Benutzer:Bernd Schwabe in Hannover/Johann Philipp Wilhelm Köhler

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Johann Philipp Wilhelm Köhler (* vor 1813;[1] † im März 1875)[2] war ein deutscher reitender Förster, Stadtförster von Hannover.[3] sowie Landvermesser.[1]

Leben

Der zur Zeit des Kurfürstentums Hannover im 18. Jahrhundert geborene Johann Philipp Wilhelm Köhler trat in der Zeit der Befreiungskriege gegen die Truppen Napoleons freiwillig in die Hannoversche Armee ein und war Teilnehmer der Schlacht bei Waterloo. Hierfür wurde er später mit der Kriegsdenkmünze 1813 ausgezeichnet und wurde zudem mit der Verleihung der Waterloo-Medaille geehrt.[3]

1845 bis 1846 führte der reitende Förster Köhler Vermessungs-Aufnahmen im Gebiet der damaligen Steintor-Gartengemeinde und der Aegidientor-Gartengemeinde aus, die sich verwaltungsmäßig zur der aus zuvor 14 Ortschaften gebildeten Vorstadt Hannover zusammengeschlossen hatten. Köhlers Originalaufnahmen bildeten gemeinsam unter anderem mit den seinerzeit aus geometrisch unzulänglich genauen Kartenmaterial im Maßstab 1.5000 von August Wilhelm Papen aus dem Zeitraum von 1825 bis 1831 sowie den Plänen von Karl Seveloh im Maßstab 1.2500 aus dem Zeitraum von 1825 bis 1836 die Grundlage für wohl die von dem Zeichner und späteren Oberzeichner Friedrich Sohnrey in Zusammenarbeit mit Köhler hergestellte Amtliche Wegekarte im Maßstab 1:4000 hannoverschen Ruten. Diese Karte diente lange sowohl der Commission zur Festlegung der Straßenzüge in der Vorstadt Hannover als auch der für die Vorstadt zuständigen Königlichen Baukommission als einzige Unterlage für sämtliche Planungen und Baugenehmigungen.[1]

Laut dem Adreßbuch der königlichen Haupt- und Residenzstadt Hannover für das Jahr 1848 war Köhler als reitender Förster und Stadtförster von Hannover mit Wohnsitz am Pferdeturm Nummer 4 bis 6 gemeldet. Im selben Jahr bewohnte der ebenfalls mit der Profession "reitender Förster" ausgewiesene und mit dem Allgemeinen Ehrenzeichen ausgezeichnete Wilhelm Köhler senior das Gebäude Emmerthorweg 30.[3]

Köhler hatte 1840 den Klagesmarkt kartiert , 1845 die Verbreiterung der Alte Döhrener Straße sowie die Absteckung der Königstraße bis hin zur Abtretung von Straßenland im Jahr 1847 aufgenommen. Im Zusammenhang mit dem Bau der Eisenbahn und des späteren Hauptbahnhofes nahm er bereits Mitte der 1840er Jahre etliche Vermessungen im Bereich der Karlstraße, der Zimmerstraße sowie der Rundestraße. [1]

Zwischen 1850 und 1861 fertigte der Oberförster Köhler als „Reitender Förster zum Pferdethurm“ allein im Bereich des Steintorfeldes und insbesondere im Gebiet der späteren Raschplatztangente drei Privatverkoppelungen mit den zugehörigen Rezessen, Plänen und Verhandlungs-Aufzeichnungen sowie zahlreiche Vermessungen, die von ihm und dem späteren Revierförster Lüddecke bearbeitet, fertiggestellt und ausgeführt wurden.[1]

Aufgrund noch nicht abgeschlossener Sichtung und Durcharbeitung konnte eine vollständige Aufzählung des von Köhler gefertigten und erhaltenen Vermessungs- und Kartenmaterials bisher nicht vorgenommen werden.[1]

Neben anderen Arbeiten stellte Köhler einen Bewirtschaftungsplan für die Eilenriede auf, der bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges seine Gültigkeit behielt.[4] Nicht zuletzt dadurch hat sich der Oberförster auch posthum „große Verdienste“ um die Erhaltung des hannoverschen Stadtwaldes erworben.[2]

Kriegsverluste

Durch die Luftangriffe auf Hannover während des Zweiten Weltkrieges und den Brand des alten hannoverschen Baumamtshauses in der Nacht vom 8. auf den 9. Oktober 1943 wurden nicht nur viele Unterlagen des städtischen Kartenwerkes sowie viele wertvolle Originalkartierungen und andere historische Urkunden vernichtet: Noch verheerender waren die Verluste durch das Hochwasser in Hannover am 10. Februar 1946, in deren Folge von den ursprünglich rund 800 Fächern Altregistratur erst rund 160 Fächer direkt durch das Hochwasser vernichtet wurden, anschließend durch Abfuhr zur Papiermühle und durch Diebstahl weitere 490 Fächer und durch mangelnde Trocknung noch einmal 35 Fächer verloren gingen. Dadurch ist die Quellenlage zur Entstehungsgeschichte historischer Karten, darunter die von Köhler, bis heute nur teilweise rekonstruierbar.[1]

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g Louis Rosenthal: Die Entwicklung des Vermessungswesens der Stadt Hannover, in: Hannoversche Geschichtsblätter, Neue Folge Bd. 14 (1960), S. 157–271; hier v. a. S. 161ff., 164, 180f.; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  2. a b R. Hartmann: Geschichte Hannovers von den ältesten Zeiten bis in die Gegenwart. Mit besonderer Rücksichtnahme auf die Entwicklung der Residenzstadt Hannover. 2. sehr erweiterte Auflage. Ernst Kniep, Hannover 1886, S. 826; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  3. a b c Vergleiche das Adreßbuch der königlichen Haupt- und Residenzstadt Hannover, Alphabetisches Verzeichnis der Einwohner, S. 106 als Digitalisat der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek
  4. Bericht der Naturhistorischen Gesellschaft zu Hannover, Ausgaben 105-110, S. 51; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche