Benutzer:Bodhi-Baum/Anatomie der Fische

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Die Anatomie der Fische wird vorrangig durch die physikalischen Charakteristika des Wassers bestimmt. So ist es viel dichter als Luft, enthält eine relativ geringe Menge ungelösten Sauerstoffs und absorbiert Licht stärker als es die Luft tut.

Körper

Lampanyctodes hectoris
(1) - Kiemendeckel, (2) - Seitenlinie, (3) - Rückenflosse, (4) -Fettflosse, (5) - Schwanzstiel, (6) Schwanzflosse, (7) - Afterflosse, (8) -Leuchtorgan, (9) - Bauchflossen (paarig), (10) - Brustflossen (paarig)

Fische haben eine Vielzahl verschiedener Körperformen. Ihr Körper unterteilt sich in Kopf, Rumpf und Schwanz, jedoch sind die Übergänge nicht immer äußerlich sichtbar.Der Körper ist oft spindel- oder lanzettförmig. Schnell schwimmende Fische haben meist einen stromlinienförmigen Körper. Der Körper eines Fisches kann auch aal- oder wurmförmig sein. Außerdem sind Fische oft entweder seitlich gedrückt (dünn) oder vertikal abgeflacht.

Teile des Kopfes

Der Kopf besteht aus dem Maul, vom Auge bis zum vordersten Punkt des Oberkiefers, dem Kiemendeckel (fehlt bei Haien) und der Wange, welche sich vom Auge bis zum Preoperculum erstreckt. Der Kiemendeckel und das Preoperculum können mit Dornen besetzt sein. Der Unterkiefer bildet das Kinn.

Bei Neunaugen und auch den Harnischwelsen ist der Mund geformt wie eine orale Scheibe. Bei den meisten Fischen herrschen jedoch drei mögliche Formen vor: Der Mund kann sich am vorderen Ende des Kopfes befinden (abschließend), kann nach oben weisen (hoch gestellt), oder kann auch nach unten weisen bzw. sich an der Unterseite befinden (tiefgestellt). Der Mund kann auch die Form eines Saugmauls haben, etwa um sich in schnell fließenden Gewässern an Objekten fest zu heften.

Positionen des Fischmauls:
(a) - abschließend,
(b) - hochgestellt,
(c) - tiefgestellt

Der Kopf kann mehrere fleischige Strukturen haben (sogenannte Barteln), die sehr lang sein können und teilweise einem Backenbart ähneln. Viele Fischarten haben Dornen auf dem Kopf. Die Nasenlöcher oder auch die Schnäbel fast aller Fische haben keine Verbindung mit der Mundhöhle, sind jedoch Gruben unterschiedlicher Form und Tiefe, die, als eine Art olfaktorischer Beutel ausgestattet, Gerüche wahrnehmen und analysieren. Der Schwanzstiel ist ein schmaler Teil des Fisches, mit welchem die Steiß- oder Schwanzflosse verbunden ist.

Leuchtorgane sind Licht sendende Organe, die bei einigen Fischen als leuchtende Punkte sichtbar sind. Das Licht kann dabei durch verschiedene chemische Verbindungen oder spezielle mitochondrische Zellen gebildet werden. Eine dritte Möglichkeit ist die Bildung dieses Leuchtens durch symbiotische Leuchtbakterien.

Die Seitenlinie ist ein Sinnesorgan, mit dem Bewegungen und Vibrationen des umgebenden Wassers wahr genommen werden können. Bei den meisten Arten besteht sie aus einer Linie von Rezeptoren, die an beiden Seiten des Körpers verlaufen.

Die Lorenzinischen Ampullen sind winzige Organe, die bei Haien u.a. das Wahrnehmen von kleinen elektrischen und magnetischen Spannungen sowie Temperaturunterschieden ermöglichen.

Flossen

Die Flossen sind die markantesten Teile eines Fisches.

Dornen und Strahlen

Bei Knochenfischen haben die meisten Flossen Dornen oder Strahlen. Eine Flosse kann aus dornigen Strahlen, aus weichen Strahlen oder einer Kombination aus beidem bestehen. Falls Letzteres zutrifft, dann befinden sich die dornigen Strahlen immer vorne. Dornen sind in der Regel hart und scharf. Strahlen sind in der Regel weich, beweglich, unterteilt und können verzweigt sein. Die Unterteilung der Strahlen ist das Hauptunterscheidungsmerkmal zu den Dornen; Dornen können bei bestimmten Spezies auch beweglich sein, sind jedoch nie unterteilt.

Dornen werden vielfältig genutzt. Welse nutzen sie zur Verteidigung. Viele Welse besitzen die Fähigkeit, ihre Dornen nach außen hin einrasten zu lassen. Drückerfische klemmen sich mit Hilfe der Dornen in Felsspalten fest.

