Benutzer:Antimatzist/BB-Geschichte
Geschichte
1896–1930: Der zweimalige erfolglose direkte Import des „Basket-Balls“
Bereits fünf Jahre nach der Erfindung des Basketballsports (damals noch in zwei Worten „Basket Ball“ oder „Basket-Ball“ geschrieben) 1891 durch James Naismith in den USA wurde der Sport erstmals in Deutschland ausgeübt. Der Turninspektor August Hermann wurde durch seinen nach Amerika ausgewanderten Sohn Ernst, der in einem Krankenhaus in Foxborough in Massachusetts arbeitete und dort mit dem Sport in Kontakt kam, über den neuen Sport informiert. Zusammen mit Konrad Koch, der beteits einige Jahre vorher den Fußball nach Deutschland brachte, führte er das Spiel 1896 am Martino-Katharineum-Gymnasium in Braunschweig ein. Das Spiel unterschied sich jedoch in einigen Details von den amerikanischen Regeln: so wurden die Körbe ohne Brett an Pfeiler aufgehängt.[1] Gemäß der wörtlichen Übersetzung wurde die Sportart Korbball genannt und der noch körperlose Sport von Hermann in Anlehnung an das niederländische Korfball vor allem als Mädchensport angesehen. 1902 wurden die Naismith-Regeln für Männer zum ersten Mal ins Deutsche übersetzt, das Spiel blieb in Deutschland weitestgehend unbekannt. Während in anderen europäischen Ländern der Christlicher Verein Junger Menschen das Spiel missionsunterstützend einsetzten, nutzte die deutsche Sparte den Sport nicht.[2]
In den folgenden Jahren blieb es bei einzelnen, meist nicht zusammenhängenden Basketballereignissen. 1924 spielte eine Schülermannschaft aus Mainz bei einem Vorführungsturnier während der olympischen Sommerspielen, es handelte sich jedoch um die Kinder dort stationierter französischer Soldaten. Chinesische und japanische Gaststudenten sollen das Spiel ab 1927 in Berlin importiert haben. Beim 14. deutsches Turnfest 1928 wurde Basketball von Deutschamerikanern des Amerikanischen Turnerbundes erstmals öffentlich vorgeführt und auch fotografisch dokumentiert, aber Erwähnungen in der lokalen Presse oder den Unterlagen des Turnfests blieben aus.[2]
1930–1945: Basketball im Dritten Reich
Anfang der 1930er Jahre wurde Korbball jedoch kaum mehr gespielt und sollte erst Mitte des Jahrzehnts in Konkurrenz zum Basketball wieder aufleben.[3]
Basketball wird in Deutschland regelmäßig seit 1932 gespielt, als Hugo Murero nach einem Besuch in der italienischen Militärsportschule das Spiel in der Heeressportschule Wünsdorf einführte. Bei der Weiterentwicklung unterstützten ihn amerikanische Gaststudenten in Berlin. Gleichzeitig kam der sogenannte Vater des deutschen Basketballs Hermann Niebuhr 1930 am amerikanischen Robert-College in Istanbul mit dieser Sportart in Kontakt. Niebuhr war Lehrer an der dortigen Deutschen Schule. Nach seiner Rückkehr 1933 initiierte er in Bad Kreuznach und bei Lehrgängen im westdeutschen Raum Basketball und verfasste erste Lehrhefte. Zur gleichen Zeit wurde Basketball auch von einigen ausländischen Studenten an deutschen Universitäten wie Berlin, Breslau, aber auch in Gera eingeführt. Die erste offizielle Basketballabteilung eines deutschen Vereines wurde 1935 beim TV 1848 Bad Kreuznach gegründet. Umgeschulte Handballer nahmen 1935 an den Akademischen Weltspielen in Budapest teil, das erste internationale Auftreten deutscher Basketballer. Im Vorfeld des Basketballturniers bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin wurde vor allem aus Soldaten eine Nationalmannschaft aufgestellt, die allerdings erst in letzter Minute gemeldet wurde. Die deutsche Olympiamannschaft verlor alle drei Spiele. Willi Daume, der zur Kernmannschaft gehörte, aber nicht eingesetzt wurde, hat die ungenügende Vorbereitung scharf kritisiert. Nach 1936 wurde Basketball stärker gefördert und von den Reichsbundsportlehrern Murero und Theo Clausen in ganz Deutschland verbreitet.
