Benutzer:Accwigi001/Philip Pearsall Carpenter1

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Rev. Dr. Philip Pearsall Carpenter (* 04.11.1819 in Bristol, England, † 24.05.1877 in Montreal, Kanada) war ein englischer presbyterianischer (unitaristischer) Pfarrer, Lehrer, Sozialreformer und Hobby Conchologie (Malakologe), dessen freiwilliges Tätigkeit auch heute noch Anerkennung und Beachtung findet[1]. Er gehört zu einer Familie sozial engagierter Unitarier und Naturwissenschaftler. Sein Vater war der bekannte Pfarrer und Lehrer Dr.Lant Carpenter, seine Schwester Mary Carpenter war eine bekannte Bildungs- und Sozialreformerin, sein Bruder William Benjamin war Physiker, Zoologe und Physiologe, sein zweiter Bruder Russel Lant wurde Pfarrer.
Nach Abschluß einer non-konformistischen Ausbildung mit dem B.A. der London University wurde er 1841 zum Prediger geweiht. Nachfolgend arbeitete er von 1841-1846 in Stand, von 1846-1862 in Warrington (beide in Lancashire, Nordwestengland) und vertrat unitaristische Ansichten.
Als Lehrer und Sozialreformer wurde er während in seiner Priestertätigkeit mit den negativen sozialen Folgen der Industrialisierung konfrontiert. Er begegnete ihnen mit Bildung und Ausbildung (Eröffnung von Schulen, Lehrtätigkeit), mit gesundheitlichen Maßnahmen (Gesundheitsreform) sowie mit Menschlichkeit ("Schwimmakademie", Wohngemeinschaft). Während seiner Aufenthalte in den USA sprach er angesichts der zu erwartenden Sezessionskrieges sich gegen die Sklaverei aus.
Als Wissenschaftler erwarb er mit privaten Mitteln die große Muschelsammlung des verstorbenen Frederick Reigen und gab sie in Teilsammlungen in die öffentliche Hand (Museen, Universitäten). Er pflegte, katalogisierte, arrangierte verschiedene Muschelsammlungen, veröffentlichte Kataloge, sammelte eigenes Material, und schrieb und veröffentlichte ab 1854 zahlreiche Publikationen. Während seines Aufenthaltes in Nordamerika von 1859-1860 arbeitete er u.a. am New York State Cabinet of Natural History in Albany (New York) und am Smithsonian Institut (Washington D.C.). 1860 bekam er die Ehrendoktor würde von der New York State University verliehen. Er wurde Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Organisationen.
1860 heiratete er die deutschstämmige Minna (Minnie) Meyer. Sie adpotierten den amerikanischen Waisenjungen Robbie, den P.P. Carpenter vom Smithsonian Institution mitgebracht hatte. Von 1865 bis zu seinem Tode lebte die Familie in Montreal. Dort etablierte er eine Eliteschule, pflegte die an McGill University übergebene Sammlung und war auf kommunaler Ebene mit dem Kampf gegen hohe Sterblichkeit und Etablierung von Hygienemaßnahmen beschäftigt. Er verstarb mit nur 57 Jahren an Typhus.

Leben

Familie, Kindheit, Ausbildung

P.P. Carpenter wurde am 04.11.1819 in Bristol (England) geboren.[2][3]

