Baschkirische Sprache

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Baschkirisch

Gesprochen in

Russland, Usbekistan, Kasachstan
Sprecher 1,245,990 (2010)[1]
Linguistische
Klassifikation
Offizieller Status
Amtssprache in Flagge von Baschkortostan Baschkortostan
Sprachcodes
ISO 639-1

ba

ISO 639-2

bak

ISO 639-3

bak

Die baschkirische Sprache (Audio-Datei/Hörbeispiel башҡорт теле?/i [bɑʃqɵrt tɨlɨ]) ist eine westtürkische Sprache der uralischen Untergruppe. Sie gehört zur Familie der Turksprachen. Sie ist Amtssprache in Baschkortostan und erst seit 1923 Schriftsprache.

Hauptverbreitungsgebiet

Baschkirisch wird heute vor allem in der zu Russland gehörenden Republik Baschkortostan und dem angrenzenden Tatarstan gesprochen. Auch lebt in der Republik Mari El eine baschkirische Minderheit. Bei der letzten Volkszählung der UdSSR (1989) gaben über 1,047 Millionen Baschkiren Baschkirisch als Muttersprache und 26.737 als Zweitsprache an. Rund 300.000 Baschkiren sprechen tatarisch als Muttersprache. Daneben sind größere baschkirische Minderheiten in den Gebieten um Tscheljabinsk, Perm, Orenburg, Jekaterinburg und Kurgan ansässig. Große baschkirische Volksgruppen leben auch in Kasachstan (41.847) und Usbekistan (34.771).[2]

Namensherkunft

Der Name leitet sich von der Volksgruppe der Baschkiren ab. Das Wort баш/basch bedeutet „Haupt“ und ҡорт/qort wird mit „Wolf“ (vergleiche türkisch kurt) gleichgesetzt. Der Begriff „Haupt-Wolf“ war augenscheinlich eine Bezeichnung der alten Turkvölker für einen Hauptclan einer Gruppe.

Klassifizierungsmöglichkeiten

Baschkirisch wird mitunter verschieden klassifiziert. So listet das „Fischer Lexikon Sprachen“ (1961) diese Sprache wie folgt auf:[3]

  • Turksprachen
    • Westlicher Zweig
      • Bulgarische Gruppe
      • Die oghusische Gruppe
      • Kiptschakische Gruppe
        • Kiptschak-oghusische Gruppe
        • Kyptschakbulgarisch (oder Kyptschaktatarisch)
          • Baschkirisch

Dagegen führt das „Metzler Lexikon Sprache“ (1993) das Baschkirische wie folgt an:[4]

  • Turksprachen
    • Südwesttürkisch (Oghusisch)
    • Osttürkisch (Karlukisch)
    • Westtürkisch (Kiptschakisch)
      • Uralisch (Kiptschak-Bulgarisch)
        • Baschkirisch

Die aktuelle Klassifizierung kann im Artikel Turksprachen eingesehen werden.

Dialekte und Alphabete

Baschkirisch wurde erst sehr spät eigenständige Schriftsprache. Im 15. Jahrhundert verwendeten die Baschkiren das in arabischer Schrift geschriebene Tschagatai. Im späten 19. Jahrhundert übernahmen sie das ebenfalls arabischgeschriebene Tatarische.

1923 wurde für das Baschkirische auf der Grundlage der Dialekte Kuvakan und Yurmati[5] eine eigene Schriftsprache entwickelt, die ebenfalls in einem modifizierten arabischen Alphabet geschrieben wurde. 1930 wurde die Latinisierung des Baschkirischen durchgeführt und die Schriftsprache auf das Einheitliche Alphabet umgestellt. Doch bereits im Winter 1938 wurde das Baschkirische wegen der Durchführung eines von Moskau geforderten obligatorischen Russisch-Unterrichtes auf ein modifiziertes kyrillisches Alphabet umgestellt.

