Bastien Girod

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Bastien Girod (2019)

Bastien Girod (* 21. Dezember 1980 in Genf; heimatberechtigt in Champoz) ist ein Schweizer Politiker (Grüne) und Umweltwissenschaftler.

Leben, Ausbildung und Beruf

Girod besuchte zuerst eine Rudolf-Steiner-Schule, dann das Deutsche Gymnasium Biel und studierte anschliessend Umweltnaturwissenschaften an der ETH Zürich. Von 2006 bis 2009 arbeitete er gleicherorts unter dem Titel „Integration of Rebound Effects into Life-Cycle Assessment“ an seinem Doktorat über Ökobilanzen.[1] Für den Zeitraum von Juli 2010 bis Juni 2012 hat der Schweizerische Nationalfonds ihn als Gastforscher, bzw. als Postdoc zur Vertiefung an die Universität Utrecht geschickt.[2] Im August 2011 beendete er sein Forschungsprojekt vorzeitig nach einem Jahr, da er seine Forschungsziele bereits erreicht hatte und kehrte in die Schweiz zurück. Er nahm eine Stelle an der ETH Zürich am SusTec (Group for Sustainability and Technology) an, die sich mit der Interaktion von Politik, Unternehmen und Technologie in Bezug auf Klimaschutz befasst.[3] 2016 bis 2018 absolvierte Girod eine berufsbegleitende Weiterbildung in General Management an der Universität Zürich, welche er mit einem Executive MBA abschloss.[4] 2018 begann er als Teamleiter bei der Firma South Pole zu arbeiten.[5] Im selben Jahr wurde er vom Verband der Betreiber Schweizerischer Abfallverwertungsanlagen (VBSA) zu dessen Präsidenten gewählt, wo er sich für eine nachhaltigere Abfallwirtschaft (u. a durch CO2-Abscheidung und -Speicherung) einsetzt.[6][7][8] Der Branchenverband verpflichtete sich 2022 in einer Vereinbarung mit dem Eidgenössischen Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation,[9] dass bis spätestens 2030 eine erste Kehrichtverbrennungsanlage über ein System verfügt, das 100’000 Tonnen CO₂ aus den Abgasen auswaschen kann. Zudem soll parallel dazu eine Infrastruktur aufgebaut werden, damit das abgeschiedene CO₂ abtransportiert und für immer gespeichert werden kann.[10]

Politisches Engagement

Bastien Girod kam bei den JungsozialistInnen erstmals mit der Politik in Berührung, wurde Greenpeace-Aktivist und später Gründungsmitglied der Jungen Grünen Kanton Zürich. Bekannt wurde er auf kantonaler Ebene vor allem durch Protestaktionen gegen Offroader[11] und umstrittene Praktiken der Zürcher Polizei. 2005 bis 2007 war er Vorstandsmitglied der Zürcher Sektion des VCS.

2006 wurde er in das Stadtzürcher Parlament (Gemeinderat) und bei den Schweizer Parlamentswahlen 2007 in den Nationalrat gewählt, worauf er das Gemeinderatsmandat abgab. 2011, 2015 und 2019 wurde er bei den Wahlen zum Nationalrat wiedergewählt. Bei den Parlamentswahlen vom 18. Oktober 2015 erhielt er mit 70'267 Stimmen die meisten Stimmen der Kandidaten der Grünen.[12] 2015 kandidierte Girod auch für den Ständerat. Nach zwei Wahlgängen landete er mit 107'000 Stimmen auf dem dritten Platz, was von Medien als Achtungserfolg gewertet wurde.[13][14] 2012 bis 2018 war er einer der Vizepräsidenten der Grünen Partei der Schweiz.[15]

Eine von ihm 2019 eingereichte parlamentarische Initiative fand in National- und Ständerat Mehrheiten.[16] Damit wurde eine Übergangslösung zur Förderung von Windenergie-, Kleinwasserkraft-, Biogas-, Geothermie- und Fotovoltaikanlagen gefunden.[17]

2019 bis 2021 war Girod Präsident der nationalrätlichen Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie (UREK).[18]

