Benutzer:3mnaPashkan/Svatopluk I.
Svatopluk I. (auch Sventopluk, Zwentibald;[1] * unbekannt; † 894) war von 870/871 bis 894 mährischer Fürst (dux) und der mächtigste mojmiridische Herrscher Mährens. In zeitgenössischen Quellen wird er ab 885 auch als König (rex) tituliert.
Svatopluk stieg spätestens in den 860er Jahren zum Mitregenten seines Onkels Rastislav auf, unter welchem Mähren zu einem bedeutenden Machtfaktor in Mitteleuropa wurde. Im Jahr 870 unterwarf Svatopluk sich und sein Herrschaftsgebiet dem ostfränkischen König Ludwig dem Deuschen, stürzte Rastislav und machte sich selbst zum mährischen Samtherrscher. Nach dem er im Frühjahr 871 selbst ebenfalls kurzfristig von den Ostfranken inhaftiert wurde, kehrte er im Sommer 871 nach Mähren zurück und vertrieb die ostfränkischen Besatzungstruppen aus dem Mährerreich. Beim Frieden von Forchheim 874 akzeptierte Svatopluk die Tributpflichtigkeit gegenüber den Ostfranken, sicherte sich dafür aber weitgehende Handlungsautonomie für Eroberungsfeldzüge gegenüber den benachbarten slawischen Stämmen, von welchen später zunehmend auch das Ostfrankenreich betroffen war. In der Folge erlebte das Mährerreich seine größte territoriale Ausdehnung und den Aufstieg zu einer mitteleuropäischen Großmacht. Kirchenpolitisch trat Svatopluk für ein gutes Verhältnis zum Papst ein und stellte im Jahr 880 Mähren unter das päpstliche Patronat, womit er vom Heiligen Stuhl de facto auf eine Stufe mit den ostfränkischen Königen gestellt wurde. Als Unterstützer des lateinischen Klerus ließ Svatopluk nach dem Tod des mährischen Erzbischofs Method auf Geheiß von Papst Stephan V. im Jahr 885 die altslawische Liturgie in seinem Reich verbieten, welche unter seinem Vorgänger Rastislav eingeführt worden war, und billigte die Vertreibung der slawischen Priester aus seinem Land.
Nach Svatopluks Tod im Jahr 894 folgtem ihm seine Söhne Mojmir II. und Svatopluk II. als mährische Herrscher nach. Die Erinnerung an Svatopluk I. blieb über seinen Tod hinaus relevant. Legenden und Erzählungen über Svatopluk wurden von byzantinischen, böhmischen und ungarischen Chronisten teilweise noch bis zu 400 Jahre später festgehalten, im 18. Jahrhundert spielte Svatopluk als Nationalmythos eine herausragende Rolle bei der entstehenden slowakischen Nationalbewegung, von welcher er als „slowakischer König“ betitelt wurde.
Herkunft und Werdegang (vor 862–870)
Fürst von Mähren (870/871–894)
Auslieferung Rastislavs und Verhaftung
Mähreraufstand und erneute Machtübernahme
Konsolidierung der Herrschaft
Eroberungsfeldzüge
Machtpolitik gegenüber den Ostfranken
Kirchen und Kulturpolitik
Rezeption
Titulatur
Zeitgenössische Beurteilung und Legenden um Svatopluk I.
Beurteilung unter Historikern
Bedeutung für die slowakische Nationalbewegung
Quellen
Literatur
Deutsche und Österreichische Forschung
- Jörg K. Hoensch: Geschichte Böhmens. Von der slavischen Landnahme bis zur Gegenwart. 3., aktualisierte und ergänzte Auflage. C.H.Beck, München 1997, ISBN 3-406-41694-2.
- Wilfried Hartmann: Ludwig der Deutsche. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2002, ISBN 3-534-14115-6
- Herwig Wolfram: Die Geschichte Mitteleuropas.
- Herwig Wolfram: Österreichische Geschichte 378–907: Grenzen und Räume. Geschichte Österreichs vor seiner Entstehung. Ueberreuter, Wien 1995, ISBN 3-8000-3524-3.