Flossentypen

  • Die Rückenflosse liegt auf dem Rücken. Ein Fisch kann bis zu drei Rückenflossen besitzen. Sie vermeidet, dass der Fisch schlingert und unterstützt ihn bei plötzlichen Drehungen und Stops.
    • Bei Armflossern sitzt der erste Strahl der Rückenflosse direkt über dem Maul und ist zu einem Scheinköder, bei den Tiefseeformen mit Leuchtorgan, umgestaltet.
  • Die Schwanzflosse befindet sich am Ende des Schwanzstiels.

Schwanzflossen werden nach ihrer Anatomie in sechs verschiedene Typen eingeteilt:

Schwanzflossentypen
  • A, Heterocerk: Das Ende der Wirbelsäule biegt sich nach oben und stützt den oberen größeren Teil der Schwanzflosse, so etwa bei den meisten Haien und urtümlichen Knochenfischen wie den Störartigen (Acipenseriformes) und den Knochenhechten (Lepisosteidae).
  • B, Protocerk: Das Ende der Wirbelsäule ist gerade. Die Schwanzflosse bildet einen Saum um sie herum, z.B. bei den Aalartigen (Anguilliformes).
  • C, Homocerk: Die Schwanzflosse ist symmetrisch, beispielsweise bei den meisten Echten Knochenfischen (Teleostei). Trotzdem kann sich das Ende der Wirbelsäule bei primitiven Formen noch etwas nach oben biegen. Es ist äußerlich nicht mehr sichtbar, zeigt aber, dass sich die homocerke Schwanzflosse aus der heterocerken entwickelt hat.
  • D, Diphycerk: Das Ende der Wirbelsäule ist gerade. Die Schwanzflosse besteht aus zwei Teilen oberhalb und unterhalb der Wirbelsäule, etwa bei den Quastenflossern (Latimera).
  • Hypocerk: Das Ende der Wirbelsäule biegt sich nach unten und stützt den unteren Teil der Schwanzflosse, z.B. bei den Ichthyosauriern.
  • Gephyrocerk: Die Schwanzflosse schließt als Saum den stumpf endenden Körper ab. Dies tritt nur bei den Mondfischen (Molidae) auf.
  • Die Afterflosse liegt bauchseitig hinter dem Anus. Diese Flosse stabilisiert den Fisch während des Schwimmens.
  • Die paarigen Brustflossen befinden sich fast immer direkt hinter dem Kiemendeckel und dienen als Höhensteuer, Bremse und Stabilisierungsorgan.

Spezialformen:

  • Eine flügelartige Abwandlung der Brust- und Bauchflossen erlaubt den Fliegenden Fischen längere Gleitflüge über der Wasseroberfläche.
  • Die Schlammspringer können sich mit Hilfe ihre stielartigen Brustflossen an Land fortbewegen.
  • Die paarigen Bauchflossen liegen unterhalb der Brustflossen. Sie sind homolog zu den hinteren Gliedmaßen der Landtiere.
    • Bei Grundeln sind die Brustflossen zu einer trichterförmigen Saugscheibe zusammengewachsen, mit der sie sich an den harten Oberflächen, zum Beispiel an Felsen, anheften können.
  • Die Fettflosse ist eine Flosse von fleischiger Konsistenz zwischen Rücken- und Schwanzflosse bei einigen Knochenfischen, zumeist ohne Flossenskelett oder knöcherne Stützelemente.
  • Einige sehr schnell schwimmende Fische haben einen horizontalen Rückenkiel direkt vor der Schwanzflosse.
  • Flössel sind kleine Flossen, normal direkt hinter der Rücken- und der Afterflosse. Flössler haben auf der Rückenseite nur Finlets, aber keine Rückenflosse und geben diesen ihren Namen.

Innere Fortpflanzung

Bei vielen Fischen haben sich Flossen umgewandelt, um innere Fortpflanzung zu ermöglichen. Ein Gonopodium ist eine modifizierte Afterflosse bei männlichen Exemplaren der lebend gebärenden Fische der Gattung Vieraugen und der Poeciliidae. Es ist beweglich und dient der Befruchtung der Weibchen. Der 3., 4. sowie 5. Strahl der Afterflosse des Männchens ist geformt wie eine Röhre, aus der das Sperma ausgestoßen wird. Bei einigen Arten kann das Gonopdium bis zu 50% der gesamten Körperlänge einnehmen. Manchmal ist die Flosse zu lang, um benutzt zu werden, wie bei einigen Zuchtformen des Schwertträgers. Mit Hormonen behandelte Weibchen können ebenfalls Gonopodien entwickeln. Diese sind jedoch nicht fruchtbar.

