Bayerische Seenschifffahrt

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Bayerische Seenschifffahrt GmbH

Rechtsform GmbH
Gründung 1. Januar 1997 (Nachfolge)
Sitz Schönau am Königssee (Landkreis Berchtesgadener Land)
Leitung Michael Grießer (Geschäftsführer)
Mitarbeiterzahl 170[1]
Umsatz 10 Mio. Euro[1]
Branche Fahrgastschifffahrt
Website www.seenschifffahrt.de

Die Bayerische Seenschifffahrt GmbH ist ein Verkehrsunternehmen im Eigentum des Freistaats, das die Personenschifffahrt auf den vier bayerischen Seen Königssee, Starnberger See, Ammersee und Tegernsee betreibt.

Geschichte

Schifffahrt Königssee

Boot auf dem Königssee (um 1900)

Bis zum Beginn der Motorschifffahrt auf dem See waren Ruderboote das einzige Verkehrsmittel.

Der Bau der heute nicht mehr existierenden Eisenbahnverbindung von Berchtesgaden nach Schönau am Königssee, Ortsteil Königssee, deren Fertigstellung der 29. Mai 1909 war, ließ aufgrund der verbesserten Verkehrsanbindung eine Steigerung der Königsseebesucher erwarten. Die Zeit über die Einführung einer Motorschifffahrt zu entscheiden drängte.

Mit Zustimmung des Prinzregenten Luitpold bestellte der Obersthofmeisterstab im Januar 1909 vier Boote, nämlich ein Elektroboot und zwei mit Petroleum befeuerte Dampfmaschinenboote und ein kleines Elektroboot ausschließlich für Hofdienstzwecke.

Eröffnet wurde die Motorschifffahrt auf dem Königssee schließlich am 15. Juli 1909 mit dem von der Firma Siemens-Schuckert gelieferten Elektromotorboot Accumulator. Es fasste 38 Personen, war 12 m lang und 2,15 m breit. Der Bootskörper und die Kajüte waren aus Mahagoniholz. Die Motorleistung betrug etwa 15 PS. Die erforderliche Energie lieferte ein Bleiakkumulator, was bei einer Geschwindigkeit von 10 km/h einen Aktionsradius von rund 100 km ermöglichte. Einige Tage nach der Indienststellung der Accumulator wurden die beiden Dampfmaschinenboote Tristan und Isolde für je 18 Personen, 8,50 m lang und 1,75 m breit, gewassert. Das entsprechend seiner Bestimmung für hofdienstliche Zwecke hochherrschaftlich ausgestattete Elektromotorboot Gemse kam wenig später hinzu und war für 20 Personen bestimmt. Obwohl es zunächst für Hofdienstzwecke bestimmt war, wurde dieses Boot schon bald auch zur Fahrgastbeförderung eingesetzt. Die Motorbootzeit war damit auch am Königssee endgültig angebrochen, die Fahrzeiten über den See haben sich mehr als halbiert. Die Eröffnung der Motorschifffahrt auf dem Königssee brachte einen allgemeinen Aufschwung des Fremdenverkehrs. Weitere Elektromotorboote wurden angeschafft. Diese hatten sich wegen ihres ruhigen Dahingleitens, ihrer Abgasfreiheit und wegen der geringen Betriebskosten schon bald auf dem Königssee durchgesetzt. Die günstige Stromversorgung mit nächtlicher Aufladung der Batterien war durch den Bau der „Königssee-Eisenbahn“ möglich geworden.

Seit 1. April 1934 betreibt der Bayerische Staat die Schifffahrt auf dem Königssee in Eigenregie.

Schifffahrt Starnberger See

Sehr früh war der Starnberger See auch beim Adel beliebt geworden. Er lag der Haupt- und Residenzstadt München am nächsten und war über die Alte Poststraße schnell und bequem zu erreichen. Bereits 1550 ließ sich Herzog Albrecht V. von Bayern von Starnberger Zimmererleuten eine „Fregatte“ bauen. Kurfürst Ferdinand Maria war es schließlich, der sich im 17. Jahrhundert eine Flotte mit höchstem Luxus erbauen ließ. Das Prachtschiff Bucentaur kostete nicht weniger als 18.269 Gulden. Es hatte ein Fassungsvermögen von 500 Personen, wurde von 110 Ruderern fortbewegt, hatte daneben aber auch Segel. Bei den See- und Jagdfesten war es von bis zu 34 Begleitschiffen (darunter z. B. ein Küchenschiff) umgeben. Es folgte ursprünglich dem Vorbild des venezianischen Bucentaur, ital. bucintoro (goldene Barke), dem repräsentativen Staatsschiff der Dogen von Venedig. Im Jahre 1758 beschloss Kurfürst Max II. wegen der anstehenden hohen Reparaturkosten den Abbruch der Bucentaur.

