Benutzer:Anton-kurt/Prive Friedjung

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Prive Friedjung (* 15. März amtlich, nach der Hebame am ersten Nissan also der 14. April, 1902 in Zadowa, Rajon Storoschynez, heute Ukraine; † 15. Dezember 2005 in Wien) war eine österreichische jüdische Kommunistin.

Leben

Kindheit in Zadowa in der Bukowina der Habsburgermonarchie

Prive Schächter, in jüdischer Tradition mit dem Familiennamen nach der Mutter, wuchs als jüngstes zwölftes Kind in einer jüdischen jiddischsprachigen Familie in Zadowa in der damaligen Bukowina der Habsburgermonarchie auf. Zadowa war ein sehr großes ziemlich ausgedehntes Dorf mit fünftausend Einwohnern. Der nahe Fluss Sereth führte oft Hochwasser und wirkte Überschwemmungen im Ort. Die Hauptbevölkerung waren Ruthenen - also Ukrainer - und hauptsächlich Landwirte. Die jüdische Bevölkerung waren hauptsächlich Geschäftsleute und wohnten zentral in einem Schtetl mit Geschäften, Gasthäusern und Schnapsbuden. Im Schtetl gab es einen Markt mit einem Brunnen, wo die ruthenischen Bauern ihre Waren zum Verkauf anboten. Bei einem einem Sägebetrieb am Rand des Dorfes arbeiteten deutschsprachige Facharbeiter. Die öffentlichen sechsklassigen Schulen wurden in ukrainischer und deutscher Sprache geführt. Da in der Habsburgermonarchie Jiddisch als verdorbene deutsche Sprache galt, wurde diese Bevölkerung als deutsche Bevölkerung erfasst, und Prive besuchte die deutschsprachige Schule. Ihr Vater Pesach Kreisel war ritueller Schächter und Mochel und Kantor der jüdischen Gemeinde und verkaufte Hühnerfedern. Ihre Mutter Pessie Lea Schächter führte den Haushalt, einen Gemüsegarten und eine kleine Landwirtschaft mit ein oder zwei Kühe. Das Einkommen der Eltern war sehr klein. Für die Kosten der Mitgift und die Hochzeit der zwei ältesten Töchter mußte das Häuschen jeweils mit einem Kredit belastet werden. Die älteren Geschwister von Prive wanderten wegen der Armut und Arbeitslosigkeit der Gegend nach Wien oder Amerika aus.

Erster Weltkrieg und Flüchtling in Kleinmünchen bei Linz

Der erste Weltkrieg machte Zodowa zum Krieggebiet und im Sommer 1915 flüchtete die jüdische Bevölkerung während die ruthenische Bevölkerung blieb. Prive und ihre drei Jahre ältere Schwester Sure flohen mit ihren Eltern mit Kuh bis nach Siebenbürgen, wo sie sich von der Kuh trennen mußten, und in Viehwaggons verladen wurden. Kleinmünchen bei Linz wurde für zwei Jahre ihre neue Heimat. Ebendort arbeitete Prive und Sure in einer gesundheitsschädlichen Zündholzfabrik. Kurze Zeit konnte Prive eine Handelschule besuchen. Gegen Ende des Weltkrieges siedelte die Familie nach Zadowa zurück.

Besuch und Mittelschule in Czernowitz in Rumänien

Prive lernte für die Aufnahmeprüfung in eine private Mittelschule in Czernowitz. In die öffentliche Mittelschule konnte Prive nicht, weil sie rumänisch nicht beherrschte. In Czernowitz fand Prive anfangs zur linken Poale Zion und wechselte dann in die kommunistische Bewegung. Nachdem sie sich an der Schule gegen Ungerechtigkeiten aussprach wurde sie aus der Schule entlassen. Anfangs war das kommunistische Engagement legal, dann verboten und bald folgten Verhaftungen. Die illegalen Treffs waren klein, ein zwei drei Personen, im jüdischen Kreis. 1921 wurde Prive von der Siguranta, dem rumänischen Geheimdienst, verhaftet und war ein paar Wochen in Haft. Mit Bestechungsgeld des Vaters kam sie wieder frei und war wieder kurz in Zadowa. Dann ging Prive wieder nach Czernowitz und lernte Stenographie und Maschinschreiben und fang Arbeit bei einem Rechtsanwalt wurde jedoch vor dem ersten Gehalt wieder verhaftet. Diesmal dauerte die Voruntersuchung als Drittbeschuldigte ein halbes Jahr und wurde zu einem halben Jahr Haft verurteilt. Mit Bestechung des Vaters konnte sie mit einer Blinddarmgeschichte in ein Krankenhaus wechseln und arbeitete dort als Gehilfin der Krankenschwestern. Mit 22 war Prive wieder in Zadowa. Zur Jahreswende 1924/1925 zog Prive nach Wien.

Arbeitsmigrantin im Wien in Österreich

Sonstiges

Beim Besuch von Prive Fiedjung in Zadowa (1992) war vom Stetl nur noch der Ziehbrunnen im ehemaligen Marktplatz und Reste des jüdischen Friedhofes erhalten.

Publikationen

  • Wir wollten nur das Paradies auf Erden. Die Erinnerungen einer jüdischen Kommunistin aus der Bukowina. Herausgegeben und bearbeitet von Albert Lichtblau und Sabine Jahn, Band 31 der Reihe Damit es nicht verloren geht ... Herausgegeben von Michael Mitterauer und Peter Paul Kloß, Böhlau Verlag, Wien 1995, ISBN 3-205-98237-1.
  • Josef Burg: Kühnheit. Erstveröffentlichung mit Gwure. in A varschpetiker Echo. Moskau 1990, Übersetzung von Prive Fiedjung vom jiddischen ins Deutsche, mit Vorwort, in obiger Publikation, S. 312–325.

Einzelnachweise


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