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aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Namen und Übersetzungen, Beispiel Marco-Polo-Schaf

Hallo, am 16. Sep. 2022 wurde in der WP:Auskunft eine Frage gestellt:

  • „Wieso heißt das Marco-Polo-Schaf Marco-Polo-Schaf?“

und – nach dem letzten Beitrag am 22. Sep. 2022 – wurde der entsprechende Abschnitt wurde am 27. Sep. 2022 archiviert:

Wenngleich ich an der Diskussion in der Auskunft „zur Laufzeit“ nicht teilnahm, habe ich über einiges nachgedacht, was ich hier notieren möchte.

Thematisierte Fragen

Es ging bei der Diskussion in der Auskunft aus meiner Sicht u. a. um diese Fragen:

  • wo das Schaf den Namen her hat,
  • ob man im Artikel nicht mehr deutschsprachige Quellen verwenden könnte,
  • ob kommentarlose Weiterleitungen ohne Zielgenauigkeit immer hilfreich sind.

Es ging in diesem Kontext auch um weitere Fragen, deren Diskussion schnell ausufern kann: So wurde bspw. darüber debattiert, wie viel Fremdsprachenkompetenz man brauchen würde, um die deutsche Wikipedia lesen zu können.

Mich als Schreibenden in der Wikipedia-Artikeln („Autor“) hat der Abschnitt in der Auskunft dazu verleitet, über solche Fragen nachzudenken:

  • Kann man Namen immer übersetzen?
  • Findet man immer deutschsprachige Quellen?
  • Was macht man, wenn man zwar teilweise, aber keine vollständige Informationen hat?

Kann man Namen immer übersetzen?

Nein, man kann Namen nicht immer übersetzen. Das habe ich schon vor der Frage mit dem Marco-Polo-Schaf in der Auskunft deutlich merken müssen. Allerdings ging es dabei vorrangig um Mikroorganismen.

Natürlich kann man die Übersetzung von Namen als Erklärung angeben; aber oft ist die Übersetzung nicht selbst ein Name. Wenn die Übersetzung kein Name ist, sollte man es kennzeichnen. Im neu erstellten Artikel „Geopsychrobacter electrodiphilus“ habe ich das in der ersten Bearbeitungsversion (im Februar 2019: oldid=186019076) so versucht:

  • »Der Name „Geopsychrobacter electrodiphilus“ bedeutet in etwa „elektrodenliebender Stab aus kalter Erde“ und spielt darauf an, dass die Mikrobe aus der Erde stammt (Geo), mit Kälte zurecht kommt (psychro), stäbchenförmig ist (bacter) und von Elektroden isoliert wurde (electrodi), die sie freiwillig besiedelt hat (philus).«

Durch so eine Phrase: „der Name bedeutet in etwa“ wird hoffentlich klar, dass die Mikrobe nicht wirklich „elektrodenliebender Stab aus kalter Erde“ heißt.

Kopfzerbrechen bereiteten mir (und bereiten mir) u. a. solche Wörter wie „Methanobacteria“. Es gibt da eine wissenschaftlichen Benennung: Methanobacteria BOONE, 2002. Man kann das Wort „Methanobacteria“ zwar ins Deutsche übersetzen und hätte dann bspw. das deutsche Wort „Methanobakterien“; das ist dann aber nicht dasselbe! Das eine ist ein eindeutiger Name, das andere nicht:

  • Das eine, Methanobacteria BOONE, 2002, ist ein genauer wissenschaftlicher Name, der eine definierte Gruppe (nämlich eine Klasse von Mikroorganismen) eindeutig adressiert
  • und das andere, „Methanobakterien“, ist etwas Mehrdeutiges mit eher historischen Bezug.

Durch 1:1-Übertragungen kommt es häufig zu Verwechselungen und auch die Wikipedia spiegelt das, bezüglich ihrer Struktur aus Artikeln, Weiterleitungen und Begriffsklärungsseiten, mitunter wider. Die Wörter „Methanobakterien“, „Methanobacteria“ und „Methanbildner“ sind in der Vergangenheit an einer Stelle mehr oder weniger gleichgesetzt worden, obwohl sich die Bedeutungsinhalte unterscheiden. Ich hatte mich nach Analyse des Problems dazu entschlossen, das Geflecht aus Wörtern und Bedeutungsinhalten dadurch entwirren zu wollen, dass dem Artikel „Methanbildner“ neue Abschnitte hinzugefügt werden. (Diesen Plan habe ich im Juli 2019 umgesetzt).