Elternhaus.
Sein Vater war Dr.Lant Carpenter und seine Mutter Anna (oder Hannah) Penn. Er war der jüngste Sohn der sechs Gewister. Der Vater Dr.L.Carpenter war ein Prediger und Lehrer. Er gehörte der Unitariern an, einer nichtkonformen (keine Anpassung an anglikanische Staatskirche, Ablehnung des Act of Uniformity 1662), presbyterianischen (Reformationskirche mit calvinistischen Wurzeln, eigene, dezentrale Organisationsstruktur), radikalreformatorischen (Ablehnung des Dogmas der Trinität Gottes) Glaubensgemeinschaft. Nach einer Ausbildung an der University of Glasgow und Übergangsstellen, bekam er 1805 den Posten des Gemeindepfarrers in Exeter, und ließ sich dort mit seiner Frau nieder. In Exeter wurden die älteren Geschwister von P.P. Carpenter geboren: Mary (03.04.1807), William Benjamin Carpenter (29.10.1813), und Russell Lant (1816). 1817 bekam Dr.L.Carpenter die Stelle als Pfarrer der Unitarian Chapel in Lewin's Mead, Bristol, und die Familie zog nach Bristol um. Lewin's Mead galt zu dieser Zeit als Armenviertel. Wie auch in Exeter, war L.Carpenter nicht nur religös sondern vielseitig aktiv. Aufgrund seines Glaubens war er zum einen Philanthrop (Glaube und Appelieren an das Gute im Menschen), zum anderen hatte er Interesse an Naturwissenschaften und glaubte daran, dass die umgebende Welt Produkt natürlicher Vorgänge und Entscheidungen war. Seine Einstellung schlug sich in seinen Aktivitäten nieder. Er engagierte sich sozial, brachte sich in der 1823 gegründeten Bristol Institute for Advancement of Science and Art und gründete eine Internatsschule.[3] Letztere wurde von seiner Frau und seinen Töchtern (zwei weitere Töchter Anne und Susan werden erwähnt[4]) betrieben und wurde später die Mädcheninternatsschule Mrs Carpenter's Boarding School for Young Ladies.[5]

Kindheit.
Die Interessen des Vaters prägten den jungen P.P. Carpenter sehr. Sein Lebenslauf mit kirchlicher Schule und freiheitlicher Denkausrichtung, Begeisterung für die Natur, Arbeit als Lehrer und sozialem Engagement erscheint in seinen Grundzügen deckungsgleich mit dem seines Vaters zu sein, sogar bis hin zu seinem zu frühen Tod nach sichtbarer Überarbeitung.

Durch die sozialen Kontakte zur Bildungselite seiner Zeit hatte P.P. Carpenter sowohl Zugang zum Museum, das u.a. allgemeinzugängliche naturwissenschaftliche Vorträge organisierte, als auch zu Kuratoren und lokalen Hobbywissenschaftlern, die ihn ermutigten, Fragen zu stellen. Insbesondere die große Sammlung von Muscheln und Schneckenschalen zogen den Jungen in ihren Bann. Er verbrachte beträchtliche Zeit im Museum, um bei der Exponatpflege zu helfen, und legte eine eigene Sammlung an.[3]

Schule und Ausbildung.
Die Schulausbildung lag wie damals üblich in kirchlicher Hand. Aufgrund der elterlichen Glaubensrichtung durchlief er einen Bildungsweg durch presbyterianische Schulen. Zunächste besuchte er die vom Vater gegründete Schule. Danach wechselte an das Bristol College in Bristol (1833-1836). Seit 1833 arbeitete er ebenfalls als freiwilliger Helfer des Britischen Museums an Schalensammlungen, ermutigt und gefördert durch den Direktor J.E.Gray für Zoologie, dem er durch Wissensdrang und Geschick aufgefallen war. Nach Beendigung des Bristol College setzte er seine Ausbildung von 1837-1840 am Manchester College in York fort. Das unter dem bekannten Unitarier Charles Wellbeloved[6] geführte College war eines der wenigen, an denen Schüler non-konformistischer Religion studieren konnten. Der Zugang zu anderen Colleges, die unter dem Einfluß der englischen Staatskirche standen, war ihnen verwehrt.

Das Jahr 1841 war sehr wichtig für P.P. Carpenter. Er beendete seine Ausbildung. Da 1840 das Manchester College nach Manchester umgezogen und eine Kooperation mit der University of London eingegangen war[3], bekam er den Abschluß B.A. (Bachelor of Arts) der renommierten University of London. Ferner wurde er zum Priester geweiht[7] und wurde bekennender Abstinenzler (engl. teetotaller).

Leben als Priester in Nordwestengland

Seine ersten Stellen führten ihn nach Lancashire im Nordwesten Englands. Sein erste Station war 1841-1846 war eine Gemeinde in Stand, heute im Großraum Manchester in Richtung Bolton, seine zweite war von 1846-1862 Warrington, auf halben Wege zwischen Manchester und Liverpool.