Die erste offizielle Deutsche Meisterschaft wurde am 29. und 30. April 1939 auf einem Turnier der vier besten von 19 Gaumeistern in Hamburg ausgetragen. Meister wurde der Luftwaffen-Sportverein Spandau mit einem 47:16 über den TV 1848 Bad Kreuznach. Nach Angaben des NS Reichsbundes für Leibesübungen (NSRL) waren 1939 rund 5.000 Basketballer, darunter über 500 Frauen, in 206 Vereinen aktiv. Bis 1942 konnte die Nationalmannschaft von 19 Länderspielen insgesamt vier Begegnungen gewinnen. Infolge des Zweiten Weltkrieges kam bis 1944 der Spielbetrieb in Deutschland nach und nach ganz zum Erliegen.
1945–1990: Neubeginn im geteilten Nachkriegsdeutschland
Nach dem Zweiten Weltkrieg gestaltete sich der Neubeginn des organisierten Basketballs in Deutschland schwierig. Der Alliierte Kontrollrat beschloss in der Direktive Nr. 23 des Kontrollratsgesetzes zum 1. Januar 1946 die Auflösung aller Sportvereine und die „Errichtung nicht militärischer Sportorganisationen lokalen Charakters“, neue Sportvereine durften nur noch mit Erlaubnis der Besatzungsbehörde gegründet werden. Vor allem in der amerikanischen Besatzungszone in Süddeutschland halfen stationierte Soldaten vor Ort mit Ausrüstung aus und erlaubten so einen ersten Trainings- und Spielbetrieb, aber auch britische und französische Soldaten sowie frühere Zwangsarbeiter und Flüchtlinge aus den baltischen Staaten verhalfen zu größerer Popularität. In den westlichen Besatzungszonen gründeten sich ab 1947 die Landesverbände (als erstes der Hamburger Basketball-Verband am 10. November 1947), angeführt von den Pionieren aus den Dreißiger und Vierziger Jahren wie Theo Clausen (Hessischer Basketball-Verband), Hugo Murero oder Hermann Niebuhr. Bereits im November 1947 fand unter der Organisation Clausens in Darmstadt die erste Nachkriegsmeisterschaft statt. Für die Damen war dies die erste Austragung der Meisterschaft überhaupt, deutscher Meister wurde die TS Turnerschaft Jahn 1883 München. Am letzten Tag der Meisterschaften wurde die „Gesellschaft zur Förderung des Basketballsports“ gegründet, die nach der Gründung der Bundesrepublik im Mai 1949 am 1. Oktober in Düsseldorf im westdeutschen Deutsche Basketball Bund (DBB) aufging.[4] Bei der Basketball-Europameisterschaft 1951 in Paris bestritt die Nationalmannschaft der Bundesrepublik die ersten Nachkriegs-Länderspiele. Die Mannschaft wurde am Ende 12. von 17 teilnehmenden Nationen. 1952 gab es das erste Länderspiel der Damen.
In der sowjetischen Besatzungszone wurde der Sport in Form von Betriebssportgemeinschaften (später auch Hochschulsportgemeinschaften für Universitäten und die Sportvereinigung Dynamo für die inneren Sicherheitsorgane der DDR) an die Betriebe gekoppelt. Auch hier spielten ehemalige Spieler wie Leo Hübner, Harry Jakobi, Wolfgang Dietze oder Hans Jähne eine tragende Rolle beim Aufbau des Basketballbetriebs. 1950 wurde die Sektion Basketball/Volleyball im deutschen Sportausschuß gegründet, bereits 1952 trat man der Weltbasketballorganisation Fédération Internationale de Basketball (FIBA) bei. Ab 1953 (bzw. 1954 für die Damen) wurde auch in der DDR ein deutscher Basketballmeister in der Oberligaermittelt. Die Auswahlmannschaften in den frühen Fünfziger Jahren wurden von sowjetischen und tschechoslowakischen Trainern betreut. Nach der Gründung des deutschen Turn- und Sportbunds 1957 wurde schließlich 1958 der Deutscher Basketball-Verband (DBV) gegründet.
Zwischen DDR und Bundesrepublik gab es zunächst noch einen sportlichen Austausch. 1953 wurde im Vereinssport der so genannte Ost-West-Spielbetrieb wieder aufgenommen, der zuvor eingestellt worden war. Dabei fanden jedoch nur wenige Spiele statt. 1953 trat bei der Herren-Europameisterschaft in Moskau einmalig ein gesamtdeutsches Team an, das aus acht westdeutschen und vier ostdeutschen Sportlern bestand. Bis zum Leistungssportbeschluss 1969 war die Basketballnationalmannschaft der DDR das bessere deutsche Team bei Turnieren und konnte alle deutsch-deutschen Länderspiele gegen die Westdeutsche Basketballnationalmannschaft bis 1973 für sich entscheiden und vertrat Deutschland bei den Qualifikationsturnieren für die olympischen Spiele 1960 und 1964, konnte sich jedoch nicht für das Endturnier qualifizieren.