Wie ist es aber bei Tieren und Pflanzen? Die haben doch alle deutsche Namen! Oder? Es ist da wohl auch komplizierter als man auf den ersten Blick annimmt.

Der Eisbär als scheinbar einfaches Beispiel

Um zu verdeutlichen, dass das mit den Namen und Übersetzungen nicht so einfach ist, habe ich ein vermeintlich einfaches Beispiel gewählt, nämlich den Eisbären.

Der englische Name für Eisbär ist „polar bear“ (en:polar bear). Wenn man „polar bear“ übersetzt, ist das Ergebnis „Polarbär“. In unserem Artikel steht auch, dass der Eisbär „auch Polarbär genannt“ wird (Bearbeitungsversion des Artikels: oldid=225581102). Aber könnte man – anders herum – auch nicht mit Fug und Recht behaupten, dass der Eisbär auf Englisch „ice bear“ hieße? Nur, weil es die direkteste Übersetzung vom deutschen zum englischen Namen wäre, hätte man dafür sicher keine ausreichenden Argumente.

Wenn man jede wörtliche Übersetzung eines richtigen Namens in eine andere Sprache als richtigen Namen werten würde, hätte man sehr, sehr viele gültige Bezeichnungen, die wenig Orientierung böten. Neben den vielen Synonymen würde es dann wohl auch – was noch kritischer ist – mehr Homonyme geben, bspw. deswegen, weil mit den verschiedenen regionalen Varianten nicht immer genau der gleiche taxonomische Rang angesprochen wird.

Eine Übersetzung vom wissenschaftlichen Namen des Eisbären, Ursus maritimus Phipps, 1774, würde wohl „Seebär“ oder „Meerbär“ ergeben, wenn man es möglichst wörtlich ins Deutsche übersetzen wollte. Tatsächlich steht bei Alfred Brehm, 1864, dass ein solcher Name einst in Bezug auf den Eisbären im Gespräch war, wie eine Website (https://www.deutschestextarchiv.de/book/view/brehm_thierleben01_1864?p=692) preisgibt:

  • „Wenn nach der Ansicht einiger Naturforscher die ziemlich geringen Unterschiede in der Gestalt und Lebensweise der letzterwähnten Bären schon hinreichend erscheinen, um sie eigenen Gruppen einzureihen, ist es erklärlich, daß man gegenwärtig den Eisbären ebenfalls als Vertreter einer selbstständigen Sippe betrachtet, welcher man den Namen M e e r b ä r (Thalassarctos) gegeben hat.“    (Im vorausgehenden Textausschnitt wurden einige Anpassungen vorgenommen: Buchstabe „ſ“ gegen „s“ ausgetauscht, Zeilenumbrüche reduziert, Formatierung auf Wikitext abgestimmt)

Im Wikipedia-Artikel Eisbär steht eingangs gegenwärtig (Bearbeitungsversion des Artikels: oldid=225581102) in etwa Folgendes:

  • „Der Eisbär (Ursus maritimus), auch Polarbär genannt,[1] ist eine Raubtierart aus der Familie der Bären (Ursidae). ...“

In der Referenz mit der Nr. 1 wird durch oben bereits erwähnte Website (.../brehm_thierleben01_1864?p=692) die Nennung von „Eisbär“ belegt. Aber wo immer der Eisbär „auch Polarbär genannt“ wurde; es war vermutlich nicht bei Alfred Brehm im Jahre 1864.

Ich habe mal ein wenig mit dem Google-Übersetzer herumgespielt (26./27. Sep. 2022) und nach Eigenschaften, Grundwörtern u. ä. gesucht, indem ich auch Wörter und Wortteile der ersten Sätze von der Einleitung in verschiedensprachigen „Wikipedias“ übersetzen ließ. Das Rennen würden hinsichtlich eines Grundwortes „Bär“ vermutlich die Bestimmungswörter Weiß-, Eis- und Polar- machen, wenn man es wirklich auf diese Weise wörtlich ins Deutsche übersetzen würde. Dann folgen Nord- und See- (bzw. Meer-). Hier einige stichprobeartige „Recherche“-Beispiele, die man auch überspringen kann:

  • Laut der jeweiligen Wikipedia hieße der Bär in Deutsch Weißbär oder Polarbär, wenn man die Benennungen bspw. wörtlich aus dem Bulgarischen (bg:Бяла мечка), aus dem Arabischen (ar:دب_قطبي) oder aus dem Tschechischen (cs:Medvěd lední) übersetzen würde. Aus der dänischen Wikipedia übersetzt hieße der Bär nur Eisbär (da:Isbjørn) und wenn wir alle Benennungen aus dem Griechischen übersetzen wollten, hieße er bei uns Eisbär, wäre aber auch unter Weißbär, Seebär und Nordbär bekannt (el:Πολική αρκούδα). In der kroatischen Wikipedia wird der Artikelanfang (hr:Polarni medvjed) so übersetzt: „Der Nord-, Weiß- oder Eisbär (Ursus maritimus) ist ein Tier, das ...“
    Aus der russischen Wikipedia (ru:Белый медведь) würden wir die Wörter Eisbär, Polarbär und Nordbär ableiten aber auch einige Wörter, die wahrscheinlich den Sprachen nordischer Volker entlehnt sind und eigentlich nur transkribiert werden können: ошку́й (Oschkuj?), умка (Umka?) und нанук.
    Das Letze, нанук, kommt mir etwas bekannter vor; vielleicht weil es Nanuk als männlichen Vornamen gibt und Nanook der Name einer grönländischen Band ist. Auf Grönland braucht man den einzigartigen Bären nicht von ähnlichen Tieren unterscheiden zu wollen, indem man solche Zusatzangaben verwenden würde, wie man sie woanders braucht (z. B. Eis-, Weiß-, Nord-, See- oder Polar-), sodass die dort entstandene Sprache das widerspiegelt.

Die meisten Namensvarianten, die man aus anderen Sprachen wörtlich übersetzt ableiten würde, wären im Deutschen recht eindeutig. Falls die Benennung als „Polarbär“ früher gar nicht so weit verbreitet war und sich erst durch das Entstehen der „Sprachbrücke“ Wikipedia ausbreiten konnte, wäre das auf den ersten Blick nicht weiter schlimm: Es gibt wohl kein anderes Tier, mit dem der Eisbär verwechselt werden könnte, wenn man ihn nicht „Eisbär“, sondern „Polarbär“ nennt.

Was aber wäre mit „Seebär? Da gäbe es Kollisionen bei den Begriffen, weil das Wort „Seebär“ im Deutschen bereits für mehrere Robben steht, nämlich als „Nördlicher Seebär“ für jene mit dem wissenschaftlichen Namen Callorhinus ursinus (Linnaeus, 1758) und als „Südliche Seebären“ für jene mit dem wissenschaftlichen Namen Arctocephalus Geoffroy & Cuvier, 1826.

Helfen die wissenschaftlichen Namen immer aus der Klemme, wenn es Verwechslungsmöglichkeiten bei verschiedenen Landessprachen gibt? Na ja.

In einem Lexikonband von 1989 habe ich bspw. „Eisbär, Thalarctos maritimus: ...“ gefunden. Je nachdem, ob der Eisbär in die gleiche Gattung wie verwandte Bären eingeordnet wurde, trägt er wohl den wissenschaftlichen Namen Ursus maritimus und wenn er in einer eigenen Gattung (oder Untergattung) gesehen wurde, findet man als ersten Namensteil nicht Ursus, sondern Thalassarctos oder Thalarctos. So ähnlich steht es gegenwärtig zumindest bei SPEKTRUM DER BIOLOGIE auf der entsprechenden Website (https://www.spektrum.de/lexikon/biologie/eisbaer/20480; Abruf 27. Sep. 2022), auf welcher als Quelle für den gesamten Text „Uspenski, S.M.: Der Eisbär. Thalarctos maritimus. Hohenwarsleben 1995.“ angegeben wird.

Wenn es schon bei den systematischen Benennungen Unebenheiten gibt, wie soll man es da erst mit den landesprachlichen Namen halten? Ich denke, dass da Vorsicht angebracht ist.

