Benutzer:Dr.Lantis/BNR 3

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Film
Originaltitel Alice solves the puzzle
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1925
Länge 6:57 Minuten
Altersfreigabe FSK 0
Stab
Regie Margaret J. Winkler, Walt Disney
Drehbuch Walt Disney, Margaret J. Winkler, Ub Iwerks
Produktion
    • Walt Disney (Drehbuch, Regie)
    • Margaret J. Winkler (Drehbuch, Regie)
    • Ub Iwerks (Animation)
    • Lillian Disney (Zeichnerin)
    • Kathleen Dollard Smith (Zeichnerin)
    • Carman Maxwell (Animation, Schnitt)
    • Rollin Hamilton (Animation)
Besetzung
  • Margaret Gay: Alice

Alice solves the puzzle (deutsch „Alice löst das Rätsel“) ist ein knapp 7-minütiger Zeichentrick-Realfilm in Schwarzweiß aus dem Jahr 1925. Er ist die 15. Episode der sogenannten Alice Comedies-Serie, die von 1923 bis 1957 lief und insgesamt 57 Episoden umfasste. Sie war von den Walt Disney Studios und den Winkler Pictures als Gemeinschaftsproduktion entstanden.

In Alice solves the puzzle debütieren mehrere Disney-Charaktere, die seit dieser Episode zum festen Ensemble gehören, darunter Bootleg Pete, der später als „Kater Karlo“ Berühmtheit erlangen sollte. Es ist außerdem der erste us-amerikanische Trickfilm, der öffentlicher Zensur zum Opfer fiel.[1]

Handlung

Die kleine Alice hat es mal wieder schwer: das Lösen eines kurzen Kreuzworträtsels will ihr einfach nicht gelingen. Ihr Freund Julius (ein Kater, der gehen und sprechen kann) weiß die Lösung auch nicht und schlägt Alice vor, an den Strand zu gehen. Etwas Ablenkung könnte sie ja auf den richtigen Weg führen. Die Beiden tollen ein wenig im Wasser herum, bevor sie wieder an Land gehen und einen Leuchtturm besichtigen. Gerade als Alice sich daran macht, den Leuchtturm zu besteigen, nähert sich Bootleg Pete auf einem großen Surfbrett, das von einem fliegenden Pelikan gezogen wird. Pete ist ein etwas über-enthusiastischer Sammler seltener Rätsel, speziell noch ungelöster Kreuzworträtsel. Alice besitzt augenscheinlich das letzte, noch ungelöste Mini-Kreuzworträtsel und natürlich will Pete es haben.

In der Originalfassung des Kurzfilms rast Pete an einer Küstenwache vorbei, die natürlich sofort die Verfolgung aufnimmt. Bevor der Bär sein Entkommen genießen kann, hält ihn ein Zollinspektor auf, der Pete nach Bannware durchsuchen will. Weil er aber nichts Verdächtiges findet, lässt er Pete weitersurfen. Pete feixt, dann holt er eine Flasche Whiskey aus dem Schnabel des Pelikans. Als er schließlich Alice einholt, eskaliert die Situation: Pete fordert die sofortige Herausgabe des Rätsels, doch Alice denkt nicht dran. Als Pete droht. ohrfeigt sie ihn und rennt auf die Spitze des Leuchtturms. Aber auch dort ist sie nicht vor Pete sicher und so ruft sie um Hilfe.

Julius, der wegen seines eigensinnigen Badetuchs zurückgeblieben war, hört Alice schreien. Sofort bastelt er kurzerhand aus seinem Schweif eine Sprungfeder und lässt sich auf die Aussichtsplattform des Leuchtturms katapultieren. Dort kommt es zum Handgemenge zwischen Julius und Pete, zum Glück gewinnt Julius. Pete wird vom Leuchtturm geschleudert und landet auf einer im Meer treibenden Boje. Dort erwartet ihn die Küstenwache mit fliegenden Fäusten. Unterdessen feiern Alice und Julis ihr Happy End, als Alice endlich die zündende Idee kommt: das lang gesuchte Lösungswort lautet „The End“ - und damit ist der Kurzfilm auch wirklich zuende.

Hintergründe

Produktionsdetails

Die Cartoonserie Alice Comedies ist eine lose und interpretative Anspielung an Lewis Carrolls Alice im Wunderland, das sich zu Walt Disneys Zeiten in den USA größter Beliebtheit erfreute. Erste Konzeptzeichnungen zur Serie enstanden Anfang August 1923. Die Realfilmfigur der Alice wurde anfänglich vor einer reinweißen, leeren Leinwand aufgezeichnet, die Cartoon-Animationen wurden Einzelbild für Einzelbild um das Mädchen herum gezeichnet. Ub Iwerks und Walt Disney gelang es jedoch, ein Verfahren zu entwickeln, das diese Vorgehensweise umkehren würde, sodass die Realfilm-Alice vor der Cartoonleinwand erscheinen konnte. Der Rest war minutiöse Schnittarbeit. Die Alice Comedies-Serie war nicht die erste Cartoonreihe, die Realfilmfiguren verwenden und zeigen würde (zuvor war 1920/21 die Charlie Chaplin-Serie erschienen), doch wurde sie mit die bekannteste und populärste.[2][3] Die Kombination aus Trickfilm und Realfilm nennt sich Mischfilm und ist seit 1920 bekannt und in Gebrauch. Sowohl den Fleischer-Studios wie auch den Disney-Studios wird nachgesagt, dass sie die Mischfilm-Technik revolutioniert hätten.[3]