Tabelle mit dem baschkirischen Kyrillalphabet

Аа Бб Вв Гг Ғғ Дд Ҙҙ Ее Ёё
Жж Зз Ии Йй Кк Ҡҡ Лл Мм Нн
Ңң Оо Өө Пп Рр Сс Ҫҫ Тт Уу
Үү Фф Хх Һһ Цц Чч Шш Щщ Ъъ
Ыы Ьь Ээ Әә Юю Яя

Die baschkirische Sprache ist bis heute dialektal stark gegliedert. Ihre Dialekte sind am nächsten mit dem Tatarischen verwandt und teilweise stark von ihm beeinflusst. Diese baschkirischen Dialekte werden heute allgemein in drei Gruppen untergliedert:

  1. Kuvakan („Berg-Baschkirisch“)
  2. Yurmati („Steppen-Baschkirisch“)
  3. Burschan („West-Baschkirisch“)

Mit dem beginnenden Zerfall der Sowjetunion ab 1988 forderten pantürkische Kreise der baschkirischen Bevölkerung die Wiedereinführung des arabischen Alphabetes und des abgeschafften Tschagatai. Eher westlich orientierte Kreise forderten die Einführung des modernen türkischen Lateinalphabetes als „sichtbaren Ausdrucks für die Westöffnung“ der russischen Turkvölker.

Die Baschkiren experimentierten eine Zeitlang mit verschiedenen Lateinalphabeten herum und auf der Basis des tatarischen Lateinalphabetes wurde auch ein baschkirisches Musteralphabet entworfen.

Gegenüberstellung des baschkirischen, tatarischen und türkischen Lateinalphabetes:
Baschkirisch: Aa Bb Cc Ç ç Dd Ee Əə (Ää) Ff Gg Ğğ Hh Xx Iı İi Íí Jj Kk Ll Mn Nn Ññ Oo Öö Pp Qq Rr Ss Şş Tt Uu Üü Vv Ww Yy Zz Źź
Tatarisch: Aa Ää Bb Cc Ç ç Dd Ee Ff Gg Ğğ Hh Xx Iı İi Íí Jj Kk Ll Mn Nn Ññ Oo Öö Pp Qq Rr Ss Şş Tt Uu Üü Vv Ww Yy Zz
Türkisch: Aa Bb Cc Çç Dd Ee Ff Gg Ğğ Hh Iı İi Jj Kk Ll Mn Nn Oo Öö Pp Rr Ss Şş Tt Uu Üü Vv Yy Zz

Letztendlich konnte sich dieses baschkirische Lateinalphabet nicht durchsetzen und so wird diese Sprache bis heute mit kyrillischen Buchstaben geschrieben, auch da staatlicherseits die Verwendung des kyrillischen Alphabets vorgeschrieben wurde.

Militante Baschkiren verwenden für die Gestaltung ihrer Internetseiten das „baschkirische Lateinalphabet“, um damit einen neuen Panturkismus zu propagieren.

Der dreibuchstabige Sprachcode nach ISO 639-2 ist „bak“, der zweibuchstabige Code nach ISO 639-1 ist „ba“.

Literatur

  • Heinz F. Wendt: Fischer Lexikon Sprachen. Fischer Taschenbuch Verlag, 1961 (Ausgabe Oktober 1987), ISBN 3-596-24561-3
  • Helmut Glück (Hrsg.): Metzler Lexikon Sprache. 1. Auflage 1993. Verlag J. B. Metzler, ISBN 3-476-00937-8
  • Heinz-Gerhard Zimpel: Lexikon der Weltbevölkerung. Geografie – Kultur – Gesellschaft. Nikol Verlagsgesellschaft, Hamburg 2000, ISBN 3-933203-84-8
  • Margarete I. Ersen-Rasch: Baschkirisch. Lehrbuch für Anfänger und Fortgeschrittene. Otto Harrassowitz, Wiesbaden, 2009, ISBN 978-3-447-05730-1
  • Miloš Okuka, Gerald Krenn (Hrsg.): Lexikon der Sprachen des europäischen Ostens (= Wieser-Enzyklopädie des europäischen Ostens. Band 10). Wieser Verlag, Klagenfurt/Celovec 2002, ISBN 3-85129-510-2, Ekrem Ċaušević: Baschkirisch, S. 777–780 (aau.at [PDF; 187 kB]).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Bashkort, a language of the Russian Federation auf ethnologue.com (englisch) abgerufen am 28. April 2014
  2. Helmut Glück: Metzler Lexikon Sprachen, S. 82
  3. Heinz F. Wendt: Fischer Lexikon Sprache, S. 328/329
  4. Helmut Glück: Metzler Lexikon Sprache, S. 657
  5. Heinz-Gerhard Zimpel: Lexikon der Weltbevölkerung, S. 64