Benutzer:DrTill/Saccovanzetti

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Hallo Schnüffler! Danke für Deine Neugier an meiner Spielwiese! Aber Sorry: hier spiele ich allein...

Kannst aber gern hier mitmachen... Also dann: War schön, dass du da warst! 

Ferdinando „Nicola“ Sacco (* 1891 in Torremaggiore (FG), Italien) und Bartolomeo Vanzetti (* 1888 in Villafalletto (CN), Italien) waren zwei aus Italien eingewanderte Arbeiter in den USA, die sich der anarchistischen Arbeiterbewegung angeschlossen hatten. Sie wurden der Beteiligung an einem doppelten Raubmord angeklagt, in einem bis heute umstrittenen Prozess zum Tode verurteilt und in der Nacht vom 22. auf den 23. August 1927 im Staatsgefängnis von Charlestown, Massachusetts/USA auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet. Die Frage ihrer tatsächlichen Schuld oder Unschuld konnte nie vollständig geklärt werden, und wird bis in die Gegenwart kontrovers diskutiert.

Auf das Todesurteil vom 9. April 1927 folgten weltweite Massendemonstrationen. Kritiker warfen der US-amerikanischen Justiz vor, es handele sich um einen politisch motivierten Justizmord auf der Grundlage fragwürdiger Indizien. Entlastende Hinweise seien unzureichend gewürdigt oder sogar unterdrückt worden. Hunderttausende von Menschen beteiligten sich an Petitionen und versuchten damit, einen Aufschub oder die Aussetzung der Urteilsvollstreckung zu erreichen.

Im Jahr 1977 wurden die beiden posthum durch den Gouverneur von Massachusetts, Michael Dukakis, rehabilitiert.

... löste weltweit die bis dahin größten anti-amerikanischen Protestbewegungen aus.


Biografische Hintergründe von Sacco und Vanzetti

Nicola Sacco

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Bartolomeo Vanzetti

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Aufeinandertreffen in der anarchistischen Organisation

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Historisch-politische Hintergründe

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Laut J. Edgar Hoover, Leiter der Razzien, waren neunzig Prozent aller amerikanischer Radikaler Einwanderer.

und somit der Kriegsproduktion

Gezielt wurde daher nach Einwanderern mit radikalen Aktivitäten gefahndet, um diese auszuweisen:

Der junge J. Edgar Hoover wurde Leiter einer Behörde, die das Ziel verfolgte, auszuspionieren

Ohne gesetzliche Grundlage bediente er sich dabei allen Möglichkeiten der Spionage und Überwachung sämtlicher des Landes.


Unter seiner Führung und der Obhut des Generalstaatsanwalts A. Mitchell Palmer kam es zu der größten Verhaftungswelle Amerikas, bekannt als die Palmer Razzien (siehe Hauptartikel Palmer Raids).



Auf Geheiß Palmers gründete das Bureau of Investigation (seit 1935 Federal Bureau of Infestigation, kurz FBI) zur Untersuchung dieser und ähnlicher Vorfälle die General Intelligence Divison (GID).

Daneben kümmerte sich die GID um Propaganda gegen linke Kräfte. Palmer selbst bezeichnete Anhänger radikaler Bewegungen wiederholt als „ehrlos und verbrecherisch“ und warnte vor der bevorstehenden Revolution in Amerika.

wurden rasch zu Sündenböcken der verunsicherten Gesellschaft.

Der Deportation Act (Ausweisungsgesetz) gab dazu seit 1918 die gesetzliche Grundlage.

Lynchmorde an „unamerikanischen“ Ausländern oder Radikalen wurden seitens der Behörden vertuscht oder hatten vor Gericht keine ernsthaften Konsequenzen. [1]

Zwar verfolgten diese Gruppen jeweils unterschiedliche Ziele, auf sanfte, brutalere, jedenfalls meist unkoordinierte Weise, doch wurden alle wenig differenziert als „Bolschewiken“ bezeichnet: Gefährliche, gewaltbereite Agitatoren, die - von den Kommunisten in Russland gelenkt - alles daran setzen, ein Revolution in den USA herbeizuführen. Die Regierung unter Präsident Woodrow Wilson begegnete dieser empfundenen Bedrohung amerikanischer Werte durch harte Einschränkungen der amerikanischen Freiheit. Zu den strengen Gesetzen gegen unamerikanische Triebe in Kriegszeiten kam eine Regelung gegen Aufruhr in Friedenszeiten [???], die das Verbot von der staatlichen Linie abweichender Publikationen und die Verhängung hoher Gefängnisstrafen bei regierungskritischen Äußerungen möglich machte.

