Schawinski (Fernsehsendung)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Fernsehsendung
Originaltitel «Schawinski»
Produktionsland Schweiz
Originalsprache Schweizerdeutsch, selten Hochdeutsch
Genre Talkshow
Erscheinungsjahre 2011–2020
Länge 27 Minuten
Episoden 338
Ausstrahlungs-
turnus
wöchentlich (Montag 22:55 Uhr)
Premiere 22. Aug. 2011 auf SRF 1
Moderation Roger Schawinski

Schawinski war eine wöchentliche Talkshow von Schweizer Radio und Fernsehen. Moderator war Roger Schawinski, der jeden Montag um 22:55 Uhr auf SRF 1 eine schweizweit bekannte Persönlichkeit aus Politik, Wirtschaft oder Kultur zu einem knapp halbstündigen Interview einlud. Dabei erhob er den Anspruch, die brisanteste „Talkshow der Schweiz“ geführt zu haben.[1] Dabei wollte er Persönlichkeiten, die in der Schweiz als Entscheidungsträger oder meinungsbildend wirkten, von einer bisher unbekannten Seite zeigen und sie damit künftig besser einschätzbar machen. Die Sendung wurde erstmals am 22. August 2011 ausgestrahlt, mit dem Bankier Konrad Hummler als Gesprächsgast. In der letzten Sendung, am 23. März 2020, konfrontierte Schawinski drei Überraschungsgäste mit seinen spontanen Fragen: Moritz Leuenberger, Katja Stauber und Urs Rohner.

Sendungskonzept

Typisch für die Sendung war das im Interviewstil geführte Gespräch zwischen Roger Schawinski und seinem Gast. Als Gäste begrüsste er dabei auch gerne Persönlichkeiten mit teilweise völlig konträrer Meinung als seiner eigenen.

Der Interviewstil zeichnete sich durch Konfrontation und starke Rhythmisierung durch den Interviewer aus. Gäste wurden mit Aussagen, Visionen und Handlungen aus ihrer Vergangenheit konfrontiert und dazu befragt. Auch abrupte Themenwechsel gehörten zum markanten Stil, der die Sendung charakterisierte.

Während seine Gäste typischerweise lediglich einen einzelnen Auftritt in der Sendung hatten, sassen einige Gäste Schawinski auch mehrfach gegenüber. Zwei oder mehr Auftritte hatten beispielsweise Christoph Blocher, Roger Köppel, Thomas Minder, Oskar Freysinger oder Christoph Mörgeli, Blocher sogar deren neun.

Vom Prinzip des Gesprächs mit einem Gegenüber wich Schawinski teilweise ab: Am 21. Mai 2012 führte er eine Diskussionsrunde mit drei Freunden und Weggefährten des verstorbenen Kurt Felix, am 11. Juni 2012 unterhielt er sich mit Thomas Held und Tobias Straumann über die Eurokrise, und am 18. November 2013 führten SP-Nationalrätin Chantal Galladé und SVP-Nationalrat Thomas Aeschi ein Streitgespräch zur Familieninitiative. Insbesondere vor wichtigen Abstimmungen lancierte Schawinski häufiger Streitgespräche zwischen Gegnern und Befürwortern und befragte im Nachgang Politologen, um den Ausgang der Abstimmungen zu analysieren.

Anlässlich der 100. Sendung machte Schawinski eine einmalige Ausnahme und liess sich von Rundschau-Moderator Sandro Brotz über seine Person befragen.[2]

Andreas Thiel und die Folgen

Der Stil der Sendung und die unterschiedlichen Reaktionen der Gäste führten immer wieder zu kontroversen Diskussionen.[3] Im Verlauf der am 15. Dezember 2014 ausgestrahlten Sendung kam es dann zu einem Eklat zwischen Moderator Schawinski und seinem Gast Andreas Thiel.[4] Das Gespräch zwischen Thiel, der aufgrund seiner in der Weltwoche veröffentlichten "Streitschrift" Der Schatten des Ostens eingeladen worden war, und Roger Schawinski wurde schnell emotional. Die beiden Protagonisten wiegelten sich im Verlauf der Sendung gegenseitig hoch, sodass der Gesprächsverlauf schnell auch beleidigend wurde.