Alice solves the puzzle ist der erste Zeichentrickfilm der us-amerikanischen Geschichte, der öffentlicher Zensur zum Opfer fiel. Der Kurzfilm kam zur Zeit der Prohibition in den Vereinigten Staaten von 1920 bis 1933 heraus, als Alkohol als Genussmittel gesetzlich verboten war. Der Historiker und Filmforscher Russel Merritt studierte die Alice Comedies-Serie und entdeckte ganz zufällig eine deutsche Fassung der Episode Alice solves the puzzle. Zu seinem Erstaunen war diese deutlich länger als die US-Version und enthielt die umstrittene Szene, in der „Bootleg Pete“ eine Whiskey-Flasche aus einem Pelikan-Schnabel zieht. Walt Disney wollte die Episode eigentlich ungeschnitten veröffentlichen, doch das Pensylvania Censorship Board (PCB) bestand höflich darauf, die Szene herauszuschneiden zu lassen, selbst wenn es nur um einen Cartoon ginge. Disney bliebt keine andere Wahl. Allerdings hatten zwei Filmrollen bereits Deutschland erreicht und waren so von der Prohibition verschont geblieben. In der US-Version sind trotzdem ganze zwei Einzelbilder erhalten, die für den Bruchteil einer Sekunde eine Whiskey-Flasche zeigen, die aus dem Schnabel ragt.[1]

Charaktere und Besetzung

Die kleine Alice ist die Haupt-Protagonistin der Serie. Sie ist die einzige Realfilmfigur und wurde in der Alice Comedy-Serie von verschiedenen Kinderdarstellerinnen verkörpert. In Alice solves the puzzle wurde sie von der damals neunjährigen Margie Gay gespielt, die mit Bubikopf-Frisur auftrat. Andere „Alice“-Darstellerinnen, wie zum Beispiel Virginia Davis, trugen schulterlange Löckchen. Alice begegnet immer wieder kleinen Alltagsproblemen, die sie mit Hilfe ihrer Zeichentrickkatze „Julius“ löst. Sie taucht dabei in eine zweidimensionale Cartoonwelt ein, in der sie mit den Trickfiguren interagieren kann, als ob sie echt seien.[2]

Der Charakter Julius the Cat (dt. „Julius, die Katze“) ist, neben Alice, der Hauptprotagonist der Serie. Er ist ein anthropomorpher Kater (wobei sein Geschlecht nur ein einziges Mal in einer Vorgängerepisode bestätigt wird) und das von Disney erfundene Gegenstück zu Felix the Cat. Nachdem Disney den Kater „Felix“ bei einem Rechtsstreit an dessen Mit-Schöpfer, Pat Sullivan, verloren hatte, die Alice Comedies-Drehbücher aber bereits einen Katzencharakter vorsahen, entwarfen Walt Disney und Margaret J. Winkler kurzerhand ihren eigenen Kater. Die Ähnlichkeit zwischen Julius und Felix bleibt dabei allerdings auffällig: auch Julius ist pechschwarz mit weißem Gesicht und verhältnismäßig kleinen Ohren. Und auch Julis kann seinen Schweif in allerhand nützliche Dinge (wie zum Beispiel Sprungfedern und Treppenstufen) umfunktionieren. Obwohl Julius eine von Walt Disney erdachte Figur ist, gehört er nicht zum offiziellen Micky-Maus-Universum, da beide Figuren nie gemeinsam aufgetreten sind. Um 1958 herum wurde er als Trickfilmfigur aufgegeben und ist seitdem nie wieder in Filmen oder Comics erschienen.[2]

Der Charakter Bootleg Pete (dt. „Holzbein-Pete“) feiert in dieser Episode sein Debüt. Er erscheint als anthropomorpher, diebischer Bär mit Holzbein und Zylinderhut, der sich unter Anderem auf das Aneignen seltener Kreuzworträtsel spezialisiert hat. Er geht dabei recht rücksichtslos vor und auch sonst begeht er zahlreiche kleinere Straftaten. Nachdem er von 1926 bis 1927 in einigen Kurzepisoden mit Oswald, dem lustigen Hasen auftrat und zum ersten Mal Micky Maus begegnete, wurde er in einen anthropomorphen Kater umgezeichnet: Für Disney war es nur logisch, dass ein Kater viel besser zu einer Maus als deren Erzfeind passt. Schon zu dieser Zeit hatte er kein Holzbein mehr. Kater Karlo, aka Bootleg Pete, ist somit noch vor Micky Maus mit aktuell 97 Jahren der älteste, kontinuierlich auftretende Walt-Disney-Charakter.[4]

Literatur

  • Anne Magnussen, Hans-Christian Christiansen: Comics & Culture: Analytical and Theoretical Approaches to Comics. Museum Tusculanum Press, Kopenhagen 2000, ISBN 9788772895802.
  • Nicola Glaubitz: Reanimationsversuche des Spielfilms. Kopplungen von Zeichentrick und Realfilm und das Kino der 1990er Jahre. In: Rainer Leschke, Jochen Venus: Spielformen im Spielfilm. Zur Medienmorphologie des Kinos nach der Postmoderne. Transcript, Bielefeld 2007, Transcript, Bielefeld 2007, ISBN 9783839406670.
  • Newton Lee, Krystina Madej: Disney Stories: Getting to Digital. Springer, New York City 2012, ISBN 9781461421016.
  • Karl F. Cohen: Forbidden Animation: Censored Cartoons and Blacklisted Animators in America. McFarland, Jefferson 2013, ISBN 9781476607252.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Karl F. Cohen: Forbidden Animation. McFarland, 2013, S. 10 & 11.
  2. a b c Newton Lee, Krystina Madej: Disney Stories. New York City 2012, S. 28–32.
  3. a b Nicola Glaubitz: Reanimationsversuche des Spielfilms, Bielefeld 2007, S. 56-58.
  4. Anne Magnussen, Hans-Christian Christiansen: Comics & Culture. Kopenhagen 2000, S. 169.