Das Marco-Polo-Schaf

Ich habe zuvor den Eisbären als Beispiel strapaziert, nicht, weil ich bei diesem Thema Experte wäre, sondern weil fast jede und jeder den Eisbären kennt. Da hat man eine Vorstellung und ich kann einfacher als mit manch anderem Beispiel erklären, warum ich denke, dass bei „Eisbär“, „Meerbär“ und „Seebär“ „noch mehr -bär“ nicht gut wär‘.

Und das „Marco-Polo-Schaf? Da wird es noch um einiges schwieriger, zuverlässige Quellen in jeder Sprache zu finden. Während der Diskussion wurde eine historische Quelle erwähnt, die bei biodiversity.org nachgelesen werden kann:

Fakt ist demnach, dass Edward Blyth auf einer Hauptversammlung der Zoologischen Gesellschaft im Jahr 1840 den Vorschlag gemacht hat, ein Schaf zu Ehren des berühmten Reisenden Marco Polo als „Ovis Polii“ zu benennen. Blyth wurde durch die Hörner des Schafs an einen Reisebericht von Marco Polo aus dem 13. Jh. erinnert.

Aber wissen wir aufgrund des wissenschaftlichen Namens auch automatisch, welchen deutschen Namen das Tier hat? Beim Eisbären ist es bspw. so, dass er „auf Wissenschaftlich“ wohl „vorn“ immer was mit „Bär“ in seinem Namen hatte (Ursus, Thalassarctos oder Thalarctos) und „hinten“ was mit „Meer“ oder „See“ (maritimus). Aber wann hieß der Eisbär im Deutschen tatsächlich „Meerbär“ oder „Seebär“, wie man es bei einer vermeintlichen Korrelation zwischen wissenschaftlichem und landessprachlichem Namen erwarten würde? Heute jedenfalls nicht.

Egal, ob es um Eisbären, Marco-Polo-Schafe oder Schuppentiere geht (die vermutlich nicht Pangoline heißen, aber unter dieser Bezeichnung bekannt sind), fände ich es generell gut, unmittelbare Quellen verwenden zu können, anstatt aus indirekten Angaben etwas ableiten zu müssen. Aber findet man solide Quellen für deutsche Namen?

Die Namen für das Schaf

Während der Diskussion zum Thema, die jetzt im Archiv zu finden ist (s. dort→), wurde kritisiert, dass die Weiterleitung namens „Marco-Polo-Schaf“ nicht unmittelbar an eine Stelle mit einer Beschreibung für das Stichwort führt. Der Zielartikel, „Argali“, zu dem die Weiterleitung führt, enthält zwar die Zeichenkette /Marco-Polo-Schaf/, aber nicht gleich zu Beginn. Im Folgenden beziehe ich mich auf diejenige Version des Artikels (Bearbeitungsversion: oldid=218120737), welche während der Diskussion gültig war, also innerhalb dieses Zeitraums: 16.–22.09.2022 (s. Archiv, dort→). Die aktuelle Weiterleitung von „Marco-Polo-Schaf“ zu „Argali“ wurde im genannten Zeitraum von folgender Bearbeitungsversion vermittelt: oldid=33326958.

Die Weiterleitung „Marco-Polo-Schaf“ endete zwar vor der Einleitung des Artikels „Argali“ und in dieser Einleitung stand tatsächlich nichts zu „Marco-Polo-Schaf“; aber ich konnte im Webbrowser erfolgreich mit der Zeichenkette /Marco-Polo-Schaf/ auf der Website des Artikels „Argali“ suchen. Ich landete dann im Abschnitt Argali#Arten und dort bei einer Art mit dem wissenschaftlichen Namen Ovis polii Blyth, 1841, für die im Deutschen „Pamir-Argali“ und als synonyme Bezeichnungen „Katschkar“, „Marco-Polo-Schaf“ und „Marco-Polo-Argali“ angegeben waren. Alle Einzelnachweise im Artikel „Argali“ bezogen sich auf englischsprachige Werke.