Dennoch kam es allein 1919 zu 3600 Streiks der Arbeiterschaft, was die Industriellenvereinigung veranlaßte, Gewerkschaften prinzipiell als kriminell anzusehen und dem „Bolschewismus“ zuzuordnen. [2] Da auch die russische Revolution mit einem Streik begonnen hatte, reagierten amerikanische Zeitungen besorgt bis panisch. Bei den Meldungen stand jedoch die auflagensteigernde Sensation im Vordergrund.




[S. 145ff]

Im November 1919 begannen die brutalen Razzien in ausländischen und daher verdächtigen Einrichtungen, darunter Schulen für Einwanderer. Die Lokalitäten wurden dabei stark beschädigt, die anwesenden Personen teils schwer misshandelt und verhaftet.[S.149f]




Nachdem die USA unter Präsident Wilson [Jahreszahl] in den Ersten Weltkrieg eingetreten sind, wurde Kritik an der Regierung oder dem Kaptialismus im allgemeinen mit hohen Gefängnisstrafen geahndet. Die neue Gesetzeslage brachte auch Gewerkschaften in Bedrängnis, da Streiks für einen höheren Lohn auch als Boykott gegen amerikanische Kriegsinteressen gewertet werden konnten. [119ff]

Die im Krieg durch Propaganda geschürten Ressentiments richteten sich nun gegen linke Ideologien:

Die Polarisierung zwang viele Gewerkschaftsführer zu einem vorzeitigen Abruch ihrer Protestaktionen.

Die sogenannte "Rote Angst" war so stark, dass Tumulte aufgrund rassistischer Übergriffe auf Schwarze von Zeitungen als die Folge der „bolschewistischen Agitation“ interpretiert wurde, die sich nun „auf Neger ausgedehnt habe“. [S. 135]

1920, drei Jahre nach der Oktoberrevolution in Russland und ein bis zwei Jahre nach weiteren revolutionären Umwälzungen in Europa im Gefolge des Ersten Weltkriegs, herrschte in den USA eine in den regierenden konservativen Kreisen verbreitete antikommunistische Stimmungslage vor, nachdem auch dort 1919 eine Kommunistische Partei gegründet worden war. Es kam dort zu Razzien, wo die Behörden politisch Andersdenkende und somit als staatsgefährdend eingestufte Aktivitäten vermuteten. Deportationen von Ausländern, die aktiv derartige Organisationen unterstützten, waren üblich. [GENAUER - WANN konnte/wurde deportiert?] [AUSBAUEN]

Palmer-Razzien

[für Hauptartikel]

Beginn am 7. November 1919. Russion People's House in New York. [S. 148ff]


[Salsedo eingestellt]

Die Raubüberfälle

Der Überfall in Bridgewater

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Der Überfall in South Braintree

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Verdächtigungen

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[Fluchtwagen in Nähe von Coaccis Haus lt. Internet-Seiten; Mike Boda auch: Mario Buda; Steward auch: Stewart]

Verhaftung

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Verhöre und Untersuchungen

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Sacco-Vanzetti Defense Committee

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Bridgewater: Anklage und Urteil gegen Vanzetti

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Der Prozess gegen Sacco und Vanzetti

[Sicherheitsvorkehrungen, S u V hinter im Käfig, Unter großen Polizeischutz mehrmals eskortiert...]

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Zeugen des Überfalls

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Beweisstücke

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Tödliche Kugel

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Alibis

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Patriotismus

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Berufungen

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Warten im Gefängnis

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Urteilsverkündung

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Proteste

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Ruf nach Revision

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Vanzettis Gnadengesuch

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Saccos Integrität

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Fullers Kommission

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Zufriedenheit und Kritik

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Letzte Rettungsversuche

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Öffentlicher Aufruhr

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Urteilsvollstreckung

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Weltweite Bestürzung

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Bestattung

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Spätere Entwicklungen

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Rehabilitation

Im Juli 1977 gab Michael S. Dukakis, damals Gouverneur von Massachusetts, eine Ehrenerklärung für Sacco und Vanzetti und deren Familien ab.

