Der Herr denket an uns

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Bachkantate
Der Herr denket an uns
BWV: 196
Anlass: Trauung
Entstehungsjahr: 1707/1708
Entstehungsort: Weimar
Gattung: Kirchenkantate
Solo: S T B
Chor: SATB
Instrumente: 2Vn Va Vc Bc
AD: ca. 12 min
Text
Psalm 115,12-15 LUT
Liste der Bachkantaten

Der Herr denket an uns (BWV 196) ist eine Trauungskantate von Johann Sebastian Bach, die er wahrscheinlich für die Eheschließung eines Freundes komponiert hat.

Entstehung

Als Anlass für die Komposition wird nach Philipp Spitta die Eheschließung des mit Bach befreundeten Pfarrers Johann Lorenz Stauber (* 12. Juni 1660 in Arnstadt; † 8. April 1723 in Dornheim (Thüringen)) vermutet, der Bach 1707 in der St.-Bartholomäi-Kirche in Dornheim mit seiner ersten Frau Maria Barbara getraut hatte.[1] Die Trauung, zu der diese Kantate komponiert wurde, fand wahrscheinlich am 5. Juni 1708 statt. Diese Datierung ist jedoch umstritten.[2] Stauber heiratete an jenem Tag Regina Wedemann, eine Tante von Bachs erster Ehefrau.[1] Dagegen datiert Christoph Wolff die Kantate, die auch er als Hochzeitskantate interpretiert, in die Jahre 1707/1708, ohne sich auf einen bestimmten Anlass festzulegen,[3] und hält sie für eine der frühesten Kantaten Bachs.[4]

Besetzung

Einteilung

  1. Sinfonia
  2. Coro: Der Herr denket an uns (Psalm 115,12 LUT)
  3. Aria (Sopran): Es segnet, die den Herren fürchten (Psalm 115,13 LUT)
  4. Duett (Tenor, Bass): Der Herr segne euch je mehr und mehr, euch und eure Kinder (Psalm 115,14 LUT)
  5. Coro: Ihr seid die Gesegneten des Herrn (Psalm 115,15 LUT)

Text und Musik

Der Text ist ganz auf das Thema der christlichen Ehe abgestimmt und orientiert sich am Psalm 115, dessen Verse 12 bis 15 in Luthers Übersetzung Verwendung finden. Die Kantate beinhaltet – wie immer in Bachs früher Schaffensperiode – weder Rezitative noch Schlusschoral.

Wie viele Kantaten aus Bachs früher Zeit beginnt das Werk mit einer einleitenden Sinfonia. Das Lobes- und Segensszenario der folgenden Abschnitte wird hier klanglich vorweggenommen. Der Andante-Satz ist polyphon durchkomponiert, seine punktierte Rhythmisierung erinnert an den ersten Teil einer französischen Ouvertüre.

Im zweiten Satz, in dem der Chor dominiert, tritt das Violoncello klanglich hervor. Die Orgel spielt dazu die Corta-Figur, hier wohl (wie durch Albert Schweitzer belegt) als „Freudenmotiv“ zu verstehen.[5] Die Gesangsstimmen beginnen imitatorisch (Sopran – Tenor) mit dem Text „Der Herr denket“. Ab dem dritten Takt kommen Alt und Bass hinzu. Ab dem 13. Takt beginnt eine Fuge, die vom Corta-Motiv geprägt ist. Die Streicher unterstützen zum Teil die Gesangsstimmen colla parte, zum Teil fügen sie nach der Exposition des Fugenthemas aber auch eigene Thematik hinzu. Der Satz entwickelt sich als eine Permutationsfuge.

Der dritte Satz, eine Arie, setzt das Thema der Segnung fort. Hier musizieren die Violinen und der Basso continuo mit dem Solo-Sopran. Motivisch werden die Sechzehntel-Figurationen aus dem vorangehenden Chorsatz fortgeführt. Die Violinen spielen hierbei Triolen, die in Bachs Werken oft die göttliche Trinität symbolisieren und die hier auf den göttlichen Segen über das Brautpaar interpretiert werden können.

In dem folgenden getragenen Duett im 32-Takt wechseln kurze Gesangsabschnitte mit ebenso kurzen Ritornellen der Streicher.

Der Schlusschor besteht aus zwei Teilen. Die Instrumente spielen im ersten Teil lebhafte Figurationen in Sechzehnteln, wobei die Worte „Himmel“ und „Erde“ jeweils durch eine Achtelpause und fallende Intervalle getrennt werden. Der zweite Teil des Kantatensatzes wird durch eine Amen-Fuge gebildet.

Literatur

  • Günther Zedler: Die erhaltenen Kirchenkantaten Johann Sebastian Bachs (Mühlhausen, Weimar, Leipzig I). Besprechungen in Form von Analysen – Erklärungen – Deutungen. Norderstedt 2008, ISBN 978-3-8370-4401-0, S. 44–46.
  • Alfred Dürr: Die Kantaten von Johann Sebastian Bach. Band 2. Bärenreiter, Kassel 1975, ISBN 3-7618-0227-7, S. 601 f.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Tadashi Isoyama: Cantata No. 196: Der Herr denket an uns (BWV 196). (PDF; 5,2 MB) Bach-Cantatas, 1995, S. 8, abgerufen am 8. Juli 2017 (englisch).
  2. Alfred Dürr: Die Kantaten von Johann Sebastian Bach. Band 2. Bärenreiter, Kassel 1975, S. 601
  3. Christoph Wolff: Johann Sebastian Bach. 2. Auflage. S. Fischer, Frankfurt am Main 2000, ISBN 3-10-092584-X, S. 102
  4. Christoph Wolff: Johann Sebastian Bach. S. 112
  5. Günther Zedler: Die erhaltenen Kirchenkantaten Johann Sebastian Bachs (Mühlhausen, Weimar, Leipzig I). Norderstedt 2008, S. 24