Stephen Floersheimer

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Stephen Helmuth Floersheimer

Stephen Helmuth Floersheimer (geboren 21. März 1925 in Berlin; † 6. April 2011 in Zürich) war ein Philanthrop, Bankier und Kunstsammler.

Leben

Er war der Sohn der Deutsch-Amerikaner Walter D. Floersheimer (1900–1989) und Charlotte, geborene Salomon (1898–1989)[1]. Als Kind jüdischer Eltern floh er 1932 nach Belgien und dann in die Vereinigten Staaten. Nach Studien in Oxford arbeitete er während des Krieges auf seiner Farm und begann danach seine Karriere im Bankwesen. 1970 zog er mit seiner Frau Eliane Floersheimer-Goldmuntz und seinen drei Kindern in die Schweiz, wo er Partner seines Vaters in der Bank Cantrade AG[2] in Zürich wurde. 1990 gründete er seine eigene Treuhandfirma und erwarb die Schweizer Staatsbürgerschaft.[3]

Philanthrop

1991 gründete Floersheimer ein Institut für Politikwissenschaften an der Hebräischen Universität Jerusalem. Seit Beginn veröffentlichte dieses über zweihundert Studien zu Themen im Zusammenhang mit der Planung und der Regierung in Arabischen Ländern sowie den Beziehungen zwischen Religion und Gesellschaft. 

2007 wurde das Institut ersetzt durch die Floersheimer studies, dem Institute of urban and regional studies, welches das Ziel hat, Prozesse die in der multikulturellen israelischen Gesellschaft stattfinden, zu analysieren und hierfür Handlungsstrategien vorzuschlagen.[4]

Sein Interesse an Gerechtigkeit führte ihn zur Gründung des The Floersheimer Center for Constitutional Democracy an der Cardozo School of Law in der Yeshiva Universität in New York. Dies galt als großer Schritt zum Verständnis und zur Funktion der Demokratie im Allgemeinen. Mit seiner Spende von 5 Millionen Dollar konnte das Zentrum seine Arbeit im Jahre 2000 starten. Themen wie der Status von Guantánamo waren dabei bewusst integriert.[5]

Kunstsammler

Stephen Floersheimer erbte 1989 die Kunstsammlung seines Vaters Walter. Einige der bekanntesten Bilder wurden dem Israel-Museum vermacht und hängen heute im dortigen Walter und Charlotte Floersheimer Pavilion. Darunter befinden sich Gemälde von Raul Dufy, Camille Corot und Edgar Degas.[6]

Die Kunstsammlung in der Schweiz gewann durch neue Ankäufe von Floersheimer an Bedeutung und wurde zu einer der bedeutendsten Privatsammlungen der Schweiz. Gemälde von Claude Monet: Gran canale, Venedig 1909, Pablo Picasso, Camille Pissarro, Paul Gauguin, Paul Cézanne, Alfred Sisley, Tizian, Henri de Toulouse Lautrec, Lyonel Feininger und Alexander Archipenko gaben der Sammlung ihren prägenden Charakter. Seine zwei Harlequins von Juan Gris lieh er 1990 aus an das Museo Reina Sofía in Madrid für die Ausstellung Juan Gris.[7] Auch Zeitgenössische Maler wie Maurice Estève, Daniel Garbade, Gaston Chaissac oder Charles Lapicque gehören zur Sammlung, welche bis in den 1980er Jahren jeweils in den Wintermonaten im Hauptsitz der UBS an der Zürcher Bahnhofstrasse ausgestellt wurden.

1990 erhielt die Sammlung ihren ständigen Stammsitz in seinem Landsitz Casa Carlotta, Orselina, im Schweizer Kanton Tessin. Das in den 1920er Jahren erbaute Gebäude ist umgeben von einem der größten schweizerischen Privatgärten, mit modernen wie klassischen Skulpturen wie zum Beispiel einer Bronze-Statue von Aristide Maillol.[8]

Einzelnachweise

  1. Walter D. Floersheim, Banker, 89. In: The New York Times. 6. April 1989, ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 14. August 2017]).
  2. Die „Bank Cantrade AG“ wurde 1952 in Zürich gegründet, ursprünglich um den Handel zwischen Kanada und der Schweiz zu finanzieren (Daher auch der Name). Später entwickelte sie sich zu einer Schweizer Privatbank, die sich der Vermögensverwaltung widmete. Um dies nach Außen deutlicher wiederzugeben, wurde 1993 der Name in „Cantrade Privatbank AG“ geändert.
  3. Paid Notice: Deaths FLOERSHEIMER, STEPHEN H. In: The New York Times. 8. April 2011, ISSN 0362-4331 (legacy.com [abgerufen am 14. August 2017]).
  4. Floersheimer Studies. The Institute of Urban and Regional Studies. Faculty of Social Studies at the Hebrew University, abgerufen am 6. Mai 2022 (englisch).
  5. The Floersheimer Center for Constitutional Democracy. Yeshiva University, abgerufen am 14. August 2017 (englisch).
  6. Israel Things to do - The Israel Museam. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 14. August 2017; abgerufen am 14. August 2017.
  7. Juan Gris en las colecciones del Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía. Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía, abgerufen am 6. Mai 2022 (spanisch).
  8. Ulrike Wendland: Biographisches Handbuch deutschsprachiger Kunsthistoriker im Exil: Leben und Werk der unter dem Nationalsozialismus verfolgten und vertriebenen Wissenschaftler. Teil 1: A–K. Teil 2: L–Z. Walter de Gruyter, 1998, ISBN 978-3-11-096573-5 (google.es [abgerufen am 14. August 2017]).