Green Change – Strategien zur Glücksmaximierung

2010 veröffentlichte Girod im Berner Zytglogge Verlag ein Buch unter dem Titel Green Change. Das Buch ist teils autobiographisch, teils politisches Programm und Zukunftsentwurf. Der Untertitel des Buches – „Strategien zur Glücksmaximierung“ – weist auf Girods Ansatz im nicht-biographischen Teil hin. Er verbindet dort Erkenntnisse der Glücksforschung mit den Erfordernissen eines ökologischen Wandels. Wirtschaftliches Wachstum sei an sich kein erstrebenswertes Ziel. Stattdessen müsse ein Wachstum des Glücks der Menschen angestrebt werden. Dieses Ziel liesse sich auch mit einem geringeren Ressourcenverbrauch erreichen. Diesen Ansatz nennt Girod Green Change. Zur Umsetzung sei eine politische Neuorientierung nötig, welche den Herausforderungen und Bedürfnissen der Menschen im 21. Jahrhundert entspreche. Der Schutz und die Verbesserung des menschlichen Glücks sollten nach Girod zum Hauptziel der politischen und gesellschaftlichen Aktivitäten werden. Das Buch wurde unter anderem in der NZZ,[19] im Tages-Anzeiger[20] und in der Wochenzeitung besprochen.[21]

Privates

Girod ist seit 2012 mit Ellen Girod (geb. Tkatch) verheiratet.[22] Das Paar hat zwei Töchter (* 2014, * 2017)[23][24] und lebt in Zürich-Wiedikon.[25]

Werke

  • Green Change – Strategien zur Glücksmaximierung. Zytglogge, Bern 2010, ISBN 978-3-7296-0804-7.

Weblinks

Commons: Bastien Girod – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bastien Girod: Integration of rebound effects into LCA. ETH, 2009; doi:10.3929/ethz-a-005955688.
  2. Tagesanzeiger: Nationalrat Bastien Girod geht nach Holland, 24. Juni 2010
  3. Girod bricht seine Zelte in Holland ab. In. Tages-Anzeiger vom 4. August 2011
  4. Executive MBA der Universität Zürich
  5. Bastien Girod wechselt zur Zürcher Klima-Firma South Pole. Abgerufen am 15. April 2018.
  6. Pressemitteilung des Verbandes vom 17. Mai 2018
  7. Daniel Stern: Welchen Kreislauf wollen wir? Artikel in der WOZ vom 27. Januar 2022
  8. Martin Läubli: Millionen Tonnen CO₂ — Abfall klimaneutral entsorgen: Jetzt hat die Schweiz einen Masterplan Artikel im Tages-Anzeiger vom 16. März 2022
  9. Bundesamt für Umwelt BAFU: Vereinbarung mit Kehrichtverbrennungsanlagen. In: bafu.admin.ch. 16. März 2022, abgerufen am 21. Juni 2022.
  10. Millionen Tonnen CO₂ – Abfall klimaneutral entsorgen: Jetzt hat die Schweiz einen Masterplan. In: tagesanzeiger.ch. 16. März 2022, abgerufen am 21. Juni 2022.
  11. Interview mit ETH Life: «Zürich braucht ein Road-Pricing!»
  12. Bundesamt für Statistik
  13. Das neue Zürcher Dreamteam
  14. Plötzlich reden alle von Bastien Girod
  15. Grüne bestätigen Regula Rytz und wählen neues Vize-Präsidium. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 8. Mai 2018; abgerufen am 5. Mai 2018.
  16. 19.443. Pa.Iv. Erneuerbare Energien einheitlich fördern. Einmalvergütung auch für Biogas, Kleinwasserkraft, Wind und Geothermie. In: parlament.ch. 18. Juni 2019, abgerufen am 21. Juni 2022.
  17. Zur klaren Annahme der parlamentarischen Initiative Girod. In: swisscleantech.ch. 4. Oktober 2021, abgerufen am 21. Juni 2022.
  18. Bastien Girod auf der Website der Bundesversammlung
  19. Raus aus der Unglücksfalle. In: Neue Zürcher Zeitung vom 5. Juni 2010.
  20. Stefan Häne: Schulwege zum Glück. In: Tages-Anzeiger vom 20. Mai 2010.
  21. P.M.: «Me cha nöd klage». In: Die Wochenzeitung vom 10. Juni 2010.
  22. Der Grüne Girod und die rothaarige Schönheitskönigin haben sich das Ja-Wort gegeben. (Memento vom 9. September 2012 auf WebCite) In: SonntagsZeitung vom 9. September 2012
  23. Nico Menzato: Bastien Girod und seine Ex-Miss im Baby-Glück. In: Blick.ch vom 13. Februar 2017.
  24. Nicola Brusa, Philipp Loser: «Als Mutter machst du immer alles falsch.» In: Tages-Anzeiger vom 19. August 2018.
  25. Verlobt mit Ex-Miss