Ach Gott, wie manches Herzeleid, BWV 3

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Bachkantate
Ach Gott, wie manches Herzeleid
BWV: 3
Anlass: 2. Sonntag nach Epiphanias
Entstehungsjahr: 1725
Entstehungsort: Leipzig
Gattung: Choralkantate
Solo: S A T B
Chor: SATB
Instrumente: Co Tb 2Oa 2Vl Va Bc
Text
Martin Moller, unbekannt
Liste der Bachkantaten

Ach Gott, wie manches Herzeleid (BWV 3) ist eine Kirchenkantate von Johann Sebastian Bach. Er komponierte die Choralkantate in Leipzig für den zweiten Sonntag nach Epiphanias und führte sie am 14. Januar 1725 erstmals auf.

Geschichte und Worte

Bach schrieb die Kantate Ach Gott, wie manches Herzeleid in seinem zweiten Amtsjahr in Leipzig für den zweiten Sonntag nach Epiphanias (Erscheinung des Herrn). Die vorgeschriebenen Lesungen für den Sonntag waren Röm 12,6–16 LUT, „Wir haben mancherlei Gaben“, und Joh 2,1–11 LUT, die Hochzeit zu Kana.[1]

Die Kantate beruht auf dem Kirchenlied in 18 Strophen, das von Martin Moller 1587 veröffentlicht wurde. Es ist in den mittleren Strophen eine Umdichtung des mittelalterlichen lateinischen Hymnus „Jesu dulcis memoria“, der Bernard von Clairvaux zugeschrieben wird[2] und Jesus als Tröster und Helfer in der Not besingt.[1]

Ein unbekannter Dichter behielt die Strophen 1, 2 und 18 im Wortlaut bei. Er benutzte 1 und 18 als Sätze 1 und 6 der Kantate, erweiterte in Satz 2 die wörtlich übernommene Strophe um Gedanken der Strophen 3 bis 5, dichtete Strophe 6 für Satz 3 um, Strophen 7 bis 14 für Satz 4, Strophen 15 und 16 für Satz 5.[1] Er versuchte nicht, den Kantatentext mit dem Evangelium zu verbinden.[3]

Das Lied wird auf eine Melodie von „Herr Jesu Christ, meins Lebens Licht“ gesungen, die zuerst 1455 in Wolflin Lochamers Liederbuch in Nürnberg erschien.

Bach führte die Kantate am 14. Januar 1725 erstmals auf.

Besetzung und Aufbau

Die Kantate ist besetzt mit vier Vokalsolisten (Sopran, Alt, Tenor und Bass), vierstimmigem Chor, Horn (corno da caccia), Posaune, zwei Oboe d’amore, zwei Violinen, Viola und Basso continuo.[1]

  1. Coro: Ach Gott, wie manches Herzeleid Datei:IMSLP206869-WIMA.5c7b-BWV3(I)Sco.ogg
  2. Recitativo e chorale (Sopran, Alt, Tenor, Bass, Chor): Wie schwerlich lässt sich Fleisch und Blut Datei:IMSLP206870-WIMA.f4a7-BWV3(II)Sco.ogg
  3. Aria (Bass): Empfind ich Höllenangst und Pein Datei:IMSLP206871-WIMA.9a3b-BWV3(III)Sco.ogg
  4. Recitativo (Tenor): Es mag mir Leib und Geist verschmachten Datei:IMSLP206872-WIMA.3094-BWV3(IV)Sco.ogg
  5. Aria Duetto (Sopran, Alt): Wenn Sorgen auf mich dringen Datei:IMSLP206873-WIMA.63ac-BWV3(V)Sco.ogg
  6. Choral: Erhalt mein Herz im Glauben rein Datei:IMSLP206874-WIMA.90e3-BWV3(VI)Sco.ogg

Musik

Im Eingangschor singt nicht wie in den meisten Choralkantaten der Sopran den Cantus firmus, sondern der Bass, verstärkt von der Posaune. Schon in seiner vierten Choralkantate für Leipzig, Ach Herr, mich armen Sünder (BWV 135), hatte Bach das ausprobiert, nachdem er die Liedmelodie in der zweiten Choralkantate dem Alt und in der dritten dem Tenor anvertraut hatte. Die klagende Stimmung dieses Eingangschors wird ausgedrückt durch die „elegischen Töne“ der Oboen d’amore, die von den Oberstimmen übernommen werden, und durch Seufzermotive in den Streichern.[2]

Das folgende Rezitativ verbindet die Choralmelodie, die vierstimmig gesetzt vom Chor gesungen wird, mit eingeschobenen Textabschnitten, die von den Solisten vorgetragen werden.[3] Die Choralzeilen werden jeweils von einem freudigen Ostinato-Motiv eingeleitet, das von der Liedmelodie abgeleitet ist.[4][5]

Die Bass-Arie, nur vom Continuo begleitet, kostet den Gegensatz von „Höllenangst“ und „Freudenhimmel“ aus, wenn die „unermessnen Schmerzen“ sich in „leichte Nebel“ auflösen.[2]

Im Duett für Sopran und Alt in hellem E-Dur sind die Stimmen in eine dichte Quartett-Textur der Instrumente gebettet, wie Christoph Wolff anmerkt. Der Schlusschoral ist ein schlichter vierstimmiger Satz.[1]

Einspielungen

Literatur

  • Alfred Dürr: Johann Sebastian Bach: Die Kantaten. Bärenreiter, Kassel 1999, ISBN 3-7618-1476-3 und Deutscher Taschenbuchverlag, München 1995, ISBN 3-423-04431-4.
  • Werner Neumann: Handbuch der Kantaten J.S. Bachs, 1947. 5. Auflage. Breitkopf und Härtel, Leipzig 1984, ISBN 3-7651-0054-4.
  • Hans-Joachim Schulze: Die Bach-Kantaten: Einführungen zu sämtlichen Kantaten Johann Sebastian Bachs. Evangelische Verlags-Anstalt, Leipzig; Carus-Verlag, Stuttgart 2006 (Edition Bach-Archiv Leipzig), ISBN 3-374-02390-8 (Evang. Verl.-Anst.), ISBN 3-89948-073-2 (Carus-Verlag).
  • Christoph Wolff, Ton Koopman: Die Welt der Bach-Kantaten. Verlag J. B. Metzler, Stuttgart/Weimar 2006, ISBN 978-3-476-02127-4.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d e Alfred Dürr: Die Kantaten von Johann Sebastian Bach. Band 1. Bärenreiter, 1971, OCLC 523584, S. 178–179.
  2. a b c Klaus Hofmann: Ach Gott, wie manches Herzeleid, BWV 3 (PDF; 2,6 MB) bach-cantatas.com. S. 16–17. 2005. Abgerufen am 17. Januar 2013.
  3. a b Christoph Wolff: The transition between the second and the third yearly cycle of Bach’s Leipzig cantatas (1725) (Englisch, PDF) S. 2, 4. 2001. Abgerufen am 17. Januar 2013.
  4. John Eliot Gardiner: Cantatas for the Second Sunday after Epiphany / Old Royal Naval College Chapel, Greenwich (Englisch, PDF; 85 kB) bach-cantatas.com. S. 2. 2006. Abgerufen am 17. Januar 2013.
  5. Julian Mincham: CHAPTER 35 BWV 3 Ach Gott, wie manches Herzeleid (Englisch) jsbachcantatas.com. 2010. Abgerufen am 17. Januar 2013.