Ich gebe hier drei Einzelnachweise aus dem Abschnitt „Arten“ (oldid=218120737#Arten) wider, die ich als themenrelevant erachte, wobei ich den Einzelnachweisen ungefähre Übersetzungen der Titel beigefügt habe:

  • Grubb (2005) — „Peter Grubb: Order Perissodactyla. In: Don E. Wilson, DeeAnn M. Reeder (Hrsg.): Mammal Species of the World. A Taxonomic and Geographic Reference. 3. Auflage. Johns Hopkins University Press, Baltimore 2005, ISBN 0-8018-8221-4, S. 637–722 (S. 707–708).“ — Ungefähre Titelübersetzung: „Die Säugetierarten der Welt. Eine taxonomische und geografische Referenz.“
  • Groves & Leslie (2011) — „Colin P. Groves und David M. Leslie Jr.: Family Bovidae (Hollow-horned Ruminants). In: Don E. Wilson und Russell A. Mittermeier (Hrsg.): Handbook of the Mammals of the World. Volume 2: Hooved Mammals. Lynx Edicions, Barcelona 2011, ISBN 978-84-96553-77-4, S. 733–739“ — Ungefähre Titelübersetzung: „Familie Bovidae (Hohlhornwiederkäuer).“
  • Schaller & Kang (2008) — „George B. Schaller, Aili Kang: Status of Marco Polo sheep Ovis ammon polii in China and adjacent countries: conservation of a Vulnerable subspecies. In: Oryx, Vol 42, No 1, 2008“ — Ungefähre Titelübersetzung: „Status des Marco-Polo-Schafs Ovis ammon polii in China und angrenzenden Ländern: Erhaltung einer gefährdeten Unterart.“

Durch Grubb (2005) wird eine frühere Einteilung mithilfe von Unterarten erwähnt, durch Groves & Leslie (2011) wird das Einteilungssystem für die Gruppe von Schafen mithilfe von Arten belegt und durch Schaller & Kang (2008) wird u. a. die Verwendung eines englischen Namens für ein Schaf gezeigt: „Marco Polo sheep“, das im Titel auch als Ovis ammon polii bezeichnet wurde. Den Titel würde ich ungefähr so widergeben:

  • „Status des Marco-Polo-Schafs Ovis ammon polii in China und angrenzenden Ländern: Erhaltung einer gefährdeten Unterart.“

Man sieht hier den Wechsel der Sichtweise in Bezug auf eine wissenschaftliche Einteilung:

  • Blyth beschrieb 1841 eines der Schafe, um die es hier geht, als Art (Ovis polii Blyth, 1841). Im Jahre 2005 wurden entsprechende Schafe (aus der Ovis-ammon-Gruppe) von Grubb als Unterarten gelistet und auch Schaller & Kang bezogen sich 2008 beim „Marco Polo sheep“ auf eine Unterart (Ovis ammon polii). Im Jahre 2011 vergaben Groves & Leslie für solche Unterarten, als die sie zuvor angesehen wurden, den Rang einer Art.

Damit schließt sich der Kreis und das „Marco Polo sheep“, das zwischendurch eine Unterart war (Ovis ammon polii), ist wieder eine Art; also genau wie 1841 (Ovis polii Blyth, 1841). Oder?

In der englischen Wikipedia steht es ein bisschen anders; dort gibt es zwei Artikel, nämlich einen für die Art (engl. „species“), die dort „argali“ bzw. Ovis ammon (Linnaeus, 1758) genannt wird und einen anderen für die Unterart (engl. „subspecies“), die dort „Marco Polo sheep“ bzw. Ovis ammon polii Blyth, 1841 genannt wird.

Als zutreffendste Bearbeitungsversionen für den Zeitraum während der Diskussion in der WP:Auskunft (16.–22.09.2022) betrachte ich folgende:

es sind die spätesten Bearbeitungen vor der Diskussion in der WP:Auskunft und dann, während der Diskussion (16.–22.09.2022), traten nur unwesentliche, kleine Änderungen auf.

Referenz /1/ in en:Argali

https://www.iucnredlist.org/species/15733/22146397

Jump to Argali: In detail => https://www.iucnredlist.org/species/15733/22146397#assessment-information

Argali / Ovis ammon / ABSTRACT / Argali Ovis ammon has most recently been assessed for The IUCN Red List of Threatened Species in 2020. Ovis ammon is listed as Near Threatened under criteria A2de.

Reading, R., Michel, S. & Amgalanbaatar, S. 2020. Ovis ammon. The IUCN Red List of Threatened Species 2020: e.T15733A22146397. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2020-2.RLTS.T15733A22146397.en. Accessed on 01 October 2022.

