Benutzer:Annamarie Ursula/Musikerinnen-Dasein

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Wunsch nach einem Artikel Musikerinnen-Dasein oder ähnlich (Arbeitstitel).

Immer wieder wird beim Verfassen und Lesen von Artikeln über (Jazz-/ Improvisations-) Musikerinnen deutlich, wie die Lebens- und Arbeitsbedingungen für Frauen (Gender-Zuschreibungen, -ausschlüsse und andere -Hierarchien) in deren musikalische, berufliche und Lebens-Möglichkeiten und -Biographien eingreifen.

Daran könnte vielleicht profund für den Bereich (Jazz-/ Improvisations-) Musik herausgearbeitet werden, wie sozio-ökonomische Geschlechterbedingungen und Androzentrismen - in Kulturbetrieb, -beruf, -politik ebenso wie in ökonomischen und sozialen Alltags- und Lebensbedingungen, öffentlicher Rezeption oder Vernetzungsformen - gender-hierarchisierend wirken und musikalische Entwicklungen (zugunsten von "Männer-Musik" und zulasten der Entwicklungen, die Frauen betrieben,) begrenzen. Es wäre klasse, wenn hier Momente gesammelt würden und ein künftiger Wiki-Artikel dazu entstehen könnte.


  • Für 1940er und 1950er Jahre ein gutes Beispiel: Julia Lee.

Krise der Versorgungsökonomie:

Für den Versorgungsökonomie-Krise (Kind) bedingten berufsbiographischen Musik-Wandel (Wechsel in anderes Musik-Genre) und berufbiographische Unterbrechung

  • ein gutes Beispiel: Jane Getz (These).

Für die Versorgungsökonomie-Krise (Kinder) bedingte Beschränkung der berufbiographischen Beteiligungs-Möglichkeiten und damit der musikalischen Karriere (vgl. Recording zu Vocal Summit, die wegen relativer Einzigartigkeit die BETEILIGTEN Musikerinnnen bekannt machte)

  • ein gutes Beispiel: Ingrid Sertso (siehe Interview 28.06.2007 in Woodstock).
  • findet ihren eigenen Weg: Pepi Lemer (dabei aber auch: legt den Namen ihres kurzzeitigen Mannes, mit dem sie in frühen 70ern zusammen war, nicht ab)
  • Gute Produktionsbedingungen + gute Platten, und dann aber 10 Jahre nichts und danach Start bei Null: Gabrielle Goodman (allerdings: Mangel an Quellen, die Genaueres erklären).

Androzentrismus:

Musikalisch-professionelle Bewertung nach androzentrischer Einschätzung der Verwertbarkeit des Geschlechts der Musikerin für Männer:

  • Susannah McCorkle: verlor im Alter von 51 Jahren ihre bevorzugte Auftrittsbühne, den Oak Room im Algonquin Hotel, an eine jüngere Sängerin.

Rezeption der Improvisationsmusik von Feministinnen durch androzentrische Rezipienten:

  • 1. Schwab, S.227-228 (siehe auch Zeitungsartikel vom April 1986 zur Gründung der Canaille),
  • 2. Michael Naura: Zeit zum Hören, in: Die Zeit 16/1995, S.62:
    • "Die jungen Musikerinnen des Jazz baden ihre schönen Füße gern in der modernen Schreib-Musik. Klangtrümmer-Frauen. Cage was here. Siehe: Corine Liensol (Trompete) von der Feminist Improvising Group und Elvira Plenar (Klavier), die mit der Sängerin Gabriele Hasler Oskar Pastiors Poesie in Töne setzte. Der swingende Jazz ellingtonscher Prägung aber ist fast ausschließlich Sache der Männer. Auf dieses verminte Gelände hat sich jetzt die kanadische Trompeterin und Flügelhornistin Ingrid Jensen vorgewagt. Das "Bebop-Abitur" hat sie glänzend bestanden: Ihre Aufgabe war, Charlie Parker instrumental und mental anzubeten, ohne ihm zu erliegen. [...] Mit ihrem Sextett, fünf adäquate Männer mit dem feurigen Lenny White am Schlagzeug begleiten sie, spielt sie eine Art von muskulösem Jazz. Als wäre das Zartgliedrige, das Virginia-Woolf-Hafte, nie Domäne der Frauen gewesen."

Rezeption von Musikerinnen-Ensembles als etwas "Besonderes":

  • Interview durch Felix Klopotek mit Christina Fuchs: Vertical Musik: Das Kölner United Women's Orchestra. In: StadtRevue Köln 6/1999:
    • "Christina Fuchs, eine von zwei Leiterinnen des United Women's Orchestra (UWO), kennt diese Fragen zu Genüge und reagiert dementsprechend genervt. Es geht - natürlich - darum, wieso sie und Hazel Leach denn ausgerechnet eine rein weiblich besetze Bigband gegründet haben. "Das hat keinen spezifischen Hintergrund, es ist keine feministische Idee. Ehrlich gesagt, will ich auf diese Frage auch ungern eingehen. Oder anders: Ich würde sie gern zurückgeben. Denn es kommt ja niemand auf die Idee, Bill Dobbins (Leiter der WDR-Bigband) zu fragen, warum er nur mit Männern spielt. Interessanter finde ich: Warum kommt man auf die Frage? Wieso fällt einem eine weibliche Bigband als exotisch auf?" - "Vielleicht weil man mit Jazz oder Improvisierter Musik in erster Linie männlische role models assoziiert?" "Gut, aber dann laß uns das umdrehen"."