Zu dieser Zeit war die Industrialiserung in vollem Gange. Die Landflucht trieb Arbeitssuchende in die Städte. Die Umstellung von Hand- und Manufakturarbeit zu maschinierten Betrieben war vollzogen. Warrington wurde u.a. zu einem Zentrum der Stahl-, Textil- und Chemieindustrie und wurde 1847 ein County Borough (entspricht heute in etwa einer kreisfreien Stadt). Einher ging dieser wirtschaftliche Umbruch auch mit einem sozialen Umbruch gepaart mit negativen Begleiterscheinungen. Ende der 1840er gab es eine Finanzkrise. Regional kam es zu Schließungen von Mühlen und Arbeitslosigkeit. Soziale Spannungen wuchsen durch eine Einwanderungswelle von Iren, die vor der Hungesnot (1847-1848) im eigenen Land flüchteten.[4] Zwischen 1841 und 1850 kam es gerade in den produzierenden Gebieten zu Unruhen und Aufständen, die bis zu Brandlegungen führten.[3][8]

P.P. Carpenter war gerade in seiner Gemeinde Warrington unmittelbar mit sozialen Problemen konfrontiert. Im Sinne seines Glaubens und seiner Überzeugungen bemühte er sich intensiv, die Folgen von Arbeitslosigkeit, schlechte sanitäre Zustände und dadurch verursachte Krankheiten zu lindern.
Nachdem er selbst das Schwimmen erlernt hatte, initiierte er eine sogenannte "Schwimmakademie". Jeden Morgen traf er sich mit Interessierten um 5 Uhr zum Schwimmen an den Kanälen Warringtons. Bei Bedarf brachte man Leuten aus dem Arbeitermileu das Schwimmen bei. An Sonntagen erfreute sich das Schwimmen in den Kanälen grosser Beliebtheit. Dadurch gewann er das Vertrauen der unteren sozialen Schichten.[4]
Trotz Widerstand des lokalen Klerus eröffnete er eine Industrieschule (Industrial School). Er unterrichtete arbeitslose Männern in Lesen und Schreiben und brachte ihnen handwerklichen Fährigkeiten wie Nähen, das Herstellen von Schuhen und das Drucken bei. Seine Schwester Susan führte die Industrieschule für Frauen (Female Industrial School), in der sie Nähen, Singen und Buchbinden unterrichtete[3]. Aus der Schule heraus entwickelte sich im Lauf der Zeit sogar eine Druckkooperative Oberlin Press. Mit dieser wurden religöse Schriften veröffentlicht[8], tat P.P. Carpenter seine Meinung in Flugblättern, Briefen, Magazinen und anderen Schriften kund[9] und ließ später sogar einen Katalog seiner Muschelsammlung drucken.
Auch auf der privaten Ebene lebte P.P. Carpenter nach philanthropischen Grundsätzen. Er teilte sein Haus mit jungen Leuten in einer Art Wohngemeinschaft, in der Gleichberechtigung unabhängig vom sozialen Status herrschte. Durch das Gemeinschaftsleben nahm P.P. Carpenter indirekt Einfluss auf seine Mitbewohner und legte den Grundstein für deren geistige und moralische Entwicklung, die sich später durch deren Wirken auszahlten.[3]
Weiterhin war der umtriebige P.P. Carpenter Vorsitzender der Arbeiter Gesundheitsverein (Working Men's Sanitary Association)[8], predigte öffentlich, setzte sich für die Erhaltung des alten englischen Wegerechts (engl. Public Footpath)[9], und trat für die Abschaffung der Sklaverei (engl. Abolitionism) ein.

Bemerkenswert ist, dass vermutlich aus Erfahrung oder pragmatischen Gründen heraus in den Industrieschulen fortschrittliche Unterrichtskonzepte angewandt wurden, die später (1900-1930) von den Pädagogen mit Reformschulansätzen vom Kopf her als Lehr- und Lernmethoden eingeführt wurden. So wurde durch das Fördern handwerklicher Tätigkeiten und damit des Machens von Erfahrungen die Persönlichkeit gestärkt. Durch das Drucken wurde das Eigeninteresse am Schreiben, an der Bildung von Leuten geweckt und gefördert (siehe z.B. Célestin Freinet), die in der Gesellschaft als bildungsfern abgeschrieben waren. Der Unterricht, eine Art der Weiterbildung, war eine soziale Maßnahme gegen die Folgen der Arbeitslosigkeit (z.B. Lethargie, Aggression), gab ihnen Fähigkeiten, die für das Überleben in den harten Krisenzeiten nützlich waren, und hielt die Leute fit für eine Reintegration in den Arbeitsmarkt.