Ab 1851 begann auf dem Starnberger See das Zeitalter der Dampfschifffahrt. Im Beisein von König Max II. lief in Starnberg der erste Raddampfer Maximilian vom Stapel, finanziert vom Königlichen Baurat Ulrich Himbsel. 1864 wurde der Schifffahrtsbetrieb an eine Aktiengesellschaft verkauft und am 1. Januar 1915 vom Bayerischen Staat übernommen. Die Schifffahrt wurde, wie am Ammersee, zunächst von den Königlich Bayerischen Staatseisenbahnen bzw. deren Rechtsnachfolger Reichsbahn/Deutsche Bundesbahn und ab 1959 von der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen betrieben.

Starnberg 1925: Die Starnberg ex Wittelsbach passiert das Wellenbad.

Das erste Dampfschiff, die Maximilian, fuhr von 1851 bis 1886 auf dem See und wurde dann von J. A. Maffei in Zahlung genommen und auf den Ammersee verbracht. Schon seit 1878 gab es ein zweites Dampfschiff auf dem See, die Bavaria, die bis 1940 existierte. Als Ersatz für die Maximilian wurde die Wittelsbach gebaut, die ab dem 20. August 1886 im Einsatz war, im Jahr 1919 in Starnberg umgetauft und 1950 verschrottet wurde. Die Wittelsbach, von Maffei in München vorgefertigt und unter der Baunummer 28 in der Starnberger Werft endmontiert und ausgerüstet, war 53,36 m lang und konnte 1150 Personen befördern.

Der vierte Dampfer auf dem See war die Luitpold. Dieses Schiff wurde 1890 in Dienst genommen und fuhr später unter dem Namen München. 1954 wurde es verschrottet.[2]

Schifffahrt Ammersee

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Schaufelradschiff Diessen der Schifffahrt Ammersee (vor der Generalüberholung 2005/06)

1878 wurde am Ammersee eine Aktiengesellschaft gegründet, die in Zürich ein neues Schiff für 150 Fahrgäste bauen ließ. 1880 übernahm Reichsrat von Maffei die Aktienmehrheit der „Aktiendampfschiffahrtsgesellschaft Ammersee“. Da eine Bahnverbindung zwischen München bzw. Augsburg und dem Ammersee nicht bestand, wurde schließlich im selben Jahr auf dem Fluss Amper nördlich des Ammersees ein Zubringerverkehr von Stegen (heutiger Heimathafen der Ammersee-Flotte) nach Grafrath mit dem Flussdampfer Maria Theresia eingerichtet. Der Bayerische Staat erwarb 1906 für 110.000 Gulden die Schifffahrt auf dem Ammersee mit ihren Anlagen, Geräten und Schiffen und unterstellte sie zunächst den Königlich Bayerischen Staats-Eisenbahnen, später der Reichsbahn sowie der Deutschen Bundesbahn.[3] 1959 ging die Führung des Betriebs von der Deutschen Bundesbahn auf die Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen über.

Schifffahrt Tegernsee

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Die Kreuth auf dem Tegernsee mit den Blaubergen im Hintergrund

1894 wurde erstmals einem Fischer durch Prinzregent Luitpold gestattet, eine Motorschifffahrt zu betreiben. Bis zum Zweiten Weltkrieg standen auf dem Tegernsee fünf Motorboote zur Verfügung. Während des Zweiten Weltkriegs bildeten drei Privatunternehmen eine Notgemeinschaft, um die Schifffahrt auf dem Tegernsee aufrechterhalten zu können. Infolge des Treibstoffmangels erlebte die Schifffahrt einen Niedergang. In diese Misere griff der Bayerische Staat ein und zweigte 1944 vom Königssee zwei Elektroboote für den Tegernsee ab. Für die sich langsam normalisierende Schifffahrt mietete der Staat von der Fa. Höß sowie von der Gemeinde die Fahrgastschiffe an. Die beiden Königssee-Boote kehrten 1951 wieder an den Königssee zurück. Zwischen 1951 und 1954 gingen sämtliche gemieteten Schiffe durch Kauf an den Freistaat Bayern über. Die Betriebsführung der Schifffahrt erfolgte am Tegernsee durch die Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen. Am 1. Januar 1984 wurden die vier Schifffahrtsbetriebe als Staatliche Seenschifffahrt, einem Regiebetrieb des Freistaats Bayerns, zusammengeführt. Die Privatisierung erfolgte am 1. Januar 1997.[4]

