Benutzer:G.kunter/Entwurf:Ungarische Sprache

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Phonologie

In der ungarischen Sprache besteht eine weitgehende Übereinstimmung zwischen Aussprache und Schreibung. Alle Buchstaben entsprechen somit jeweils genau einem Laut, wobei Digraphen wie sz sowie der Trigraph dzs jeweils einen einzigen Laut entsprechen. Die einzige Ausnahme bildet der stimmhafte palatale Approximant [j], der sowohl als j als auch als ly geschrieben wird. Historisch gesehen bezeichnete ly den Laut [ʎ], der inzwischen mit j zu [j] zusammengefallen ist.

Vokale

Die Aussprache der Vokale ist ähnlich wie im Deutschen. Größere Abweichungen finden sich beim kurzen e, der offener als das deutsche kurze e gesprochen wird, und beim kurzen a, bei dem die Zunge weiter hinten als im Deutschen positioniert ist und das ähnlich wie im britischen Englisch flop [flɒp] „Misserfolg“ ausgesprochen wird.

Vokale des Ungarischen[1]
IPA-Lautzeichen Schriftzeichen Beispiel
[] í [vi:ʒ]
víz
„Wasser“
[i] i [vis]
visz
„tragen“
[y:] ű [ty:ʒ]
tűz
„Feuer“
[y] ü [yt]
üt
„treffen“
[u:] ú [u:t]
út
„Straße“
[u] u [u]
ujj
„Finger“
[ø:] ő [lø:]
„schießen“
[ø] ö [øl]
öl
„töten“
[e:] é [e:l]
él
„leben“
[ɛ] e [ɛz]
ez
„dieser/diese“
[a:] á [va:r]
vár
„Burg“
[ɑ] a [hɑt]
hat
„sechs“

Die Vokallänge ist ein phonologisch distinktives Merkmal und kann somit eingesetzt werden, um Minimalpaare zu bilden:

Langvokal Kurzvokal
[ˈboːr]
bór
Bor (chemisches Element)“
[ˈbor]
bor
„Wein“
[ˈmɛɡˌøːryl]
(meg)őrül
„er/sie wird verrückt“
[ˈøryl]
örül
„er/sie freut sich“

Die langen Vokale á und é unterscheiden sich deutlich von den Kurzvokalen a und e. Dabei ist á stets [] und é stets []. In einigen westungarischen Dialekten werden darüber hinaus zwei kurze ungerundete mittlere Vorderzungenvokale unterschieden; dort existiert neben dem offenen [ɛ] auch ein kurzes [e].[1]

Konsonanten

Konsonanten des Ungarischen[1]
Artikulationsart Artikulationsstelle IPA-Lautzeichen Schriftzeichen Beschreibung Beispiel
Plosive Bilabial [p] p Stimmloser bilabialer Plosiv, wie dt. p [pipɑ]
pipa
„Pfeife“
[b] b Stimmhafter bilabialer Plosiv, wie dt. b [bot]
bot
„Stab“
Alveolar [t] t Stimmloser alveolarer Plosiv, wie dt. t [tol:]
toll
„Feder“
[d] d Stimmhafter alveolarer Plosiv, wie dt. d [dob]
dob
„werfen“
Velar [k] k Stimmloser velarer Plosiv, wie dt. k [ke:p]
kép
„Bild“
[g] g Stimmhafter velarer Plosiv, wie dt. g [ge:p]
gép
„Maschine“
Affrikate Alveolar [t͡s] c Stimmlose alveolare Affrikate, wie dt. z [t͡se:l]
cél
„Ziel“
[d͡z] dz Stimmhafte alveolare Affrikate, stimmhafte Entsprechung zu c [bod͡zɑ]
bodza
„Holunder“
Postalveolar [t͡ʃ] cs Stimmlose postalveolare Affrikate, wie dt. tsch in Matsch [kot͡ʃi]
kocsi
„Wagen“
[d͡ʒ] dzs Stimmhafte postalveolare Affrikate, stimmhafte Entsprechung zu cs, wie engl. j in John [d͡ʒɛs:]
dzsessz
„Jazz“
Palatal [c͡ç] ty Stimmlose palatale Affrikate, ähnlich dt. tj in Matjes, allerdings palatalisiert [kuc͡çɑ]
kutya
„Hund“
[ɟ͡ʝ] gy Stimmhafte palatale Affrikate, ähnlich dem Anlaut in frz. Dieu, allerdings palatalisiert [ˈɟ͡ʝørɟ͡ʝ]
György
„Georg“
Frikative labiodental [f] f Stimmloser labiodentaler Frikativ, wie dt. f []
fa
„Baum“
[v] v Stimmhafter labiodentaler Frikativ, wie dt. w [va:g]
vág
„schneiden“
Alveolar [s] sz Stimmloser alveolarer Frikativ, wie dt. ss in Klasse [sopra:n]
szoprán
„Sopran“
[z] z Stimmhafter alveolarer Frikativ, wie dt. s in Rose (nicht in Österreich), z in engl. zero [zɛnɛ]
zene
„Musik“
Postalveolar [ʃ] s Stimmloser postalveolarer Frikativ, wie dt. sch [ˈʃpiritus]
spiritusz
„Spiritus“
[ʒ] zs Stimmhafter postalveolarer Frikativ, wie frz. j in Journal ['ʒɛlɑtin]
zselatin
„Gelatine“
Glottal [h] h Stimmloser glottaler Frikativ, wie dt. h in halten, am Wortende stumm, intervokalisch deutlich artikuliert [ˈdyhøʃ]
dühös
„wütend“
Approximant Palatal [j] j, ly Stimmhafter palataler Approximant, wie dt. j in Jagd [jo:]
„gut“
Nasale Bilabial [m] m Stimmhafter bilabialer Nasal, wie dt. m []
ma
„heute“
Alveolar [n] n Stimmhafter alveolarer Nasal, wie dt. n [nɛm]
nem
„nein“
Palatal [ɲ] ny Stimmhafter palataler Nasal, wie span. ñ in señor [ɲi:l]
nyíl
„Pfeil“
Vibrant Alveolar [r] r Stimmhafter alveolarer Vibrant, wie ital. r in rosso, ähnlich dem „Zungen-r“ in Süddeutschland [ro:sɑ]
rózsa
„Rose“
Lateral Alveolar [l] l Stimmhafter alveolarer Lateral, wie dt. l [lo:]
„Pferd“