Laufbahn eines Naturfreundes

Erwerb der großen Kollektion von Frederick Reigen.
P.P. Carpenters Interesse an Natur und Naturwissenschaften war auch nach seiner Ausbildung nie erlahmt. So leistete er sich in Stand eine lebenslange Mitgliedschaft in der British Association for the Advancement of Science (nachfolgend nur noch British Association), an deren Tagung in Manchester er teilnehmen konnte. Er wanderte in ganz Lancashire, was Gelegenheit zur Beobachtung der Tier- und Pflanzenwelt gab und, wenn in Begleitung, Anlass für Erörterungen und Diskussionen war[3].

Ab Mitte der 1850er trat jedoch ein Ereignis auf, dass sein Leben veränderte und für ihn den ernsthafte Einstieg in die Welt der Wissenschaft bedeutete. Durch den Kontakt mit dem Händler George Hulse für naturhistorische Waren in Liverpool wurde er auf einige Muscheln aufmerksam. 1854 bekam er dessen Erlaubnis, einen Teil der Schalen zu untersuchen und bereitete einen Report darüber für das Treffen 1854 der British Association vor. Die Schalen stammten aus dem Nachlass des belgischen Naturalisten Frederick Reigen. Dieser hatte 1848-1850 en gros Muscheln in der Gegend um Mazatlán, eine Stadt an der Westmexikanischen Küste südöstlich des Golfes von Mexiko gelegen, gesammelt. Da Frederick Reigen verstarb, bevor er sie aufbereiten, klassifizieren, ordnen konnte, lag seine in eine kleine und eine große Kollektion geteilte Sammlung noch in Rohform vor. In diversen Fässern lagerten ungewaschene und unsortierte Schalen, in denen sich noch die Reste abgestorbener Tiere befanden. Während die kleine Kollektion bereits nach Le Havre veräußert worden war, wurde die deutlich größere Sammlung noch von George Hulse zum Verkauf angeboten. P.P. Carpenter erkannte deren wissenschaftlichen Wert und befürchtete ihre unkontrollierte Aufsplitterung; durch den Verkauf von Einzelstücken hatte sie bereits begonnen. Mit Hilfe eines Darlehens seines Schwages Herbert Thomas erwarb er die Sammlung als Ganzes für 50£. Nachfolgend komplettierte und erweiterte er sie durch Tausch und Nachkäufe um signifikante, bereits verkaufte bzw. die Sammlung abrundende Stücke.

Arbeit an der Sammlung
Mit dem Erwerb von 14 Tonnen a 40 ft3, insgesamt also etwa 15,85 m3, an Rohmaterial mit schätztungsweise 100.000 Schalen[3][9] war sein weiteres Leben bestimmt. In akribischer Arbeit reinigte, ordnete und beschrieb er die Schalen. In Ermangelung von Fachliteratur, eigenem Expertenwissen und Zugang zu bestehenden Sammlungen baute er ein Korrespondenznetzwerk mit heimischen wie ausländischen Conchologen von Reputation auf. Unter anderem unterhielt er Kontakt zu Dr.A.A. Gould in Boston (USA), einem Mitarbeiter der Smithsonian Institution (Washington) und Gründer der Bostoner Gesellschaft für Naturkunde (Boston Society of Natural History). Dieser sendete ihm bemerkenswerterweise seine eigene Sammlung, um ihm vergleichende Studien zu ermöglichen.[3] Durch die Arbeit P.P. Carpenters konnte der Kenntnisstand bereinigt (104 "Arten" wurden zu Artenvariation herabgestuft) und erweitert (222 Arten) werden. Die Reports über die Sammlung umfaßten allein 1856 209 Seiten.[9]

Unterstützung bekam er auch durch heimische Institutionen. Er wurde eingeladen, für die Tagung der British Association 1855 in Manchester einen Beitrag "On the Present State of our Knowledge of the Mollusca of California" vorzubereiten und wurde anschließend in dessen Vorstand eingeladen. Am British Museum konnte er 1857 eine Ausstellung eines ersten Teils der aufbereiteten Sammlung geben, die 8873 Arten umfasste. Das Museum unterstützte ihn ferner finanziell, indem es ihn mit dem Erstellen eines Kataloges beauftragte. 1857 wurde der 552-seitige "Catalogue of the collection of Mazatlan shells in the British Museum: collected by Frederick Reigen" in London herausgegeben. Die zweite Auflage legte er über Oberlin Press selbst auf.