Nach der Sendung gingen innerhalb von sieben Tagen 136 Beschwerden bei der SRG-Ombudsstelle ein, was nach Aussage des Vorstehers Achille Casanova einen „absoluten Rekord“ darstelle.[5] Aufgrund des Echos zu dieser Sendung, das auch nach 14 Tagen noch nicht verhallt ist, denkt Schawinski laut darüber nach, bei seinen Gästen wählerischer zu werden:

„Nach dem Eklat mit Thiel habe ich nun aber meine Haltung etwas revidiert. Deshalb werde ich Personen, die sich systematisch verweigern und jede Sendung umfunktionieren, nicht mehr ins Studio holen. Also nie mehr Blancho, nie mehr Freysinger, nie mehr den Gaukler und Falschspieler Andreas Thiel.“

Sonntags Zeitung: Nie mehr Blancho, nie mehr Freysinger, nie mehr Thiel

Rezeption

Die Neue Zürcher Zeitung resümierte zur ersten Sendung, dass sie noch mehr «Speed-Show als Late-Night» sei und riet zur «Entschleunigung». Schawinski «schaffte es in seiner neuen Sendung, Themen für zwei Tage in 27 Minuten zu packen», nannte es aber ein «spannendes Format». Schawinskis Aussage «Die Erwartungen sind so hoch, die kann ich gar nicht erfüllen» hielt die NZZ entgegen: «Stimmen die Gäste und konzentriert sich Schawinski in Zukunft auf weniger Themen, bietet das Format eines konfrontativen Eins-zu-Eins-Gesprächs eine spannende Abwechslung zu den sonstigen Angeboten des Schweizer Fernsehens. Gut gewählt ist beispielsweise, dass sich die zwei Gesprächspartner an einem Tisch gegenübersitzen – für ein Interview die mit Abstand beste Position.» Schawinski würde «zudem nicht an der manchmal zur Schweizer Tugend erhobenen Bescheidenheit» leiden, was zum Unterhaltungswert der Show beitrage.[6]

Die Premiere erreichte einen Marktanteil von 18,3 Prozent. Nach zunächst zurückgehenden Einschaltquoten[7] verzeichnete die Sendung mit Roger Köppel vom 9. Januar 2012 mit ca. 260'000 Zuschauern einen bisherigen Rekord; die Quote entsprach einem Marktanteil von 33,5 Prozent.[8]

Das Ende der Sendung

Im September 2019 gab das SRF bekannt, dass die Sendung aus finanziellen Gründen per Anfang oder Frühling 2020 abgesetzt werde.[9][10] Die letzte Sendung wurde am 23. März 2020 ausgestrahlt. Als Nachfolgesendung folgte die Talkshow «Gredig direkt» mit Urs Gredig.[11][12]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Glanz & Gloria: Zu Gast im Studio: Roger Schawinski. SRF, 21. August 2011.
  2. Sendung «Schawinski»: Sandro Brotz im Gespräch mit Roger Schawinski, SRF
  3. Publikumsrat, SRG Deutschschweiz vom 29. Oktober 2012: «Schawinski» polarisiert weiterhin. (Memento vom 29. Dezember 2014 im Internet Archive)
  4. Sendung «Schawinski»: Roger Schawinski im Gespräch mit Andreas Thiel
  5. 20min: Nach Mörgeli-Angriff – SRF steht zu Schawinski
  6. Zoé Baches: Ein hektischer Schawinski durch Hummler beruhigt, Neue Zürcher Zeitung vom 23. August 2011.
  7. Roger Schawinski kämpft mit der Quote, Aargauer Zeitung vom 20. September 2011.
  8. SF dank Hildebrand im Quoten-Hoch (Memento vom 14. Januar 2012 im Internet Archive). Swisscom vom 11. Januar 2012.
  9. Aus Spargründen: SRF setzt «Schawinski» ab. In: tagesanzeiger.ch. 27. September 2019, abgerufen am 28. September 2019.
  10. SRF: Aus für «Schawinski» und «Eco talk». In: persoenlich.com. 27. September 2019, abgerufen am 28. September 2019.
  11. Urs Gredig kehrt zu SRF zurück Artikel auf srf.ch vom 21. November 2019.
  12. «Gredig direkt» auf SRF.ch