Wenn die Fische paarungswillig sind, "eregiert" das Gonopodium und zeigt in Richtung des Weibchens. Das Männchen führt es kurz in die Geschlechtsöffnung des Weibchens ein. Hakenähnliche Fortsätze erlauben es dem Männchen, sich am Weibchen festzuhalten, um so eine Befruchtung zu gewährleisten. Wenn ein Weibchen still hält und ein Männchen berührt ihre Öffnung mit seinem Gonopodium, so ist sie befruchtet. Das Sperma wird im weiblichen Eileiter gelagert. So ist das Weibchen in der Lage, sich selbst zu befruchten.

Haut

Der Körper vieler Fische ist von Schuppen, der mancher auch von Scutum bedeckt. Andere haben keinen äußeren Schutz der Haut; diese nennt man Nacktfische. Die meisten Fische sind von einer schützenden Schleimschicht umgeben (Mucus). Es gibt vier Arten von Fischschuppen:

  1. Placoidschuppen - schuppenartige Hautzähnchen, die bei den Knorpelfischen auftreten und meist deren ganzen Körper bedecken.
  2. Ganoidschuppen sind von rhombischer Form und bestehen aus einer knöchernen Unterlage die mit einer perlmuttartig glänzenden Schicht aus Ganoin, einer zahnschmelzähnlichen Substanz die in der Lederhaut gebildet wird, überzogen ist.
  3. Cycloidschuppen (Rundschuppen) sind kleine, ovale Schuppen mit Wachstumsringen. Kahlhechte und Schiffshalter haben solche Schuppen.
  4. Ctenoidschuppen (Kammschuppen) sind ähnlich wie Cycloidschuppen aufgebaut und haben Wachstumsringe. Der Heilbutt hat solche Schuppen.

Allgemeine Innere Organe / Physiologie

  • Die Nieren haben als Ausscheidungsorgan die Aufgabe, die Konzentration der Körperflüssigkeiten unabhängig vom Salzgehalt des umgebenden Wassers aufrecht zu erhalten und Exkrete abzugeben.
  • Der Blutkreislauf der Fische ist einfach, weil das Herz nur aus zwei Kammern besteht. Venöses, sauerstoffarmes Blut wird vom Herz in die Kiemen gepumpt, wo es das Kohlendioxid abgibt und Sauerstoff aufnimmt. Von dort strömt es über die Aorta in alle Gefäße und die arteriellen Kapillaren, welche den Kopf und alle anderen Teile des Körpers mit Sauerstsoff und Nährstoffen versorgen. Schließlich sammelt sich das nun sauerstoffarme Blut in den Venenkapillaren und Venen und strömt für einen neuen Zyklus ins Herz zurück.
  • Die Atmung erfolgt durch die Kiemen. Schwimmen und Atembewegungen schaffen eine stetige Wasserströmung, die durch die Mundöffnung eintritt, an den Kiemen vorbei strömt und seitlich am Ende der Kiemendeckel wieder austritt. Fische, die lange unbeweglich am Boden verharren, bewegen die Kiemendeckel rhythmisch, um so die Kiemen mit sauerstoffhaltigem Wasser zu durchströmen.
  • Die Verdauung der Fische erfolgt meist recht rasch. Dabei ist zu beobachten, dass Fleischfresser ihre Beute schneller verdauen als Pflanzenfresser.

Arttypische Innere Organe

  • Die Schwimmblase ist ein inneres Organ, das dazu beiträgt, dass der Fisch seinen Auftrieb kontrollieren kann und somit etwa seine jeweilige Wassertiefe beibehalten, aber auch ohne großen Energieaufwand auf- oder absteigen kann. Bei schnell schwimmenden Fischen wie etwa den Thunfischen fehlt die Schwimmblase.
  • Bestimmte Fischarten haben die Fähigkeit zu hören, etwa die Ostariophysi, die dazu den ihnen eigenen Weberschen Apparat benutzen.
  • Die Kiemen unter dem Kiemendeckel sind ein Atmungsorgan, für die Ausfilterung von Sauerstoff aus dem Wasser und die Ausscheidung von Kohlendioxid.
  • Das Labyrinthorgan ist ein paarig angelegtes, von Knochenlamellen getragenes, faltenreiches Organ der Labyrinthfische, das mit zartem, stark durchblutetem Gewebe ausgekleidet ist. Es liegt oberhalb der Kiemenbögen unter den Kiemendeckeln. Funktionell arbeitet dieses Organ wie eine Lunge.
  • Elektrische Fische sind in der Lage, mittels ihrer Muskelanspannung elektrische Felder um sich herum zu bilden.

Siehe auch

Literatur

  • Günter Sterba u. a.: Lexikon der Aquaristik und Ichthyologie., Edition Leipzig 1978
  • Mauro Mariani: "Fische im Aquarium"Kaiser-Verlag 2006 ISBN:978-3-7043-1421-5
  • Diverse: "The Guide to Aquariums: Fish, Plants and Accessories for Your Aquarium", Konnemann-Verlag 2000 ISBN:3-8290-1736-7

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