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Der Kaiser Friedrich-Museums-Verein (kurz KFMV) ist einer der ältesten Freundes- und Fördervereine für zwei Abteiluneg der Staatlichen Museen zu Berlin. Sein bürgerliches, vorwiegend privates Mäzenatentum, kommt vor allem der Berliner Gemäldegalerie und der Berliner Skulpturensammlung zugute. Der Verein besitzt derzeit über 100 Gemälde und mehr als 150 Skulpturen alter Meister.
Geschichte
Gründungskonzept
Der Kaiser Friedrich-Museums-Verein wurde offiziell 1897 auf Initiative von Wilhelm von Bode gegründet. Sein Vorbild waren englische Sammler, die in Zeiten knapper Ankaufsbudgets der öffentlichen Museen, stetig steigenden Preisen und überbürokratisierten Genehmigungsverfahren, bedeutende Kunstwerke vorfinanzierten.
Bode nutze 1894 eine längere schwere Krankheit, um sich mit dem Gedanken an einem Förderverein, den er in der Planungsphase als „Renaissance-Fonds“ bezeichnete, näher auseinanderzusetzen und ein Konzept auszuarbeiten. Parallel verhandelte er mit den bedeutendsten privaten Berliner Kunstsammlern und fand bei ihnen offene Ohren. Noch im gleichen Jahr reichte er sein Konzept offiziell ein.
Textgetreue Wiedergabe des Gründungskonzeptes
Konzeptschreiben von Wilhelm von Bode zur Gründung eines „Renaissance-Fonds“ an die Generalverwaltung der Königlichen Museen vom 25. Juni 1894
Die Anschaffungen für die Sammlungen der Kgl. Museen werden, wie der Generalverwalt[un]g zu Genüge bekannt ist, namentlich durch zwei Momente erschwert und nicht selten beeinträchtigt: einmal dadurch, daß die Verwalt[un]g, soweit sich ausnahmsweise nicht besondere Mittel flüssig machen lassen, an die im Etat ausgeworfenen Jahresrate gebunden ist, sowie dadurch, daß bei wichtigen Erwerbungen der Geschäftsgang die häufig notwendige sofortige Entscheid[un]g unmöglich machte. Bei den mir unterstellten Abteilungen, bei denen sich diese Übelstände besonders stark geltend machen, ist es — seitdem ich Fühl[un]g mit den reichen Sammlern hier wie außerhalb Berlins bekommen habe — mein Bestreben gewesen, durch Vorschüsse oder Beiträge derselben Erwerbungen für die Abteilung auch dann zu sichern, wenn die jährlichen Fonds erschöpft waren. Dadurch ist es mir möglich geworden, namentlich der Abt[ei]l[un]g der Bildwerke christl. Epoche ganz systematisch zu erweitern und fast alle ganz hervorragenden Stücke, die käuflich wurden, uns zu sichern. Dieser Erfolg durch die Opferwilligkeit der mir befreundeten Sammler war nur möglich durch Gegendienste meiner¬seits, namentlich dadurch, daß ich diesen Herren beim Sammeln behilflich war, sowie dadurch, daß ich selbst nötigenfalls mehr oder weniger große Vorschüsse aus meinen eigenen Mitteln u. selbst über dieselben hinaus machte. Um Unordnungen u. unnötige Verluste zu vermeiden, denen ich bei meiner Überbürdung mit Arbeiten und häufigen Reisen dabei ausgesetzt bin, vor allem aber um den mir unterstellten Abteilungen in ähnlicher Weise auf die Dauer nutzen zu können, habe ich mich entschlossen, zur Bildung eines festen Fonds den Kgl. Museen einen ersten Beitrag von 25.000 Mark (fünfundzwanzig tausend Mark) zu überweisen. Aus diesem Fonds sollen nach meiner Absicht zinslose Vorschüsse für Erwerbungen der Galerie u[nd] der Abteilung der christlichen Plastik gemacht werden, wenn keine ordentlichen Mittel vorhanden sind, sollen aber auch aus den Zinsen wie gelegentlich aus dem Kapital Erwerbungen für beide Abteilungen gemacht werden, wenn es wünschenswert erscheint. Die Summe von 25.000 M[ar]k ist für diese Zwecke zwar herzlich unbedeutend; aber wenn ein solcher Fonds erst vorhanden u. bekannt ist, so werden Zuwendungen an denselben, namentlich auch durch Legate, folgen. Ich bin überzeugt und werde dafür sorgen, daß der Fonds schon in diesem Jahr auf das doppelte sich vermehre. In der National Gallery in London, die seit etwa 8 oder 10 Jahren einen ähnlichen Fonds besitzt, hat man die besten Erfahrungen damit gemacht. Falls die Generalverwalt[un]g glaubt, daß unseren Sammlungen auf diese Weise ein hervorragender Nutzen geschaffen werden kann, und daher die Annahme der von mir angebotenen Summe zu akzeptieren und zu empfehlen geneigt sein würde, so bitte ich weger der Form, der Verwaltung und Disposition über diesen Fonds noch das Nähere besprechen zu dürfen.