In der Bundesrepublik Deutschland qualifizierten sich bis 1966 die bestplatzierten Mannschaften der Oberligen für die Endrunde der deutschen Meisterschaft. In der Spielzeit 1966/67 wurde die damals noch zweigeteilte Basketball-Bundesliga eingeführt.
1975 ging als Jahr der Reformen in die deutsche Basketballgeschichte ein: Außer dem Start der eingleisigen Bundesliga und der neuen zweiteiligen 2. Bundesliga der Herren wurde auch das Unentschieden im deutschen Basketball abgeschafft. Gemäß den Regeln der FIBA wird seitdem in Ligaspielen ein Sieger nach Verlängerung(en) ermittelt. Bei den Damen startete die Bundesliga 1971 in zwei Gruppen; 1982 wurde auch sie eingleisig mit einer zweigleisigen 2. Bundesliga (Nord und Süd) als Unterbau. 1990 löste sich der DBV auf, als fünf neue ostdeutsche Landesverbände dem DBB beitraten.
1990–1999: Europameister und Euphorie durchs Dream Team
1956 verlegte der Basketball-Weltverband Fédération Internationale de Basketball (FIBA) seinen Sitz von Bern nach München, von wo er im Jahr 2002 nach Genf zog. Der europäische Kontinentalverband FIBA Europa hat weiterhin seinen Sitz in München.
1999–2015: Die Ära Nowitzki
seit 2015: Deutscher Basketball im Aufwind
Deutscher Basketball im internationalen Kontext
Die erste Regelung für ausländische Spieler wurde 1963 eingeführt. Die Mannschaften konnten je Spiel einen und je Saison zwei Ausländer einsetzen. Diese Regel galt 25 Jahre bis 1988. Danach waren in den ersten Bundesligen der Damen und Herren je Spiel zwei und pro Spieljahr drei Ausländer spielberechtigt. Ab 1996 wurden infolge des Bosman-Urteils Deutsche und Spieler mit EU-Staatsangehörigkeit gleichbehandelt. Die Einschränkung auf zwei/drei Ausländer galt nur noch für Spieler von außerhalb der Europäischen Union.
Der erste deutsche Basketballspieler, der einen Vertrag im Ausland erhielt, war Dr. Klaus Schulz, der bereits Ende der 1960er Jahre bei Estudiantes Madrid auflief. Schulz spielte außerdem für den FC Bayern München und die Deutsche Basketballnationalmannschaft. Norbert Thimm, der ab 1972 bei Real Madrid unter Vertrag stand, war erst der zweite deutsche Legionär. 1971 war der Deutsche Basketball Bund erstmals Gastgeber einer Europameisterschafts-Endrunde im Vorfeld der Olympischen Spiele 1972 in München. Im Reformjahr 1975 wurde auch die Europäische Profi-Basketball-Liga (EPBL) beschlossen. Mit der Bundesrepublik Deutschland, Belgien, der Schweiz, Spanien und Israel stellten fünf Staaten je ein Team mit US-amerikanischen Profibasketballern. Für Deutschland nahmen die Munich Eagles teil. Dieser Versuch scheiterte. In den Wettbewerben des Europapokals und bei Internationalen Meisterschaften kamen die deutschen Teilnehmer über Achtungserfolge nicht hinaus.
1983 waren es die Spielerinnen des DJK Agon 08 Düsseldorf, die den ersten zählbaren Erfolg für eine deutsche Basketballvereinsmannschaft erzielten, als sie den zweiten Platz beim Europapokal der Landesmeister belegten. Im Halbfinale hatte man überraschend TTT Rīga ausgeschaltet, die wegen ihrer 2,13 m großen Spielerin Uļjana Semjonova lange als unbesiegbar galten. Nachdem man zweimal als Gastgeber qualifiziert war, gelang für die Olympischen Spiele 1984 nach dem Boykott sozialistischer Nationen erstmals eine sportliche Qualifikation der Herren-Nationalmannschaft. Im Jahr darauf wurden mit Uwe Blab und dem späteren NBA All-Star Detlef Schrempf erstmals zwei Deutsche für die NBA gedraftet. Beide spielten dort zuerst für die Dallas Mavericks. 1987 folgte ihnen Christian Welp nach. 1992 gelang eine weitere Olympiaqualifikation, wobei man hier auch Vorrundengegner des legendären Dream Team war, in dem zum ersten Mal aktive NBA-Profis bei einem Nationalmannschaftsturnier teilnahmen. Nachdem man bereits 1985 eine weitere EM-Endrunde der Herren ausgerichtet hatte, war man 1993 erneut Gastgeber dieser Veranstaltung, die sich durch den Zerfall der zuvor dominierenden europäischen Basketball-Nationen Sowjetunion und Jugoslawien als sportlich völlig offen erwies. Überraschend konnte sich die Herren-Nationalmannschaft bis ins Finale von München am Sitz der FIBA vorkämpfen, wo man in der Olympiahalle München die Russische Basketballnationalmannschaft mit einem Punkt besiegte und den ersten bedeutenden Titelgewinn feierte.