- Herwig Wolfram: Salzburg, Bayern, Österreich. Die Conversio Bagoariorum et Carantanorum und die Quellen ihrer Zeit. Böhlau / Oldenbourg, Wien 1995.
Amerikanische Forschung
- Paul M. Barford: The Early Slavs. Cornell University Press, Ithaca/New York 2001, ISBN 0-8014-3977-9.
- Eric J. Goldberg: Struggle for Empire: Kingship and Conflict under Louis the German, 817–876. Cornell University Press, Ithaca 2006, ISBN 978-0-8014-3890-5.
- Eric J. Goldberg:
- Alexis P. Vlasto: The Entry of the Slavs into Christendom. An Introduction of the Mediaval History of the Slavs. Cambridge University Press, London/New York 1970, ISBN 0-521-07459-2.
Slowakische Forschung
- Matúš Kučera: Kráľ Svätopluk [König Svätopluk]. Matica slovenská, Martin 2010, ISBN 978-80-7090-965-2.
- Matúš Kučera: Postavy veľkomoravskej histórie [Figuren der großmährischen Geschichte]. 6. Ausgabe, Perfekt, Bratislava 2013, ISBN 978-80-8046-632-9.
- Ján Steinhübel: Die großmährischen Bistümer zur Zeit Mojmírs II. In: Bohemia 37, 1996, S. 1–22
- Ján Steinhübel: Die Kirchenorganisation in Neutra um die Jahrtausendwende. In: Bohemia 40, 1999, S. 65–78.
- Ján Steinhübel: Nitrianske kniežatstvo. Počiatky stredovekého Slovenska [= Das Fürstentum Nitra. Die Anfänge der mittelalterlichen Slowakei]. Rak/Veda, Bratislava 2004, ISBN 80-224-0812-3.
- Tatiana Štefanovičová: Osudy starých Slovanov [= Schicksale der alten Slawen]. Osveta, Martin 1989.
Tschechische Forschung
- František Graus: Dux-rex Moraviae. In: Sborník prací Filozofické Fakulty Brnenské Univerzity C, Bd. 9, 1960, S. 181–190.
- František Graus: Die Nationenbildung der Westslawen im Mittelalter (= Nationes. Historische und philologische Untersuchungen zur Entstehung der europäischen Nationen im Mittelalter. Band 3). Thorbecke, Sigmaringen 1980, ISBN 3-7995-6103-X.
- Lubomír E. Havlík: Svatopluk Veliký, král Moravanů a Slovanů [= Svatopluk der Große, König der Mährer und Slawen]. Jota, Brünn 1994, ISBN 80-85617-19-6.
- Dušan Třeštík: Počátky Přemyslovců. Vstup Čechů do dějin (530–935) [= Die Anfänge der Přemysliden. Der Eintritt der Tschechen in die Geschichte (530–935)]. 2. Auglage, Nakladatelství Lidové noviny, Prag 2008, ISBN 978-80-7106-138-0.
- Dušan Třeštík: Vznik Velké Moravy. Moravané, Čechové a střední Evropa v letech 791–871 [= Die Entstehung Großmährens. Mährer, Tschechen und Mitteleuropa in den Jahren 791–871]. 2. Auflage, Nakladatelství Lidové noviny, Prag 2010, ISBN 978-80-7422-049-4.
Polnische Forschung
- Witold Chrzanowski: Świętopełk I Wielki, król Wielkomorawski (ok.844-894) [Svatopluk I. der Große, König von Großmähren]. Kraków 2010, ISBN 978-83-60448-88-5.
Weblinks
Anmerkungen
- ↑ Svatopluk entspricht der modernen tschechischen, Svätopluk der modernen slowakischen Schreibvariante.
Zwentibald entstammt den zeitgenössischen lateinischen Quellen; weitere zeitgenössische Bezeichnungen:
altslawisch: Свѧтопълкъ, wiss. Transliteration Svętopъłkъ, griechisch: Sphendoplokos.
Weitere deutsche Schreibweisen: Swatopluk, Swentopluk, Sventopulk, Swentopulk.