Bode
Gründung und Arbeit des KFMV
Bereits 1894 zahlten die Gründungsmitglieder des künftigen Fördervereins erste Beiträge ein. Am 28. April 1896 fand die Gründungsversammlung des Kaiser Friedrich-Museums-Vereins statt. 1897 wurde die Vereinsgründung durch königliche Kabinettsorder bestätigt. Der jährliche Mitgliedsbeitrag für einen Beitritt lag bei 500 Mark oder einer einmaligen Zahlung von 5.000 Mark für lebenslange Mitgliedschaft. Die meisten Vereinsmitglieder entschieden sich für eine Zahlung von 5.000 Mark und steuerten jährlich weitere Zahlungen bei. Neben Bode selbst wurden fast alle bedeutenden Berliner Kunstsammler Mitglied im Verein. Ziel des Vereins war es, wichtige Kunstwerke vorzufinanzieren und diese dann, zum Ankaufspreis, später an die Museen abzutreten. Schon im Jahr 1895 erfolgten erste Ankäufe im Wert von 16.380 Mark, aus denen besonders das für 1.800 Mark erworbene „Bildnis eines Mannes“ (Kat.-Nr.: 529C) von Hans Memling, die für 5.000 Mark erworbene „Die Madonna mit dem Apfel“ (Inv.-Nr.: M 6) von Luca della Robbia und ein für 6.080 Mark erworbener „Studienkopf“ (Kat.-Nr.: 828M) von Rembrandt herausragen. All diese Werke blieben im Besitz des Vereins und wurden der Gemäldegalerie und Skulpturensammlung als immerwährende, unentgeltliche Leihgaben zur Verfügung gestellt. Anfang 1896 erfolgte dann der erste offizielle Ankauf. Für 80.000 Mark wurde aus der Sammlung Ludwig Brentano das Jean Fouquet-Gemälde „Ètienne Chevalier mit dem hl. Stephanus“ (Kat-Nr.: 1617) erworben. Das Bild wurde später, wie einige andere, von der Gemäldegalerie offiziell dem Kaiser Friedrich-Museums-Verein abgekauft. Ähnlich verfuhr man beim Ankauf von Jan Vermeers „Das Glas Wein“, den Bildern aus der Sammlung Adolph Thiem und Teilen der Sammlung Adolf von Beckerath. Des Weiteren fungierte der Verein als offizieller Geldgeber, wenn den Museen Geldsummen zum Erwerb eines bestimmten Kunstwerkes zuflossen, deren Wert höher als 5.000 Mark lag, da deren Ankauf vom König genehmigt werden musste. So 1903 geschehen, beim Erwerb des „Bildnis der Isabella Brant“ (Kat.-Nr.: 762) von Peter Paul Rubens, für den der Großindustrielle Isidor Löwe einen Geldbetrag von 100.000 Mark spendete.
