Der herrliche Motor steckt in einem prächtigen Fahrwerk. Hatte man in den letzten Jahren manchmal den Eindruck, dass BMW ungewöhnliche technische Lösungen oft als Selbstzweck gewählt hat, kann man sich bei der F 800 ziemlich sicher sein, dass bei der Entwicklung nicht nur technikgeile Ingenieure, sondern auch begeisterte Motorradfahrer beteiligt waren.“

Klaus Herder: bma[4]

Weblinks

Commons: BMW F800S – Sammlung von Bildern
Commons: BMW F800ST – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. BMW F 800 S/ST. In: autosieger.de. 29. März 2006, abgerufen am 11. Dezember 2013.
  2. a b c Reisefertiger Twin. In: ADACmotorradwelt, Ausgabe 8/2006. 13. November 2012, abgerufen am 11. Dezember 2013.
  3. https://www.motorradonline.de/media/mrd-683426/1920x/120gbbmwf800rjpg.jpg?source=default
  4. a b c d Klaus Herder: BMW F 800 ST. In: bma, Ausgabe 6/2006. 1. Juni 2006, abgerufen am 11. Dezember 2013.
  5. a b Norbert Kappes: Der feine Unterschied. In: Motorrad, Ausgabe 20/2006. 14. September 2006, abgerufen am 11. Dezember 2013.
  6. a b motorradonline.de 2006/12, Top-Test BMW F 800 S, abgerufen am 17. März 2019.
  7. "Serious sporting" - mit der BMW F 800 S wird Vernunft richtig sportlich (Memento vom 24. Juli 2012 im Webarchiv archive.today), aufgerufen am 14. Mai 2011.
  8. Norbert Kappes: Auf dem Weg der Besserung. In: Motorrad, Ausgabe 01/2007. 19. Dezember 2006, abgerufen am 11. Dezember 2013.