Rezeption von Musikerinnen in ihren eigen-willigen statt in ihren an Gender-Zuschreibungen angepaßten Eigenarten - Akzeptanz und Revision der Frauen zugemuteten Zuschreibungen?

  • Jazz Gitti als Beispiel
    Jazz Gitti

machtvoller Sexismus & offene direkte Geschlechterhierarchie

"...als langjähriges Mitglied der Münchener Philharmoniker. Die leidvollen Erfahrungen in diesem männerbündischen Ensemble bilden auch die Grundlage für ihr emanzipatorisches Projekt: Abbie Conant versucht auf die katastrophale Situation von Frauen in den klassischen Orchestern allerorts aufmerksam zu machen. Die Statistiken sprechen für sich: der Frauenanteil in den deutschen und österreichischen Orchestern zum Beispiel betrug 1994 nur 16%, bei den Wiener Philharmonikern sogar weniger als 1%! Seither hat sich an der Verteilung nichts verändert, die relativen Vehältnisse sind gleich geblieben. In den USA betrug der Anteil von Frauen in Orchestern 1994 immerhin 36%.
Ein Umstand, der auf die Durchsetzung einer geschlechtneutralen Wettbewerbs-Praxis zurück zu führen ist, die Abbie Conant auch für europäische Länder einfordert: In allen Runden des Probespiels sollen die BewerberInnen hinter einem Vorhang spielen. Auf diese Weise war Abbie Conant auch 1980 in das Ensemble der Münchener Philharmoniker gekommen: Sie setzte sich, wie alle übrigen BewerberInnen hinter dem Vorhang spielend, gegen 32 männliche Kandidaten durch. Dieses Verfahren kam in der Geschichte der Münchener Philharmoniker nur zwei Mal zur Anwendung. Und beide Male gewann eine Frau, während alle freien Posten danach wieder für lange Jahre ausschließlich mit Männern besetzt wurden.
Nach neun Monaten als erste Posaunistin wurde Abbie Conant von Orchesterleiter Sergiu Celibedache zurückgestuft. Conant sah keinen anderen Ausweg mehr, als zu klagen – das Verfahren wurde eines der längsten in der Geschichte des bayrischen Rechtsvollzugs. Es dauerte ganze 11 Jahre bis ihr endlich ihr ursprünglicher Posten, für den sie ja engagiert worden war, wieder zugesprochen wurde. Allerdings verlagerte sich der frauenverachtende Kampf nun auf eine andere Ebene: Drohanrufe und –briefe machten Abbie Conant das Leben schwer und sie wurde trotz des richterlichen Beschlusses immer wieder für die zweite Posaune eingeteilt."

Der machtvolle Sexismus des klassischen Orchesters wurde 1994 auch durch Brenda Parkerson für 3sat verfilmt in „Abbie Conant – Allein unter Männern / Abbie Conant - A Solo Among Men“

Irene Kitchings: Trotz eigener Band wird ihr bei Heirat von der Musik die berufliche Ausübung verboten, ganze Karriere kaputtgemacht; als Ehe kaputt ist, darf sie ihre Tante pflegen; lernte aber glücklicherweise die Sängerin, die ihr Mann begleiten durfte, Billy Holiday, kennen und arbeitete dann mit deren Texter - so dass sie ihre abgebrochene musikalische Karriere spät wieder aufnehmen konnte (vgl. Placksin; vgl. Schaal, Hans-Jürgen - It’s a man’s world _ Instrumentalistinnen im frühen Jazz_ In_ Jazz Zeitung 2013_02, S. 10-11.)

Sozialisation:

