Benutzer:Cú Faoil/Schmusi und Proll
Eine Phänomenologie der Hundeartikeleditierer in der deutschsprachigen Wikipedia
In Hundeartikeln der deutschsprachigen Wikipedia kommt es öfters zu mehr oder weniger sinnentstellenden oder auf ähnliche Weise schädlichen Änderungen durch IPs oder zumindest Benutzer ohne allzu grossen Erfahrungsschatz, was Anforderungen an enzyklopädische Artikel angeht. Erstaunlich viele dieser nicht zielführenden Edits scheinen von zwei Archetypen durchgeführt zu werden, die ich im Rahmen dieser Abhandlung als „Schmusi“ und „Proll“ bezeichnen möchte. Das Verhaltensrepertoire dieser beiden Wikipedianer ist recht schmal, und entsprechend vorhersehbar sind ihre Reaktionen auf Hundeartikel, auf die Korrekturen erfahrenerer Wikipedianer an ihren Edits und auf die Ansprache auf Diskussionsseiten. Nach Lektüre dieses Artikels sollte der Leser also ohne weiteres fähig sein, Schmusi und Proll zu identifizieren und mit ihnen in einer für die Wikipedia konstruktiven Weise umzugehen.
Schmusi
Schmusi findet „Wuffels“ „knuddelig“ und „knuffig“. Das bedeutet im Klartext, dass sie Hunde wahnsinnig unglaublich extrem liebt.[1][2] Und zwar so sehr, dass sie diese Liebe unbedingt mit der grossen weiten Welt da draussen teilen will. Zufällig stösst sie dabei auf die Wikipedia und sucht sich einen Artikel zu Hunden – bevorzugt zu ihrer Lieblingsrasse –, den sie sodann mit Anmerkungen zu versehen beginnt. Dabei teilt sie uns wichtige Umstände mit, wie zum Beispiel, dass ihre Lieblingsrasse eine „süsse Fellnase ;-)“ sei und am besten „als Hund :-) !!!!!!“ verwendet werde. Gelegentlich informiert sie uns auch über ihre näheren Lebensumstände („Hallo, ich heisse Sandra!!! ;P !?!“) Diskussionen beginnt sie meist mit „Hi ihrs!!!“ oder „Huhu“ und verbleibt nach ein paar Kilobytes Emoticons mit „Knuddels!!!!!!!“ und „Greetz!!!!“ – nicht ohne vorher aber noch ein Bild ihres eigenen Hundchens mit einer möglichst putzigen Legende, aber ohne Lizenzfreigabe einzufügen.
Mit den Feinheiten der Anatomie und Taxonomie ist Schmusi nicht sehr vertraut, was sich unter anderem darin äussert, dass sie Hunde mit durchaus vollständigem Körper oft mit Nasen und Hündinnen häufig mit Mäusen verwechselt. Spezies-spezifisch ist ihre Hingabe an Haustiere allerdings nicht, da man Schmusis Verhaltensmuster ohne grösseren Informationsverlust auch auf pubertierende Pferdchenfans übertragen kann. Schmusis rekrutieren sich zu einem grossen Teil aus dieser Demographie, verbleiben aber aus nicht näher erforschten Gründen auch noch lange nach Ende der Pubertät in einem ähnlichen Geistes- bzw. Gefühlszustand.[3]
Bei Begegnungen mit Schmusi genügt es im allgemeinen, ihre Änderungen zu revertieren, nicht lizenzierte Bilder mit einem Löschantrag zu versehen und sie auf ihrer Benutzerseite mit einem der vielen verfügbaren Willkommensbausteine anzusprechen. Schmusi ist nicht besonders ausdauernd und wird nur in sehr seltenen Fällen einen Edit-War um ihre Änderungen beginnen. Sobald sie merkt, dass Wikipedia Themen auf möglichst emotionslose Art beschreiben will, verliert sie in der Regel das Interesse an weiterer Mitarbeit sofort und begibt sich zurück in ihre Hundeforen, wo sie nach Herzenslust multiple Ausrufezeichen, virtuelle Bussis und bunte Smileys produzieren kann.
Für die Wikipedia ist Schmusi also zuweilen lästig, aber im Prinzip harmlos. Die Vandalismusmeldung als ultima ratio muss bei ihr fast nie angewendet werden: Hartnäckigere Schmusis können mit einem Link auf Hundefleisch normalerweise problemlos verscheucht werden.
Proll
Im Gegensatz zu Schmusi verfügt Proll über einen hundebezogenen Erfahrungsschatz, der an Umfang nur noch von seinem Ego übertroffen wird. Er ist für die Rasse, den Hundesport oder Ausrüstungsgegenstand seiner Wahl der weltweit führende Experte, da er damit Erfahrung im Richtigen LebenTM gesammelt hat. Als „Praktiker“ verabscheut und verachtet er all die arroganten „Theoretiker“ aus der ernstzunehmenden Kynologie, der Wissenschaft und der Wikipedia aus tiefster Seele. Proll ist Hundebesitzer, gelegentlich Hundesportler oder Züchter und sitzt nicht selten auch als Funktionär in einem hundebezogenen Club. An seinem Verhalten in der Wikipedia lässt sich exemplarisch demonstrieren, warum bei Hundeclubs im deutschsprachigen Raum häufig politische Sezessionen vorkommen: Seine Meinung ist das Einzige, was zählt, und jegliche Abweichung davon ist ein böswillig-ignoranter Angriff auf seine persönliche Ehre.
Stösst Proll nun also beim Surfen im Internet zufällig auf die Wikipedia, wird er automatisch einen Artikel zu seinem bevorzugten Themenbereich finden, der seiner Meinung nach entscheidende Fehler enthält. Genau wie Schmusi hat auch Proll seine Emotionen nicht unter Kontrolle und ist unfähig, zwischen Sachebene und persönlicher Ebene zu unterscheiden. In Prolls Fall führt das dazu, dass er nicht nur den seiner Ansicht nach falschen Seiteninhalt korrigiert, sondern zusätzlich zu seiner Korrektur in flapsig-aggressiver Weise seine Meinung in der Editzusammenfassung und auf der Diskussionsseite kund tut.
Wird Prolls Edit revertiert, so zeigt er einen starken Hang zum Edit-War oder – falls er mit den Gepflogenheiten der Wikipedia schon etwas vertrauter ist – zu ausgiebigen verbalen Schlagabtauschen auf der Diskussionsseite des Artikels bzw. des Reverters. Ähnlich wie Schmusi neigt Proll in Diskussionen zur Verwendung multipler Ausrufezeichen; zusätzlich benutzt er auch oft kontinuierliche GROSSSCHREIBUNG und Fettdruck, um seine besondere Kompetenz zu unterstreichen. Diese drei hauptsächlichen Stilmittel aus seinem Repertoire können je nach dem Argument, das er gerade zu machen wünscht, auch beliebig kombiniert werden. Auf den ersten Blick scheint Proll dabei zu sagen, was er denkt. Dies ist aber ein Trugschluss, da seine Beiträge dafür zu lang sind.
Prolls hauptsächliches Argument ist fast immer seine jeder Theorie überlegene Persönliche ErfahrungTM, und wer ihm widerspricht, ist grundsätzlich ein dümmlicher Ignorant aus einem Elfenbeinturm beliebiger Bauart. Führt diese schlüssige Argumentation nicht zur Anerkennung seines Edits, geht er zu dünn verhüllten persönlichen Angriffen über, droht mit rechtlichen Schritten gegen Wikipedia, den Reverter, den Artikel-sperrenden Admin, die FCI und Konrad Lorenz oder bezeichet auch gerne mal alle Andersdenkenden als Kriminelle, Körperöffnungen seiner freien Wahl oder bei Bedarf alternativ als unüblichen sexuellen Praktiken zugeneigt.
Proll ist zu Beginn seiner Aktivität normalerweise etwas weniger leicht erkennbar als Schmusi, zeigt aber bei Reverts und Diskussionen recht schnell sein wahres Gesicht. Seine soziopathischen Tendenzen werden ihm jedoch in der Wikipedia bei sachgerechter Behandlung regelmässig zum Verhängnis: Tritt er als IP auf, beseitigt eine Halbsperre nach einmaligem Revert und Gegenrevert durch Proll das Problem recht zuverlässig. Ist Proll hingegen ein angemeldeter Benutzer, wird er sich schnell zu persönlichen Angriffen hinreissen lassen, die eine Sperrung rechtfertigen. Wichtig ist dabei, im Umgang mit Proll selbst stets sachlich und höflich zu bleiben, jedoch die Unzulänglichkeiten seiner Beiträge klar herauszustreichen. Da Proll dies zuverlässig als persönlichen Angriff interpretiert, wird er mit echten persönlichen Angriffen antworten und sich dadurch selbst neutralisieren.
Ist Proll erst einmal ausgeschaltet, kann auch er sich wieder zurück zu seinem bevorzugten Hundeforum begeben und dort nach Herzenslust über die böse ignorante Wikipedia lästern. Da seine Hunde die Wikipedia nur selten lesen, werden sie auch weiterhin jede seiner Flatulenzen mit freundlichem Wedeln kommentieren, so dass sowohl Wikipedia als auch Prolls Ego dank dieses Vorgehens vor grösseren Schäden bewahrt bleiben dürften.
Anmerkung
Hybriden aus Schmusi und Proll sind selten, finden sich jedoch mit einer gewissen Regelmässigkeit unter dem Personal von Tierheimen und „Hunde-in-Not“-Webseiten.
Fussnoten
- ↑ Die Abweichung vom generischen Maskulinum sei mir hier gestattet, da nach vorsichtigen Schätzungen 127% aller Schmusis weiblich sind.
- ↑ Die Differenz zu 100% ergibt sich aus Schmusis durchschnittlichem Hormonspiegel.
- ↑ Edits des Grauens im Tierbereich