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Achille Mbembe

Ich möchte einen Satz aus einem Artikel The Specters of Comparison von Michael Rothberg aufgreifen, den Conakry in einer Diskussion zum WP-Artikel Achille Mbembe erwähnt hat (Zeitstempel des Beitrags: 19:23, 21. Mai 2020 (CEST)). Rothenberg schreibt dort:

The ensuing debate raises fundamental questions about the culture of memory and freedom of expression.

Auf Deutsch:

Die anschließende Debatte wirft grundlegende Fragen zur Erinnerungskultur und Meinungsfreiheit auf.

In der Mbembe-Debatte wird allerdings auch immer wieder ein Ereignis genannt, das von seinen mir bekannten Eigenschaften genauso grundlegende Fragen zur Meinungsfreiheit aufwirft wie die Infragestellung von Mbembes Eröffnungsrede bei der Ruhrtriennale, nämlich Mbembes Intervention hinsichtlich der Einladung israelischer Teilnehmer wie der israelischen Professorin Shifra Sagy zu einer Konferenz an Mbembes Universität in Südafrika, siehe FAZ oder Welt. Diese Intervention wird seitens derer, die sich eher hinter Mbembe stellen, nie als problematisch hinsichtlich der Meinungsfreiheit angesehen oder zumindest irgendwie diskutiert. Warum ist das so? --Fit (Diskussion) 00:02, 22. Mai 2020 (CEST)

Stark vereinfacht: 1) Die Geschichte der postkolonialen Theorie ist eng verwoben mit der Geschichte Israels. Aus proisraelischen Befreiungsbewegungen wurden antiisraelische und aus diesen Bewegungen dann Theorie. Warum? Die Befreiungsbewegungen wendeten sich von Israel ab, um Geld und Unterstützung einiger arabischer Staaten zu gewinnen, worauf Israel opponierte und sich nicht selten auf Seiten verhasster Regime stellte (etwa in Südafrika). Nachzulesen irgendwo bei Grigat. 2) Postkoloniale Theorien lehnen die Singularitätshypothese und den Unterschied von Rassismus und Antisemitismus ab. Für sie ist Antisemitismus eine Spielart des Rassismus. Und weil Rassismus für diese Theorien immer nur Unterdrückte betrifft, sind Staaten eben verhasst. Warum ausgerechnet Israel, der einzig jüdische Staat, derart viele Ressentiments hervorbringt, kann man wiederum in der modernen Antisemitismusforschung nachlesen. BalzLeuthold (Diskussion) - Nachschub: Nicht "hervorbringt", sondern eher: "erntet". Israel ist für den Antisemitismus und Israelhass nicht verantwortlich.
Schön, daß du diese Diskussionsecke gefunden hast. Und danke, daß du inhaltlich substantiell geantwortet hast.
Grigats Name und auch sein taz-Artikel wurden ja schon auf der Diskussionsseite zum Mbembe-Artikel erwähnt. Ich hatte mir den Artikel auch schon mal durchgelesen, aber habe ihn nicht mehr so präsent.
Deine Antwort liefert zwar aussagekräftige Anhaltspunkte dafür, warum Mbembe so geschrieben hat, wie er geschrieben hat, aber warum es in dem ihm wohlwollend gesonnenen Umfeld niemanden gibt, der ihm verdeutlicht, warum die Kritik in Dtl. so ausfällt wie sie ausfällt und daß solche Stellungnahmen wie seine bisherigen seinem Ansehen zumindest in Dtl. erst so richtig schaden, verstehe ich nicht.
Und wieso es bisher niemanden gibt, der Mbembe zwar fachlich verteidigt, aber auch für seine Fehlleistungen deutlich kritisiert, verstehe ich nicht. So kann dann zumindest bei Außenstehenden der Eindruck aufkommen, daß da evtl. auch fachlich nicht viel Substantielles vorhanden sein könnte.
Der Hinweis auf die Unterstützung Israels für das südafrikanische Apartheid-Regime ist für mich neu, aber interessant. --Fit (Diskussion) 22:41, 22. Mai 2020 (CEST)
Wie gesagt: Israel hatte seine Gründe... Wenn man derzeit geisteswissenschaftlich sozialisiert wird, kommt man um postkoloniale Theorien nicht umhin (Mbembe ist irgendwie auch nicht postkolonial, aber Autoren oder Künstler in Gattungen zu klassifizieren, ist ja immer so eine Sache). Man hat überhaupt keinen Begriff von Antisemitismus und meint, dass die Moderne alleine durch Machtverhältnisse "des Westens" konstituiert worden sei. Dass macht sowohl eine Kritik an einem Autoren wie Mbembe schwierig - denn Kritik bedeutet hiernach immer Macht, womit es nicht auf die Aussage, sondern die Aussageposition ankommt -, als auch ein geschichtliches Verständnis Israels unmöglich. Im Prinzip wird Israel als "Westen" kategorisiert und daher auch so aktiv gegen jede neue Antisemitismusdefinition polemisiert. BalzLeuthold (Diskussion) 07:00, 23. Mai 2020 (CEST)
Nun, Fit, ich kann dir erklären, warum niemand aus dem Unterstützerlager Mbembe inhaltlich kritisiert: seinen Gegner fehlen inhaltliche Argumente, deswegen haben sie ja zur Eröffnung der Debatte auch mit Taschenspielertricks gearbeitet. Würdest du, wenn du ein Unterstützer Mbembes wärest, den Feinden Munition liefern? Hinzu kommt, dass es bei der Debatte ja eben nicht um Inhalte geht, sondern um Mbembe als Person ("törichter Intellektueller" und "Lügner" bei Kaube, "perfides Werk" bei Schmid, "Antizionist" bei Posener). Niemand hat seine Kritik so formuliert, dass gesagt wurde: "Vor dem Hintergrund des Gesamtwerkes von Mbembe, aus dem hervorgeht, dass er ein linksemanzipatorischer Universalhistoriker ist, verstehe ich die Textstelle xyz und uvw nicht. Wie meint er das?" sondern die Kritik kam als ein: "xyz und uvw sind eindeutig antisemitisch, denn Mbembe hat mit BDS zu tun und zitiert Judith Butler." Für die Kooperation von Apartheid-Südafrika kannst du dich bei Vela-Zwischenfall informieren, Hector_Pieterson wurde vielleicht mit einem https://en.wikipedia.org/wiki/Vektor_R4, der südafrikanischen Variante des Galil erschossen, auf jeden Fall aber kämpften die Südafrikaner bei der Schlacht_bei_Cuito_Cuanavale damit.--Conakry (Diskussion) 16:36, 17. Feb. 2021 (CET)