Bartonella

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Bartonella

Bartonella

Systematik
Domäne: Bakterien (Bacteria)
Abteilung: Proteobacteria
Klasse: Alphaproteobacteria
Ordnung: Rhizobiales
Familie: Bartonellaceae
Gattung: Bartonella
Wissenschaftlicher Name
Bartonella
Strong et al. 1915

Bartonella ist eine Gattung von Bakterien. Es handelt sich um in der Regel parasitisch innerhalb der Wirtszellen (intrazellulär) lebende Bakterien. Die Wirtszellen sind meist Endothelzellen oder rote Blutkörperchen (Erythrozyten). Überträger sind für die meisten Arten Insekten. Bei den Menschen und anderen Wirbeltieren lösen die verschiedenen Arten ein breites Spektrum von Infektionskrankheiten aus. Die verschiedenen Krankheitsformen beim Menschen werden zusammengefasst als Bartonellosen bezeichnet. Bartonella ist die einzige Gattung der Familie Bartonellaceae.

Bartonella ist nach dem peruanischen Arzt und Mikrobiologen Alberto Leonardo Barton (1870–1950) benannt.

Merkmale

Es handelt sich um kleine (0,5–0,6 × 1,0 Mikrometer), faden-, stäbchen- oder tröpfchenförmige Bakterien.[1] Sie zählen zu den gramnegativen Bakterien. Für den Stoffwechsel wird freier Sauerstoff benötigt, sie sind aerob.

Einige Arten nutzen zur aktiven Bewegung Pili, auch Arten mit Flagellen kommen vor. Sie sind nicht obligat intrazellulär, d. h., sie können auch außerhalb von Zellen leben und können somit auf Nährboden kultiviert werden. Diese Eigenschaft trennt sie von den Rickettsiales, zu denen sie früher zugeordnet wurden. Zur Kultivierung wird Hämin benötigt.

[1] Temperatur-

optimum

Oxidase Katalase Flagellen twichtching

mobility

B. alsatica 35 - - -
B. bacilliformis 25–30 - + +
B. clarridgeia 35–37 - - +
B. doshiae 35–37 ? ? ?
B. elizabethae 35–37 - - - -
B. henselae 35–37 - divers - +
B. quintana 35–37 divers - - +
B. tribocorum 35 - - -

Bartonella als Krankheitserreger

Die drei wichtigsten krankheitserregenden Arten für den Menschen sind Bartonella bacilliformis, B. quintana und B. henselae.

Bartonella bacilliformis besitzt 1–10 polare Flagellen, auch subpolare oder laterale Flagellen kommen vor. Diese Art löst das Oroya-Fieber aus, woraus sich als zweite Phase der Erkrankung das Verruga peruana (Peru-Warze) entwickelt. Die Überträger sind Stechmücken (Sandmücken, Lutzomyia), der Mensch ist der Hauptwirt. Da diese Erreger unbehandelt innerhalb der Erythrozyten persistieren, können Infizierte monatelang symptomlos bleiben und führen zu Krankheitssymptomen erst bei gestörtem Immunstatus z. B. bei HIV-Infektion, Tumorerkrankung et cetera.

Bartonella quintana ist der Auslöser des Fünf-Tage-Fiebers, der Peliosis hepatis und der Bazillären Angiomatose. Der Überträger ist die Kleiderlaus. Das Bakterium wird hierbei von der Laus mit dem Kot ausgeschieden.

Die Art Bartonella henselae ist für die Katzenkratzkrankheit, und wie auch B. quintana für die Peliosis hepatis und für die Bazilläre Angiomatose verantwortlich. Sie besitzt ebenfalls Pili anstelle von Flagellen. Das Reservoir ist die Hauskatze, Überträger auf den Menschen ist die Katze oder der Katzenfloh.

Eine spezielle Manifestation der Bartonellose kann eine Nervenentzündung (Gesichtsnervenentzündung, Meningitis), insbesondere des Sehnervens mit plötzlichem meist einseitigem Sehschärfenverlust, diffusen Gesichtsfeldausfällen, einer meist damit verbundenen Stauungspapille und einseitigem Kopfschmerz (Fehldiagnostizierte Migraine) sein. Oft fehlen dann die klassischen Begleitsymptome von Lymphknotenschwellung und Fieber.[2] An der Netzhaut findet sich nach ca. 2 Wochen eine durch Exsudate verursachte Sternfigur (Macula stellata). Man vermutet, dass diese Form der Bartonellose wegen ihrer guten Selbstheilungstendenz weniger oft diagnostiziert wird als sie tatsächlich auftritt. Eine zügig durchgeführte Diagnostik mittels Enzymimmunassay sowie eine schnelle und ausreichend nachhaltige Therapie (Doxycyclin/Rifampicin) ist Voraussetzung für einen günstigen Heilungsverlauf. Trotzdem kann auch noch ein nach Jahren erst auffallender Schaden am Sehnerven entstehen[2].