Nach dem Londoner Ausstellungserfolg und der Beendigung der Arbeit an der Sammlung für das Britische Museum stellte er aus dem verbleibenden Material (es gab meist mehrere Exemplare der Muschelschalen) weitere Sammlungen zusammen. Doch anstatt Geld damit zu machen, galt sein Streben einer weiten Verbreitung des Wissens, und so richtete er Kollektionen u.a. für das Natural History Museum (London), das Bolton Museum, das World Museum (Liverpool), das Hancock Museum (Newcastle), das Wood End Museum (Scarborough) und das Warrington Museum and Art Gallery ein.

Auf der anderen Seite des Atlantik.
Durch die erfolgreiche Ausstellung und Sammlung bekannt geworden, eröffneten sich ihm neue Wege. Insbesondere wollte er sich zum einen den länger gehegten Traum einer Reise nach British America (USA, Canada) verwirklichen, andererseits der Enge Warringtons mit aufgestauten Unstimmigkeiten entfliehen. Daher bot er US-Behörden an, der Staatlichen Gesellschaft für Naturkunde (State Society of Natural History) in Albany (New York) eine Muschelsammlung zu schenken, wenn man ihm den Aufenthalt finanzieren würde und ihn die Ausstellung arrangieren ließe, die annahmen.

Seine Gemeinde gewährte ihm eine Auszeit. Und so erreichte er im Dezember 1858 nach einer dreiwöchigen Überfahrt New York. Nach abgeschlossener Arbeit in Albany fuhr er im April 1859 nach Montreal. An der dortigen McGill University hielt er, zugeschnitten auf dort augenfällige Probleme, zwei Gastvorträge über Gesundheitsreformen sowie zwei weitere über seine Arbeit, und knüpfte Kontakte. Er befreundete sich mit dem Rektor J.W.Dawson, und traf den Geowissenschaftler W.E. Logan.[8][3]

Auf der Rückreise war Bosten ein wichtiger Zwischenaufenthalt. Dort traf er seinen Unterstützer Dr.A.A. Gould und machte sowohl die Bekanntschaft weiterer Naturalisten als auch von Persönlichkeiten des kulturellen Lebens, u.a. von Schriftsteller H.W. Longfellow und Lyriker R.W. Emerson. Dr.A.A. Gould führte ihn beim Paläontologen Prof.L. Agassiz ein. Dieser stellte ihm die Arbeit am Museum of Zoology vor, welche P.P. Carpenter durch die verfügbaren technischen Möglichkeiten und große Professionalität beeindruckte.[3]

Das Sichten von Schalensammlungen brachte ihn schließlich an die Smithsonian Institution (Washington D.C.). Dort machte er die, zugeschnitten auf dort augenfällige Probleme, Nach Bekanntschaft gewann der Direktor Dr.J.Henry. P.P. Carpenter für das Sortieren und Arrangieren der institutseigenen Sammlung. P.P. Carpenter war von 1859-1860 an der Smithsonian Institution tätig, und verfasste u.a. einige Reports. Die Anerkennung für sein Wirken blieb nicht aus. 1860 erhielt er die Ehrendoktorwürde: den Titel eines Doktors in Philosophie für die Arbeit auf dem Gebiet der Conchologie (Pandoridae, Caecidae, Chitonidae) von der Staatlichen Universität New York (State University of New York)[10][11].