„Heute ist der Nicola-Sacco- und Bartolomeo-Vanzetti-Gedächtnistag. Die Atmosphäre ihres Verfahrens und ihrer Revisionen war durchdrungen von Vorurteilen gegen Ausländer und Feindlichkeit gegenüber unorthodoxen politischen Ansichten. Das Verhalten von vielen der Offiziellen in diesem Fall wirft einen ernstlichen Zweifel auf ihre Bereitschaft und ihre Fähigkeit, die Verfolgung und das Verfahren fair und unvoreingenommen durchzuführen. Schlichter Anstand und Mitgefühl, wie auch Respekt vor der Wahrheit und eine fortwährende Verpflichtung zu den höchsten Idealen unserer Nation, erfordern, dass das Schicksal von Sacco und Vanzetti von Allen im Gedenken bewahrt wird, die Toleranz, Gerechtigkeit und menschliches Verständnis wertschätzen.“
(“Today is the Nicola Sacco and Bartolomeo Vanzetti Memorial Day. The atmosphere of their trial and appeals were permeated by prejudice against foreigners and hostility toward unorthodox political views. The conduct of many of the officials involved in the case shed serious doubt on their willingness and ability to conduct the prosecution and trial fairly and impartially. Simple decency and compassion, as well as respect for truth and an enduring commitment to our nation's highest ideals, require that the fate of Sacco and Vanzetti be pondered by all who cherish tolerance, justice and human understanding.”)

Der Fall in der Kunst

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Sonstiges

Seit November 2006 gibt es in der Zeitung Neues Deutschland eine gleichnamige, monatlich erscheinende Jugendbeilage.

Literatur

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Einzelnachweise

  1. vgl. Strauss-Feuerlicht, S. 143f; Patrick Renshaw, The Wobblies, Anchor Books, New York 1968, S. 163-165; Joyce Kronbluh (Hrsg.), Rebel Voices: An I. W. W. Anthology, University of Michigan Press, Ann Arbor, 1964, S. 255f; Murray, The Red Scare, S. 182-184; Coben, A. Mitchell Palmer, S. 196
  2. Robert K. Murray, Red Scare: A Study in National Hysteria, 1919-1920 (New York, McGraw-Hill, 1964), S. 9, 93; Strauss-Feuerlicht, S. 131

Für Disk.-Seite

Notiz: Zeugen

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Notizen: Fullers Kommission

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Eigene Notizen

Michael F. Kelley: „Ein guter Arbeiter. Sehr verläßlich. Er hat keinen Tag gefehlt. Er kam früh und blieb länger. Er war ein braver Kerl, wenn es darum ging, alles sauber zu machen. Darin war er großartig.“

Sacco hatte einen speziellen Reisepass für die Ausreise. Mit seiner schwangeren Frau Rosina und deren gemeinsamen Sohn wollten sie nach Italien zu Saccos Familie.[1]

Zu Carlo Tresca: S. 211 -- er kam zu Felicani, nicht umgekehrt, empfahl Fred Moore als Anwalt, dem die Radikalen vertrauen.

S. 440 -- hielt er Sacco für schuldig? Entgegnung zu Russels Zitat.

S. 441 -- Er gehörte nicht zur Gruppe Anarchisten, in der S u V sich engagierten.

Rechtfertigungen wegen des Waffenbesitzes: S. 178

Bei Coacci wurde extra der Koffer nach Geld untersucht: S. 183

Unterdrückte und entlastende Beweise bzw. Indizien:

  • Keine Fingerabdrücke auf Fluchtwagen S. 181
  • Kein Geldeingang bei Anarchistischer Organisation nach Raubüberfall - die Untersuchung dazu wurde erst am 22. August 1927 zugegeben. S. 182


Sie logen bei dem Verhör. Aus Angst vor Deportation? Um Freunde zu schützen? Misstrauen gegenüber Behörden. Dachten, wegen Überzeugung festgenommen worden zu sein.S.180

Bridgewater-Prozess: Öffnen der Patronen durch Geschworene, um Schwere der Schuld festzustellen S. 202; Verutreilung nur wegen Raubabsicht, S. 204

Sacco begann Moore zu hassen, wollte mit Öffentlichkeit nichts zu tun haben. S. 213 Vanzetti eher Mittelpunkt der Öffentlichkeit...