Die Kunstsammlung des Kaiser-Friedrich-Museums-Vereins
Bedeutende Kunstwerke aus der Sammlung des Kaiser Friedrich-Museums-Vereins
Altniederländische Meister | Robert Campin: Bildnis des Robert de Masmines; Jan van Eyck-Nachfolge: Christus am Kreuz; Meister der Mansi-Magdalena: Die heilige Maria Magdalena (Mansi-Magdalena). nach 1525; Hans Memling: Bildnis eines alten Mannes. um 1470; Jan van Scorel: Bildnis eines Mannes. um 1530; Michel Sittow: Maria mit dem Kinde. um 1515 – 1518; Rogier van der Weyden-Werkstatt: Die Beweinung Christi |
Deutsche Meister | Hans Baldung: Bildnis des Ludwig Graf zu Löwenstein. 1513; Daniel Nikolaus Chodowiecki: Die Wochenstube. (zwei Fassungen) 1759; Albrecht Dürer: Bildnis eines Mädchens mit rotem Barett. 1507; Meister des Marienlebens: Maria mit dem Kinde. um 1470; Johann Heinrich Schönfeld: Der Triumph der Venus. um 1640 – 1645; Martin Schongauer: Die Geburt Christi. um 1480; Johann Heinrich Tischbein d. Ä.: Bildnis Prinz Heinrich von Preußen. 1769; Johann Georg Ziesensis: Bildnis des Grafen Wilhelm Friedrich Ernst zu Schaumburg-Lippe. nach 1764; Bildnis der Gräfin Maria Barbara Eleonore von Lippe-Biesterfeld. nach 1764 |
Englische Meister | Thomas Gainsborough: Bildnis des Juristen Joshua Grigby III. um 1760 – 1765 |
Flämische Meister | Pieter Angillis: Die Annäherung. 1727; Gonzales Coques: Bildnis eines Juristen. um 1660; Peter Paul Rubens: Landschaft mit dem Schiffbruch des Paulus. um 1620 – 1625; Bildnis eines älteren Mannes. um 1622 – 1625; Daniel Seghers: Blumengirlande mit Christus in der Rast; Bartholomäus Spranger: Die heilige Katharina. um 1585; Theodor van Thulden: Entwurf zu einem allegorischen Gemälde |
Französische Meister | François Boucher: Venus und Amor. 1742; Antoine Pesne: Bildnis des Generalfeldmarschalls Jacob von Keith. um 1755; Pierre Subleyras: Bildnis einer Frau; Die Vision des heiligen Ignatius von Layola; Jean François de Troy: Die Erziehung des Bacchus. 1717; Bacchus und Ariadne. 1717 |
Holländische Meister | Willem van Aelst: Stillleben mit erlegten Vögeln und Jagdgeräten. um 1660; Dirck van Baburen: Der Flötenspieler; Nicolaesz Pieters Berchem: Rückkehr von der Falkenjagd. um 1670; Gerard ter Borch: Bildnis eines stehenden Mannes. um 1660; Junges Paar beim Wein. um 1662/63; Quirringh Gerritsz van Brekelenkam: Junge Frau am Spinnrad. 1667; Willem Pietersz Buytewech: Interieur mit fröhlicher Gesellschaft. um 1622 – 1624; Pieter Codde: Bildnis eines Mannes mit Uhr; Benjamin Gerritsz Cuyp: Die Heilige Familie; Die Auferweckung des Lazarus; Gerard Dou: Die junge Mutter; Willem Cornelisz Duyster: Fastnachtsnarren; Dirck Hals: Interieur mit fröhlicher Tischgesellschaft; Pieter de Hocch: Die Goldwägerin. um 1664; Pieter de Molijn: Dünenlandschaft mit Bauerngehöft. 1627; Aert van der Neer: Flußlandschaft mit aufgehendem Mond; Paulus Potter: Der Stier. 1649; Rembrandt: Bildnisstudie eines jungen Juden. um 1648; Rembrandt-Umkreis: Der Mann mit dem Goldhelm; Jacob van Ruisdael: Landschaft mit Klosterruine; Simon de Vlieger: Die Fregatte "Amsterdam" vor Den Helder. um 1649 – 1651; Jan Baptist Weenix: Bildnis eines Mannes mit Weinglas; Emanuel de Witte: Innenansicht einer Barockkirche; Joachim Anthonisz Wtewael: Küchenstück mit dem Gleichnis vom Großen Gastmahl. 1605 |
Italienische Meister | [[Bildnis eines Malers. um 1756 – 1758; Antonio Carracci: Thronende Maria mit dem Kinde und Heiligen. um 1614; Ludovico Carracci: Zwei Schachspieler; Giuseppe Cesari, gen. Cavaliere d’Arpino: Perseus befreit Andromeda. um 1594 – 1598; Giuseppe Cesari: Die Anbetung der Könige. um 1715; Jacopino del Conte: Bildnis eines Mannes. um 1540; Lorenzo di Credi: Die Heilige Familie mit dem Johannesknaben; Francesco di Giorgio Martini: Architektonische Vedute. um 1490 – 1500; Orazio Gentileschi: David mit dem Haupte Goliaths. um 1610; Luca Giordano: Der heilige Michael. um 1663; Giotto di Bondone: Die Grablegung Mariae. um 1310; Giovanni di Paolo: Die Kreuzigung Christi. um 1440 – 1450; Francesco Guardi: Blick auf den Giudecca-Kanal nach Nordwesten mit den Zattere. nach 1760; Der Ballonaufstieg. 