Obwohl P.P. Carpenter in den USA viele Impulse bekam - er reiste viel, sammelte Material, kam in Kontakt mit der Temperenzbewegung (Pendant des Teetotatilimus) und Antisklavereigruppierungen, näherte sich der Römisch-Katholischen Kirche - fühlte er sich anders als in Kanada recht unwohl[8]. Zu schaffen machten ihm, einem starken und bekennenden Abolutionisten, der es gewohnt war, seine Meinung frei zu äußern, die kontroversen Debatten um die Sklaverei. Gerade im Machtzentrum Washington, vom sklavenhaltenden Süden nur durch den Fluss Potomac getrennt, waren die Schatten des nahenden Sezessionskrieges (1861-1865) deutlich zu spüren. Dr.J.Henry, einem Beführworter der Sklaverei, bat er sogar, politische Diskussionen zu vermeiden, weil er um das gute Arbeitsverhältnis fürchtete.[3]

Insofern war P.P. Carpenter nicht unglücklich über seine Rückkehr 1860. Außer Erfahrungen, Ideen, Impulse, Kontakte und Bücher nahm er zwei weitere wichtige "Dinge" mit nach England. Zum einen die Smithsonian Sammlung, deren Ordnung und Arrangement er nicht hatte beenden können, und die er deshalb in Warrington fertig ordnen wollte. Zum anderen Robbie. Robbie, ein aus einem Waisenhaus in Baltimore kommender Junge, war P.P. Carpenter an der Smithsonian Institution bei der Arbeit zur Hand gegangen und ihm dabei so ans Herz gewachsen, dass er ihn adoptiert.[3][9]

Rückkehr nach Warrington

Nach seiner Rückkehr 1860 nach Warrington gab es einige Veränderungen. Zunächst heiratete er am 01.10.1860 in Manchester Minna (Minnie) Meyer, eine Frau deutschen Ursprungs aus Hamburg, und beide adoptierten Robbie auch in England.[3]

In Warrington war P.P. Carpenter einige Zeit lang weiter als Pfarrer tätig, Er kündigte aber seine Stelle und vollzog damit den Bruch, der sich schon längere Zeit angedeutet hatte: seine religösen, unitaristisch tradierten Überzeugungen hatten zur Entfremdung geführt.[8]

In Warrington setzte er die Arbeit an der Ordnung und Klassifizierung der Muschelsammlung der Smithsonian Institution fort und veröffentlichte wissenschaftliche Artikel. Von 1860-1865 war er als Kurator auf Teilzeitbasis am Warrington Museum angestellt. Er nahm weiterhin aktiv am wissenschaftlichen Leben teil. Insbesondere war er in Oxford bei der berühmten Debatte zwischen Prof.H.Huxley und Bischof S.Wilberforce über die Darwinische Evolutionstheorie und die menschliche Abstammung vom Affen dabei. Dennoch zog es ihn nach Kanada[3].

Auswanderung nach Montreal

1865 siedelten die P.P. Carpenter mit Frau und Kind nach Montreal über.

Dort übergab er seine große Muschelsammlung an die McGill Universität, da er sie für den bestgeeignetsten Platz hielt. Die einzige Bedingung, die er stellte, war, sie in einer eigenen Sammlung zu belassen und ihm als ihr Kurator ehrenhalber Zugang auf Lebenszeit zu gewähren. Dieser Uni erfüllte ihm den Wunsch, bewahrte die Sammlung in einem feuerfesten Raum auf, benannte sie ihm zu Ehren Carpenter Sammlung und übernahm die laufenden Unterhaltskosten. P.P. Carpenter arbeitete bis zu seinem Tode ehrenamtlich an der McGill Universität. Er pflegte die eigene Sammlung, klassifizierte und arrangierte Material für die Bostoner Society of Natural History, die Geological Survey of California und für Privatpersonen und begann einer Monographie über Manteltiere.[3][8][11]

Aufgrund von Problemen mit einer englischen Bank kam er nach seiner Ankunft in finanzielle Schwierigkeiten.[11][3] Um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen, eröffnete er 1866 die West-End Select School, eine Eliteschule für die Kinder der Montrealer Oberschicht.[8][3]

An der McGill Universität gab er diverse Gastvorlesungen, war jedoch niemals fest eingestellt. Zwar versuchten Freunde ihn dazu zu bewegen, den Schulunterricht aufzugeben und eine Arbeit im wissenschaftlichen Bereich anzunehmen, der seinen Neigungen, Fähigkeiten Kenntnissen eher entsprach. Doch P.P. Carpenter schlug die Angebote aus und zog es vor, durch die Schule auf eigenen Beinen zu stehen und seine Begeisterung für Conchologie als intensives Hobby und nicht als Beruf zu betreiben.[3][9]