Ripley: S. 224

Wußten nicht, wesahlb verhaftet: Propro S. 1821

Zur indirekten Befragung am im Zuge d. Festnahme: S. 282f

Thayer zeigt sich einseitig bei der Zusammenfassung des Falls: S. 288f

Vanzetti kann nicht Autofahren: [2]

Vertauschter Lauf des Colts(entdeckt 1924): S. 304f

Bridgewater Nachbearbeitung und "Auflösung": S. 313

Roy E. Gloud war Hausierer und Zeuge des Überfalls. Durch einen Schuß wurde sein Mantel durchlöchert, war nahe am Geschehen. Obwohl von einem Poizeibeamten seinerzeit verhört, wurde er nicht geladen; die Verteidigung fand ihn erst nach Prozessende. Er schloss aus, dass Sacco oder Vanzetti bei dem Überfall dabei gewesen waren.<

Carlos Goodridge, Zeuge gegen Sacco. Verteidigung fand heraus, dass Goodridge falscher Name für einen mehrmals vorbestraften Verbrechers war, der zudem Hass auf Italiener pflegte. [3]


"Haben Sie gesehen, was ich mit diesen Anarchistenschweinen gemacht habe?", enthüllt bei Lowell Commitee; S. 322

Joe Morelli zu S & V; Kompizenschaft Beradelli: S. 338

ad Urteilsverkündung:

  • „Ich weiß, es wird ein Urteil sein zwischen zwei Klassen, der Klasse der Unterdrückten und der Klasse der Reichen [...].“

Hungerstreik wg. Lowell Komm. : S. 384

Fuller Eigen-Untersuchung: ab. S. 381

Fullers Wankelmut: S. 396

Proteste nach dem Urteil: s. S. 299f


Parkplatz vor Müllhalde

So habe Richter Thayer nach dem Bericht einer professionellen Prozessbeobachterin diese schon nach Beginn des Prozesses bei persönlichen Gesprächen von der Schuld der Angeklagten überzeugen wollen: Auf ihre Bemerkung, noch keine ausreichenden Schuld-Beweise gehört zu haben, erklärte Thayer, „nach Anhören [...] seiner Schlußrede“ würde sie „mit einem anderen Eindruck“ zu ihm kommen.[4]


Sacco verabschiedete sich am 18. August von seinen mittlerweile vierzehnjährigen Sohn Dante. Als er am Tag darauf vom negativen Beschluss des Obersten Gerichtshofes von Massachusetts erfuhr, sagte er, er habe dies erwartet. Vanzetti verlor nach anfänglicher Ruhe seine Beherrschung und tobte.[5]

Fullers Sekretärs zufolge wurden diese gleich verbrannt.<ref>Musmanno, After Twelve Years, S. 337;

Die Untersuchung sollte folgende drei Fragen klären:

  • War das Verfahren fair?
  • Sollen die Angeklagten ein weiteres Verfahren bekommen?
  • Sind die Angeklagten schuldig oder unschuldig?
  • Richter Thayer das Verfahren „äußerst fair“ führte,
  • keine relevanten Beweise vorgelegt wurden, die eine Wiederaufnahme des Verfahrens rechtfertigen würden, und


Der am 7. August veröffentlichte Bericht folgt im Prinzip den Begründungen aller vorangegangen Entscheidungen seitens des Richtes und des Obersten Gerichtshofes. Zu den eidesstattlichen Erklärungen bezüglich Thayers Voreingenommenheit wurde diesem zwar „indiskretes“ Verhalten attestiert, darüberhinaus sei er aber „äußerst fair“ gewesen.

Die Tatsache, dass ein entlastender Zeuge (Gould) nicht gehört wurde, wäre kompensiert durch zwei andere neue Zeuginnen der Gegenseite.