Den ersten internationalen Vereinstitel gewann Alba Berlin 1995 mit dem Korać-Cup. Im Jahr darauf machte es ihnen der BTV 1848 Wuppertal bei den Damen nach und gewann den Europapokal der Landesmeister. Deren Centerspielerin Marlies Askamp war 1996 auch beim Start der WNBA dabei, als bei den Damen ein Pendant zu der am höchsten dotierten Profiliga NBA der Herren geschaffen wurde. 1998 wurde mit Dirk Nowitzki der bisher erfolgreichste deutsche Spieler für die NBA gedraftet. Mit der Herren-Nationalmannschaft gewann Nowitzki weitere Medaillen bei Titelkämpfen, so gewann man erstmals eine Medaille bei Basketball-Weltmeisterschaften in Indianapolis 2002, wo man als Dritter und Bronzemedaillengewinner selbst den Gastgeber USA hinter sich ließ. Bei EM-Endrunde 2005 erreichte man das Finale, in dem man Griechenland unterlag, und errang eine Silbermedaille. Für die Dallas Mavericks stieg Nowitzki zum „Franchise Player“ auf und erreichte 2006 die Finalspiele der NBA, nachdem dies zuvor auch Detlef Schrempf 1996 mit den Seattle Supersonics gelungen war. Wie auch Schrempf, der gegen die Chicago Bulls um Michael Jordan die Finalserie verlor, musste auch Nowitzki mit den Mavericks nach gutem Beginn in der Serie sich gegen die Miami Heat geschlagen geben. 2007 wurde Nowitzki als erster europäischer Spieler der NBA Most Valuable Player Award der Regular Season verliehen.[5] Im Jahr 2011 gelang Nowitzki mit den Dallas Mavericks schließlich die Finalrevanche für 2006, als man die hochfavorisierten, mit drei All-Stars gespickte Mannschaft der Miami Heat in der Finalserie schlug. Der erste Meistertitel der Mavericks bedeutete auch den ersten NBA-Meisterring für einen Deutschen, wobei Nowitzki auch den NBA Finals MVP Award erhielt.[6]
Deutsche Vereinsmannschaften gewannen kleine europäische Pokalwettbewerbe, so gewann der Mitteldeutsche Basketball Club die FIBA EuroCup Challenge 2004 und die BG 74 Göttingen 2010 die FIBA EuroChallenge. Die bedeutenderen europäischen Vereinswettbewerbe fanden spätestens seit 2001 unter der Organisation der ULEB statt. 2010 gelang Alba Berlin hier der Finaleinzug im zweiten Wettbewerb ULEB Eurocup, als man dort im Finale Valencia Basket Club unterlegen war.
Literatur
Krebs, Hans-Dieter: Basketball - ein deutscher Spätstarter: eine Chronik der deutschen Frühgeschichte 1896–1945. Hrsg.: Deutscher Basketball Bund. 1. Auflage. Hagen 2012.
Einzelnachweise
- ↑ Kurt Hoffmeister: Zeitreise durch die Braunschweiger Sportgeschichte. 2. Auflage. Books on Demand GmbH, Braunschweig 2010, ISBN 978-3-8391-0712-6, S. 33 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ a b Hans-Dieter Krebs: Basketball - ein deutscher Spätstarter: eine Chronik der deutschen Frühgeschichte 1896 - 1945. Hrsg.: Deutscher Basketball Bund. 1. Auflage. Hagen 2012, S. 7–11.
- ↑ Alexander Priebe: Korbball und Basketball im Dritten Reich und in der Bundesrepublik Deutschland. In: SportZeiten. Sport in Geschichte, Kultur und Gesellschaft. 13. Jahrgang, Nr. 1. Verlag Die Werkstatt, 2013, ISSN 1617-7606, S. 71–74.
- ↑ Cremer, Leo: Faszination Basketball: Weltspiel Nummer 1. Hrsg.: Deutscher Basketball Bund. Nordwestdt. Verl.-Ges, Bremerhaven 1991, ISBN 3-927857-29-7, S. 38–42.
- ↑ Ehrung: Nowitzki zum MVP gewählt. Spiegel Online, 11. Mai 2007, abgerufen am 21. Januar 2013.
- ↑ Maximilian Rau: NBA-Meister Nowitzki: Für immer Dirk. Spiegel Online, 13. Juni 2011, abgerufen am 21. Januar 2013.