In Montreal schloss er seinen Frieden mit der englischen Staatskirche und konvertierte zum Anglikaner.[9]

Ferner setzte er sein soziales Engagement fort und widmete sich gemeinsam mit lokalen Mitstreitern den gefährlichen gesundheitsgefährdenden Misständen in Montreal. Aufgrund seiner Erfahrung wurde er in Bürgerkomitees zu Rate gezogen, um eine hohe Sterblichkeit, mangelhafte gesundheitliche Bedingungen und die Seuchengefahr zu bekämpfen.[8] Nach der Cholerawarnung von 1866 gründete er den Montrealer Gesundheitsverein (Montreal Sanitation Association).[3]

Auch in Montreal erwies sich P.P. Carpenter als ein unermüdliches Arbeitstier. Schulunterricht, Arbeit an der Universität, soziales Engagement und Veröffentlichungen über weitere Themen - vielleicht war das der Grund, warum sein Gesundheitszustand sich kontinuierlich verschlechterte. 1877 erkrankte P.P. Carpenter schließlich ernsthaft an Typhus und hatte mit Komplikationen durch rheumatische Beschwerden zu kämpfen. Am 24.05.1877 hatte sein Körper der Krankheit nichts mehr entgegenzusetzen. Er verstarb in seinem Haus in der Staint Antoine Ward (Montreal) im Alter von nur 57 Jahren.[12][3].

Seine Leidenschaft für die Wissenschaft ging so weit, dass er seinen Körper für pathologische Zwecke spenden wollte. Allerdings war es nicht dazu gekommen, da dieses Vermächtnis erst nach seiner (von W.Dawson übernommenen) Beerdigung gefunden wurde. Sein Freund und Kollege William Healey Dall erfüllte ihm jedoch einen Herzenswunsch, den er selber nicht hatte vollenden können, und beendete die von P.P. Carpenter begonne Arbeit über Manteltiere.[3].

Andere über ihn

  • Dr. P.P. Carpenter wurde als Kirchenmann ausgebildet, und man kann sagen, dass er den Kirchenmantel niemals ablegte, wenn es um ernsthafte Arbeit in moralische Angelegenheiten oder die Gesundheitsreformen ging. (Dr. P.P. Carpenter was educated as a clergyman, and may be said to have never left the clerical mantle, so far as a continuance of earnest labors in all matters of moral and sanitary reform may be concerned.) H.W. Dall (1877)[7]
  • Ein Student der Natur, ein Diener Gottes und ein Liebender der Menschheit. (A student of nature, a servant of God, and a lover of mankind). Zitat von einem Denkmal in Warrington.[3]
  • Carpenter sprach einmal von sich als "geborener Lehrer, und Naturalist per Zufall." Die Beschreibung sollte umgekehrt sein. ... Die Ernsthaftigkeit seines Unterricht wurde untergraben durch seine Ignoranz dessen was grotesk wirkt ... Er war ein tugendhafter Mann und arbeitssam, und dennoch weder umsichtig noch tiefschürfend. (Carpenter once spoke of himself as "a born teacher, a naturalist by chance." The description should have been reversed. ... His teaching was spoiled by his ignorance of what was ludicrous, ... He was a virtuous man and a laborious, but was neither judicious not profound.) Norman Moore (1888)[9]