  • Beide sind unschuldig und wurden Opfer der damaligen hetzerischen Stimmung gegen politisch Andersdenkende und Ausländer. Vertreter dieser Darstellung verweisen unter anderem auf fremdenfeindliche Äußerungen des Richters sowie des Geschworenensprechers Ripley („Man sollte sie auf jeden Fall aufhängen!“), die vielen Alibi-Zeugen und auf die Annahme, dass die wenigen Beweisstücke gefälscht wurden.


Schon während des Prozesses gegen Vanzetti bewusst, dass politische Fragen Rolle spielen. Politisierung: Aldino Felicani, Anarchist und erfahren mit Propaganda.. nahm sich sache an. versuchte, linke Gruppen für den Fall zu interessieren und deren Unterstützung zu erhalten, die letzlich darauf zielen sollten, S u V sowohl im Gericht als auch durch den Druck der Straße zu verteidigen. Bei allen Lagern fand er Zuspruch, bis auf die Kommunisten. []

Die vom Sacco-Vanzetti Defense Commitee ausgehende Propaganda, die darauf ausgerichtet war, den Fall auch über die Landesgrenzen hianus publik zu machen,

weitere Anwälte: , Massacusetts. Anwalt Moore, Brüder McAnarney, William J. Callahan [S. 224] Anklage Katzmann, Stellvertreter Harold P. Williams Den Vorsitz hatte, wie schon im Prozess gegen Vanzetti, Richter Webster Thayer inne.

Der Staatsanwalt und Ankläger Frederick Katzmann versuchte Stimmung gegen die Angeklagten zu machen, indem er sie als Anarchisten, Atheisten, Ausländer und Wehrpflichtverweigerer darstellte. Richter Webster Thayer unternahm nichts gegen diese Vorgehensweise und zeigte sich im Laufe der Verhandlungen voreingenommen. So äußerte er gegenüber Kollegen: „Denen werden wir's schon zeigen und die Kerle aufhängen“.


Madeiros-Geständnis

Celestino F. Madeiros wurde wegen Tötung eines Bankangestellten im selben Gefängnis wie Sacco und Vanzetti untergebracht. Von dort schickte er einen Brief an eine Zeitung (Boston American), in dem er Sacco und Vanzetti entlastete:

"Geehrter Herr Redakteur, Ich gestehe hiermit, dass ich am 15. April 1920 bei dem Verbrechen in der Schufabrik in South Braintree dabei war und dass Sacco und Vanzetti nicht dabei waren. Celestino F. Madeiros"

Der Brief aus dem Gefängnis wurde jedoch abgefangen und erreichte nie sein Ziel. Daraufhin ließ er Sacco eine kleine, versteckte Notiz mit einem kurzen Geständnis zukommen.

Gegenüber dem Anwalt Thompson und später auch einem Vertreter der Staatsanwaltschaft schilderte Madeiros den Überfall, bei dem er nach eigenen Angaben als Aufpasser im Fluchtwagen beteiligt war. Zwar war seine Version mit neuen Details versehen, die nur ein Beteiligter nennen konnte, insbesondere einen Wagenwechsel, von dem das Gericht nichts wußte. Da er es jedoch vermied, die Namen anderer Beteiligter zu nennen (um diesen nicht zu schaden, wie er später angab), und seine Ausführungen zudem Lücken aufwiesen, die sich auch damit erklären ließen, dass er die Unwahrheit sage, weigerte sich die Staatsanwaltschaft, dem Geständnis Glaubwürdigkeit beizumessen.