1784; Fra Filippo Lippi: Christus am Kreuz zwischen Maria und Johannes. um 1440; Das Bienenwunder des heiligen Ambrosius. um 1441 – 1447; Alessandro Magnasco: Landschaft mit dem heiligen Eremiten Paulus; Landschaft mit dem heiligen Eremiten Antonius; Giovanni Francesco de' Maineri: Die Heilige familie. um 1500; Masaccio: Der heilige Hieronymus. 1426; Ein Heiliger (Augustinus?). 1426; Zwei Tafeln mit je einem Karmeliter. 1426; Bartolomeo Montagna: Christus an der Geißelsäule. um 1495 – 1500; Giuseppe Ruoppolo: Stillleben mit Früchten; Sassetta: Der selige Ranieri von Bogo San Sepolcro erscheint einem römischen Kardinal im Schlaf. um 1437 – 1444; Bernardo Strozzi: Salome mit dem Haupt Johannes des Täufers; Giovanni Battista Tiepolo: Die Kreuzigung Christi. um 1738; Ugolino de Nerio: Drei Hauptgeschoßtafeln des Polyptychons vom Hochaltar in Santa Croce in Florenz. um 1325 – 1335 |
Kriegsverluste (alle Schulen) | Anthonis van Dyck: Die Jagdbeute; Francisco de Goya: Bildnis eines Mönches; Melchior de Hondecoeter: Stillleben mit Truthahn; Sebastiano del Piombo: Judith mit dem Kopf des Holofernes; jacopo Tintoretto: Die Verkündigung; Cornelis Troost: Szene aus dem "Eingebildeten Kranken" von Moliére; David Vinkeboons: Flußlandswchaft mit Laubwald; Jan Wildens: Landschaft mit Regenbogen und Holzfällern; Francesco Zuccarelli: Waldige Flußlandschaft mit Hirten |
Deutsche Meister | Leonhart Kern: Frau mit erhobenen Armen (M 152a); Hans Leineberger: Die Beweinuing Christi (M 63); Sebastian Loscher: Allegorie der Gerechtigkeit (M 83); Allegorie auf den Reichtum des Jakob Fugger (M 98a); Meister der Türen von Altötting: Die hl. Margareta (M 81a); Die hl. Dorothea (M 81b); Tilman Riemenschneider-Nachfolger: Maria mit dem Leichnam Christi (M 137); Johann Gottfried Schadow: Bildnisbüste des Johann August von Beyer (M 195); Veit Stoss-zugeschrieben: Nackter Knabe (M 55) |
Flämische Meister | François Duquesnoy: Bildnisbüste eines Mannes (M 10) |
Französische Meister | Michel Claude: Triumph der Psyche (M 285 bzw. 3/92); Jean Antoine Houdon: Bildnisbüste der Dorothea von Rodde-Schlözer (M 230); Pierre Puget: Herkules (M 256); Schule von Fontainebleau: Venus (M 111) |
Italienische Meister | Simone Bianco: Bronzebüste eines Mannes (M 151/5); Giovanni da Bologna-zugeschrieben: Christus an der Geißelsäule (M 45); Arnolfo di Cambio: Thron. Madonna (M 270); Donato di Niccolò di Betto Bardi-Nachfolger: Maria mit dem Kinde und Engeln (M 88); Francesco di Simone Ferrucci: Zwei Engel mit dem Monogramm Christi (M 13); Francesco di Giorgio: Der hl. Hieronymus (M39/66); Giuseppe Mazza: Diana mit ihren Nymphen und Atäon (M 284); Vincenco Pacetti: Barberinischer Faun (M 290); Luca della Robbia: Madonna mit dem Apfel (M 6); Francesco di Valdambrino: Maria der Verkündigung (M 234); Andrea del Verrocchio-zugeschrieben: Bildnis eines Mädchens (M 114) |
Kriegsverluste (alle Schulen) | Donatello-Werkstatt und Schule: Madonna von Verona (M 24); Knabe mit Fuchsgans (M 39/98); [[François Duquesnoy: Amor (M 35); Neroccio di Bartolomeo Landi: Maria mit segnendem Kinde (M 115); Luca della Robbia: Maria mit dem Kinde (M 62) |
Namhafte Mitglieder im KFMV
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G
- Bernhard von Gersdorf, Wilhelm Gumprecht, Gustav Güterbock, Bruno Gustav Güterbock, Eugen Gutmann, Arthur von Gwinner
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R
S
- Gustav Salomon, Hubertus Schlenzig, Julius Alexander Schoeller, Eduard Simon, James Simon, Max Steinthal, Julius Stern, Wilhelm August Stumm, Louis Sussmann-Hellborn
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W
Z
Quellen
- 100 Jahre Mäzenatentum – Die Kunstwerke des Kaiser-Friedrich-Museums-Vereins Berlin, Berlin, 1997
- Tilmann von Stockhausen: Gemäldegalerie Berlin – Die Geschichte ihrer Erwerbungspolitik 1830–1904, Berlin, 2000