Ausgewählte Veröffentlichungen

  • Gould,A.A., & Carpenter,P.P.: 1856; Descriptions of shells from the Gulf of California and the Pacific coasts of Mexico and California. Part II; Proceedings of the Zoological Society of London 1856(24):198–208.
  • Carpenter,P.P.: 1856; Monograph of the shells collected by T. Nuttall, Esq., on the California coast, in the years 1834-5.; Proceedings of the Zoological Society of London 1856(24):209–229.
  • Carpenter,P.P.: 1857; Report on the present state of our knowledge with regard to the Mollusca of the west coast of North America; Report of the British Association for the Advancement of Science 1856:159-368 + 4 plates.
  • Carpenter,P.P.: 1857; Catalogue of the collection of Mazatlan shells, in the British Museum: collected by Frederick Reigen; London. 552 pp.; online HTML, PDF
  • Carpenter,P.P.: 1857; Catalogue of the collection of Mazatlan shells, in the British Museum: collected by Frederick Reigen; 2nd ed.; Oberlin Press, Warrington i-viii + i-xii + 552 pp.
  • Carpenter,P.P.: 1860; Lectures on mollusks; Smithsonian Report 1860:117.
  • Carpenter,P.P.: 1863; Supplementary report on the present state of our knowledge with regard to the Mollusca of the west coast of North America; Report of the British Association for the Advancement of Science for 1863 (London, 1864), pages 517-686
  • Carpenter,P.P.: 1872; The mollusks of Western North America, 1872; Smithsonian Miscellaneous Collections 12:1-446.
  • Carpenter,P.P.: 1967 (Nachdruck von 1857) Catalogue of the collection of Mazatlan shells, in the British Museum: collected by Frederick Reigen; British Museum, London; Paleontological Research Institute, Ithaca, NY i-iv + ix-xvi + 552 pp.

Quellen und Literatur

  1. Palmer,K.V.W.: 1956; Philip P. Carpenter, his life and work in Pacific Coast conchology; American Malacological Union, Inc. Annual Reports, 1956(22):5–6
  2. Abbott,R.T. & Young,M.E. (eds.): 1973; American Malacologists: A national register of professional and amateur malacologists and private shell collectors and biographies of early American mollusk workers born between 1618 and 1900; American Malacologists, Falls Church, Virginia; Consolidated/Drake Press, Philadelphia. 494 pp.
  3. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x Schell,P.A.: University of Manchester; http://www.llc.manchester.ac.uk/subjects/splas/staff/patience-schell/thefile,100927,en.doc
  4. a b c Carpenter, R.L.: Memoirs of the Life and Work of Philip Pearsall Carpenter; 2nd edition; London: C. Kegan Paul & Co, 1880
  5. Manton,Jo: 1976; Mary Carpenter and the Children of the Streets; London: Heinemann; pp. 25–27; ISBN 0-435-32569-8
  6. http://www.uua.org/uuhs/duub/articles/charleswellbeloved.html - Biographie Charles Wellbeloved (Zugang 27.02.2010)
  7. a b Dall, W.H.: 1877; Dr. Philip Pearsall Carpenter; American Naturalist 11(8):504-505.
  8. a b c d e f g h i http://www.biographi.ca/009004-119.01-e.php?&id_nbr=4880 Dictionary of Canadian Biography Online, Biographie P.P. Carpenter, K.P.V. Palmer (Zugang 27.02.2010)
  9. a b c d e f g h Dictionary of National Biography: ‘'Carpenter, Philip Pearsall, (1819-1977)’'; Excerpt from the Stephen and Lee edition, 1921-1922; http://archimede.mat.ulaval.ca/pages/genest/msa/biography.pdf (Zugang 27.02.2010)
  10. Coan,E.V.: 1969; A bibliography of the biological writings of Philip Pearsall Carpenter; Veliger 12(2):222-225;
  11. a b c Biographie P.P.Carpenter (Zugang 27.02.2010)
  12. Conde,V.: 1961; Redpath Museum [A memorial to Philip Pearsal Carpenter]; American Malacological Union, Inc. Annual Reports. 1960(27):12-13
  • Hanna,G.D., Hertlein,L.G. & Smith,A.G.: 1961; California Academy of Sciences; A memorial to Philip Pearsal Carpenter; American Malacological Union, Inc. Annual Reports. 1960(27):9–10.
  • Galbraith,I.C.J., & Dance,P.: 1961; British Museum (Natural History); A memorial to Philip Pearsal Carpenter; American Malacological Union, Inc. Annual Reports. 1960(27):10–12.
  • Kellogg,R. & Rehder,H.A.: 1961; Smithsonian Institution; A memorial to Philip Pearsal Carpenter; American Malacological Union, Inc. Annual Reports. 1960(27):12.

Weblinks

Personen

Orte und Institutionen


Malakologe Brite geboren 1819 gestorben 1877 Mann