Benutzer:Bernd Schwabe in Hannover/Jacob Lange (Vogt)

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Jacob Lange (* ; † 21. Mai 1611 in Hannover) war ein deutscher Kommunalpolitiker, Ratsherr und herzoglicher Stadtvogt in Hannover.[1]

Leben

Nachdem seit dem Jahr 1596 eine der vielen Pestperioden in Hannover ausgebrochen war, 1597 auch in ganz Deutschland, gab Jacob Lange am 22. April 1597 gegenüber dem Rat der Stadt Hannover an, er könne seine Schulden nicht zahlen, da er von einem - namentlich nicht genannten - Schuldner kein Geld bekommen könne. Es habe „der liebe god denselben, In eiliger auseffende peste, aus dieser weldt abgefurdert.“[2]

Im Zuge der Reformation und der Übersetzung der Bibel in die deutsche Sprache hatte die Idee von der Teufels-Besessenheit seit der Mitte des 16. Jahrhunderts auch in Hannover wieder Fuß gefasst. So gab es mehrere Hexenprozessen seit 1566, die nach der Folter unweigerlich mit einem zumeist schrecklichen Tod der „Inquisitin“ oder des Zauberers endeten. So beschuldigten die Prediger der Marktkirche im Jahr 1605 „die Frierken“ als „Erzzauberin“, die dann trotz Folter ihre angebliche Schuld nicht gestand und durch die Wasserprobe schließlich im „Stadtgraben hinter der Windmühle“ einen qualvollen Tod starb. Der Vogt Jacob Lange, der auch „einige angesehene Frauen schützen“ wollte, war zuvor jedoch nicht „zur Tortur der Frierken“ hinzugezogen worden und verklagte daraufhin den Magistrat der Stadt Hannover beim Landesherrn „wegen unerlaubter und ohne des Voigtes Zuziehung angewandter Torturmittel und der dadurch an der Delinquentin verübter Entleibung.“ Daraufhin befanden die herzoglichen Räte, der Magistrat habe sich „mit dem Voigte wegen solcher ungebührlichen Ausdehnung seiner peinlichen Gerichtsbarkeit abzufinden“. Gegen dieses Urteil legte der hannoversche Magistrat dann aber Rechtsmittel in Speyer ein. In der Folge führte Hannover keinerlei Hexenprozesse mehr, und bis zum Vergleich mit dem Herzog im Jahr 1619 vollzog die Stadt auch keine Todesurteile.[3]

Jacob Lange starb „unter vielen Qualen“. Er hatte sich so viele Feinde unter den Bürgern Hannovers gemacht, dass ihn kein Hannoveraner zu Grabe tragen wollte. Dazu hieß es in einer Fußnote des Neuen Hannoverschen Magazin vom 11. Februar 1811, knapp zwei Jahrhunderte nach dem Tod Langes: „Eine unparteiische Lebensgeschichte dieses Jacob Lange, dem die Stadtannalisten so vieles Böse nacherzählen, so vieles Schuld geben, würde interessant seyn, und vielleicht mehr Licht über jene Zeitperiode verbreiten, wo die städtischen Gerechtsame noch nicht im ruhigen Verhältnis mit landesherrlichen Rechten standen.“[1]

Literatur

  • Beate Sturm: „Borg macht Sorg:“ Schuldkonflikte im frühneuzeitlichen Hannover, Kapitel 2.1: Jacob Lange. Ein Politiker gerät in Schulde (um 1600), in Jürgen Schlumbohm (Hrsg.): Soziale Praxis des Kredits. 16. - 20. Jahrhundert ( = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen, Band 238), Hannover: Hahn, 2007, ISBN 978-3-7752-6038-1 und ISBN 3-7752-6038-2, S. 54ff.; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche</ref>

Einzelnachweise

  1. a b Einige Notizen aus den Annalen der Stadt Hannover (Schluß), in: Neues Hannoversches Magazin, 21. Jahrgang (1811) Ausgabe 6 vom 11. Februar 1811, Hannover: gedruckt bei G. C. Schlüter, 1812, Spalten 81–82; Digitalisat über Google-Bücher
  2. Zitat aus dem Stadtarchiv Hannover „Korr. des Rates, Jacob Lange, 1597, Bl. 1“, in Beate Sturm: „Credit der veste Mann ist todt“ - Frühneuzeitlicher Kredit in persönlichen und allgemeinen Krisen, in: Hannoversche Geschichtsblätter, Neue Folge Band 60 (2006), S. 163–180; hier: S. 177f.; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  3. Rudolph Ludwig Hoppe: Fortsetzung - Hexenprozesse. Rechtsstreit, die Ausübung der städtischen Criminaljurisdiction betreffend. In ders.: Geschichte der Stadt Hannover ... Mit zwei Ansichten und einem Grundriss. Verlag der Hellwingschen Hofbuchhandlung, Hannover 1845, S. 137–138; Digitalisat über Google-Bücher