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Wachkoma / Apallisches Syndrom - Wikipedia Eintragsänderung, Bereich Therapie

Therapie

Die Behandlung orientiert sich an den Phasen der Neurologischen Frührehabilitation. Dabei steht zunächst die Akutbehandlung (Phase A) im Mittelpunkt. In dieser Zeit werden zumeist ein Luftröhrenschnitt (Tracheotomie), eine Ernährungssonde durch die Bauchwand (PEG) und oft auch eine Urinableitung durch die Bauchwand (SPDK) angelegt, um die Lebensfunktionen zu sichern und eine optimale pflegerische Versorgung zu ermöglichen (einschließlich Ernährung). Bereits während dieser Zeit sollten allerdings rehabilitativ orientierte Angebote mittels Physiotherapie gemacht werden. Dadurch lassen sich Kontrakturen oder Lungenentzündungen vermeiden sowie die Schluckfunktion verbessern. Die Funktion des Schluckens ist nach Beendigung der maschinellen Beatmung entscheidend dafür, ob die Trachealkanüle entfernt werden kann.

Nach Abschluss der Akutbehandlung schließt sich die Frührehabilitation der Phase B an. Das Therapieangebot wird dabei um Ergotherapie und Neuropsychologie erweitert. Zusätzlich kann Musiktherapie und tiergestützte Therapie eingesetzt werden. Ziel ist die Verbesserung motorischer, geistiger und psychischer Funktionen. Die Behandlung muss im Team unter ärztlicher Leitung erfolgen, dies wird auch von den Kostenträgern gefordert und nachgeprüft. Weitgehend durchgesetzt hat sich das Konzept der Basalen Stimulation, welches in einem integrierten pädagogischen und pflegerischen Konzept eine dem Schädigungsmuster angepasste Wahrnehmung der Umwelt und Unterstützung einfacher Körperfunktionen (z.B. Bewegungen) vermitteln soll.

In dieser Phase, die zwischen einem Monat und einem Jahr dauert, entscheidet sich die Prognose des Betroffenen. Kommt es zu einer merklichen Verbesserung physischer und psychischer Leistungen, so können weitere Phasen der Rehabilitation angeschlossen werden (Phasen C/D/E). Bleibt er jedoch im Zustand der reaktionslosen Wachheit, muss zur Phase F (dauerhafte „Aktivierende Behandlungspflege“) übergegangen werden.

Ergotherapie

Ergotherapeutinnen und Ergotherapeuten leisten bei der Behandlung von Betroffenen im Wachkoma einen relevanten Beitrag und nehmen daher eine wichtige Rolle im Rehabilitationsprozess ein [1]. Die Ergotherapie verfolgt einen klientenzentrierten Ansatz. Dies bedeutet, dass Bedürfnisse, Rollen [2], sowie Interessen und der kulturelle Hintergrund der Patienten in die Therapie integriert wird [1]. Ergotherapeutinnen und Ergotherapeuten definieren die „Einbindung in eine Betätigung“ als ein Grundbedürfnis der Menschen [1]. Dies bedeutet, dass jede Person ein Recht hat, Aktivitäten, welche für die jeweilige Person von hoher Bedeutung sind, durchzuführen.  

So werden zu Beginn der Therapie die Interessen des Patienten über die Angehörigen in Erfahrung gebracht [2]. Anschliessend wird gemeinsam ein Ziel erarbeitet. Hierbei wird darauf geachtet, dass bedeutungsvolle Ziele für den Patienten mithilfe der Angehörigen formuliert werden [3].

Eine Hauptaufgabe der Ergotherapie ist die individuelle Förderung der Betroffenen, ihren Alltag meistern zu können [4]. So arbeitet die Ergotherapie beispielsweise nach dem Affolter-Modell®. Bei diesem Modell wird durch Führen der Betroffenen mit Wahrnehmungsproblematik, die gespürte Informationssuche unterstützt [5]. Weiter sind Ergotherapeutinnen und Ergotherapeuten für die Schienenversorgung zur Kontrakturprophylaxe, für die Lagerung im Bett und Rollstuhl, zur Verhinderung von sekundären Folgeschäden, sowie die Rollstuhlversorgung / Rollstuhlanpassung zuständig [1].

Durch Angehörigengespräche von Patienten im Wachkoma können Aktivitäten und Hilfsmittel für den jeweiligen Patienten individuell auf die Umwelt und die Bedürfnisse des Patienten sowie der Angehörigen angepasst werden [2]. Angehörige haben die Möglichkeit, innerhalb ergotherapeutischer Interventionen sich aktiv einzubringen und sich in ihrer speziellen Situation als Angehörige von einer betroffenen Person im Wachkoma zurecht zu finden. So kann die Ergotherapie gezielt mit Angehörigen arbeiten, um ihnen in der neuen Situation durch Wochenpläne, Checklisten, Weiterbildungen und Kurse Unterstützung zu bieten.

  1. a b c d R. Munday: Vegetative and minimally conscious states: How can occupational therapists help? Hrsg.: Neuropsychological rehabilitation. Band 15, 2005, S. 503–513.
  2. a b c C. Cunningham, R. Wensley, D. Blacker, J. Bache, C. Stonier: Occupational therapy to facilitate physical activity and enhance quality of life for individuals with complex neurodisability. Hrsg.: British Journal of Occupational Therapy. Band 75, Nr. 2, 2012, S. 106–110.
  3. M. Mastos, K. Miller, A. Eliasson, C. Imms: Goal-directed training: linking theories of treatment to clinical practice for improved functional activities in daily life. Hrsg.: Clinical Rehabilitation. Band 21, 2007, S. 47–55.
  4. A. Häggström, M. Larsson Lund: The complexity of participation in daily life: A qualitative study of the experiences of persons with acquired brain injury. Hrsg.: Journal of Rehabilitation Medicine. Band 40, 2008, S. 89–95.
  5. Das Affolter-Modell®: Modelle, Erfolge, Geschichte. Stiftung wahrnehmung.ch, 2017, abgerufen am 21. Mai 2017.