Ebenso wie die Vokallänge ist auch die Konsonantenlänge im Ungarischen ein distinktives Merkmal.[1] Eine Verkürzung des vorhergehenden Vokals findet dabei nicht statt.

Langer Konsonant Kurzer Konsonant
[hɑl:] hall „er/sie hört“ [hɑl] hal „Fisch“

Betonung

Alle Wörter werden stets auf der ersten Silbe betont, so lang sie auch sein mögen, vgl.

legeslegmegvesztegethetetlenebbeknek

[ˈlɛɡɛʃlɛɡmɛɡvɛstɛɡɛthɛtɛtlɛnɛbːɛknɛk] „den Allerunbestechlichsten“ (13 Silben). Diese Regel gilt auch für Lehnwörter, vgl.

zsakett

„Jackett“. Kurzvokale in unbetonten Silben werden teilweise zentralisiert. Unbetonte Langvokale behalten ihre Vokalqualität, werden aber in geschlossenen Silben häufig gekürzt.[1]

Orthographie

Alphabet

Das ungarische Alphabet umfasst alle 26 Buchstaben des lateinischen Alphabets. Die Länge der entsprechenden Laute wird durch die Schreibweise gekennzeichnet. Lange Vokale sind durch einen Akut gekennzeichnet; bei der langen Variante der mit Umlauten geschriebenen Vokale ö und ü wird ein Doppelakut gesetzt: ő, ű. Für die Darstellung von langen Konsonanten wird der entsprechende Buchstabe gedoppelt. Dies gilt auch für die Digraphen, bei denen in der Schreibweise der erste Buchstabe verdoppelt wird, so dass z. B. ssz dem langen Konsonanten [s:] entspricht. Die Grapheme ö, ő, ü und ű zählen ebenfalls als eigene Buchstaben, ebenso wie die Digraphen cs, dz, gy, ly, ny, sz, ty, zs und der Trigraph dzs. Darüber hinaus werden manchmal die nur in Fremdwörtern und historischen Schreibweisen (von z. B. Familiennamen) vorkommenden vier Buchstaben q, w, x, y zum Alphabet hinzugezählt. In diesem Fall spricht man vom „großen“ ungarischen Alphabet mit 44 Buchstaben, andernfalls vom „kleinen“ ungarischen Alphabet mit 40 Buchstaben.

A Á B C Cs D Dz Dzs E É F
G Gy H I Í J K L Ly M N
Ny O Ó Ö Ő P (Q) R S Sz T
Ty U Ú Ü Ű V (W) (X) (Y) Z Zs

Das y findet – abgesehen von den Digraphen gy, ly, ny und ty – nur am Ende von Familiennamen Verwendung und wird als [i] ausgesprochen. Ursprünglich handelt es sich um ein Adelszeichen, das mit dem deutschen „von“ vergleichbar ist, z. B. im Familiennamen

Szalay

(statt Szalai). In Namen deutschen oder slawischen Ursprungs, etwa Ödön Lechner und Ferenc Münnich, wird das ch wie das ungarische h oder wie ein deutsches ch ([ç] bzw. [x] ausgesprochen. Im Wort

technika

ist es ebenfalls ein Ich-Laut. Der regional verbreitete Unterschied zwischen den kurzen Vorderzungenvokalen [e] und [ɛ] wird in der Schriftsprache in der Regel nicht markiert. Eine Ausnahme stellen etwa die Liedbücher des Komponisten Zoltán Kodálys dar, der gerne das geschlossenere [ɛ] als ë markierte, z. B. in

ëgyetëm

„Universität“.

Die Darstellung des Doppelakuts der Buchstaben Ő, ő und Ű, ű bereitete auf Internetseiten oft Probleme, so dass oft auf einen Zirkumflex (^) oder eine Tilde (~) ausgewichen wurde. Durch die zunehmende Verbreitung von Unicode-kodierten Zeichensätzen ist dies allerdings nur noch selten notwendig.

Einzelnachweise

  1. a b c d e Szende, Tamás (1994), „Illustrations of the IPA: Hungarian“, Journal of the International Phonetic Alphabet 24 (2): 91-94.