„Due to limited available data and often unclear geographic separation between subspecies or populations, we assessed only O. a. jubata, O. a. nigrimontana and O. a. severtzovi at the subspecies level: [Aufzählung] ...“

Referenz /2/ in en:Argali

https://www.iucnredlist.org/species/15733/22146397

Im Grunde das Gleiche wie Referenz /1/.

Referenz /4/ in en:Argali

Text unter „#Subspecies and classification” — Some sources classify mouflon as Ovis ammon musimon, but DNA testing has not supported this. Several subspecies of argali have been genetically tested for mtDNA and one study found the subspecies O. a. ammon, O. a. darwini and the urial subspecies, O. vignei bochariensis grouped closely, while the subspecies O. a. collium and O. a. nigrimontana grouped with the urial subspecies O. vignei arkal. [/4/]

  • Ü: „Einige Quellen klassifizieren Mufflon als Ovis ammon musimon, aber DNA-Tests haben dies nicht unterstützt. Mehrere Unterarten von Argali wurden genetisch auf mtDNA getestet und eine Studie fand heraus, dass die Unterarten O. a. Ammon, O. a. darwini und die Urial-Unterart O. vignei bochariensis eng gruppiert sind, während die Unterart O. a. Collium und O. a. nigrimontana, gruppiert mit der Urial-Unterart O. vignei arkal sind.“

[/4/] — Hiendleder S, Kaupe B, Wassmuth R, Janke A (May 2002). "Molecular analysis of wild and domestic sheep questions current nomenclature and provides evidence for domestication from two different subspecies". Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences. 269 (1494): 893–904. doi:10.1098/rspb.2002.1975. PMC 1690972. PMID 12028771.

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/12028771/ |

  • | erwähnte Ovis-ammon-Unterarten |: O. a. collium, O. a. nigrimontana, O. a. ammon, O. a. darwini, O. a. nigrimontana.
Übersetzter Abstract: Abstract:
Vollständige mitochondriale DNA (mtDNA) Kontrollregionen (CR) wurden sequenziert und analysiert, um die Taxonomie von Wildschafen und die Herkunft von Hausschafen (Ovis aries) zu untersuchen.

Der Datensatz für phylogenetische Analysen umfasst 63 einzigartige CR-Sequenzen von Wildschafen der Gruppen Mufflon (O. musimon, O. orientalis), Urial (O. vignei), Argali (O. ammon) und Dickhorn (O. canadensis) und von Hausschafe Asiens, Europas und Neuseelands.

Hausschafe kamen in zwei klar getrennten Zweigen vor, wobei Mufflons (O. musimon) in eine der Hausschafgruppen eingemischt waren.

Genetische Abstände und molekulare Datierungen basierend auf O. canadensis CR und mtDNA-proteinkodierenden Sequenzen liefern starke Beweise für die Domestizierung von zwei Mufflon-Unterarten.

Andere Wildschafsequenzen befinden sich in zwei zusätzlichen gut getrennten Zweigen.

Ovis ammon collium und O. ammon nigrimontana werden mit einem Exemplar aus dem transkaspischen Ust-Urt-Plateau verbunden, das derzeit O. vignei arkal heißt.

Ovis ammon ammon, O. ammon darwini und O. vignei bochariensis stellen eine separate Gruppe dar und die früheste Abweichung von der Mufflon-Gruppe.

Daher gehören O. musimon, O. vignei bochariensis und Ust-Urt-Schafe nicht zu einer „Muffloniform“- oder O. orientalis-Art, sondern gehören zu unterschiedlichen Kladen.

Darüber hinaus könnten Ust-Urt-Schafe eine Hybridpopulation oder eine O. ammon-Unterart sein, die eng mit O. ammon nigrimontana verwandt ist.

Complete mitochondrial DNA (mtDNA) control regions (CR) were sequenced and analysed in order to investigate wild sheep taxonomy and the origin of domestic sheep (Ovis aries).

The dataset for phylogenetic analyses includes 63 unique CR sequences from wild sheep of the mouflon (O. musimon, O. orientalis), urial (O. vignei), argali (O. ammon) and bighorn (O. canadensis) groups, and from domestic sheep of Asia, Europe and New Zealand.

Domestic sheep occurred in two clearly separated branches with mouflon (O. musimon) mixed into one of the domestic sheep clusters.

Genetic distances and molecular datings based on O. canadensis CR and mtDNA protein–coding sequences provide strong evidence for domestications from two mouflon subspecies.