In dem Bewusstsein, dass die Aussage eines verurteilten Verbrechers vor Gericht keine Glaubwürdigkeit besitzt, beauftragte die Verteidigung Herbert Ehrmann mit Nachforschungen auf Basis von Madeiros' Angaben. Ehrmann stieß dabei auf neue Zeugenaussagen und Indizien, die Madeiros' Version (angefangen bei dem Wagenwechsel) zu bestätigen schienen. In weiterer Folge verdächtigte er die bekannte "Morelli-Bande", hinter dem Raubüberfall in South Braintree zu stecken. So machte er unter anderem Waffen im Besitz von Banden-Mitgliedern ausfindig, die mit jenen Waffen übereinzustimmen schienen, wie sie laut Prozess-Aussagen von Ballistikexperten bei dem Raubüberfall verwendet wurden. Auch deckten sich nach Ehrmanns Beobachtung die meisten aktenkundigen Personenbeschreibungen mit den Morelli-Brüdern bzw. deren Komplizen. Am Ende seiner Recherchen meinte Ehrmann, Täter, Motiv, die Tatwaffen, und den Ablauf sowie die Planung des Überfalls in South Braintree nennen bzw. rekonstruieren zu können. Die Staatsanwaltschaft, vertreten durch Dudley Ranney, lehnte es jedoch ab, gegen die Mitglieder der Morelli-Bande in dieser Sache Anzeige zu erstatten oder eigene Untersuchungen durchzuführen: "Wir glauben, die Wahrheit gefunden zu haben, und ... da wir die Wahrheit gefunden haben, kann nichts anderes mehr eine Rolle spielen."

Bei Gericht wurde seitens der Verteidigung der mittlerweile sechste Zusatzantrag ("Madeiros-Antrag") für eine Wiederaufnahme des Verfahrens eingebracht, der sich unter anderem auf Madeiros' Geständnis stützte. Ein anderer Bestandteil des Antrags war die Behauptung, die Staatsanwaltschaft hätte mit dem Justizministerium zusammengearbeit, um entlastende Beweise zu unterdrücken. Richter Webster Thayer, der auch den Prozess geführt und die Verurteilungen ausgesprochen hatte, wies den Antrag insgesamt ab. Bezüglich des Geständnisses bemängelte er die Glaubwürdigkeit Madeiros, der "ein Gauner, ein Dieb, ein Räuber, ein Lügner..." sei. Er hob in seiner Begründung außerdem die Stellen des Geständnisses hervor, die dem vom Gericht rekonstruierten Tathergang widersprachen. Ehrmanns Recherche-Ergebnisse ignorierte er oder erachtete sie als nichtig. Das Oberste Gericht bestätigte Richter Thayers Entscheidung.

Ehrmann/Madeiros

Sara Ehrmann: "Wie gingen von der Annahme aus, das Sacco und Vanzetti schuldig seien. Man nimmt immer an, dass leute schuldig sind, wenn sie angeklagt werden. (...) Das Auftauchen des Madeiros-Gestädnisses war es, das herbert mit dem Fall in Verbindung brachte, nämlich als Mitarbeiter von Mr. Thompson, um nach Beweisen zu recherchieren. Und herbert glaubte nicht, dass sich diese als triftig herausstellen würden. ..." (Fl. 333)

"... umso erstaunter war er, dass es sich entweder bei jeder Einzelheit so verhielt, wie Madeiros ausgesagt hatte, oder zum Schutz anderer Leute so schlecht getarnt war, dass man es merkte. Und dann, nachdem er mit den Leuten von der Exektuive gesprochen hatte, die völlig davon überzeugt waren, dass die Morelli-Bande das Verbrechen begangen hätte, und nachdem er Informationen mit der Polizei ausgetauscht hatte, konnte er überhaupt keine Beweise mehr für die angebliche Schuld von Sacco und Vanzetti finden. (Feuerl. S 334)

Außerdem sprang ihm die äußerliche Ähnlichkeit der Bandenmitglieder Joe Morelli und Tony Mancini mit Sacco ins Auge. (Fl. S 337)

Sonstiges

In einem zeitgenössischen Zeitungsartikel wurde die Ablehnung des Antrags mit Erstaunen zur Kenntnis genommen, da laut Gesetz der Richter zum Zeitpunkt der Antragsstellung nur darüber zu befinden hat, ob neues Material vorliegt, und nicht, ob dieses Material wahr oder falsch ist. Darüber hätten die Geschworenen im Prozess zu entscheiden.

  1. Feuerlicht, S. 175
  2. Prozessprotokoll, S. 1974, 1728
  3. Prozessprotokoll S. 3807
  4. Prozessprotokoll, S. 4943f; Strauss-Feuerlicht, S. 362
  5. Musmanno, After Twelve Years, S. 313