Unternehmen

Die Bayerische Seenschifffahrt GmbH ist am 1. Januar 1997 durch die Überführung der Staatlichen Seenschiffahrt (herkömmliche Schreibweise mit 2 "f"[5]), die auf die im 19. Jahrhundert auf den vier Seen begonnenen Schifffahrtsunternehmen zurückging, in eine private Rechtsform entstanden. Der Freistaat Bayern besitzt 100 Prozent der Geschäftsanteile der GmbH. Der Sitz des Unternehmens ist Schönau am Königssee in Oberbayern (Seestraße 55, Ortsteil Königssee). Mit einer Flotte von 34 Motorschiffen, mit jährlich rund 1,2 Mio. Fahrgästen und etwa 170 Mitarbeitern gehört sie zu den größten Binnenschifffahrtsunternehmen Deutschlands.

Schifffahrt Königssee

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Ein Elektroboot der Bay. Seenschifffahrt am Königssee für ca. 80 Passagiere

Aktuelle Flotte

Name Baujahr Länge Breite Personen Sonstiges
Großes Elektrofahrgastschiff 20 m 3,50 93 17 baugleiche Schiffe[6]
EMB Ramsau 1992 9,50 m 2,40 25

Die Schiffe wurden in der eigenen Werft in Schönau – der höchstgelegenen und südlichsten Werft Deutschlands – gebaut und dort auch überholt. Hinzu kommt ein kleineres Elektrofahrgastschiff mit 9,50 m Länge für 25 Personen, bei dem es sich um das Meisterstück des Bootsbauers handelt. Während die Bootsrümpfe bis 1998 aus Holz gebaut wurden, erhielten die letzten drei Neubauten (1998, EMB Bischofswiesen, 2003, EMB Berchtesgaden und 2011, EMB Maria Alm) einen Stahlrumpf.[7] Die Boote verkehren von der Seelände im Ortsteil Königssee an der Nordspitze des Sees zu den Anlegestellen St. Bartholomä unter der Watzmann-Ostwand, Saletalm am Südende des Sees und zum Bedarfsanleger Kessel am Ostufer. Auf etwa halber Fahrtstrecke nach St. Bartholomä wird den Gästen mit einem Flügelhorn oder einer Trompete vom Bootsführer das beeindruckende Echo an der Echowand demonstriert, das einfach oder selten auch zweifach zu hören ist. Früher wurde vom Schiff aus mit einem Böller geschossen und ein bis zu siebenfaches Echo erzeugt; allerdings ist das Mitführen von Schwarzpulver aus Sicherheitsgründen heute verboten. Die Schifffahrt auf dem See wird ganzjährig betrieben (außer am 24. Dezember), soweit nicht eine Vereisung des Sees im Winter zur Einstellung des Schifffahrtsbetriebes zwingt. In dem Betrieb sind 80 Personen beschäftigt. Er ist der umsatzstärkste der vier Betriebe.

Schifffahrt Starnberger See

Die Starnberg

Aktuelle Flotte

Name Baujahr Länge Breite Personen Sonstiges
Seeshaupt 2012 60 m 12,50 m 800
Starnberg 2004 56 m 15 m 800 Katamaran, 30 Fahrräder
Bayern 1939 48 m 10,40 m 700
Bernried 1983 34 m 6,60 m 300
Berg[8] 2021 35 m 8,20 m 300 Elektroantrieb[9]

Ehemalige Flotte

Name Baujahr Stilllegung Länge Breite Personen Sonstiges
Seeshaupt 1955 2011 60,20 m 12,20 m 900 abgewrackt
Berg 1951 2012 25,24 m 4,8 m 150 Arbeitsschiff in Starnberg
Tutzing 1937 1995 32,74 m 7,85 m 225 Museumsschiff vor Tutzing
Phantasie 1960 2019 20 m 4,10 m 148 ehemaliges Museumsschiff zum Museum der Phantasie, besser bekannt als Buchheim Museum in Bernried; 2019 dort ausgekrant, Nachnutzung für Museumszwecke[10]

Die Schiffe fahren von Ostersonntag bis Mitte Oktober vom Hafen bzw. den Stegen neben dem Bahnhof in Starnberg zu Anlegestellen in Berg, Leoni, Possenhofen, Tutzing, Bernried, Ambach und Seeshaupt. Hochwasser kann dazu führen, dass nur noch Tutzing angefahren werden kann. Neben dem fahrplanmäßigen Verkehr werden eine Reihe von Sonderfahrten durchgeführt.