Other wild sheep sequences are in two additional well–separated branches.

Ovis ammon collium and O. ammon nigrimontana are joined with a specimen from the transkaspian Ust–Urt plateau currently named O. vignei arkal.

Ovis ammon ammon, O. ammon darwini and O. vignei bochariensis represent a separate clade and the earliest divergence from the mouflon group.

Therefore, O. musimon, O. vignei bochariensis and Ust–Urt sheep are not members of a ‘moufloniform’ or O. orientalis species, but belong to different clades.

Furthermore, Ust–Urt sheep could be a hybrid population or an O. ammon subspecies closely related to O. ammon nigrimontana.

Referenz /8/ in en:Argali

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33366518/

Wang, C.; Xu, H.; Li, D.; Wu, Jiayun; W., A.; Xie, M.; Wang, Q.; Zhu, G.; Ni, Q.; Zhang, M.; Yao, Y. (2020). "Phylogenetic and characterization of the complete mitochondrial genome relationship of Argali sheep (Ovis ammon)". Mitochondrial DNA Part B. 5 (1): 273–274. doi:10.1080/23802359.2019.1698369. PMC 7748720. PMID 33366518

  • Wang et al. (2020) — übersetzt: "Phylogenetik und Charakterisierung der vollständigen mitochondrialen Genomverwandtschaft von Argali-Schafen ( Ovis ammon )" . doi : 10.1080/23802359.2019.1698369 . PMC7748720 . _ PMID 33366518
Referenz /9/ in en:Argali

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/24123771/

https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/cbin.10191

Pan, X.; Zhang, Y.; Guo, Z.; Wang, F. (2014). "Development of interspecies nuclear transfer embryos reconstructed with argali (Ovis ammon) somatic cells and sheep ooplasm". Cell Biology International. 38 (2): 211–218. doi:10.1002/cbin.10191.

  • Pan et al. (2014) — übersetzt: "Entwicklung von Interspezies-Kerntransfer-Embryonen, die mit somatischen Argali-Zellen ( Ovis ammon ) und Schaf-Ooplasma rekonstruiert wurden". doi : 10.1002/cbin.10191
Referenz /3/ in en:Argali

Wo: en:Marco Polo sheep | https://en.wikipedia.org/w/index.php?title=Argali&oldid=1098179977

Abschnitt: Subspecies and classification

Currently, 9 subspecies of argali are recognized: [/3/]

  • Altai argali, O. a. ammon
  • Karaganda argali, O. a. collium
  • Gobi argali, O. a. darwini
  • Tibetan argali, O. a. hodgsoni
  • North China argali, O. a. jubata
  • Tian Shan argali, O. a. karelini
  • Kara Tau argali, O. a. nigrimontana
  • Marco Polo argali, O. a. polii
  • Severtzov argali, O. a. severtzovi

Ref [/3/] – https://en.wikipedia.org/w/index.php?title=Argali&oldid=1098179977#cite_note-r1-3

Alexander K. Fedosenko and David A. Blank Ovis ammon.| Archived 2015-09-24 at the Wayback Machine | Mammalian Species, No. 773, (July 15, 2005), pp. 1–15

https://web.archive.org/web/20150924115114/http://www.science.smith.edu/msi/pdf/773_Ovis_ammon.pdf

Seitenüberschrift: MAMMALIAN SPECIES | No. 773, pp. 1–15, 3 figs. | Ovis ammon. | By Alexander K. Fedosenko and David A. Blank | Published 15 July 2005 by the American Society of Mammalogists

Überschrift: Ovis Linnaeus, 1758

„Überschrift“: CONTEXT AND CONTENT. ...

Überschrift: Ovis ammon (Linnaeus, 1758) | Argali

  • Ovis poli Blyth, 1840:62. Type locality ‘‘West of Lake Zorkul,’’ ‘‘near sources of Syr Daria, Pamir Plateau, Russian Turkestan’’ (Ellerman and Morrison-Scott 1951:415).
  • ...
  • Ovis polii Blyth, 1841b:195. Unjustified emendation of Ovis poli Blyth, 1840:62.
  • ...
  • Ovis poli typica Lydekker, 1898:192. Renaming of Ovis poli Blyth, 1840:62.
  • Ovis poloi de Pousargues, 1898:141. Incorrect subsequent spelling of Ovis poli Blyth, 1840:62.
  • ...
  • Ovis polii karelini var. melanopyga Nasonov, 1914a:699. Type locality ‘‘Tien Shan.’’
  • ...
  • Ovis polii nassonovi Laptev, 1929:76. Type locality ‘‘Talasskiy Alatau Range’’ western Tien Shan

„Überschrift“: CONTEXT AND CONTENT. ...