Weitere, mit Infektionskrankheiten des Menschen in Verbindung gebrachte Arten sind:

Einige nicht pathogene Arten:

Systematik

Die Gattung Bartonella wurde von der Ordnung Rickettsiales getrennt und nun einer eigenen Familie, der Bartonellaceae zugeordnet. Auch die beiden Gattungen Grahamella und Rochalimaea, früher den Rickettsiales zugeordnet, werden nun zu Bartonella gestellt. Bartonella zählt zu der Familie Bartonellaceae. Hierzu zählen nur 2 Gattungen, neben Bartonella noch die noch nicht vollständig anerkannte Art "Candidatus Tokpelaia hoelldobleri". Hiervon ist nur das Genom bekannt, es wurde von Neuvonen und Mitarbeitern 2016 innerhalb der Termite Harpegnathos saltator isoliert.

Die engsten Verwandten von Bartonella sind Agrobacterium, Rhizobium (beide Familie Rhizobiaceae) und Brucella (Familie Brucellaceae).[3] Wie auch Bartonella zählen sie zu den Alphaproteobakterien. Arten von Brucella sind wie auch Bartonella intrazelluläre Parasiten von Säugetieren. Agrobacterium und Rhizobium können bei Pflanzen als Parasiten oder mutualistisch auftreten. Alle sind keine obligaten intrazellulären Parasiten und können in vitro kultiviert werden.

Eine Auswahl von Arten und Unterarten (Stand 9. September 2017), B. bacilliformis ist die Typusart.[4]

Literatur

  • Martin Dworkin u. a. (Hrsg.): The Prokaryotes. A Handbook of the Biology of Bacteria. Band 5: Proteobacteria: Alpha and Beta Subclasses. 3. Auflage, Springer, New York 2006, ISBN 978-0-387-25495-1 (Print) und ISBN 978-0-387-30743-5 (Online), doi:10.1007/0-387-30743-5.
  • George M. Garrity (Hrsg.): Bergey’s Manual of Systematic Bacteriology. 2. Auflage, Band 2: The Proteobacteria. Part C: The Alpha-, Beta-, Delta-, and Epsilonproteabacteria. Springer, New York 2005, ISBN 978-0-387-24145-6.
  • Werner Köhler (Hrsg.): Medizinische Mikrobiologie. 8. Auflage, München/Jena 2001, ISBN 978-3-437-41640-8.

Weblinks

  • Bartonella LPSN - J. P. Euzéby: List of Prokaryotic names with Standing in Nomenclature

Einzelnachweise

  1. a b George M. Garrity (Hrsg.): Bergey’s Manual of Systematic Bacteriology. 2. Auflage, Band 2: The Proteobacteria. Part C: The Alpha-, Beta-, Delta-, and Epsilonproteabacteria. Springer, New York 2005, ISBN 978-0-387-24145-6.
  2. a b M.Lapp, M.Ulbig, C.P.Lohmann, A.Laubichler: Bartonellenneuroretinitis. Eine atypische Manifestation der Katzenkratzkrankheit. In: Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (Hrsg.): Ophthalmologe. Band 116, Nr. 1. Springer Medizin Verlag GmbH, Neu-Isenburg 2019, S. 51–57.
  3. Martin Dworkin u. a. (Hrsg.): The Prokaryotes. A Handbook of the Biology of Bacteria. Band 5: Proteobacteria: Alpha and Beta Subclasses. 3. Auflage, Springer, New York 2006, ISBN 978-0-387-25495-1 (Print) und ISBN 978-0-387-30743-5 (Online), doi:10.1007/0-387-30743-5.
  4. Jean Euzéby, Aidan C. Parte: Genus Bartonella. In: List of Prokaryotic names with Standing in Nomenclature (LPSN). Abgerufen am 9. September 2017.