Der Betriebsteil erzielt mit rund 30 Mitarbeitern den zweithöchsten Umsatz des Unternehmens.

Schifffahrt Ammersee

Die Schiffe verkehren von Ostersonntag bis Mitte Oktober vom Hafen in Stegen am Nordende des Ammersees zu Anlegestellen in Buch, Schondorf, Breitbrunn, Utting, Holzhausen, Herrsching, Riederau und Dießen.

In dem Betriebsteil Schifffahrt Ammersee sind rund 20 Mitarbeiter beschäftigt.

Aktuelle Flotte

Name Baujahr Länge Breite Personen Sonstiges
Diessen 1908 49 m 13 m 400 Schaufelradmotorschiff, Generalsanierung 2005/06
Herrsching 2002 54 m 14 m 400 Schaufelradmotorschiff
Utting 2017 50 m 9 m 500 Motorschiff
Augsburg 2008 36 m 7,80 m 300 Motorschiff

Ehemalige Flotte

Name Baujahr Stilllegung Länge Breite Personen Sonstiges
Schondorf 1961 2012 24,60 m 5,60 m 170 seit Mai 2012 als MS Berg auf dem Starnberger See (Motorschiff)
Utting 1950 2016 36 m 7,50 m 400 Motorschiff, seit 2017 Veranstaltungsort in München-Sendling
Andechs 1907 1954 34 m 9,40 m 400 seit April 1956 Vereinsheim der Bayrischen Seglervereinigung e.V. in Utting
Herrsching 1956 2006 25 m ca. 250 verschrottet

Schifffahrt Tegernsee

Aktuelle Flotte

Name Baujahr Länge Breite Personen Sonstiges
Rottach-Egern 2002 31 m 7 m 250 Motorschiff
Tegernsee 2003 31 m 7 m 250 Motorschiff
Wallberg 1938 20 m 4 m 164 Motorschiff
Gmund 1968 20 m 4,20 m 130 Motorschiff
Kreuth 1977 20 m 4,20 m 130 Motorschiff

Auf den Rundfahrten werden die jeweils drei Anlegestellen in Tegernsee, Rottach-Egern und Bad Wiessee sowie der Steg in Gmund-Seeglas angelaufen. Die Schiffe fahren mit einer Betriebspause von Anfang November bis Mitte Dezember.

Der Heimathafen der Schiffe ist Tegernsee Ort.

In dem kleinsten Betriebsteil des Unternehmens sind rund 20 Mitarbeiter beschäftigt.

Siehe auch

Weblinks

Commons: Bayerische Seenschifffahrt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen

Einzelnachweise

  1. a b Cornelia Knust: Da schau her – Im Vier-Seen-Land. In: Wirtschaft 11/2011. Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern, November 2011, archiviert vom Original am 24. März 2016; abgerufen am 10. November 2017.
  2. Anton Happach, Raddampfer Wittelsbach auf www.arbeitskreis-historischer-schiffbau.de
  3. www.seenschifffahrt.de Unternehmen – Schifffahrtsgeschichte Ammersee
  4. http://www.seenschifffahrt.de/unternehmen/geschichte/
  5. https://www.verkuendung-bayern.de/files/gvbl/1965/00/gvbl-1965-jahresinhaltsverzeichnis.pdf
  6. Die Königssee-Schiffsflotte. (Memento vom 27. April 2015 im Internet Archive) Internetseite der Bayerischen Seen-Schifffahrt, abgerufen am 20. April 2015.
  7. Presseinfo Schifffahrt Königssee (Memento vom 24. September 2015 im Internet Archive)
  8. Münchner Merkur: Das neue Passagierschiff auf dem Starnberger See heißt „Berg“. Abgerufen am 9. Mai 2021.
  9. Süddeutsche Zeitung: Deutschlands größtes Elektro-Schiff für Starnberger See. Abgerufen am 20. November 2020.
  10. MS Phantasie geht vor dem Buchheim-Museum vor Anker. Buchheim-Museum.de, 4. März 2012, abgerufen am 8. September 2020.