  • O. a. poli Blyth, 1840:62, see above; polii Blyth, polii (Brehm), poloi de Pousargues, sculptorum Blyth, and typica Lydekker are synonyms.

(Seitenkopf: 2 | MAMMALIAN SPECIES | 773—Ovis ammon)

„Überschrift“: DIAGNOSIS. Ovis ammon (Fig. 1) is the largest species in ...

„Überschrift“: GENERAL CHARACTERS. Argali are stout-bodied, ...

(Seitenkopf: 773—Ovis ammon | MAMMALIAN SPECIES | 3)

  • ...; 171.9, 160–180 (n = 4 males > 4 years), 143.5 (n = 4 females > 2 years) for O. a. polii;

... weniger Interessantes ...

Abbilung 3: „8, O. a. polii;“ — FIG. 3. Geographic distribution of Ovis ammon in central Asia and southern Siberia. Type localities of subspecies: 1, O. a. ammon; 2, O. a. collium; 3, O. a darwini; 4, O. a. hodgsoni; 5, O. a. jubata; 6, O. a. karelini; 7, O. a. nigrimontana; 8, O. a. polii; 9, O. a. severtzovi. Precise boundaries between subspecies are unknown. Adapted from Fedosenko (2000) and Shackleton (1997).

Seite 11: REMARKS. ... — Mindestens ein Horn: „A 2-year-old male argali was killed and described, and at least 1 horn and a specimen were sent to the Royal Society of London. Two years after its ‘‘discovery,’’ E. Blyth described this animal and named it Ovis polii (Blyth 1841b, as cited in Valdez 1982:32).“

  • Ü: „Ein 2-jähriger männlicher Argali wurde getötet und beschrieben und mindestens 1 Horn und ein Exemplar wurden an die Royal Society of London geschickt. Zwei Jahre nach seiner „Entdeckung“ beschrieb E. Blyth dieses Tier und nannte es Ovis polii (Blyth 1841b, zitiert in Valdez 1982:32).“

Überschrift: LITERATURE CITED

  • BLYTH, E. 1840. A summary monograph of the species of the genus Ovis. Proceedings of the Zoological Society of London 8:12–13, 62–81 (published March 1861).
  • BLYTH, E. 1841a. A monograph of the species of wild sheep. Journal of the Asiatic Society of Bengal 10(2):858–888.
  • BLYTH, E. 1841b. Ovis ammon polii. Annuals and Magazine of Natural History 1(7):195 (not seen, cited in Lydekker 1913: 106).

Z

Leider ist es so, dass es die Wikipedia eigentlich nur gibt, weil eben kaum eine andere frei verfügbare Ressource vorhanden ist, auf die man bequem zugreifen könnte. Gäbe es eine solche Ressource, z. B. eine allumfassende Enzyklopädie mit solide belegten Inhalten, die durch gut bezahlte und interdisziplinär arbeitende Expertinnen und Experten gepflegt sei, die online und kostenfrei verfügbar wäre und bei der am besten noch eine Freistellung vom Urheberrecht vorläge, eine Ressource also, aus der man alles bedenkenlos abschreiben könnte, bräuchte man aber die Wikipedia nicht mehr.

Es gibt wohl auch keine Kommission zur Standardisierung von deutschen Trivialnamen, die ernsthaft etwas verfügen würde. So eine „fiktive Verfügung“ – also eine, die ich mir hier als Beispiel selbst ausgedacht habe – könnte sonst vielleicht so ähnlich wie folgt aussehen:

(‑:    „§ xy – Es wird verfügt, dass die Tierart mit dem wissenschaftlichen Namen Ovis polii Blyth, 1841 im Deutschen Pamir-Argali heißt. Das erlaubte Synonym ist/ die erlaubten Synonyme sind: Katschkar; Marco-Polo-Argali. Zu vermeiden ist folgender Ausdruck/ sind folgende Ausdrücke: Marco-Polo-Schaf. Weiterhin ...“    ;‑)