"Im Jazz stehen, neben rein musikalisch-handwerklichen Fertigkeiten, die Fähigkeit zur Improvisation, die Lust am freien Spiel und der Reiz am Experiment im Mittelpunkt. Mädchen werden noch immer eher dazu erzogen, sich fremdem Willen unterzuordnen und sind stärker auf die Anerkennung von Erziehungspersonen angewiesen. Dadurch wird verhindert, dass sie eine eigenständige Interpretation der Musik entwickeln und dass sie sich auf das Risiko des Scheiterns einlassen, welches in der Improvisation, besonders in der Live-Situation, immer gegeben ist.
Selbstvertrauen und Durchsetzungsvermögen sind notwendig, um sich in einem Jazzensemble behaupten zu können. Die Erziehung von Mädchen dazu, sich zurückzunehmen und in den Hintergrund zu treten, steht jedoch im Widerspruch dazu.
Instrumente für Frauen, Instrumente für Männer?
In ihrer Studie vom Januar 2004 schreibt Gina Häusermann, dass die Instrumentenwahl bis heute geschlechtsspezifisch sei: So gehören zu den Fraueninstrumenten“ beispielsweise Blockflöte, Querflöte, Klarinette, Cello, Viola, Violine, Gesang, Harfe, Klavier, Cembalo und Akkordeon. Bei den Männern sind dies: Cornet, Euphonium, Trompete, Posaune, Tuba, E-Bass, E-Gitarre, Kontrabass und Schlagzeug/Perkussion. Die Zuordnung der Instrumente ist auf Vorurteile zurückzuführen, die jeder Geschlechterrolle stereotype Merkmale zuschreiben. Entscheidend dafür sind Klangfarbe des Instruments, mögliche Lautstärke, der Anteil elektronischer Technik und der Körperausdruck, der beim Spiel entsteht. Die musikalische Sozialisation führt Mädchen bevorzugt an Instrumente heran, die sich wenig für eine im Jazz angestrebte Ausdrucksweise eignen. Damit sind die Musizierenden oft von vorne herein auf eine musikalische Sparte festgelegt.
Die Banderfahrung
Viele junge Männer gründen als Teenager Bands und können so ihrem Bedürfnis nach Gruppenzugehörigkeit entsprechen. Junge Frauen hingegen spielen nur ganz selten in Bands, und wenn doch, dann in der Regel als Sängerinnen. Mögliche Erklärungsansätze sind die, dass sich junge Frauen in dieser Phase stärker auf die beste Freundin“ beziehen, als auf eine Gruppe oder, dass sich Proberäume oft in Luftschutzkellern mit schlecht beleuchteten Zugängen befinden, was abschreckend wirken kann. Ohne Banderfahrung ist der Einstieg in den Jazz aber nur schwer vorstellbar.
Die Vorbilder:
Es fehlen sichtbare weibliche Jazzinstrumentalistinnen als Identifikationsmöglichkeit. Ohne Vorbilder können heranwachsende Mädchen nur schwer auf die Idee kommen, Jazzmusik zu spielen. Auch in der Sparte Pop/Rock sind aktive Instrumentalistinnen kaum sichtbar. Auf Musiksendern und in Musikzeitschriften, die bei Jugendlichen angesagt sind, haben Frauen ihren Platz als Sängerinnen oder Tänzerinnen. Die Pop/Rock-Musiksparte ist jedoch häufig der erste Schritt auf dem Weg zum Jazz. Zudem erfahren die wenigen existierenden Vorbilder in den Medien oft eine Darstellung, die unabhängig von den musikalischen Fähigkeiten stark mit dem Geschlecht in Verbindung gebracht wird, so spielt das Aussehen und Auftreten eine überproportional grosse Rolle.
Das Berufsbild:
Jazz wird mit sogenannt männlichen Attributen wie aggressiv, wild, ekstatisch“ in Verbindung gebracht, die konträr zu dem immer noch gängigen Frauenbild stehen. Mit anderer Wortwahl, zum Beispiel uneingeschränkte Ausdrucksmöglichkeit“ oder intensives Zusammenspiel“ könnten mehr Frauen angesprochen werden."


Clora Bryant - siehe Wiki-Artikel sowie Interviews in Blacksin + in Dahl

Jahrgang 1927 - (Vater alleinerziehend + zu Konzerten durch's Fenster mitgenommen worden, Trompete des Bruders war da als sie zuhause bleiben mußte, College-Wahl nach Frauenband ausgesucht? (oder weil für Vater kochen müssen?), Studium, abgebrochen 1947 (wegen Heirat?) dann 26 Jahre später 1974 fertiggemacht, vier eigene Kinder! und bei erstem dennoch zu Jam-Sessions gegangen und gesungen)

Musikerinnen-Gegenwart als Teil der Geschlechtermusikgeschichte:

Die Vergangenheit:

Siehe auch:

Perspektivisch:

  • Die Geschlechtergeschichte der (Jazz- und neuen Improvisations-) Musik wäre darüberhinaus noch einmal differenzierter zu erfassen, insbesondere:
    • Frauen(musik)geschichte als Voraussetzung einer kritischen Geschichte der Männlichkeiten in der (Jazz- und neuen Improvisations-) Musik
    • Geschlechter(musik)geschichte als Geschichte der Geschlechterverhältnisse in der (Jazz- und neuen Improvisations-) Musik, etwa Geschichte der Zurichtung von Frauen durch Praxen androzentrischer Verwertungsperspektiven auf Frauen, vgl. beispielsweise Veröffentlichungen wie Mütter machen Musikgeschichte. Das Genie im Zwiespalt 1972 und Frau Musica, die unverstandene Frau. Glück und Ende des 19. Jahrhunderts 1974 von Ludwig Kusche